Please use this identifier to cite or link to this item: https://hdl.handle.net/10419/47421 
Authors: 
Year of Publication: 
2004
Series/Report no.: 
WZB Discussion Paper No. SP I 2004-303
Publisher: 
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Berlin
Abstract: 
Im Ergebnis von Hochrechnungen auf der Basis von in den letzten beiden Jahrzehnten durchgeführten empirischen Feldstudien kann davon ausgegangen werden, dass gegenwärtig in Deutschland zwischen rund 1,2 und 2,0 Millionen Menschen über 65 Jahren von demenziellen Erkrankungen im weitesten Sinne betroffen sind, wobei sich der harte Kern der mittelschweren und schweren Fälle auf etwa 1,0 bis 1,3 Millionen älterer Menschen konzentrieren dürfte. Rund drei Viertel aller demenziell Erkrankten leben in häuslicher Umgebung; ein Viertel lebt in Heimen. Legt man die gegenwärtigen altersspezifischen Demenz-Prävalenzraten zugrunde und hält diese über die nächsten Jahrzehnte hinweg stabil, dann kann die künftige Entwicklung der Zahl demenziell Erkrankter auf der Basis der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts (Variante 5) berechnet werden. Dieser Modellrechnung zufolge wird sich die Zahl der mittelschweren und schweren Fälle von Demenz - ausgehend vom Jahr 2000 - bis zum Jahr 2050 etwa verzweieinhalbfachen, d. h. von etwa einer Million auf dann rund 2,4 Millionen Menschen anwachsen. Bezieht man auch die leichteren Fälle von Demenz in die Vorausberechnung ein, dann ist in Deutschland bis 2050 mit bis zu 5 Millionen demenziell Erkrankten insgesamt bei einer auf ca. 75 Millionen zurückgehenden Gesamtbevölkerung zu rechnen. Diese Entwicklung geht auf gravierende Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung zurück, deren wichtigste Komponenten die extrem starken Wachstumsraten der obersten Altersgruppen sind. Das derzeit geltende Pflegeversicherungsrecht deckt, trotz der mit dem Pflegeleistungs- Ergänzungsgesetz von 2001 vorgenommenen Verbesserungen, die Versorgungsdefizite von Menschen mit erhöhtem allgemeinen Betreuungsbedarf, darunter der demenziell Erkrankten, nur in sehr mangelhafter Weise ab. Insbesondere der dem Gesetz zugrunde gelegte enge Pflegebedürftigkeits-Begriff, reduktionistische und unklare Definitionen des durch das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz begünstigten Personenkreises, die Beschränkung der neuen gesetzlichen Leistungen auf in häuslicher Umgebung, nicht aber in Heimen lebende demenziell Erkrankte sowie die Höhe, Zweckbindung und institutionelle Anknüpfung der Leistungen für Demente an niedrigschwellige Angebote stehen im Mittelpunkt der Kritik. Angesichts der bestehenden Versorgungsdefizite und der Dynamik des Demenz-Problems kommen auf die Pflegeversicherung in den kommenden Jahrzehnten neue Anforderungen zu, die sicher nicht kostenneutral zu bewältigen sein werden. Soll der sich abzeichnende Trend zur vollstationären Versorgung demenziell Erkrankter gemildert oder gar gestoppt werden, erfordert dies die finanzielle, personelle und qualifikatorische Stärkung der professionell-ambulanten pflegerischen Versorgung, aber auch der semi- oder nichtprofessionell erbrachten häuslich-familiären und -ehrenamtlichen Betreuung demenziell Erkrankter. Die hierzu in jüngster Zeit bekannt gewordenen Pläne der Bundesregierung und Vorschläge etwa der Rürup-Kommission können, so sie kurzfristig überhaupt verwirklicht werden, nur als weiterer kleiner Schritt zur partiellen Linderung der akutesten Auswirkungen des Demenz-Problems angesehen werden.
Abstract (Translated): 
Projections based on studies in the last two decades suggest that the number of persons in Germany over 65 years old who suffer from dementia is approximately 1.2 to 2.0 million, with a hard core of moderately severe and severe cases of approximately 1.0 to 1.3 million. About three quarters of those suffering from dementia live in a home setting, one quarter in residential care. Assuming that the prevalence of dementia will remain stable for the next several decades, the number of demented elderly can be calculated on the basis of official population projections. Accordingly, using the year 2000 as a baseline, there will be a two-and-a-half-fold increase in the number of moderately severe and severe cases, rising approximately from one million to 2.4 million. If mild cases are included in the projection, by 2050 five million people will be living with dementia in Germany, while the total population will have shrunk to about 75 million. This development is due to massive changes in the age structure of the population, the most important being the extremely strong rates of growth in the highest age groups. In spite of improvements resulting from amendments to the law on long-term care benefits in 2001, present long-term care insurance inadequately covers the care gaps experienced by those with greater care needs, including persons suffering from dementia. The problem is multifaceted: The stipulations for those entitled to benefits are unclear; benefits are limited to persons living at home, thereby excluding those living in residential care; the amount of benefits received are inadequately low; and services covered are limited, being restricted to specific care structures. In view of the existing care deficiencies and the dynamics of the dementia problem, long-term care insurance will face costly new demands. If the emerging trend towards inpatient care of the demented is to be curbed, professional outpatient nursing services need to be strengthened through more funding, more staff, and a higher level of quailfication. Support is also needed for the semi- and non-professional care provided by family members and volunteers. The plans of the Federal Government and the recommendations the Rürup Commission among others are only a small step towards a partial alleviation of the most urgent needs arising from the dementia problem.
Document Type: 
Working Paper

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