Quantitative Tests des statischen Gleichgewichts in der Prodromalphase des Parkinson-Syndroms

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/67437
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-674371
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-8857
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2015
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Maetzler, Walter (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2015-12-01
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Parkinson-Krankheit , Gleichgewicht
Freie Schlagwörter: Morbus Parkinson
Quantitative Messung
Früherkennung
Neurodegeneration
neurodegneration
prodromal stage
postural control
quantitative assessment
Parkinson´s Disease
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Das idiopathische Parkinson Syndrom (IPS) entwickelt sich bereits Jahrzehnte bevor eine klinische Diagnose möglich ist. Diese prodromale Phase stellt den Interessenschwerpunkt intensiver Forschung dar, die langfristig ermöglichen soll, anhand von Markern bzw. Parametern Hochrisikopersonen für ein IPS (HRP) bzw. diejenigen, die ein IPS entwickeln werden, von gesunden Kontrollen zu unterscheiden. In dieser prodromalen Phase finden sich u.a. motorische „Frühzeichen“, welche dem IPS vorangehen. Diese Veränderungen können mittels inertialer Sensorsysteme sensitiv, reliabel und valide erfasst werden und bieten als quantitative Messsysteme die Möglichkeit, subtile Veränderungen zu objektivieren. Die vorliegende Arbeit stellt die Anwendung zweier - mittels inertialer Sensoren erhobener - quantitativer Tests des statischen Gleichgewichts in der Prodromalphase des IPS vor. Dafür wurde das statische Gleichgewicht einmal an der selbstgewählten Mitte im Rahmen der TREND-Studie, sowie an der selbstgewählten Grenze der Stabilität in der PMPP-Studie untersucht. Des Weiteren beschreibt diese Arbeit deskriptiv die Ergebnisse der statischen Gleichgewichtstestung in der selbstgewählten Mitte von 7 Konvertierern bis zu 4 Jahre vor der klinischen Diagnose des IPS. Im Test des statischen Gleichgewichts an der selbstgewählten Mitte zeigten sich Unterschiede zwischen Probanden mit 0, 1, 2 Prodromalmarkern (PM) und IPS Patienten in den Parametern des Schwingungs- und Ausgleichverhaltens (Sway) Fläche und mittlere Leistungsdichte (MPF). Personen mit 3 PM unterschieden sich nicht signifikant von den IPS Patienten. Explorative Analysen zeigten Trends zur Unterscheidung der 3 PM Gruppe zu den Personen mit 0, 1 und tlw. 2 PM auf. Daraus ist zu folgern, dass die Testung des statischen Gleichgewichts an der selbstgewählten Mitte das Potential birgt, anhand einer Auswahl an Parametern, eine Unterscheidung zwischen Hochrisikopersonen für das IPS (HRP) und gesunden Kontrollen langfristig zu ermöglichen. Die deskriptiven Analysen der Sway Daten der 7 Konvertierer im Vergleich zu IPS Patienten mit kürzerem und längerem Krankheitsverlauf deuten eine lineare Veränderung der Parameter Fläche, Geschwindigkeit und MPF von prodromalem in Richtung klinisch evidentes IPS an. Die Parameter Beschleunigung und Jerk zeigen einen U-förmigen Verlauf an. Daraus ist zu folgern, dass eine Messung des Verlaufs der Erkrankung, anhand einer Auswahl von Sway Parametern, möglich ist. Weitere Untersuchungen und größere Stichproben sind notwendig, um nähere Aussagen über den Verlauf und die Bedeutung einzelner Parameter treffen zu können. Der Test der Funktionellen Reichweite (FR) unterscheidet für die erreichte Distanz zwischen gesunden Kontrollen und IPS Patienten. Werden die dabei erhobenen Sway Parameter im Sinne eines instrumentierten FR (iFR) als Test des statischen Gleichgewichts an den Grenzen der Stabilität erfasst, so unterscheiden sich Kontrollen und IPS Patienten in der Beschleunigung, sowohl in anterior-posteriore (AP) als auch mediolaterale (ML) Richtung. Werden diese und in Vorab-Analysen als bedeutsam ermittelten Werte in ein Modell zur Unterscheidung zwischen den Kontrollen und HRP herangezogen, so ergibt sich eine AUC von 0.77 mit einer Sensitivität von 77% und Spezifität von 85%. Daraus ist zu folgern, dass der iFR das Potential besitzt – zusammen mit weiteren Assessments – zur Unterscheidung von HRP und gesunden Kontrollen beizutragen. Unseres Wissens stellt dies die erste Arbeit über den Verlauf der Sway Parameter in der prodromalen Phase des IPS von 7 Konvertierern sowie die erstmalige Anwendung eines instrumentierten Tests der Funktionellen Reichweite dar. Die Ergebnisse zeigen, dass fordernde Gleichgewichtsaufgaben das Potential bergen, mittels inertialer Sensoren HRP von Kontrollen zu unterscheiden sowie Unterschiede detektieren zu können. Bereits jetzt sind mit dem iFR eine Unterscheidung mit mittlerer Sensitivität und Spezifität möglich. Die Integration, dieser mit weiteren Tests der Motorik sowie in Kombination mit weiteren PM und Risikomarkern (RM) zu einem Panel an Untersuchungen, bietet die Chance, HRP früher zu erkennen, longitudinal Veränderungen abzubilden und auf ihre Konsistenz zu überprüfen, sowie letztendlich Kohorten für die Testung von neuromodulatorischen / -protektiven Substanzen zu generieren. Schlussendlich stellt diese Arbeit den Ausgangspunkt für weitere quantitative Untersuchungen des statischen Gleichgewichts dar. Weitere, insbesondere longitudinale Untersuchungen sind nötig, um diese Ergebnisse zu replizieren und ihre Bedeutung im Rahmen der prodromalen Phase des IPS abzubilden.  

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