Digitarium Logo

Wienerisches DIARIUM.

Nr. 86, 27. Oktober 1745

HilfeSucheNavigation einblenden

Aus Jtalien.
Meiland 6. Octob.

DEn 29. vergangenen Monats Lame ein
Detaschement von sechs hundert
Mann Kaiserlicher Soldaten unter
Commando des Herrn General Gra=
fen
von Colloredo von der Kaiserl. Armee, wel=
che
sich dermalen in der gegend Lobi befindet,
alhier in diesem Castell an, und die folgende
Nacht giengen die Granadier und Barasdiner,
welche Montags hieher gekommen waren, dar=
für
wiederinn zu der Armee ab. Vorgestern er=
schiene
wegen des Kaiserl. Namens=Tags der
gesamte hiesige Adel in prächtiger Gala, und
wurden Abends rings um hiesiges Castell alle
Stüke 3. mal gelöset.

Aus Jrrland.
Edimburg 23. Sept.

Der Lord Nann hat an der Suitze von 400.
Mann sich der Stadt Perth genähert, und sol=
che
mit Beyhülfe deren Berg=Schotten einge=
nommen
. Unser General Cope ist den 9ten
dieses mit seiner Armee zu Jnvernes augelan=
get
, und hat sich auf die Anhöhe desselben Pla=
tzes
gelagert; Allein da er gesehen, | daß der
Feind mit einer grösseren Macht erschiene, als
man sich eingebildet, und sich anbey so vortheil=
haft
gelagert hatte, daß man ihm mit guten Suc=
ceß
fast nicht beykommen könte, so entschlosse
er sich, sich zuruk zu ziehen. Das Dragoner=
Regiment des Generals Hamilton lagerte sich
hierauf nahe an unser Schloß gegen Nord=
Luch zu. Jn dieser Woche seynd sehr viele
Schiffe aus Londen hier augelanget, an deren
Bord viele Soldaten, und 24. Canoniers wa=
ren
, die man in das Schloß mit 6000. Muske=
ten
abgeschitt hat. Junethalb 8. Tagen erwar=
tet
man noch 3. Regimenter zu Fuß, so daß

man nun bald mit Ernst gegen den Prätenden=
ten
, und seine Anhänger wird anruken können,
wo es dann gewißlich etwas hitziges absetzen
wird.

Aus Niederland.
Eytract=Schreiben aus Dünkirchen
28. Sept.

Man weis seit etlichen Post=Tagen nicht, was=
zu
Brest vorgehet, indem allen Einwohnern an=
derswohin
zu schreiben verbotten ist, auch so
gar keine Posten abgehen, weil man vermut=
lich
in selbigem Hafen etwas vorhaben muß,
das man nicht will unter die Leute kommen las=
sen
. Gleichwol ist es an dem, daß sich unsere
Marine in keinen solchen Stande befindet, wie
sie wol seyn solte. Einer von unseren Arma=
teurs
, der vor 6. Tagen ausgelossen, hatte
4. Prisen gemacht, die er aber wegen 3. Eng=
ländischer
Kriegs=Schiffe, die auf ihn gestossen,
2. Meilen von Oslende im Stiche lassen müssen.
Er ist glütlich genug gewesen, daß er selbst
entrinnen, und hiesige Rhede wieder erreichen
können; von seinen Matrosen fehlen ihm 20.
Mann, dir er auf gedachte 4. Prisen gebracht
gehabt. Sanst hat man 3. unserige Armateurs
angehalten, unter dem Vorwande, sie nach
America zu senden; ihre wahre Bestimmung
aber scheinet vielmehr zu seyn, Gewehr, und
Munition nach Schottland hinüber zu brin=
gen
. Es heisset, die Transporte für den jun=
gen
Prätendenten geschehen auf Befehl, und
auf Kosten des Spanischen Hofs: wiewol man
auch argwohnet, daß der unserige die Hand
dabey ingeheim mit im Spiele habe, und daß
beyde zu seiner Zeit die Masque vollends able=
gen
dörften. Vorgestern spat langte der Her=
tzog
von Harcourt von der Armee hier an.

[2]

Gestern sahe er sich überall um, und nahme
sonderlich die Vatterien, ünd Fortificationen
in Augenschein, worüber man verschiedentlich
urtheilet. Heute fruhe ist er weiter nach Pa=
ris
abgegangen.

Aus denen Niederlanden 6. Oct.

Zufolge dem für die Winter=Quartiere ge=
machten
Plan solle die Garnison zu Brüssel aus
24. Battaillons, und 28. Escadrons bestehen,
5. Battaillons, und 7. Escadrons Holländische
Truppen werden nach Bergen op Zoom, 7.
andere Battaillons, und 21. Escadrons nacher
Breda gehen, 6000. Hessen zu Mecheln über=
wintern
, die Hannoverische aber ihre im vori=
gen
Jahr inne gehabte Quartiere wiederum be=
ziehen
, worinn jedoch dem Verlaut nach eine
Aenderung solle gemacht werden; man versi=
chert
, daß die Franzosen ihre Quartiere zwischen
der Leuse, und Scheide nehmen wollen.

Brüssel 8. Oct.

Den ersten dieses Mittags hat der Hertzog
von Cumberland ein Detaschement von 4000.
Mann zu Pferd, und 10000. zu Fuß, unter
Befehlhabung des Generals Hauley, gemacht,
welches selbigen Abend um 10. Uhr in 2. Co=
lonnen
mit 30. Stüken, und Provision vor 2.
Tage durch diese Stadt und die Pforten von
Halle, und Namur ausgezogen. Wohin aber,
und zu welchem Ende dasselbe gegangen, ist
noch nicht recht bekannt. Man sagt, daß sie
durch einige tausend aus denen Besatzungen
von Mons und Charleroy solten verstärket wer=
den
, und ein starkes Corpo Fronzosen, welches
zwischen Terneville, und Enghien stehet, an=
greiffen
solle. Von Dornik wird geschrieben, daß
binnen 5. bis 6. Tagen 1300. Wägen mit Krie=
ges
=Geräte von dannen nach dem Lager vor
Ath abgegangen. Der Graf von Löwenthal
führet die Ober=Aufsicht über die Belagerung
Ath, und der Graf von Clermond=Gallerande
die Befehlhabung über die Observations=Armee
zu Leuze; der Graf von Sachsen aber stehet
noch mit der Haupt=Armee in zwey Linien zwi=
Ninove, und Alost. Unsere ausgeschikte Par=
theyen
thun noch immer glükliche Streiffereyen,
und kommen mit Beute, und Gefangenen zu=
ruk
.

Ath 9. Oct.

Nachdeme der Marquis von Clermont Gal=
lerande
Gen. Feld=Marschal=Leut. der Frantzösis.
Armee diese Stadt den 26sten September mit
1000. Mann berennet, so brachte er mit denen
Anordnungen desjenigen, was zur Belagerung

nöhtig, aucht Tag zu, während dieser Zeit mach=
ten
die Belagerte aus der Stadt ein beständiges
Feuer, um die feindliche Werker zu ruiniren,
welches auch mit so gutem Erfolg geschahe, daß
man den Tag über alles zu Grunde richtete, was
dis Frantzosen währender Nacht mit grosser =
he
aufgeworfen. Weil aber die lange Nächte
denen Arbeitern deren Frantzosen vortheilhaftig
waren, so eröfneten endlich die Feinde in der
Nacht von dem ersten auf den zweyten Octobris
die ⟨L⟩auf=Gräben, und den 3ten Dito waren sie
im Stande=auf die Stadt zu feuren. Dieses
Feuer währete die Nacht durch, indessen ver=
theidigte
sich die Besatzung mit ausnehmender
Tapferkeit. Hierauf beschlosse der Marquis
von Clermont Gallerande den 5ten October,
die Stadt mit 58. Canonen und 24. Mörsern
zu beänstigen. Dieses Feuer daurete 4. Täge und
Nächte durch. Man zehlte in dieser Zeit 20000.
Bomben, und 50000. Stuk=Kugeln, mit wel=
che
man die Stadt beängstiget. Diese, wei=
len
sie nicht sonderlich groß, ist hierdurch mehren=
theils
in die Asche geleget. Die Abtey Refuge
de Notre Dame genannt, ist gäntzlich einge=
äschert
, die grosse St. Julian=Kirche ist gleich=
falls
gantz und gar zu Grunde gerichtet, das
Kloster derer Recollecten ist durch mehr als
200. Canonen=Schüsse durchlöchert und verdor=
ben
. Das Collegium ist auch verwüstet, das
Haus des Gouverneurs und das Zeug=Haus
seynd beyde eingeschossen. Eine Menge Men=
schen
beyderley Geschlechts seynd durch die
Bomben zerschmettert worden, bey so bewand=
ten
Umständen fande man für rahtsam zu capitu=
liren
. Diese erfolgte gestern um 10. Uhr des
Morgens, und zwar erhielte der Commandant
einen solchen guten Accord, daß die Besatzung
den 11. ten October mit allen Ehren=Zeichen,
mit 2. Canon und einem Mörser nach Brüssel
ausziehen soll, wobey die Besatzung die Frey=
heit
hat, gegen die Feinde Jhro Kaiserlichen
Majestät wieder Dienste zu thun.

Mons 10. Oct.

Man vernimmt, daß der Gouverneur in Ath
am Freytag capituliret habe, und man denselben
sehr anständige Bedingungen zugestanden. Jn=
dessen
ist diese gantzt Stadt ruiniret. Die Be=
satzung
, welche mit allen Ehren=Zeichen aus=
ziehet
, wird bis nach Brüssel begleitet, wo sie
bis Mittwochen anlangen wird. Der Herr
Gen. Hawley hat sich besagter Stadt genähert,
und 4. Battaillonen Kaiserlicher Truppen hin=
ein
geleget, nemlich 2. von Regiment von Ling=

[3]

ne, 1. von Los Rios und 1. von Salm. Ge=
siern
campirte dieser General bey St. Simpho=
rien
, und heute marschirte derselbe mit seinem
fliegenden Corpo nach Genappe, nachdeme er
vorhero grosse Contribution in dem feindlichen
Gebiete eingetrieben hatte. Der rechte Flügel
der feindlichen Armee, der bey Ninove campi=
ret
, hat sich bis Lessines ausgebreitet, um das
Corpo des Grafens von Clermont Gallerande
vor Ath zu deken, und ein Theil des Königl.
Frantzösis. Hauses ist bis nach Chievre geruket.

Aus Schweden.

Stokholm 1. Oct.

Gestern fruhe reiseten des Thron=Folgers
Königliche Hoheit von hier nach dem Lust=
Schlos Grypsholm, Se. Königl. Majestät da=
selbst
zu empfangen; zu welchen Ende sich auch
verschiedene Reichs Rähte dahin erhoben, und
Seine Majestät werden Morgen von dannen
in hiesiger Residentz zuruk erwartet. Jn der
gestrigen offentlichen Zeitung ist hier zur allge=
meinen
Nachricht kund gemacht worden, daß
Seine Königliche Majestät vermittelst eines Re=
scripts
an das Reichs=Commerce=Collegium un=
term
27. abgewichenen Monats verordnet, daß
weder von denen bereits aus Jndien gekomme=
nen
, noch künftig eingehenden Seiden=Waaren,
etwas zum einheimischen Gebrauch zu erhand=
len
erlanbet, sondern der Kauffer gehalten
seyn solle, sothane bey der Ost=Jndischen Com=
pagnie
erkaufte Waaren wieder aus dem Rei=
che
gehen zu lassen.

Aus Teutschland.

Stadt=am Hof 14. Oct.

Vorgestern wurde alhier das Allerhöchste
Namens=Fest Jhro Churfürstlichen Durchleucht
zu Bayern, als unsers gnädigsten Landes=Für=
stens
begangen. Die Garnison muste vor des
Herrn Commandantens Quartier paradiren,
und wurde unter gehaltenen Hoch=Amt eine drey
malige Salve geben. Ansonsten aber wurde bis
in die spate Nacht stark geschoffen, auch liessen
sich Trompeten und Pauken hiebey tapfer =
ren
. Vor=und gestern seynd wieder verschiede=
ne
Schiffe mit der bishero in Jngolstadt gelege=
nen
Königlich=Hungarischen Garnison, dann ei=
nige
mit Flinten, Kugeln, Pulfer und anderen
Sachen beladen, auf der Donau abwärts ge=
gangen
, und wird dem Bernehmen nach diese Fe=
stung
von denselben den 20. dieses völlig eva=
cuiret
werden. Ein gleiches solle auch jetzo
mit Braunau|und Scharding geschehen.

München 14. Octob.

Morgen wird der Tag Theresia, wovon Jhro
Majestät die Kaiserin und Königin von Ungarn
und Böheim den Nahmen führen, in Gala
bey Hof begangen werden.

Regenspurg 14. Oct.

Vor=und gestern seynd verschiedene Schiffe
mit der bishero in Jngolstadt gelegenen Kön.
Hungarischen Besatzung, dann einige mit Flinten
Kugeln, und dergleichen Sachen beladen, hier
vorbey abwärts gefahren.

Frankfurt 14. Oct.

Gestern haben bey Jhro Kaiserlichen Majestät
Jhro Churfürstliche Durcheucht von Cöln incog=
nito
eine Privat=Audientz gehabt, und diesen
Mittag beyder Seits Kaiserliche Majestäten
bey Jhro Churfürstlichen Gnaden von Maintz
gespeiset. Wie man von der Kaiserl. Armee
am Nekar vernimmt, so wird dieselbe nächster
Tagen aufbrechen. Wohin aber ist noch un=
bekannt
. Doch versichert man, daß ihre Unter=
nehmungen
zur Ehre und Sicherheit des Reichs
gereichen werden.

Leipzig 15. Oct.

Am verwichenem Mittwoch, als am 13. die=
ses
haben beyderseits Königliche Majest Maje=
stäten
nebst|des Königlichen Chur=Printzens, und
des Printzens Xaveri, auch des Printzen Carls
Königlicher Hoheiten, die unweit hiesiger
Stadt campirende, und über 30000. ansteigen=
de
Armee in höchsten Augenschein genommen,
und alle Regimenter die Musterung passiren
lassen; bey welcher Gelegenheit Jhro Königl.
Hoheiten der Chur=Printz und der Printz Carl,
Jhre dabey siehende Regimenter in Person auf=
geführet
. Jhro Königliche Majestät haben
über den guten Zustand, darinnen die Armee an
Mannschaft und Pferden sich defindet, ein be=
sonderes
allergnädigstes Vergnügen bezeiget,
und unter selbige eine Gratification von 10000.
fl. austheilen lassen. Nach vollendeter Muste=
rung
haben Jhre Königliche Majestäteu nebst
Jhro Hoheiten denen Königlichen Printzen,
und verschiedenen Personen von Distincton,
unter denen dazu aufgeschlagenen Zeitern, bey
des Commandirenden Herrn Generals Grafen
Nutowski Excellentz gespeiset. Heute Freytags
Nachmittags gegen halb 2. Uhr seynd allerhöchst=
gedachte
Königliche Majestäten, wie auch de
Printzen Königl. Hoheiten, von hier wieder
abgereiset.

[4]

Egenburg 15. Oct.

Nachdeme den 15. dieses Monats der glor=
reich
und höchst=erfreulichste Namens=Tag Jhro
Maj. unserer allergnädigsten Kaiserin, auch zu
Hungarn und Böheim Königin Mariæ There=
siæ
eingefallen: als hat aus tiefest und überschul=
diester
Veneration Hr. Johann Michael Kistler
dermalig Burgerlicher Eisenhandler in der
niglichen Stadt Egenburg, fruhe um 8. Uhr
durch (Tit.) Vicarium Mathiam Leitner ein so=
lennes
Hoch=Amt unter Trompeten=und Pau=
ken
=Schall, um langwürige Gesundheit, und
glükliche Regierung beyder hohen Kaiserlichen
Majestäten auch von GOtt fernershin geseegne=
te
Wassen, wider alle dero Feinde absingen las=
sen
. Abends aber wurde seine in 32. Fenstern
bestehende Vehausung schön illuminiret, vor
solch seiner Behausung eine herrlich=und wol=be=
setzte
Musik (welche durch Herrn Andream Leo=
poldum
Heger dermaligen Chori Diretore pro=
duciret
worden) angestimme, I und sohin
bis anderen Tags frühe um 4. Uhr nebst seinen
anwesenden respective Geist=und Weltichen Her=
ren
Gästen, so ihme dieses Freuden=Festin be=
zieren
geholfen, die Gesundheiten allerhöchst=
beyder
Kaiserlichen Majestäten, auch Allerhöchst=
Deroselben Jungen Herrschaft unter beständigen
Trompeten=und Pauken=Schall auch jedesma=
liger
Abfeuerung des kleinen Geschützes, bey cros=
sen
Zulauf des Volks und unaufhörlichen Vivat
Russ continuiret, endlichen also beschlossen
worden. Unter anderen waren folgende Jn=
schriften
zu lesen:

MARIA THERESIA

Intereâvoveo, per plurima Sœcula vive.
Zelum quo ferves numina larga
beent.

Tot Vitæ tibi sintanni, quod Sidera Cœli.
Quod mare nutrit aquas, quot parit
hybla Favas.

VIVAT.

FRANCISCUS STEPHANUS
Romanorum Imperator somper
Augustus.

VIVAT

MARIA THERESIA Augusta
Bohegmiæ at Hungariæ
Regina.

Unter aller Vögeln Nest,
Jst des Adlers noch das best.
Schiest todt den allzeit falschen Hahn
Auf daß mein Reich bestehen kan.

Joh. Michael Kistler selbst gemacht.

Kaiserliches Feld=Lager bey Herdina
in Böheim den 16. Octob. 1745.

Sowol unsere als die feindliche Armee stehen
noch immer in ihrem alten Lager: der Feind
machet zwar öfters bewegung, als wann er
aufbrechen wolte. Nichts destoweniger kehret
derselbe immer wieder zuruk: die Ursach dessen
kan man eigentlich nicht erfahren, doch ist die
Meinung, daß entweder nicht gnugsamer Vor=
spann
vorhanden seye, seine schwere Artillerie
forrtzubringen, oder das unser Corpo unter Com=
mando
derer Herren Generalen Radasti, St.
Audre, und Obrist von Trenk, welche ihme
an der Seiten stehen, und auf seinen Aufbruch
warten, der aber ohne grosseu Verlust
wol schwerlich wird geschehen können, ihme
daran hinderich seyn; so sich aber bald zeigen
muß. Die Desertion haltet noch immer stark
an, und nehmen die mehriste ihren Weg nach
dem Reich. Vorgestern haben unsere Husaren
22. Mann gefangen und 12. Pferde, so sie
bey letztem Scharmüzel erbeutet haben, anhe=
ro
gebracht.

München 16. Oct.

Die Namen derer jenigen Kammer=Herren,
welche an verwichenem höchst=beglükten Na=
mens
=Tag Jhro Churfürstl. Durchl. den Kam=
mer
=Herrn=Schlüssel erhalten, seynd in Al=
phabetischer
Ordnung, ohne Prajuditz des Ran=
ges
, nachfolgende: Herr Celfus Graf de Bam=
bero
, Hauptmann unter dem Preysingischen
Dragoner=Regiment; Hr. Constantin Grof
von Buttler, angesetzter Ambergischer Obrist=
Forstmeister; Hr. Georg Maximilian Graf von
Closen, Hauptmann unter dem Hohenzolleri=
schen
Dragoner=Regiment; Hr. Carl Graf von
Ettling, Granadier=Hauptmann vom Leib=Re=
giment
; Hr. Joseph Heinrich Freyherr von
Freudenberg, Rittmeister unter dem Frohber=
gischen
Regiment; Herr Hieronymus Graf
Leoni, Hauptman unter dem Printz Hildburg=
hausischen
Regiment; Hr. Sigmund Garneri
Baron de Mongelas, Obrist=Leutenant unter
denen Granadiers v. Cheval; Hr. Christoph
Carl du Quesnoy von Ober=und Unter=Pruk;
Hr. Graf Gerande Ramdaldi, Rittmeister un=

[5]

ter dem Hollensteinischen Regiment; Hr. Gott=
lieb
Freyherr von Schrenk, Pfleger zu Tieffen=
stein
; Hr. Christian Graf von Seinsheim,
Hauptmann unter dem Fuggerischen Dragoner=
Regiment; Hr. Frantz Anton Freyherr von
Zündt, Pfleger zu Mindelheim.

Regenspurg 18. Oct.

Gestern wurde von dem hiesigen Dom Capi=
tul
eine Lob und Dank=Predig wegen der auf
des Herrn Groß=Heetzogin von Toscana Königl.
Hoheit ausgefallenen Römischen Königs=Wahl
dann darauf erfolgter Kaiserl. Krönung gehal=
ten
, auch nach dieser das Te Deum Laudamus
unter einer kostbaren Music abgesungen; un=
ter
wehrend welchem 18. Canons anf vorher=
geschehenes
Ansuchen von hiesigen Wällen drey=
mal
abgelöset worden. Nachdeme man nun
dahier die Nachricht erhalten, daß der Aufbruch
beyder Kaiserlicher Majestäten von Frankfurt
auf heute als den 18ten dieses festgellet
seyn solle, so wird indessen bey hiesigen Wein=
Thor, wo allerhöchst=gedacht Kaiserl. Majest=
aussteigen
werden an einer prächtigen Triumph=
Pforte seit verwichenen Donnerstag unaufhör=
lich
gearbeitet, und da auch noch ein ansehnli=
ches
Gefolg mit beyden Kaiserl. Majestäten,
nebst vieler Bagage mitkommen wird, so wer=
den
hier etliche und 40. Schiffe parat gehalten.
Am verwichenen Sonnabend seynd wieder 3.
Schifft mit Husaren und Banduren von Jngol=
stadt
hier vorbey passiret, welche auch noch ver=
schiedenes
an Munition mit sich geführet.

München 18. Oct.

Gestrigen Sonntags Vor=mittags um 10.
Uhr erfolgte in dem so=genannten Herculs=Saal
die Jnstallation Jhro Excellentz des Hrn. Gra=
fens
von Preysing als Obrist=Hof=Meisters, und
verrichtete solche, nach dißfalls ergangener höch=
sten
Churfürstlichen Special=Verordnung, Jh=
ro
Ercellentz Herr Obrist Stallmeister und Graf
von Tettenbach bey einer so ansehnlichen Fre=
quentz
, aus welcher das allgemeine Vergnügen
des gantzen Hofes augenscheinlich zu erkennen
ware; worbey in einer wol=gesetzten Rede Jhro
Excellentz Herr Graf von Tättenbach mit aus=
bündiger
Beredsamkeir die ungemeine Meriten
so der neue Obrist=Hofmeister durch seine lang=
würige
, dem Durchleuchtigsten Chur=Haus
Bayern geleistete ersprießliche Dienste erwor=
ben
, offentich anrühmte, worauf Jhro Ex=
cellens
, der Herr Obrist=Hofmeister, in gleich=
mässig
auserlösenen Terminis anwortete, und
diese Function glütlich antratte.

Aus dem Kaiserlich=und Königli=
chen
Haupt=Quartier bey der dina
19 October.

Auf die eingelossene Nachricht, daß der Feind
mit einem Corpo von 16. bis 17000. Mann,
so er meistentheils aus denen Festungen ausge=
zogen
, und gegen die Mährische Gräntzen vor=
ruken
lassen, hat man wohl vermerket, daß
kein Absehen | dahin gehe, daß wir auch
einen Theil von unserer Armee dahin abzuschi=
ken
genöhtiget, und er hierdurch desto bessere
Luft bekommen wurde, mit seiner schweren Ar=
tillerie
, welche deren Deserteurs Aussage nach
noch in seinem Lager geblieben, abzuziehen for=
derist
bey dem hier anhaltenden guten Wetter,
durchzukommen, da er aber wahr genommen,
daß wir uns durch nichts irre machen lassen,
bliebe er in seinen Lager unbeweglich, es wird
also erst der Erfolge zeigen, wie weit er aus=
langen
werde: zumalen ihme ansere überall auf
dem Naken seynd. Die Husaren haben stäts mit
dem Feinden Scharmützel, wie dann auch gestern
abermalen Preus. Prisoniers alhier eingebracht
worden. Jetzt gleich lauffet die Nachricht ein,
daß der Feinnd mit seinem Corpo nicht weiter,
als bis Troppau sich gezogen habe.

Prag 19. Oct.

Am vergangenen Sonntag wurde wegen
glütlich vollbracht=und höchst=erfreulicher Krö=
nung
Jhrer Kaiserl. Majestät des Röm. Kaisers
Francisci dieses Namens des Ersten, in alhiesiger
St. Beits Metropolitan=Kirchen ob dem =
nigl
. Prager=Schloß, bey Gegenwatt Jhro
Hochfürstl. Gnaden alhiesigen Hrn. Ertz=Bi=
schoffen
, auch Jhrer Hochgräfl. Excell. hierorti=
ger
Herrn Statthalteren, und anderen hohen
Adels, nebst anderen häuffigen andächtigen
Volks, ein hohes Amt, mit darauf gefolgten
Ambrosianischen Lob=Gesang, gehalten, wo=
bey
zu dreymalen auf gewöhnlichen Orten die
Canonen sich hören liessen, und wie die hier
garnisonirende regulirte Mannschaft des Löbl.
Ogylvischen Jnfanterie=Regiments, also auch
die Land=Militz, und Stadt=Compagnien, als
selbe forderist auf das Prager=Schloß in schön=
ster
Ordnung, mit fliegenden Fahnen, und klin=
gendem
Spiel, zugleich mit der Kaufmannschafts
Frey=Compagnie, aufgezogen, und sich auf
ihre gewöhnlich=ausgesetzte Plätze postiret, eine
dreyfache Salve aus ihren gewehr abfeuerten,
worauf Se. Hochgräfl. Excell. alhiesiger Herr
Obrist=Burggraf herrlich tractirte, und bey

[6]

Loßfeuerung deren Canonen, wie auch Trom=
peten
=und Pauken=Schall die Allerhöchste Ge=
sundheiten
getrunken wurden.

Ulm 19. Oct.

Gestern Abends nach 6. Uhr seynd Jhre
beyde Römisch=Kaiserliche Majestäten in hiesiger
Stadt angelanget: Allerhöchst Dieselbe geruhe=
ten
bey dem hiesigen goldenen Adler abzusleigen,
und das Abendmal emzunehmen; Worauf Al=
lerhöchste
Kaiserl. Maj. denselbigen Abend noch
vor 10. Uhr sich auf die Donau setzten, und De=
ro
Reise nach Wien zu Wasser zu prosequiren be=
liebten
. Jhro Hochsürstliche Durchl. der Bi=
schof
von Augspurg, und der Bischof von Co=
stantz
hatten die Gnade, Allerhöchst=Dieselbe
vor Dero Abreise noch zu complimentiren.

Regenspurg 21. Oct.

Seit abgewichenen Montag wurde sowol
Tag als Nachts an der letzthin gemeldten Ehren=
Pforten bey dem Wein=Thor gearbeitet, mit
welchen schönen Gebäude man heute völlig zum
Stand kommen wird. Soviel man unterdessen
von denen gestern aufgericht gemesten Gemäl=
den
und Statuen berichten kan, bestehet solches
in Nachfolgenden: Oben in der Mitte befinden
sich Jhre Kaiserliche Maj. in einer Hand den
Reichs=Apfel in der andern Hand den Scepter
haltend, neben einer Seite wird hiesige Stadt
vorgestellt, welche dem Kaiser die Schlüssel
kniend darreichet; auf der andern Seite ist die
Treue mit einem brenenden Hertz in der Hand
zu sehen; in der Mitte ein gedoppelter Adler mit
dem Wappen, anf der einen Seite die Demut,
auf der anderen die Großmut, besser unten Pal=
las
und Justitia, gegen der Mitte auf beyden
Seiten 2. Engeln, fast gantz unten stehet auf ei=
ner
Seite Julius Cæsar, auf der anderen Con=
stantinus
Magnus, gleich bey dem Thor herein
ist auf beyden Seiten eine Spallier von grünen
Zweigen gemacht. Ausserhalb dem Thor ist
der gantze Weg gebrettert, und wird von der
Stiegen an bis zum Thor herein der Weg mit
roten Tuch beleget werden; ob aber beyde aller=
höchste
Kaiserliche Majestäten annoch heute,
oder morgen frühe ankommen sollen, solches
kan noch nicht gewiß gemeldet werden.


Wien 27. October. 1745.

SOnntags den 24. October haben Vor=mit=
tag
der Durchl. altere Kaiserl. Königliche
Erb=Printz Ertz=Hertzog Joseph und Dero
Durchl. älteste Frau Schwester Ertz=Hertzogin

Maria Anna bey anhaltenber angenehmer Wit=
terung
mit spatziren=fahren sich zu belustigen ge=
ruhet
.

Eodem Nachmittags haben die alhiesige Bur=
gerliche
Artilleristen mit ihrem Hrn. Hauptmann
Canonen, Haubitzen, und Mörsern, dann klin=
genden
Spiel in schönster Ordnung, und Pa=
rade
ihren Auszug aus dem alhiesig Burgerli=
chen
Zeug=Haus zum Schotten=Thor hinaus
durch die Rossau nach der so genannten Spittl=
Au gehalten, um zu ihren vorbereitenden Kunst=
Feuer den Grund zu legen, und werden morgen
Donnerstags den Anfang mit Stuk=Schiessen
auf die Scheiben machen.

Seit letzten Post=Tage ist der mehreste Theil
des hohen Adels zu Wasser und Lande von
Frantfurt anhero zuruk gelanget.

Und Vorgestern Vor=mitrags lieffe die ver=
läßliche
Nachricht alhier ein, daß beyde Regie=
rende
Kaiserl. Majestäten als heute Vor=mittag
alhier zu Wasser anlangen wurden; Solcher=
wegen
die allhiesige Burgerschaft beorderet wor=
den
, sich gefast zu halten, auf ersten Trommel=
schlag
zur gewöhznlichen Paradirung auszuru=
ken
fertig zu seyn, und in Gewehr zu erschei=
nen
: wie dann auch die drey Triumph=Pfor=
ten
, in der Wollzeil, auf dem Stok=am=Eisen=
Platz, und auf dem Kohlmarkt, ingleichen alle
andere veranstalte prächtige Jlluminationeu mit
allem Eifer in fertigen Stand gesetzet worden.

Auch ware bereits verstrichenen Sontage in
aller fruhe der alhier angesetzte Land=Marschall
(Tit.) Herr Craf von Brandis mit denen
Löbl. Herren Ständen von hier nacher Möll
abgegangen, um daseldst die Allerhöchste Kai=
sche
Herrschasten zu empfangen.

Heute den 27. October, geschahe sodann um
Mittag nach 12. Uhr die glükliche Ankunft beeder
Regierenden Allerhöchsten Kaiserl. Majestäten
in best=erwünschter Gesundheit zu allgemeiner
höchsten Freude unter immerwährenden Jubel
Geschrey des gantzen tren=gesinntesten Volks=
Paradirung der Burgerschaft, und Abfeuerung
deren Canonen: wovon künftig ein mehrers
solle gemeldet werden.

NB. Bey dem Verleger dieses Wiennerischen
Diarii ist heute Abends zu haben: Frolokendes
Oesterreich auf die allerhöchst beglükte Erhebung
zum Röm. Kaiserl. Thron in der allerpreislichsten
Person des Durchleuchtiasten Fürsten und Herrn
Herrn FRANCISCI STFPHANI Hertzogens zu
Lothringen und Barr, Eroß=Hertzogens zu To=

[7]

scana ⁊c. ⁊c. der in Hungarn und Böheim| ⁊c. ⁊c.
Königl. Majestät MARIÆ THERESIÆ Ehe=
Gemahl, und Allerwürdigsten Mit=Regenten,
da Allerhöchst=gedacht=nunmehrig beyde Röm.
Kaiserl. Majestäten in Dero Haupt=und Rest=
dentz
=Stadt Wien mit ausnehmender Freude
aller treuen Jnsassen ihren Einzug den 27. Oct.
1745. gehalten haben. Das Stuk per 7. kr.

Man siehet noch täglich viele Montur, und
andere Regiments=Erfordernussen, wie auch
Proviant=Mehl, und Fourage von hier nach
der Kaiserl. Königlichen Armee in Böheim ab=
führen
.

Den 10. Octobris hat die Landsfürstl. Stadt
Zwetl wegen der auf Jhro Königl. Hoheit Hrn.
Herrn FRANCISCUM Hertzogen zu Lothrin=
gen
und Barr, Groß=Hertzogen zu Toscana,
König zu Jerusalem ⁊c. glüklich, und höchst=er=
wünscht
ausgefallenen Röm. Kaiser=Wahl
mittelst einer von dem daselbstigen Hrn. Pfarrer
vorgetragenen Lob=und Dank=Red, sodann um
die Dreyfaltigkeit Saulen unter Begleitung des
Magistrats, einer zahlreichen Volks=Menge,
und deren sammentlichen Zünft Fahnen mit dem
Venerabili gehaltenen Umgangs, Ambrosiani=
schen
Lob=Gesangs, und Hoch=Amts, unter 4.
maligen Salve aus dem kleinen und groben Ge=
schütz
, ein solennes Lob=und Dank=Fest gehal=
ten
. Bey dem von dem Magistrat angestellten
Mittagmal wurden die Gesundheiten deren bey=
den
Röm. Kaiserlichen Majestäten, und deren
höchsten Herrschaften unter fortwährender Ab=
feuerung
des gröberen Geschütz allerunterthä=
nigst
erwehnet. Abends waren an des Herrn
Johann Adam Carl Stadt=Richters Behau=
sung
, wie auch in dem Quartier des Hrn. Stadt=
Schreibers Johann Michael Puechberger die
Fenster unter verschiedenen in treu=devotesten
Ausdrukungen angemerkten=Jnscriptionen zier=
lich
illuminiret, und hat die durchgehende Freud
und Jubel unter beständigen Schieffen, und
Vivat Ruffen bis in die spate Nacht, ohne minde=
ster
sich darbey geaufferter Ungelegenheit gedau=
ret
Den 12. ejusdem hat auch die Stadt
Zwetlische Burgerliche Schützen=Gesellschaft
mittelst eines gehaltenen Lad=Schiessens ihre
allerunterthänigste Ergebenheit an den Tag ge=
leget
, auf der Stech=Scheiben ware folgende
lnscription zu lesen.

Lætare AVstrIa
IaM reDVX aqVILa
Ab aXe VICtorIa.

Auf holdes Osten=Reich!
Dein neue Kaiser=Kron
Bekräntzen Lorber=Zweig!

Den 15. dieses, als an dem glorwürdigsten
allerhöchsten Namens=Tag Thro Röm. Kaiserl.
und Königl. Majestät MARIÆ THERESIÆ
seynd beyde ob angemerkte Beleuchtungen aber=
malen
vorgestellet worden, und waren unter
anderen auch folgende Jnschristen:

Sacratissimo Principi
FRANCISCO I. Rom. Imp. PP. Augu-
sto
â DEO Coronato, Lothar. & Barr.
Duci, Magno Duci Hetruriæ, Regi
Hierusalem, priscorum Regum Filio,
Marti & Heroum sanguini invictissimo,
Ad Imperii Tutelam Electo, Patriæ, ac
Domûs Augustæ Patri, Amori Populi,
Pacis Vindici, novæ Felicitatis
Dedicatori
Vita, Salus, & Victoria!

Ita adelamat
I. M. P.
C. Z. S. & N.

Augustissimæ Romanorum Imperatrici
Mariæ Theresiæ Austriacæ Augustæ,
Hungariæ, Bohemiæ Reginæ,
Archiduci Austriæ &c.
Patriæ, & lmperii Romani Matri,
Humani Generis Delicio,
Germanicæ Libertatis Vindicis,
Et
Restauratrici.

Quæ Solem Orbi Romano, Jovemque
Stellam fixam. Aquilas Domui per-
petuum
Insigne restituit;
Ut

Supremum Cœlorum Numen hoc Ter-
rarum
Numen hospitet, servet,
fœcundet, & secundet;
Usque dum
AEIOU.

Totus vovet
l. M. P.
C. Z. S. & N.

Den 17. dieses als den 3ten Sonntag Octob.
hat ein Löbl. Kaiserl. Landssürstl. Markt Gnm=
poltskirchen
nach allerunterthänigsten Pflicht (

[8]

wegen glüklich erfolgter Kaiser=Wahl Jhro Kai=
serlichen
Majestät Francisci) GOtt dem Aller=
höchsten
demütigsten Dank abgestattet, durch
ein frolokendes Te Deum Landamus, welches
unter Los⟨brenn⟩ung deren Böllern, Pauken=und
Trompeten=Schall, auch einer vortreflichen
das zu eigends bestellten Musik mit vorhergehen=
der
vortreflich und wol verabfaster Lob=und
Dank Rede, mit dem Topr aus dem Sonntägli=
chen
Evangelio: Simile est Reganen. Cælørum
homini Regi qui fecit Nupties Filio suo.
Math: 22., auch folgenden processton mit dem
Hochw. Gut, und darauf erfolgten solennen
Hoch=Amt bey herrlich beleuchteten Hoch=Altar
mit höster Andacht des frolokenden Volks celeb=
riret
, nach welchen in dem Hoch=Ritter=
lich
=Teutschen Pfant=Hof tractiret, auch die ho=
he
Gesundheiten unter beständigen Trompeten=
und Pauken=Schall und Lösung deren Böllern
getrunken, und also dieses Freuden=volle Festin
mit grösten Contento alldasig getreuesten Vasallen
bey spater Nacht beschlossen worden.


AVERTISSEMENT.

Denen Herren Liebhabern wird hiemit erin=
nert
, daß bey dem Collecteur Hrn. Joh. Anton
Brighenti bey dem roten Adler im seinen Wag=
Haus noch Loose von der Hornderger Lotterie zu
bekommen sennd, welche in einer Classe bestehet,
und wird den ersten Nov. gezogen, die Einlage
ist 2. fl. 48. kr. Jngleichen seynd noch Loose
von der Bartsdonter=Lotterie so in 4. Classen
bestehet, und die Einlage auf alle 4. Tlassen 6.
fl. 32. kr bis 31. dieses bey obgedachten Colle=
cteur
zu bekommen. Nebst diesen seynd auch
noch Loose von Herrschaft Herrendorfer Lotterie
zu bekommen. Die Ziehungs=Bögen von der
Guberater Lotterie ersten Cloß seynd bey gedach=
ten
Hrn. Collecteun angekommen, und seynd die
Gewinnste aldorten zu erseben, die Renovirung
deren Loosen aber muß bis den 30. dieses gesche=
hen
, sonsten solche der Lotterie=Kammer anheim
sollen.


NB. Zum Goldenen Vlies, auf dem Juden=
Platz, werden zu haben seyn die umständli=
che
Beschreibungen der ungemein prächtigen
Triumph=Pforten, welche Jhren Röm. Kaiserl.
und Königl. Majestäten, FRANCISCO, und
MARIAE THERESIAE, zum höchst=erfreuli=
chen
Einzuge zu Wien den 27. Wein=Monats
1745. von denen Kaiserl. Hof=Befreyten auf
dem dem Kohlmarkt von unglaublicher Kost=

barkeit daselbst erbauet warder. per 17. kr.
Wie auch der, welche von denen Kaiserl. Nie=
derlags
=Verwandten auf der Wollzell ist auf=
gerichtet
worden. per 7. kr.


NB. Es wird hiemit dem Publico zu wissen
gemacht, wie daß der alhiesige Kaiserl. Königl.
wie auch Chur=Bayrischer ordinari fahrende
Wiener=und Münchner=Boht alle Monat als
den ersten von hier nacher München absahret,
und den 14. von München, nach Wien abgehet,
wer sich also dessen Gelegenheit bedienen will, hat
sich in Wien bey dem goldanen Hirschen, nebst
des roten Thurn, in München aber bey Hrn.
Marzari, in der Kaffinger=Gassen anzumelden.


NB. Vermög eines von einem Löbl. Land=
Marschallischen Gericht auf Anlangen der Ba=
ren
Ehrmannischen Vormundschaft untern 25.
Sept. dieses Jahrs ausgefertiget, und ange=
schlagenen
Amortisations=Ediet wird dem Hrn.
Caspar Friedrich Maximilian Freyherr v. Bour=
scheid
, als Weil. Franen Agnetis von Bour=
scheid
sel. hinterlassenen Universal=Erben aufer=
leget
, duß derselbe die von Hrn. Baron von
Waffenberg ausgestellte Original=Obligation
per 2000. fl. (als worauf dir Baron Ehrman=
nische
Vormundschaft wegen eines von berühr=
ter
Fr. von Bourscheid fol vermuchten Legats
der 6000 fl. und davon annoch ansständigen
2000 fl. Capital den Gerichtl. Ansatz geführet)
also gewiß inner 6. Wochen, und 3. Tägen
von obigen Dato an zu Gerichts Handen erlegen
sollo, als im widrigen in die Amortistr=und
Cassirung emeldter Baron Woffenbergischen
Original=Obligation ex Officio verwissiget
werden solle=welches man die mit zur Nachricht
erinnem wollen.


Lista deren Verstorbenen zu Wien in=
und vor der Stadt.

Den 20. Octob.

Jn der Stadt.

  • Der Wol=Edel=ge⟨⟩ Hr. Wolf Frantz v. Schikmair,
    Kaiserl. Königl. Hof. Buchhalt. Rait. Raht, im alt=
    Wenighoseris. H. am Juden=pietz, alt 62. J.
  • Dem Wol=Ehlen Hrn. Sebast. Gottl. Herrnleben, s. S.
    Engelbert. in s. H. am rot. Thurn, alt 4. u. 1. h. J.
  • Hr. Wiltz. Türk; gew Cantzell ist in Breslau, im Vor=
    reiteris
    . H. bey benen Franciscan., alt 54. J.

Vor der Stadt.

  • Dem Valent. Buchberger, Strümpf=würk., s. K. Bar=
    bara
    , bey dem gold. Fäßl bey St. Ulrich, alt 3. J.
  • Maria Knollin, ar. W., bey denen 3. Engeln auf der
    Landstr., alt. 63. J.
[9]

Anno 1745. (Anhang zu Num. 86.) 27. Octobris.


Aus Teutschland.
Frankfurt / 15. Octob.

DEn 11. dieses seynd die Nürnbergische
Herren Deputirte mit den Jnsignien,
unter der gewöhnlichen Begleitung von hier
abgereiset. Den 12. haben die Chur=Fürstl.
vortrefliche Herren Gesandten wieder eine Ses=
sion
auf dem Römer gehalten. Es geruhe=
ten
auch an diesem Tage Jhro Chur=Fürstl.
Gnaden von Mayntz wegen einer höchst=wich=
tigen
Angelegenheit im Staat gleichfalls auf
dem Römer zu fahren. Den 13. Vor, mittags
hat der Herr Reichs=Hof=Raht, Ba=
ron
von Hagen, von der hiesigen Juden=
schaft
die Huldigungs=Pflichten eingenommen.

Dito, haben bey Jhro Kaiserl. Majestät,
und den 14. darauf bey Jhro Kaiserl. auch
zu Hungarn, und Böheim Königlichen Majest.
die sammentliche Herren Secretarii deren hoch=
ansehnlichen
Chur=Fürstl. Wahl=Bottschaften,
als Herrn Benediet Alexander von Bommer,
Jhro Chur=Fürstl. Gnaden von Mayntz Hof=
Raht, und Archiv=Commissarius, H. Johann
Veit Bernhard Wüest, Jhro Chur=Fürstlichen
Gnaden zu Trier Hof=Raht, und geheimer
Cabinets=Secretarius, Herr Johann Frantz
Hellmich Boller, Jhro Chur=Fürstl. Durchl.
zu Cöln Hof=Raht, Herr Joseph Jgnatz von
Stang, Allerhöchst=gedacht Jhro Kaiserl. auch
zu Hungarn, und Böheim Königl. Majestät
Naht, und erster Königl. Böheimischer Hof=
Secretarius, Herr Leopold Barht, Jhro Chur=
Fürstl. Durchl. zu Bayern Raht, Herr Johann
Cölestinus Just, Jhro Königl. Majest. von
Pohlen, und Chur=Fürstl. Durchl zu Sachsen
Legations=Raht, Herr===Hugo, Jhro =
nigl
. Majest. von Groß=Brittannien, und Chur=
Fürstl. Durchl. zu Braunschweig=Lüneburg
Consistorial=Raht, eine allergnädigste Audientz
gehabt, und wurden dieselben zum Hand=Kuß
allermildest zugelassen.

Heut wird das Namens=Fest THERESIÆ
gefeyert:
Auf! Frankfurt! wünsch, und ruf, daß sich
dein Heil erneuert:
Es leb THERESIA! das Wunder dieser
Welt,
Der Länder Freud, und Lust. Es leb der
Helden Held!
Des Römschen Reiches Schutz, und Schmuk
der Teutschen Kaiser,

FRANCISCUS, Jhr Gemahl. Es leben Habs=
burgs
Reiser.
So blühet Teutschlands Glük bey frohem
Wol=ergehen.
Herr! laß THERESIA noch manchen Prin=
tzen
sehn.
So lang du Tag, und Nacht läst abgewechselt
werden,
Beherrsche Jhr Geschlecht die Völker dieser
Erden.

Der Reichs=Tag ist nunmehro wiederum
eröffnet, und es seynd bereits 2. Sessiones
gehalten worden. Zum Principal=Commissa=
rio
haben Se. Kaiserl Majest. Jhro Hoch=fürstl.
Gnaden den Fürsten von Fürstenberg; zum
Con=Commissario Jhro Excellentz den
Frey=herrn von Palm; zum Gesandten im Nie=
der
=Sächsischen Kreiß Jhro Excell. den Hrn.
Grafen von Raab; zur Einnehmung der Hul=
digung
bey der Reichst=Stadt Friedberg, und
anderen Angelegenheiten bey dasiger Burg
des Mittel=Rheinischen Adels, Jhro Excell.
den Herrn Reichs=Hof=Raht, Frey=herrn v.
Knorr zu ernennen allergnädigst geruhet. Jn=
gleichen
haben Se. Röm. Kaiserl. Majest. den
Herrn Aloystum von Kreytmeyer, Weil. Jhro
letzt verstorbenen Kaiserl. Majest. würklichen
Reichs=Hof=Raht, in seiner vorigen Stelle
wiederum allergnädigst bestättiget, und ihne das
Decret hierüber in der Reichs=Cantzley aus=
fertigen
lassen.

Frankfurt 16. Octob.

Heute in der Frühe um 8. Uhr haben beyde
Kaiserl. Majestäten Dero Reise über Darm=
stadt
, Heydelberg, Ludwigsburg, Ulm, und
so weiters nacher Wien angetreten; Jhro Kai=
serliche
Majestäten sassen in einer offenen Chaise,
und es es gienge der Zug über die Zeyl, und
Fahr=Gaffe, woselbst überall die Burgerschaft,
und Garnison im Gewehr stunde, nach dem
Sachsenhauser=Thor. So bald Jhro=Maiest.
von Dero Wohnungen abfuhren, so wurden
die Canons hierauf zu dreymalen sowol um
die Stadt als auch zu Sachsenhausen, abgefeuert.
Erstlich ritten 4. Postillions, sodann 2. Schild=
Curriers, und etliche Post meister, dann fuh=
ren
Jhro Fürstl. Gnaden von Taxis mit noch
3. Cavaliers in einem mit 6. Pferden bespann=
ten
Wagen, hierauf folgten einige Kaiserliche
Hartschier, und andere Hof=Bediente, alsdann
kamen Jhro Majestäten, und verschiedene

[10]

Kammer=Wägen mit 6. Pferden: die sam=
mentliche
Hof=Dames aber werden Morgen
nachfolgen, wie auch die noch übrige Hof=Ca=
valiers
. Das Vivat=Ruffen erscholle über=
all
durch die gantze Stadt, und beyde Kaiserl.
Majestäten waren höchst=vergnügt, zumalen
sich anbey der schönste Tag präsentiret hatte.
Abends vorhero erhuben sich die drey anwe=
sende
hohe Chur=Fürsten nacher Hofe, und be=
urlaubten
sich bey Jhrco Majestäten, welches
auch von denen vortreflichen Herren Bottschaf=
tern
, und anderen hohen Herrschaften gesche=
hen
ist. Heute Morgens um 4. Uhr seynd
Jhro Chur=Fürstl. Durchl. von Cöln, nach=
deme
Dieselben vorhero der Opera beygewoh=
net
, mit Dero Jagd=Schif nacher Cöln abge=
fahren
. So waren auch gestern Abends viele
Häuser in der Stadt, und besonders die sehr
prächtige Ehren=Pforte vor dem Chur=Mayn=
tzischen
Quartier in der Fahr=Gasse, auf das
herrlichste illuminiret. Der gantze Aufenthalt
derer Kaiserl. allerhöchsten Herrschaften alhier
ist mit dem heutigen Tage complet 3. Wochen
gewesen, und es ist fast jedermänniglich, so
nur einige Aufwartung bey Hofe gehabt, reich=
lich
beschenket worden; die sieben ältesten Her=
ren
Schöpfen haben goldene Gnaden=Ketten
empfangen, nebst dem Character als Kaiserl.
Rähte, der Herr Schultheiß alhier empfienge
die beyden Kaiserl. ortr aits mit Diamanten
garniret, die Herren Syndici, Bürger meister,
und die andere Reichs=Gliedere nach propor=
tion
; Deren Herren von Wiesenhüter Fami=
lie
haben Jhro Majestät die Kaiserin gleichfalls
allergnädigst beschenken lassen. Es ist täglich
offene Tafel gewesen, und gestern, als an dem
hochsten Namens=Fest Jhrer Majestät der Kai=
serin
, erschiene Jhro Majest. der Kaiser in
einem blau mit Gold garnirten Sammet=Klei=
de
, an welchem die Palletten durchgehends
mit Diamanten besetzet waren, welches Kleid
auf eine Million Gulden geschätzet worden.
Morgen werden Jhro Chur=Furstl. Gnaden
von Mayntz, und sodann auch Chur=Trier,
wiederum zurükekehren. Die Herren Gesand=
ten
hingegen seynd noch mit Haltung deren
Conferentzen beschäftiget, und es verlautet,
daß von denenselben ein allerunterthänigstes
Memorial Jhro an Kaiserl. Majest. überreichet
worden seye, worinnen die Bewegungs=Gründe,
und derenselben Ausenthalt alhier noch auf
einige Zeit, und zumalen in Ansehung derer
Reichs=und Kreiß=Truppen, ingleichen der
nahe stehenden Kaiserlichen Armee, und deren

bevorstehenden Winter=Quartiere, angeführet,
und verstattet werden möge, also daß man von
der Abreise dieser Herren Gesandten noch
nichts positives zu berichten vermag, da in=
dessen
nur des Herrn Grafen von Khevenhüllers
Excell. mit beyden Kaiserl. Majestäten abge=
reiset
seynd. Jn übrigen hat man noch nie=
mals
alhier so viele Staats=Kutschen, und
andere Equipagen auf dem Mann einschiffen
gesehen, als heute, da diese theils oben hinaus,
und theils hinunter abgeführet werden.

Uber alles vorhergehende folget annoch der
volle Jnhalt des Kaiserl. allergnädigsten
Commissions=Decrets an eine Hochlöbl. all=
gemeine
Reichs=Versammlung, die Securita-
tem
Publicam betreffend.

VOn der Röm. Kais. Majestät FRAN-
CISCI
, unsers allergnädigsten Herrns
wegen, zu gegenwärtiger Reichs=Versam=
melung
gevollmächtigter Höchst=ansehnlicher
Kaiserl. Principal=Commissarius, Hr. Joseph
Wilhelm Ernst, gefürsteter Land=Graf von
Fürstenberg, in der Baar, und zu Stühlin=
gen
, Graf zu Heiligenberg, und Wertenberg,
Frey=Herr zu Gundelfingen, Herr zu Haus=
sen
im Kintzinger=Thal, ⁊c. des H. N. Reichs
Fürst, der Röm. Kaiserl. Majestät würkli=
cher
geheimer Raht, und Ritter des golde=
nen
Vliesses, solle auf erhaltenen allergnä=
digsten
Befehl denen Chur=Fürsten, Fürsten,
und Ständen des H. R. Reichs alhier an=
wesenden
fürtreslichen Rähten, Botschasten,
und Gesandten zu vernehmen geben, wie
daß Jhro Kaiserl. Majestät nach der nun=
mehro
unter Göttlichem Schutz, und Na=
men
angetrettener Kaiserl. Regierung dero
vorzügliches Augenmerk dahin gerichtet hät=
ten
, dasjenige, was allerhöchst=dieselbe in
dero Wahl=Capitulation zugesaget, und er
kläret haben, zu ehemöglichstem Vollzuge
bringen zu lassen, annebst auch in Reichs=
vätterlichen
Bedacht zu nehmen, was son=
sten
des Reichs Wolfahrt, und Sicherheit
nur immer erheuschen mag, um andurch de=
ro
Kaiserl. Amt ein uneinstelliges, und voll=
kommenes
Genügen zu leisten.

Solchemnach seye Dero erste, und vor=
nehmste
Sorge, daß das kundbarlich be=
drängte
Reich aus seiner gegenwärtigen Ge=
fährlichkeit
, von dem |vor Augen schweben=
den
Noht=stand gerettet, sofort die allgemei=
ne
Sicherheit von innen, und von aussen
wiederum hergestellet werde.

[11]

Wie sehr nun aber diese Ruhe, und
Sicherheit des wehrten Teutschen Vatter=
landes
sich allenthalben unterbrochen, und
gestöhret finde, lige offenbar zu Tage, seye
auch nicht weniger eine Reichs=kündige Sa=
che
, was dem Durchl. Hause Oesterreich (an
dessen Aufrechthaltung, und Unterstützung
dem Heil. Röm. Reich, und dem allgemei=
nen
Europäischen Wesen so viel gelegen seye)
widerfahren, und wie heftig, und unge=
recht
demselben von seinen Fried=brichigen
Feinden begegnet werde. Nicht minder
wäre Reichs=kündig, wie weit es mit des
Reichs innerlichen Ruhe=stand auch indeme
gekommen, daß sogar gegen der goldenen
Bulle, und deren Reichs=Grund=Gesetzen,
klare Verordnungen andere in Kriege nicht
verfangene Chur=Fürstliche Länder nicht nur
feindlich bedrohet, sondern sogar auf meh=
rere
Weiß feindlich angesehen worden, oh=
ne
einmal auf das vertrettende Reichs=Vi=
cariat
die allermindeste Ruk=sicht zu tragen;
wie dann auch Jhrer Kaiserl. Majest. die
behörige Vorstellung von einem Chur=Fürstl.
Collegio derenthalben beschehen wäre. Es
ruhe ferner in frischen Andenken, welcher=
gestalten
die neutrale Reichs=Kreise, und
Stände so unjustificirlich als Grund=ver=
derblich
vergewaltiget, mit Winter=Quar=
tieren
, unerschwinglichen Lieferungen, und
härtesten Executionen (wovon dem nächstens
die umständliche Verzeichnussen dem Reich
werden vorgeleget werden) bedrukt, und auf=
ser
des blossen Namens förmlicher Hostilitä=
ten
auf das feindseligsie tractiret, und mit=
genommen
werden. Dieses des Reichs theu=
re
Verfassung gäntzlich untergrabende Be=
ginnen
hätte sich so weit erstreket, daß sogar
die Kaiserl. Wahl selbst zu hemmen, und |zu
stöhren unternommen worden. Dahero dan=
noch
vor Angehung des Wahl=Geschäfts,
nicht nur von Neichs=Bicariats=wegen, und
hierauf von dem hohen Chur=fürstl. Wahl=
Collegio
zu Hand=habung nöhtiger Freyheit
und Sicherheit die nachdrüklichste Ermahnun=
gen
an verschiedene Kreise, und Stände er=
gehen
zu lassen, nöhtig besunden worden,
sondern es hätten auch Jhro Kaiserliche
Majestät über das vom hoch=gedachten
Chur=fürstlichen Collegio beschehene Ansuchen
keinen Anstand genommen, dero Excitato=
ria
an die der Gefahr am meisten ausgesetz=
te
Kreise schleunigst ergehen zu lassen, wur=
den
auch an dero Reichs=Vätterlichen Sorg=

falt nichts ermangeln lassen, um all=jenes,
was zu sothanen heilsamen Endjwet wei=
ters
essprießlich seyn könne, von obhaben=
den
allerhöchsten Kaiserl. Amts wegen vor=
zukehren
.

Bey diesen die gemeine Teutsche Wolfart
so nahe betreffenden, und noht=dringlichen
Umständen hätten Jhrer Kaiserl. Majestät
der ungesaumten Nohtdurft zu seyn ermes=
sen
, obigen Verlauf, und der Sachen miß=
liche
Bewandtnuß Chur=fürsten, Fürsten,
und Ständen des Reichs zu dem Ende vor=
legeu
zu lassen, damit vor allen die ben
mehreren Kreisen, und Ständen bereits nöh=
tig
gefundene Armatur wenigstens ad Tri-
plum
vollkommen hergestellet, in Marsch=
fertigen
Stand gesetzet, und ohne zu jeman=
des
Beleidigung den mindesten Anlaß zu ge=
ben
, zu Verwahrung deren eigenen Gräntzen
mittelst würklicher Ausrukung angewendet,
gemeinsame Maß=nehmungen, und Werk=thä=
tige
Rettungs=Mittel zur Hand genommen,
und annebens alles dasjenige, was zu Hand=
habung
gemeiner Sicherheit, und Verfassung
zuvorderist zu Bedekung derer bey dermali=
gen
Umständen so sehr gefährten Reichs=Lan=

den
, erforderlich ist, in Patriotischen Betracht
fördersamst genommen werden möge.

Jhro Kaiserl. Majestät trugen das aller=
mildeste
Vertrauen zu der für das gemeinsa=
me
Beste hegenden Löbl. Beeiferung derer
alhier versammelten Rähte, Botschaften, und
Gesandten, es wurde diese hochwichtige An=
gelegenheit
in ungesaumte Berahtschlagung
gezogen, und zu ehebaldigster Schluß=Fassung
beförderet, einfolglich Allerhöchst=Deroselben
sowol hierüber, als wegen dessen, was fer=
ner
rahtsam, und des Vatterlandes Sicher=
heit
, Ehre, und Wolstand gemäß seyn =
ge
, ein standhaftes Reichs=Gutachten dem=
nächst
erstattet werden.

Womit hochgedachte des Hrn. Principal=
Commissarii
Hochfürstl. Gnaden denen Chur=
fürsten
, und Ständen alhier versammelten
vortreflichen Nähten, Botschaften, und Ge=
sandten
mit freundlichen, geneigten, und
gnädigen Willen stäts wol beygethan ver=
bleiben
. Signatum Frankfurt den 13. Octob.
1745. (L. S.) Joh. Fürst zu Fürstenberg.

Dem Hoch=löbl. Chur=Maintzis. Reichs=
Directorio einzuhändigen.

Olmütz 20. Octob.

GLeichwie die hiesige Hanpt=Stadt des
Marggrastums Mähren in allen, und

[12]

jeden Gelegenheiten äusserst beflissen gewe=
sen
, ihre allerunterthänigste Treue, und De=
votion
gegen das Allerdurchleuchtigste, und
Glorwürdigste Ertz=Haus von Oesterreich ih=
rer
allerhöchsten Landes=Herrschaft durch gantz
ausnehmende Freudens=Bezeigungen an den
Tag zu legen, so hat auch gedachte treu=ge=
horsamste
Haupt=Stadt, und dte in dessen
Ring=mauren befindliche gesamte Jnwohnere
bey höchst erfreu⟨l⟩icher Gelegenheit der am 4.
hujus zu Frankfurt in der dasigen Cathetral=
Kirchen St. Bartholomäi glüklich vollzogenen
Crönung. Jhro nunmehro Glorwürdigst Re=
gierenden
Kaiserl. Majest. unseres allergnädig=
sten
Mit=Regentens nicht unterlassen wollen,
über diese allerhöchst=angenehme Begebenheit
ihre allerunterthänigste Freud durch ein offent=
lich
angestelltes Jubel=Fest der gantzen Welt
bekannt zu machen, zu dem Ende wurde am
Fest St. Francisci als dem obgedachten Crö=
nungs
=und zugleich allerhöchsten Namens=
Tage Jhro Majest. des Kaisers, dann her=
nach
am 15. hujus, nemlich am Fest
der Heil. Theresia, als den Glorwürdigsten
Namens=Tage Jhro Majest. der Kaiserin
unserer allergndäigsten Landes=Frauen, sewol
in der hiesigen Cathedral=als in der Pfarz=
Kirchen ad Sanctum Mauritium ein solennes
Hoch=Amt unter Trompeten, und Pauken=
Schall, und vortreflicher Jnstrumental=Musik,
auch unter auferbaulicher Beywohnung eines
Hoch=würdigen Dom=Capituls, des hiesigen
hohen Adels, Löbl. Magistrats, und der ge=
samten
Burgerschaft gehalten, um nicht allein
wegen dieser so glüklich vollbrachten Crönung
dem Allerhöchsten den gebührenden Dank abstat=
ten
, sondern auch selbigen um zu so langwürigst=
als
glorreiche Regierung beyder Kaiserlichen
Majestäten anzuflehen; nach vollendetem GOt=
tes
=Dienst wurde von der hiesigen Burgerl.
Schützen=Compagnie unter der Direction des
alhiesigen Senatoris, und Stadt=Richters
Herrn Frantz Schedron, als wol=bestellten Jn=
spectore
sothaner Schützen=Compagnie, ein
offentliches Frey=Schieffen gegeben, bey wel=
cher
Gelegenheit der berühmte Mahler Herr
Christoph Handke zu Bezeigung seiner aller=
unterthänigsten
Devotion, und Vergrösserung
der Feyerlichkeit schöne, und Kunst=reiche Bil=
der
zum Preiß ausgesetzet. Nun gedachter
Herr Primator hat so vortrefliche Anstalten
gemacht, daß alle Personen von Distinction
mit allerhand Refrescaten, und Weinen im
überfluß bedienet wurden; man gabe hernach

eine prächtige Merenda unter welcher der
Pauken=und Trompeten=Schall, das Donern
deren Canonen, und das Vivat FRANCISCUS
Röm. Kaiser, und MARIA THERESIA Röm.
Kaiserin unsere Allergnädigste Frau beständig
die allerangenehmste Abwechslung machte, so
bis in die späteste Nacht gedauret.

Den 17. darauf wurde in hiesiger Dom=
Kirche wegen obbesagter Kaiserl. Wahl, und
Crönung das solenne Te DEum unter drey=
maliger
Abfeurung deren Canonen gehalten,
an welchem Tag- 3. Chör Pauken auf dem
Raht=Haus durch 3. Stunden sich hören
liessen, den gantzen Tag hindurch erscholle
die Lust mit beständigem Vivat=Ruffen, und
die oft gedachte Burgerl. Schützen=Compag=
nie
gabe mehrmalen ein Frey=Schiessen, und
prächtige Merenda, wurden also alle diese
Solennit. mit allgemeinen Vergnügen beschlossen.

Den 18. bekame die hiesige Haupt=Stadt
eine neue, jedoch traurige Gelegenheit, sich
besonders zu distinguiren, indeme die unver=
mutete
Nachricht einlieffe, daß das Preussische
Nassauisches Corpo im Anmarsche gegen Mäh=
ren
, und gar Willens wäre, hiesige Stadt zu
belägern, zumalen er schon einige Dörffer
an denen Gräntzen ausgeplündert hätte; mit=
hin
bereitete sich alles, was nur Waffen tra=
gen
kunte, zur Defension, um auch den letz=
ten
Bluts=Tropfen vor Jhre Allergnädigste
Landes=Herrschaft willigst aufzuopfern; diese
Besorgnus wurde Abends wiederumen gestil=
let
, indeme die Nachricht kame, das der Feind
sich wieder von denen Gräntzen weg gezogen
hätte, und mit seiner völligen Macht in 6000.
Mann, und 16. Stuken bestehend, in der
Stadt Troppau, und dortiger Gegend stunde,
alwo er das vorhandene ungedroschene Ge=
traid
dreschen liesse, und Vorhabens wäre,
solches auf denen mit sich gebrachten viel hun=
dert
Wägen, hinweg führen zu lassen. Der
Kais. Hr. Gen. Keil stehet dermalen mit seinem
Corpo bey Ostra, und erwartete alda 6000.
Cosaquen, so zu ihme stossen sollen, die Pla=
tzische
Bataillon ist bey ihme angelanget, die
Wolffenbüttl. hingegen ist dermalen zu Prosnitz
2. Compagnien Maroscher rüken über Vsetinau,
welchen mit nächsten Varasdiner folgen sollen,
und da auch einige Regimenter von der =
beimischen
Haupt=Armee beordert werden sol=
len
, bey deren Anlangung man denen Preussen
das weitere Einbrechen zu verhinderen im
Stand seyn wird.

»