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Thuk. 3,104,3-6

TitelGeschichte des Peloponnesischen Krieges
AutorThukydides
Zeitangabe5., 4. Jh.v.Chr.
Originaltext ἦν δέ ποτε καὶ τὸ πάλαι μεγάλη ξύνοδος ἐς τὴν Δῆλον τῶν Ἰώνων τε καὶ περικτιόνων νησιωτῶν· ξύν τε γὰρ γυναιξὶ καὶ παισὶν ἐθεώρουν, ὥσπερ νῦν ἐς τὰ Ἐφέσια Ἴωνες, καὶ ἀγὼν ἐποιεῖτο αὐτόθι καὶ γυμνικὸς καὶ μουσικός, χορούς τε ἀνῆγον αἱ πόλεις. δηλοῖ δὲ μάλιστα Ὅμηρος ὅτι τοιαῦτα ἦν ἐν τοῖς ἔπεσι τοῖσδε, ἅ ἐστιν ἐκ προοιμίου Ἀπόλλωνος· ἀλλ’ ὅτε Δήλῳ, Φοῖβε, μάλιστά γε θυμὸν ἐτέρφθης, ἔνθα τοι ἑλκεχίτωνες Ἰάονες ἠγερέθονται σὺν σφοῖσιν τεκέεσσι γυναιξί τε σὴν ἐς ἀγυιάν·ἔνθα σε πυγμαχίῃ τε καὶ ὀρχηστυῖ καὶ ἀοιδῇ μνησάμενοι τέρπουσιν, ὅταν καθέσωσιν ἀγῶνα. […] τοσαῦτα μὲν Ὅμηρος ἐτεκμηρίωσεν ὅτι ἦν καὶ τὸ πάλαι μεγάλη ξύνοδος καὶ ἑορτὴ ἐν τῇ Δήλῳ· ὕστερον δὲ τοὺς μὲν χοροὺς οἱ νησιῶται καὶ οἱ Ἀθηναῖοι μεθ’ ἱερῶν ἔπεμπον, τὰ δὲ περὶ τοὺς ἀγῶνας καὶ τὰ πλεῖστα κατελύθη ὑπὸ ξυμφορῶν, ὡς εἰκός, πρὶν δὴ οἱ Ἀθηναῖοι τότε τὸν ἀγῶνα ἐποίησαν καὶ ἱπποδρομίας, ὃ πρότερον οὐκ ἦν.
Quelle H. S. Jones, J. E. Powell, Thucydidis historiae, Bd. 1, Buch I-IV.
Übersetzung Es gab aber schon einmal in der Frühzeit auf Delos eine große Versammlung der Ionier und von den Nachbarinseln; mit Weibern und Kindern kamen sie zum Festgepränge, wie jetzt die Ionier zu den Ephesien, gymnische und musische Wettkämpfe wurden hier abgehalten, und die Städte ließen Chöre tanzen. Daß es so war, bezeugt am besten Homer in diesen Versen aus dem Apollonhymnus: Dann wieder freut sich dein Herz am meisten, Phoibos, an Delphos, Wo sich in schleppenden Röcken die Ionier zum Feste versammeln, Samt ihren Kindern und Weibern zu deinen Wohnungen strömend. Allda messen sie sich im Faustkampf, tanzen und singen Dir zum Ruhm und zur Freude, sooft sie sich stellen im Ringe. […] Soweit das Zeugnis Homers, daß auch in der Frühzeit eine große Versammlung und ein Fest auf Delos war; später schickten die Inseln und Athen wohl Chöre mit den Opfern, aber die Wettkämpfe gingen fast ganz ein, in den Stürmen der Zeiten vermutlich, bis also jetzt die Athener die Spiele einrichteten und sogar Wagenrennen, was es vorher nicht gab.
Quelle der ÜbersetzungP. Landmann, Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Bd. 1, Buch I-IV.
Kommentar Vermutlich aufgrund eines Götterspruches entschließen sich die Athener im sechsten Kriegsjahr zu einer Reinigung von Delos. Bereits Peisistratos hat dies getan, jedoch nicht vollständig. Neue Bestimmungen werden nun erlassen, die Gräber auf eine andere Insel verlegt und von nun an ein Vierjahresfest gefeiert. Hierbei kommt Thukydides auf eine Festversammlung aus früheren Zeiten zu sprechen. Der Hinweis auf die Bedeutung des Ioniertums fügt sich trefflich in die Politik Athens zu dieser Zeit, denn die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe spielte beim Abschluss von Bündnissen zunehmend eine Rolle (siehe vor allem die Ereignisse der Sizilischen Expedition in den Büchern 6 und 7 des thukydideischen Geschichtswerkes). Eine gemeinsame ethnische Zugehörigkeit zählt auch bei Anaximen. 2,26 = Aristot. rhet. Alex. 1425a als eine legitimierende Maßnahme für militärische Auseinandersetzungen im Allgemeinen.
SchlagwortFest, Wettkampf, Kult
Geographische ZuordnungDelos
Ethnische GruppenIonier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.289