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Hdt. 1,143,2-3

TitelHistorien
AutorHerodot
Zeitangabe5. Jh.v.Chr.
Originaltext Ἀπεσχίσθησαν δὲ ἀπὸ τῶν ἄλλων Ἰώνων οὗτοι κατ’ ἄλλο μὲν οὐδέν, ἀσθενέος δὲ ἐόντος τοῦ παντὸς τότε Ἑλληνικοῦ γένεος, πολλῷ δὴ ἦν ἀσθενέστατον τῶν ἐθνέων τὸ Ἰωνικὸν καὶ λόγου ἐλαχίστου· ὅτι γὰρ μὴ Ἀθῆναι, ἦν οὐδὲν ἄλλο πόλισμα λόγιμον. Οἱ μέν νυν ἄλλοι Ἴωνες καὶ οἱ Ἀθηναῖοι ἔφευγον τὸ οὔνομα, οὐ βουλόμενοι Ἴωνες κεκλῆσθαι, ἀλλὰ καὶ νῦν φαίνονταί μοι οἱ πολλοὶ αὐτῶν ἐπαισχύνεσθαι τῷ οὐνόματι· αἱ δὲ δυώδεκα πόλιες αὗται τῷ τε οὐνόματι ἠγάλλοντο καὶ ἱρὸν ἱδρύσαντο ἐπὶ σφέων αὐτέων, τῷ οὔνομα ἔθεντο Πανιώνιον, ἐβουλεύσαντο δὲ αὐτοῦ μεταδοῦναι μηδαμοῖσι ἄλλοισι Ἰώνων (οὐδ’ ἐδεήθησαν δὲ οὐδαμοὶ μετασχεῖν ὅτι μὴ Σμυρναῖοι), […]
Quelle Ph.-E. Legrand, Hérodote. Histoires, Buch I.
Übersetzung Diese Städte [der Insel-Ionier] hatten sich von den übrigen Ioniern aus keinem anderen Grunde losgesagt, als daß der ionische Stamm der weitaus schwächste und unbedeutendste war zu einer Zeit, als das Griechenvolk noch schwach war. Außer Athen gab es überhaupt keine nennenswerte Stadt. Die Athener und die anderen Ionier lehnten den Namen Ionier durchweg ab; auch jetzt noch scheinen die meisten von ihnen sich dieser Bezeichnung zu schämen. Jene zwölf Städte dagegen waren stolz auf diesen Namen und hatten sich einen [sic!] gemeinsames Heiligtum aufgebaut, das sie Panionion nannten; sie hatten beschlossen, den Ioniern keinen Zutritt zu ihm zu gewähren; darum bat sie allerdings auch kein Ionier außer den Einwohnern von Smyrna.
Quelle der ÜbersetzungJ. Feix, Herodot: Historien, Bd. 1, Buch I-V.
Kommentar Herodot spricht hier über die nicht vorhandenen Bedrohungen der Insel-Ionier durch die Phoinikier. Diese Ionier hätten von den Phoinikiern nichts zu befürchten, da diese noch nicht im Bunde mit Kyros seien. Das Verhältnis der Athener zu ihrem Ioniertum erscheint, wie sich an dieser Stelle ziegen lässt, durchaus ambivalent, denn einerseits beanspruchen sie es für sich (Vgl. u. a. Thuk. 3,86,3-4) und feiern die ionischen Apaturien, andererseits „knechten“ die Athener ihre ionischen Stammesbrüder und betrachten die ionische Tracht als Strafe für ihre Frauen (Hdt. 5,87,3). Ganz im Gegensatz dazu mutet die Einstellung der kleinasiatischen Ionier zu ihrem Ioniertum sehr positiv an. Das zeigte sich u. a. am Beispiel des Panionions, das in dieser Zeit zwölf Städte umfasste und an dessen Spitze Ephesos und Milet standen. Wie diese Stelle zeigt, konnten die Ratsmitglieder des Panionions politische Beschlüsse fassen (Vgl. auch Hdt. 1,170; 5,109; 6,7). Das Panionion kann als ein Paradebeispiel eines Bundes gelten, der ursprünglich rein kultische Funktionen hat, später jedoch gewisse politische Kompetenzen übernimmt.
Belegstellen Hdt. 1,141,1Panionion ; Hdt. 1,142,1; Hdt.1,148; Hdt. 1,170
SchlagwortPanionion, Heiligtum, Rat, Mentalität
Geographische ZuordnungAthen, Dodekapolis
Ethnische GruppenIonier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.156