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Die beyden Künste, des Mahlers und des Poeten, bestehen angeregter Massen in einer geschickten Nachahmung der Natur. Die Natur ist die weise Lehrmeisterin, bey welcher diese Künstler in die Schule gehen; sie leget ihnen eine unzählbare Menge der vortrefflichsten Urbilder zur Bewunderung und Nachahmung vor, woran sie das Vermögen ihrer Kunst versuchen, und auf die Probe setzen
Die Natur, oder vielmehr der Schöpfer, der in derselben und durch dieselbe würcket, hat unter allen möglichen Welt-Gebäuden das gegenwärtige erwehlet, daß er es in den Stand der Würcklichkeit überbrächte; weil er es nach seiner unbetrüglichen Einsicht vor das beste unter allen,
Alleine da dieser Zusammenhang der würcklichen Dinge, den wir die gegenwärtige Welt nennen, nicht lediglich nothwendig ist, und unendlich vielemahl könnte verändert werden, so müssen ausser derselben noch unzehlbar viele Welten möglich seyn, in welchen ein anderer Zusammenhang und Verknüpfung der Dinge, andere Gesetze der Natur und Bewegung, mehr oder weniger Vollkommenheit in absonderlichen Stücken, ja gar Geschöpfe und Wesen von einer gantz neuen und besondern Art Platz haben. Alle diese mögliche Welten, ob sie gleich nicht würcklich und nicht sichtbar sind, haben dennoch eine eigentliche Wahrheit, die in ihrer Möglichkeit, so von allem Widerspruch frey ist, und in der allesvermögenden Kraft des Schöpfers der Natur gegründet ist. Nun stehen auch dieselben dem poetischen Mahler zum Gebrauche bereit und offen, und leihen ihm die Muster und die Materie zu seiner Nachahmung; und da er die Natur nicht alleine in dem Würcklichen, sondern auch in dem Möglichen nachzuahmen fähig ist, so erstrecket sich das Vermögen seiner Kunst eben so weit, als die Kräfte der Natur selbst; folglich muß der Poet sich nicht alleine die Wercke der Natur, die durch die Kraft der Schöpfung ihre Würcklichkeit erlanget haben, bekannt machen, sondern auch, was in ihren Kräften annoch verborgen lieget, fleissig studieren, um so viel mehr, da dieses leztere, nemlich die Nachahmung der Natur in dem Möglichen, das eigene und Haupt-Werck der Poesie ist. Denn ich darf vor gewiß setzen, daß die Dicht-Kunst, insoferne sie von der Historie unterschieden ist, ihre Originale und die Materie ihrer Nachahmung nicht so fast aus der gegenwärtigen, als vielmehr aus der Welt der möglichen Dinge entlehnen müsse. Es ist das Amt der natürlichen, politischen, und moralischen Historie, die sichtbaren Gegenstände und Phänomena, den Lauff der
Da bekümmmert er sich nicht um die historische Wahrheit seiner Vorstellungen, weil er ohne dieselbe, bloß durch die Wahrscheinlichkeit, seinen Zweck und Absicht erreichen kan. Die Tragödien von Cid, Cinna, Polieuctes thaten auf viele tausend Zuseher in dem untern Boden des Schauspiel-Hauses, welche von diesen Personen niemahls zuvor reden gehöret hatten, eine eben so starcke Würckung, als auf diejenigen Gelehrten, die ihre gantze Historie innen hatten. Das Wahrscheinliche, welches
Da nun alle Dinge, welche die Natur dem Mahler und Poeten zur Nachahmung vorleget, entweder in das Reich der möglichen oder in das Reich der würcklichen Dinge gehören, so ist hieraus offenbar, daß die Vorstellungen dieser beyden Künste in Ansehung der Materien sich auf würckliche oder mögliche Wahre gründen müssen, wann sie uns gefallen sollen. Denn es giebt zwo Gattungen des Wahren in der Natur, eines hat alleine in der gegenwärtigen Welt Plaz, das andere aber findet sich nur in der Welt der möglichen Dinge; jenes können wir das historische, und dieses das poetische Wahre nennen: Beyde dienen zwar zu unterrichten, aber das leztere hat noch den besondern Vortheil, daß es uns zugleich durch das Verwundersame einnimmt und belustigt, da es Dinge, die nicht würcklich sind, in unsere Gegenwart bringet; und eben hierinnen lieget der Grund des Ergetzens, das von der Materie der poetischen Schildereyen herrühret; wie Aristoteles im zweyten Cap. des ersten B. von der Rhetorick mit diesen wenigen Worten zu verstehen giebt: καὶ τὸ μανθάνειν καὶ τὸ θαυμάζειν ἡδὺ.
Der Mensch hat von Natur eine angebohrne unersättliche Wissens-Begierde, diese erstrecket sich so wohl auf das Mögliche als auf das Würckliche, ja die Erfahrung lehret, daß der Mensch noch viel begieriger ist, das Mögliche und Zukünftige zu erforschen, als sich das Würckliche und Gegenwärtige bekannt zu machen. Die Erweiterung unserer Erkenntniß geschieht darum niemahls ohne Ergetzen, und dieses Ergetzen ist um so viel grösser, je grösser die Begierde gewesen, von einer Sache unterrichtet zu werden, und je seltzamer und wunderbarer die Sache ist, von welcher wir unterrichtet werden. Cicero hat im ersten B. von den Pflichten des Menschen angemercket, daß die Erkenntniß des Wahren nothwendig Lust gebähren müsse, eben wie hingegen die Erkenntniß des Falschen natürlicher Weise Unlust und Eckel bringet. Locus, sagt er, qui in veri cognitione consistit, maxime attingit naturam humanam: omnes enim trahimur & ducimur ad cognitionis & scientiæ cupiditatem, in qua excellere pulchrum putamus; labi autem, errare, nescire, & decipi, & malum & turpe dicimus. Das poetische
Delphinum sylvis appingit, fluctibus aprum,
oder eine Schiffs-Flotte auf einem Thurme an Ancker leget, oder ein schönes Frauenzimmer aus einem Blumen-Topfe hervor schwimmen läßt; das Falsche, Unwahrscheinliche oder in gewisser Absicht Unmögliche muß dem menschlichen Verstand, so bald es wahrgenommen wird, natürlicher Weise Widerwillen und Eckel verursachen, weil es die angebohrne Wissens-Begierde des Menschen in ihrem Verlangen aufziehet, und den Fortgang in der Erkenntniß unterbricht. Der Verstand läßt sich eben so ungern mit einem äffenden Blendwerck zufrieden stellen, als ein hungeriger mit gemahleten Speisen gesättigt wird. Zudem ist das Falsche, und in gewissen Absichten Unmögliche, keiner Nachahmung fähig, es ist ein Zero, ein Nichts, wovon der Verstand nichts begreiffen kan; und die Natur kan nichts widersprechendes hervorbringen; folglich hat auch das unnatürliche weder in der würcklichen noch in der möglichen Welt einiges Original, sondern es ist eine blosse Würckung des blinden und unverständigen Zufalles. Diesem gemäß ist dieses die erste und die Grund-Regel, nach welcher sich alle Künste, hiermit auch die Künste des Mahlers und des Poeten achten und richten sollen, daß sie in ihrer Nachahmung alleine auf die Kräfte der Natur sehen, ihre Materie, Muster, und Urbilder von derselben entlehnen, und hiermit ihre Arbeit auf das Wahre oder Wahrscheinliche gründen.
Ich weiß zwar wohl, daß sich zwischen dem Eindruck, welchen die Natur durch die Gegenwart ihrer Urbilder auf das Gemüthe würcket, und demjenigen Eindruck, welchen auch die geschickteste Nachahmung der Kunst verursachet, allezeit welcher Unterschied befindet, aber dieses nicht in Ansehung der Art des Eindruckes, sondern in Ansehung seiner Kraft; denn da die Gegenstände der Natur eine wahre Würcklichkeit haben, so muß ihre Würckung auch strenger, ernsthafter, und dauerhafter seyn, als die Würckung des nachgeahmten Bildes, welches nur den Schein der Wahrheit und Würcklichkeit annimmt; in welchem Absehen Quintilianus im zweyten Cap. des zehnten B. gesagt hat: Iis quæ in exemplum assumimus, subest natura & vera vis: contra omnis imitatio ficta est, und: Quidquid alteri simile est, necesse est minus sit eo quod imitatur. Die Kunst suchet ihren Ruhm nicht darinnen, daß sie mit der Natur um den Vorzug eifere, sondern ihr Ruhm-Eifer bestrebet sich allein durch die Nachahmung und den angenommenen Schein des Wahren die Natur in der Art und Gleichheit
Wo er durch das INANITER angit, und FALSIS terroribus implet, eben zu verstehen giebt, daß der Poet uns nur durch den Schein der Wahrheit zu bewegen, und die
Auf dieser Ähnlichkeit und Übereinstimmung der Nachahmung der Natur beruhet nun einestheils die lebhafte Deutlichkeit der Schildereyen, von welcher die wunderbare Kraft die Phantasie zu rühren entstehet, die uns nöthigt, bey Anschauung einer Schilderey bey uns selbst zu sagen: In Wahrheit es ist eben das, was ich gesehen, was ich gehöret habe; oder was ich mit meinen Augen sehen, mit meinen Ohren hören würde, wenn mir das Original von dieser Sache vor Augen oder zu Ohren käme. Die alten Kunst-Lehrer haben diese lebhafte Deutlichkeit eben darum ενέργειαν und Evidentiam genennet, und Quintilianus hat im dritten Cap. des achten B. davon gesagt: Consequemur autem ut manifesta sint, si fuerint similia: Atque hujus summæ virtutis facillima est via, NATURAM INTUEAMUR. Anderntheils beruhet auf dieser Ähnlichkeit der Copie mit dem Original die Wahrheit der Schildereyen und mahlerischen Vorstellungen, insofern dieselbe in der Kunst der Nachahmung Platz hat. Je grösser und offenbarer die Ähnlichkeit mit dem Urbild ist, desto mehr Licht und Wahrheit hat das Gemählde. Im Gegentheil wenn keine Ähnlichkeit in denen ausnehmenden Merckmahlen, dadurch eine Sache von andern ihres gleichen unterschieden ist, angetroffen wird, so ist die Schilderey falsch und lügenhaft, weil sie uns etwas gantz anderes vorstellet, als was sie uns hat vorstellen sollen oder vorgehabt hatte. Diesemnach kan das poetische Wahre, welches der Grundstein alles Ergetzens ist, dergestalt beschrieben werden; es sey eine deutliche Übereinstimmung des ähnlichen Gemähldes mit solchen Urbildern, die in dem Reiche der Natur anzutreffen, und also möglich sind.
Wenn nun besagter Massen die Kunst des Mahlers und des Poeten in der Nachahmung bestehet, so lieget darinn häßlichsten Mann heisset; aber wer kan das Gemählde desselben in folgenden Versen ohne Belustigung lesen: »Er schielete, er hunk an einem Fuß, die krummen Schultern warffen sich vorwerts auf die Brust. Der Kopf war oben zugespizt, und darauf stuhnd ein Krantz von etlichen wenigen Haaren.« Und wem gefällt nicht folgendes Gemählde von einem alten Weibe, in dem Neujahrs-Gedichte von 1722. in Brockes Ird. Vergn.
Aristoteles hat eben dieses, im vierten Cap. von der poetischen Kunst, als einen Beweiß-Grund angeführet: »Etliche Urbilder«; sagt er, »als abscheuliche Thiere, Todte, oder Sterbende, die wir in der Natur nicht anschauen dörften, oder die wir nicht ohne Widerwillen oder mit Schrecken anschauen würden, sehen wir mit Ergetzen im Gemählde, und je geschickter sie nachgeahmet sind, je mit grösserm Ergetzen betrachten wir sie.« Also werden uns die strengen Leidenschaften des Schreckens und des Mitleidens erträglich, ja angenehm, wenn sie durch eine geschickte Nachahmung in unsrer Brust hervorgebracht werden. Eine Art Todes, wie der Phedra war; eine junge Princessin, die in scheußlichen Gichtern den Athem ausbläßt, und sich selbst in ihren lezten Reden einer schwartzen Lasterthat anklaget, welches sie an sich selbst mit eingenommenem Gift gestraffet hat, wäre ein Begegniß, das jedermann fliehen würde. Etliche Tage würden erfodert, eh wir die leidigen Gedancken aus dem Sinne schlagen könnten, welche ein solcher Anblick uns unfehlbar in die Phantasie tief einprägen würde. Aber Racinens Tragödie von Phedra, die uns eine Nachahmung von diesem Begegniß vorstellet, beweget und rühret uns, ohne daß sie den Samen zu einer anhaltenden Traurigkeit in unsrer Brust ausstreue. Sie machet daß die Thränen uns aus den Augen rinnen, ohne daß sie uns in der That traurig mache. Die Betrübniß liget so zu sagen nur an dem Rande unsers Hertzens, und wir spühren wohl, daß unsere Thränen mit der Vorstellung der sinnreichen Erfindung, die daran Ursache ist, aufhören werden.
Und diese Überlegung tui sine parte pericli ist eben die Ursache, daß die künstlichen Vorstellungen von erschrecklichen und furchtbaren Dingen in der Nachahmung ergetzlich werden; welches Cicero in dem Schreiben an Luccejus, in welchem er diesen geschickten Historicus
Nachdem ich nun gezeiget habe, daß die Kunst des Poeten so wohl als des Mahlers in einer geschickten Nachahmung der Natur bestehet, und daß ihre vornehmste und erste Absicht ist, die Wahrheit den Gemüthern auf eine angenehm-ergetzende Weise beyzubringen, so hoffe [ich], mein Leser werde mir mit seiner Aufmercksamkeit nicht ungerne zu einigen absonderlichen Betrachtungen der Materie der poetischen Nachahmung nachfolgen, da ich zu untersuchen gedencke, was für Kraft und Nachdruck eine geschickte Wahl der Materie den Wercken der Poesie mittheilen könne. Nach Vollendung dessen wird mir obliegen, die Vortheile und Geheimnisse der poetischen Kunst, welche sie in der Ausführung ihres Vorhabens mit so erwünschtem Fortgang anwendet, zu erklären und an das Licht zu stellen.
Die Kunst muß ihre Urbilder, die sie durch eine geschickte Nachahmung sinnlich vorstellen will, in der Natur aufsuchen und bey ihr entlehnen, alldieweil das Unnatürliche uns nicht gefallen kan. Die Natur hat denen Künsten des Poeten und des Mahlers alle ihre Schätze, auch die verborgensten, vor den äusserlichen Sinnen
Die Kunst des Poeten und des Mahlers, suchet durch den unschuldigen Betrug der künstlichen Nachahmung eben diejenigen Eindrücke in dem Gemüthe der Menschen zu erwecken, welche es von den gegenwärtigen in der Natur vorkommenden Dingen selbst empfangen würde; die Kunst der Nachahmung thut mehrers nicht, als daß sie die abwesenden Gegenstände gleichsam herbey bringet und vor Augen stellet: Also muß die Kraft und Würckung der Vorstellung auf das Gemüthe unmittelbar von der Materie der Vorstellung herrühren. Nun hat das Ergezen, welches die Natur und hiemit auch die Nachahmung durch die Eindrücke ihrer Vorstellungen hervorbringen, einen doppelten Grund; angesehen diese Vorstellungen
Die Wahl aber der Materie wird noch näher bestimmet und eingeschräncket durch die verschiedenen Arten und Gattungen Gedichte. Diese sind so viele ungleiche Mittel und Wege, so die Kunst der poetischen Nachahmung erfunden hat, das erbauliche Ergezen, als ihre Haupt-Absicht zu erhalten. Unter denselben dienet das Epische Gedichte vornehmlich eine allgemeine moralische Wahrheit durch die geschickte Nachahmung einer grossen Handlung, die ihrer Wichtigkeit halber gantzen Nationen angelegen ist, nach ihren ausführlichen Umständen mit Ergetzen begreifflich zu machen; die Tragödie suchet durch die lebhafte Vorstellung eines harten und unvermutheten Schicksals, das vornehme Personen sich durch ihre Mißhandlungen zugezogen haben, bey den Zusehern Traurigkeit, Schrecken und Mitleiden zu erwecken, und sie auf ihre eigene Unglücks-Fälle vorzubereiten; die Comödie führet Leute von bürgerlichem Stand auf, sie durch die Nachahmung ihrer Fehler lächerlich zu machen;
Ich mercke vor allen Dingen an, daß in einigen Gattungen Gedichte der Poet selbst das Wort alleine führet, in andern aber fremden Personen übergiebt. In jenen Stüken, in welchen der Poet das Wort nimmt, herrschet die poetische Erzehlung und Beschreibung; da erweiset er seine mahlerische Kunst bald in der lebhaften Vorstellung der Wercke der Natur und der Kunst, bald in einer nachdrücklichen Erzehlung einer gantzen Reihe merckwürdiger Begebenheiten, bald in einer natürlichen Schilderey des verächtlichen und häßlichen Lasters in Absicht auf dessen unverständiges Betragen; bald in einer prächtigen Herausstreichung des erhabenen und bewährten Tugend-Ruhmes: Die hertzbrechenden und beweglichen Stücke beschreiben entweder den Schwung und den Gang der Gemüthes-Bewegungen, oder sie führen dieselben selbst auf den Schauplatz, wo sie sich in ihrer angebohrnen Sprache erklären, ja sie treiben dieselben zuweilen vermittelst der erhizten Einbildungs-Kraft auf einen solchen Grad der Verwirrung, daß es läßt, als wenn der Poet durch eine Begeisterung in die noch zukünftige Welt wäre entzüket worden, und die Dinge, die erst noch geschehen können, als gegenwärtig vor Augen sähe. Was die dramatischen Gedichte anbelanget, in welchen der Poet das Wort fremden Personen überläßt, herrschen in solchen die Handlungen, durch welche der Gemüthes-Zustand der Menschen deutlich characterisiert, und gleichsam sichtbar gemachet wird; diese Handlungen aber sind vornehmlich nach dem ungleichen Stand, Alter und Würde der Personen, welche aufgeführet werden, unterschieden, und eben daher rühret es, daß einige von diesen Gedichten in ihrer Ausführung weit prächtiger, andere aber gar natürlich und einfältig sind. Endlich fliessen in dem Epischen Gedichte alle andere Gattungen und Formen der besondern Gedichte gleichsam zusammen,
Nun ist der Schluß leicht zu machen, daß der Poet sich in der Wahl seiner Materie allezeit nach dem Unterschied dieser poetischen Formen richten müsse. »Die Tragischen Begegnissen«, sagt Dübos, »können nicht in einem Sinn-Gedichte erzehlet werden; dieses kan zum höchsten einen scheinbaren Umstand solcher Begegnisse ausnehmen, und in sein gehöriges Licht setzen, es kan uns ein Stückgen davon zur Verwunderung vorlegen, aber es kan uns damit nicht das Hertz treffen; die Comödie will keine grausamen Lasterthaten vornehmen; Thalia kan keine Verwünschungen thun, noch einer schwartzen Übelthat die gebührende Straffe anthun. Die Ecloga schiket sich nicht vor gewaltthätige und blutige Leidenschaften.«
Endlich wird die Freyheit des Poeten und des Mahlers in der Wahl der Urbilder durch die Gesetze der Ehrbarkeit und der Sitten in engere Schrancken gesetzet. Die Natur lehret uns durch ihr eigenes Beyspiel, daß nicht alles, was natürlich ist, den Sinnen durch die Nachahmung mit Ergetzen könne vorgestellet werden, gestalt sie den Gliedmassen des menschlichen Leibes eine ungleiche Ehre und Würdigkeit zugeleget, und einige derselben nach ihrer weisen Vorsicht von den Sinnen weggewendet und verstecket, damit sie denselben durch ihre natürlichen aber eckelhaften Verrichtungen nicht beschwerlich fallen, oder sie an ihrem Ergetzen stören mögten. Da der Poet nun auch in seiner Wahl der Vorschrift und dem Exempel der Natur folgen muß, so wäre es ja thörigt gehandelt,die Füsse decken, Judic. III. 24. 1. Sam. XXIV. 4. womit sie zugleich die Sorgfalt gar genau anzeigen, die bey dergleichen Geschäften muß beobachtet werden.
Nihil est, quin male narrando possit depravarier.
La Motte übersezt diese Stelle mit Worten, die zwar die Haupt-Ideen von Homers Ausdrücken in sich enthalten, aber über dem noch einige zugesezte Begriffe, die gantz eckelhaft sind, mit sich führen. Hingegen haben die Wörter, die Homerus gebraucht hat, nichts von diesen Neben-Ideen, sie bringen nur den Haupt-Begriff von der Vergiessung des Weins hervor, ohne den Eckel, den das Wort, speyen, noch daneben anzeiget. Der alte Poet drücket sich ungefehr also aus: »Du hattest dich auch so sehr an mich gewöhnet, daß es schien, du könntest ohne mich nicht leben. Du wolltest ohne mich bey niemand strudeln einer Quelle, und singultus bibentium. Auch ist hier die Rede von der ersten Kindheit des Achilles, und da ärgert man sich an kleinen Kindern nicht, wenn sie sich etwa bey allzu begierigem Trincken übergiessen. Alleine wenn ich dem französischen Tadler ein Genügen thun will, muß ich nicht alleine zeigen, daß dieses Bild natürlich und um etwas erträglich sey, sondern ich muß auch die Wahl desselben vertheidigen, weil er gläubet, die Weglassung dieses Bildes würde dem Nachdruck der Rede gewaltig aufgeholffen haben. Phenix will den zornigen Achilles auf gelindere Gedancken bringen, er erinnert ihn darum der zärtlichen und unermüdeten Sorge, die er in dessen ersten Jahren vor seine Auferziehung getragen. Sollte diese Vorstellung ihre Würckung thun, so mußte er zeigen, daß es nicht eine gemeine Vorsorge gewesen, sondern daß sie mit vieler Verdrüßlichkeit und grosser Müh vergesellschaftet gewesen. Diese beyden Stücke nun hat die Einführung des erwähnten Bildes in das gehörige Licht gesetzet, und Phenix giebt an dem Schlusse seiner Erzehlung deutlich genug zu verstehen, daß dieses seine Absicht gewesen, v. 488.
ὣς ἐτὶ σοὶ μάλα πόλλ᾽ ἔπαϑον, καὶ πόλλ᾽ ἐμόγησα.
Cynische genennet worden. Und ich werde nicht irren, wenn ich unter diese Cynische Secte alle diejenigen Poeten zehle, welche die edle Dicht-Kunst nöthigen,
Noch muß ich zu ihrer mehreren Beschämung gedencken, daß die verständigen Kunst-Lehrer unter den Heiden
Hie συνουσίαν indicavit, cum posuit quæ ante rem & congressionem solent fieri, virgineam solvit zonam: & quia addidit, quæ post consuetudinem fiunt: Hæc vero gravida facta peperit, quem peperisse decebat.
Horatius hat schon angemercket, daß die Gelehrten gantz ungleiche Meinungen von der wahren Absicht der Poesie hegen, indem einige das Ergetzen, andere das Nützliche, noch andere beydes zugleich vor den Hauptzweck der Poesie angegeben haben:
Alleine dieser Streit läßt sich leicht beylegen, wenn man einmahl bedencket, daß die Poesie, insoweit sie eine Kunst ist, die in der Nachahmung bestehet, nothwendig ergetzen muß, und dann ferner, daß alle Künste und Wissenschaften
Omne tulit punctum qui miscuit utile dulci.
Folglich muß ein Poet, der das höchste Lob erlangen will, sich einig darauf befleissen, daß er zwar hauptsächlich ergetze, aber zugleich auch dadurch Nutzen schaffe. Die Poesie ist zu allen Zeiten von vernünftigen Kennern vor eine Lehrerin der Weißheit und Tugend und vor eine Fördererin der menschlichen Glückseligkeit angesehen worden, sie dienete gleich in ihrem ersten Gebrauche nach Aristoteles Bericht in dem vierten Cap. seiner poetischen Kunst theils zur Verherrlichung der Götter, theils zur Beschämung der Lasterhaften; und die Fabel, die ein wesentliches Theil von der Dicht-Kunst ausmachet, hat jederzeit der Sitten- und der Staats-Lehre nützliche Dienste gethan, indem sie die Unterrichte dieser Wissenschaften mittelst ihrer Kunst auf eine angenehme Weise in die Gemüther der Menschen eingespielet hat. Die Geschichte des Menenius Agrippa kan uns ohne mehrers davon überzeugen. Dieser kluge Römer hat durch die geschickte Fabel von der Empörung der Glieder wider den Magen die Aufruhr der Bürgerschaft von Rom gestillet. Also war die Poesie in ihrem Ursprung und rechten Gebrauche zur Verehrung Gottes, zur Besserung des Nebenmenschen, und zu einer unschuldigen Aufmunterung und Belustigung des Gemüthes gewiedmet: Aber so bald diese edle Gabe des Himmels durch den schädlichen
Ich muß hier wiederholen, was ich in dem vorhergehnden Abschnitte über die Wahl der Materie angemercket
Das ist es, was Longinus in der fünf und dreyssigsten Abtheilung vom Erhabenen mit diesen Worten will zu verstehen geben: εὐπόριστον μὲν ἀνϑρώποις τὸ χρειῶδες ἢ καὶ ἀναγκαῖον, ϑαυμαστὸν δ᾽ ὅμως ἀεὶ τὸ παράδοξον; »Was die Menschen zu ihrem nothwendigen und täglichen Gebrauche vonnöthen haben, das hat gemeiniglich nichts erhabenes an sich, angesehen es nichts seltenes, sondern leicht zu bekommen ist: Hingegen ist das Ausserordentliche allezeit verwundersam.« Die Erfahrung hat diese Wahrheit genugsam bestätigt; das blosse Anschauen einer blühenden Aloe, eines Crocodils, eines Elephanten, kan uns mit einer angenehmen Bewunderung überraschen; die Erzehlungen von den Geschichten, Gebräuchen und Gewohnheiten der ältesten Völcker, die auf Erden gewohnet haben, bringet uns ein besonderes Vergnügen, und unsere Neugierigkeit versiehet
Wenn ich demnach sage, daß das Neue und Ungemeine die einzige Quelle des Ergezens sey, welches die Poesie hervorbringet, so begreiffe ich unter diesem Titel des Neuen alles dasjenige, was nicht durch den täglichen Gebrauch und Umgang bekannt und gewohnt, und daher auch in dem Wahne der Menschen gering und verächtlich worden ist; hiemit alles, was selten gefunden wird, was der Zeit oder des Orts halber von unserer Einsicht allzuweit entfernet ist, was mit unsern Begriffen, Sitten und Gewohnheiten nicht übereinstimmet, und eben durch seinen fremden Aufzug die Sinnen kräftig einnimmt, und eine aufmercksame und angenehme Bewunderung in uns verursachet. Da wir nun alles, was uns gefällig ist und uns belustiget, schön zu nennen pflegen, uns aber nichts gefällig seyn, noch uns belustigen kan, als was auf die Wahrheit gegründet und dabey neu ist, so sehen wir zugleich, worinnen das poetische Schöne bestehet, nemlich, es ist ein hell leuchtender Strahl des Wahren, welcher mit solcher Kraft auf die Sinnen und das Gemüthe eindringet, daß wir uns nicht erwehren können, so schwer die Achtlosigkeit auf uns lieget, denselbigen zu fühlen; es ist unsere angebohrne vorwitzige Begierde nach Wissenschaft, mit einem Abscheu gegen alle Unwissenheit vergesellschaftet. Wie nun eine jede Begierde ein angenehmes Vergnügen hinterläßt, wenn sie des vermeinten Gutes, wornach sie sich sehnet, theilhaftig wird, also wird auch unser Verlangen nach Wissen niemals ohne Ergetzen gespeiset. Je neuer demnach, je unbekannter, je unerwarteter eine Vorstellung ist, desto grösser muß auch das Ergetzen seyn. Nun aber kan nichts neueres seyn, als das Wunderbare, das uns durch das blosse Ansehen entzücket
Was jezo die Wahl und Erfindung neuer Sachen und Wahrheiten angehet, die uns durch den blossen Vortheil ihrer Neuheit einnehmen und gefallen können, so muß man sich nicht einbilden, daß diese Quelle des Schönen und Neuen zu unsern Zeiten gäntzlich verseuget oder sonst erschöpfet sey; viel weniger muß man sich bereden lassen, daß der nach neuem begierige und erpichte Fleiß des Menschen in der Zeit von etlichen Jahrtausenden schon alles erdacht und erfunden habe, was sich hat sagen lassen, so daß nichts mehr zurücke, und uns nichts als der Ruhm geschickter Übersetzer übrig geblieben, wie jener in Terentzen Comödie geglaubt, der gesagt hat:
Nihil dictum est, quod non dictum sit prius.
Denn die Natur ist in ihrem Vermögen unerschöpflich und in dem Fleiß ihrer Arbeit gantz unermüdet, das Reich der Natur ist so geraum und weitläuftig, hingegen sind die menschlichen Sinnen so blöde und eingeschränckt, daß auch die allergröste Fertigkeit des menschlichen Geistes viel zu schwach ist, den Reichthum der Natur in ihrem unbegräntzten Umfange nur mit den
Und was Phäder von den Esopischen Fabeln gesagt hat, können wir mit eben so viel Recht von der Materie aller anderer Gattungen Gedichte sagen:
Wer solches in Ansehung der Tragödie und der Comödie ausgeführet lesen will, der sehe Dübos critische Betrachtungen über die Poesie und die Mahlerey nach, in dem sieben und zwanzigsten Abschnitte des ersten Th. Ich habe mir zuweilen in Gedancken vorgestellet, was vor unbeschreibliche Vortheile ein heutiger Lucretius nur mittelst der rohen Materie seines Gedichtes durch die blosse Neuheit und Seltzamkeit seiner Vorstellungen dem römischen Poeten abgewinnen könnte, und die Versuche, welche die deutschen Poeten einige Jahre daher, durch das Exempel des geschickten Hrn. Brockes
Diese allgemeine Betrachtung des poetischen Schönen, Neuen und Wundersamen, welches dem Wahren alle Kraft und Stärcke, auf das menschliche Gemüthe einzudringen, mittheilet, muß ich nun mit einigen absonderlichen Anmerckungen begleiten, damit ich meine Gedancken in ein klares Licht setze, und gegen allen Widerspruch verwahre. Ich erkläre mich demnach zum ersten, daß ich diese entzückende Anmuth und verwundersame Kraft der Neuheit allerley Dingen ohne Unterschied ihrer Grösse oder Kleinigkeit beylege. Es scheinet zwar, daß alleine das Hohe und Grosse verwundernswürdig sey, und es hat das Ansehen, als wenn Longinus in der fünf und dreyssigsten Abtheilung vom Erhabenen dem Kleinen das Vermögen, eine angenehme Verwunderung in der Brust zu erwecken, abschlagen wolle, indem er sagt: »Das Hohe und Schöne behält in allem die Oberhand; deßwegen bewundern wir, gleichsam aus einem natürlichen Triebe, niemahls kleine Bäche, sie mögen auch noch so klar und nützlich seyn; wohl aber den Nil, die Donau, den Rhein, und um so viel mehr den grossen Ocean: So wird auch ein Feuer, das wir selbst angesteckt, ob es gleich beständig helle leuchtet, nicht so sehr von uns bewundert, als jene grossen Lichter am Himmel, ob sie gleich zuweilen verdunckelt werden: Wie wir dann nicht weniger die Öfnung des Berges Ätna bewundern,
Aristoteles gehet noch weiter, und verneinet in dem vierten B. seiner Sittenlehre ausdrücklich, daß das Kleine könne schön genennet werden: »Die Großmuth«, sagt er, »bestehet in der Grösse der Seelen, eben wie die Schönheit in einer gemessenen Grösse des Leibes. Junge Leute können, wenn sie klein sind, wohl artig und wohlgemacht, aber nicht schön genannt werden.« Und in seiner Poetick will er weder dem allzu grossen noch dem allzu kleinen den Nahmen des Schönen zugestehen. »Nichts allzu kleines kan schön seyn«, sagt er im siebenden Cap. § 5. »weil das Gesicht sich in einer Sache verliehret, von der man einen schier unvermerckten Blick einnimmt. Auch nichts allzu grosses kan schön seyn, weil man es nicht auf einmahl übersiehet, und indem man seine Theile nach und nach, einen nach dem andern, siehet, den Begriff von dem Gantzen verfehlet, wie wenn man ein Thier zehntausend Stadia groß übersähe.« Aus diesem könnte nun jemand den Schluß ziehen wollen, daß hiemit auch in der Poesie das Schöne und Verwundersame weder bey allzu grossen, noch bey allzu kleinen
Eine andere Anmerckung, die sich auf die Natur dessen gründet, was wir neu und verwundernswürdig zu nennen pflegen, bestehet darinn, daß einigen etwas in der Natur als fremd, seltzam, neu und wunderbar vorkommen kan, was andern gantz bekannt und etwas gewöhnliches ist, daher es denn auch bey diesen seine angenehme Kraft zu bewegen verliehret. Diese verwundersame Neuheit in den Vorstellungen lieget demnach eigentlich nicht in denen Sachen, die uns vorgestellet werden, sondern in den Begriffen dessen, der von einer Vorstellung nach seiner Empfindung urtheilet; und das ungleiche Urtheil, welches von dem Neuen gefället wird, rühret theils von der ungleichen Gelegenheit her, die dem Menschen in dieser Welt vergönnet ist, sich nach dem zufälligen Stande seines mit Werckzeugen der Sinnen begabten Cörpers, mit gewissen Gegenständen mehr, mit andern weniger bekannt zu machen; theils entstehet es von der ungleichen Fähigkeit und dem daher rührenden verschiedenen Maasse der Erkänntniß; welches Ursache ist, daß noch unerfahrne Kinder alle Sachen ohne Unterschied mit einer dummen Bewunderung angaffen, weil ihnen alles fremd, neu und seltzam vorkommen muß. Niemand wird sich vornehmen, erwachsene Männer, die Witz und Erfahrung haben, mit dergleichen Erzehlungen und Mährgen, an welchen er die Kinder sich belustigen siehet, erfreuen zu wollen. In die Classe der Kinder gehöret aller Pöbel des menschlichen Geschlechtes, der sich um die Erkänntniß der Wahrheit nicht bekümmert, und in derselben ein Kind ist.
Denique non omnes eadem mirantur amantque.
Was nun insbesondere die nach Zeit und Ort so verschiedenen Gewohnheiten, Sitten, Gebräuche, und Meinungen gantzer Völcker anbelanget, so muß man freylich
Wer meine gegebene Erklärung von dem Neuen, als der Urquelle aller poetischen Schönheit, vor Augen hat, wird leicht gedencken können, daß auch dieses Neue seine verschiedenen Grade und Staffeln haben müsse, je nachdem es mehr oder weniger von unsren Sitten abgehet, und sich entfernet. Nach dem Grade dieser Entfernung wächßt und verstärcket sich die Verwunderung, die durch das Gefühl dieser Neuheit in uns entstehet; wenn denn die Entfernung so weit fortgehet, biß eine Vorstellung unsern gewöhnlichen Begriffen, die wir von dem ordentlichen Laufe der Dinge haben, entgegen zu
Demnach ist das Wunderbare in der Poesie die äusserste Staffel des Neuen, da die Entfernung von dem Wahren und Möglichen sich in einen Widerspruch zu verwandeln scheinet. Das Neue gehet zwar von dem gewöhnlichen Laufe und der Ordnung der Dinge auch ab, doch entfernet es sich niemahls über die Gräntzen des Wahrscheinlichen, es mag uns in Vergleichung mit unsern Gewohnheiten und Meinungen noch so fremd und seltzam vorkommen, so behält es doch immer den Schein des Wahren und Möglichen. Hingegen leget das Wunderbare den Schein der Wahrheit und Möglichkeit ab, und nimmt einen unbetrüglichen Schein des Falschen und Widersprechenden an sich; es verkleidet die Wahrheit in eine gantz fremde aber durchsichtige Maßke, sie den achtlosen Menschen desto beliebter und angenehmer zu machen. In dem Neuen herrschet dem Scheine nach das Wahre über das Falsche; in dem Wunderbaren hat hingegen der Schein des Falschen die Oberhand über das Wahre.
Ich begreiffe demnach unter dem Nahmen des Wunderbaren alles, was von einem andern widerwärtigen Bildniß oder vor wahr angenommenen Satze ausgeschlossen wird; was uns, dem ersten Anscheine nach, unsren gewöhnlichen Begriffen von dem Wesen der Dinge, von
Weil nun in dieser Verbindung des Wunderbaren mit dem Wahrscheinlichen die vornehmste Schönheit und Kraft der Poesie bestehet, so würde ich auf halbem Wege stehen bleiben, wenn ich nicht jetzo die Natur des poetischen Wahrscheinlichen erklärete, nachdem ich die Natur
Ich verstehe durch das Wahrscheinliche in der Poesie alles, was nicht von einem andern widerwärtigen Begriff, oder für wahr angenommenen Satze ausgeschlossen wird, was nach unsren Begriffen eingerichtet zu seyn, mit unsrer Erkenntniß und dem Wesen der Dinge und dem Laufe der Natur übereinzukommen, scheinet; hiemit alles, was in gewissen Umständen und unter gewissen Bedingungen nach dem Urtheil der Verständigen möglich ist, und keinen Widerspruch in sich hat. Dieses Wahrscheinliche gründet sich demnach auf eine Vergleichung mit unsren Meinungen, Erfahrungen, und angenommenen Sätzen, nach welchen wir unsren Beyfall einzurichten, und die Glaubwürdigkeit einer Vorstellung zu beurtheilen pflegen, und es bestehet in einer Übereinstimmung mit denselben. Hiemit ist es nicht dem lediglich Unmöglichen, wie das Wahre, sondern dem Wunderbaren, welches nur einen Schein der Falschheit hat, entgegen gesetzet. Ich habe an einem andern Orte angemercket, daß in dem weitläuftigsten Verstande alles kan wahrscheinlich genennt werden, was durch die unendliche Kraft des Schöpfers der Natur möglich ist, hiemit alles, was mit denen ersten und allgemeinen Grundsätzen, auf welchen alle Erkenntniß der Wahrheit beruhet, in keinem Widerspruch stehet. Das Unmögliche und sich selbst Widersprechende hat auch in der Macht des Schöpfers keinen Grund der Wahrheit, und der menschliche Verstand kan solches keinesweges begreiffen. Also ist unmöglich, daß etwas zugleich seyn und nicht seyn, so und anderst seyn könne; daß etwas ohne einen zureichenden Grund seiner Würcklichkeit seyn könne; daß ein Theil so groß sey, als sein Gantzes; daß zwo grade Zahlen mit einander verbunden eine ungrade Zahl ausmachen, und so fort. Was mit diesen und andern dergleichen
Es sind auch die Urtheile der Menschen von dem Wunderbaren und Wahrscheinlichen sehr ungleich und unterschiedlich: Alles dasjenige, was für die Gelehrten wahrscheinlich ist, ist es gleichermaassen für das gemeine Volck, aber nicht alles das, was für die Unwissenden wahrscheinlich ist, ist es auch allemahl für die belesenen Leute. Die Verwunderung und die Leichtgläubigkeit sind Töchter der Unwissenheit. Daher ließt der rohe und unwissende Pöbel gemeiniglich die abentheurlichsten Erzehlungen von Hexen, Zauberern, weisen Frauen, Gespenstern, und die Romanen von den irrenden Rittern, mit dem grösten Ergetzen, welches nicht geschehen könnte, wenn dieselben ihm ungläublich und unwahrscheinlich vorkämen; wo man die Kräfte der Natur nicht kennet, und nicht fähig ist, die weise Verknüpfung der Umstände unter einander, und mit den Absichten einzusehen, da ist man nicht geschickt, das Unwahrscheinliche zu entdecken: Hingegen je genauer einer die Gesetze und Kräfte der Natur und das Wesen der Dinge kennet, desto besser wird es ihm gelingen, das Wahrscheinliche genau und richtig zu bestimmen, und desto mehr Fertigkeit wird er in Unterscheidung des Abentheurlichen von dem Wunderbaren zeigen. Von dieser besondern Art der poetischen Vorstellungen, in welchen das Wunderbare mit dem Wahrscheinlichen künstlich verbunden ist, entstehet die bezaubernde Kraft der Dicht-Kunst. Die Zauberer
Nach dieser allgemeinen Abhandlung von dem poetischen Wunderbaren und dessen künstlicher Verbindung mit dem Wahrscheinlichen will ich diese Materie noch nicht aufgeben, sondern jezo bedacht seyn, die Minen oder Quellen des Wunderbaren aufzusuchen, und meine Sätze mit Exempeln zu erklären. Die erste und vornehmste Quelle desselben, die von dem Wahrscheinlichen am weitesten entfernet ist, findet sich bey derjenigen Art der Erdichtung, da der Poet die Natur nicht bloß in dem, was würcklich ist, und nach den eingeführten Gesetzen in einer andern Einrichtung der Welt möglich wäre, nachahmet,
Was nun erstlich die erste von diesen bey den anlanget, da allegorische Personen aufgeführet werden, als die Tugenden, die Arten des Lasters, die Welt-Theile, Königreiche, Städte, Flüsse, die Leidenschaften, die Künste, die Winde, die Jahrszeiten, und so fort, so müssen wir in Ansehung dieser Personen uns erinnern, daß die meisten von denselben viele Jahrhundert alt sind; sie haben ihren Stand seit vielen Jahren hergebracht, sie haben sich auf so vielen Schauplätzen gezeiget, daß auch ein Halbgelehrter sie gleich an ihren Wappen erkennet; sie haben so zu sagen bey den Menschen das Bürgerrecht erhalten. Also stehen sie in einem Rechten mit den heidnischen Gottheiten, Mars, Pallas, Apollo, Venus, Flora, Ceres und andern, welche zwar in dem Heidenthum, wo der gemeine Mann in dem Wahne stuhnd, daß es würckliche Wesen wären, historische Personen waren, aber in den Gedichten unserer christlichen Dichter nicht anderst als allegorische Personen können eingeführet werden, ausgenommen wenn sie die Materie ihrer Erzehlung, ihre Scenen und Platzhalter aus den Zeiten des Heidenthums hergenommen haben. Und so kan man sagen, daß
Was jezo den Gebrauch dieser Personen anbelanget, so ist derselbe zweyfach. Entweder führet der Poet in einem Gedichte lauter dergleichen allegorische Personen ein, oder er verbindet sie mit denen historischen Personen seines Gedichtes. Derer allegorischen Gedichte halber, in welchen lauter erdichtete Personen vorkommen, ist zu bemercken, daß eine allegorische Handlung keine anständige Materie für ein weitläuftiges oder dramatisches Gedichte sey; sie hat alleine in einem kurtzen Gedichte Platz, wo der Poet in seinem Nahmen redet, und also das Geheimniß seiner allegorischen Vorstellung selbst erklären, und die Arbeit des Lesers erleichtern kan. Ich will zu einem Exempel das Gedicht des Hrn. Hofr. Königs anführen, das den Titel führt: Der befriedigte Elbe-Strohm durch die abermahlige glückliche Geburt eines Chur-Sächsischen Printzen.
Der Poete hatte sich in den Gedancken die allgemeine Trauer vorgestellet, die das Land von Sachsen über den frühzeitigen Verlust des verstorbenen Chur-Printzen empfunden hatte, jezo aber sein Leid durch die Geburt dieses zweyten Printzen versüsset, und seine Hoffnung mit allgemeiner Freude auf ein neues belebet sah. Diese gemeine und bekannte Wahrheit recht wunderbar vorzutragen, besann sich der Poet dieselbe in eine allegorische Handlung einzukleiden. Er machete die Elbe, die Schickung, und die Natur zu Personen. Er führete die erste als den Elbe-Gott ein, wie er seine Trauer über das frühzeitige Ableben des erstgebohrnen Chur-Printzen, der sein Alter nicht gar auf zehn Wochen gebracht hatte, in einem Klage-Liede ausläßt. Die Schickung hörte ihn klagen, ward zum Mitleiden bewogen, und verhieß ihm ehender
Das fremde Bild der Raute ist für eine grosse Betrübniß allzu gesucht, und diese verblümte Redens-Art stehet der Absicht des Poeten mehr im Wege, als daß sie dieselbe befördern könnte, angesehen ein Rauten-Reiß, das zehn Wochen blühet, in eigentlichem Sinne genommen wider die Wahrheit läuft, und nichts beklagenswürdiges ist. Hernach ist die Thränen-Flut, welche Dreßden der Elbe zugesandt hat, ein poetischer Aufschnitt, der alle Wahrscheinlichkeit übersteiget. Es ist ein Fehler von einer andern Natur, wenn er von dem Elbe-Gott, der jezo die
Zu reimen, ist für einen Gott eine allzu niedrige Arbeit; es ist etwas mechanisches, dazu keine Entzückung erfordert wird. Und gesezt daß der Ausdruck des Poeten schlechter ist, und weniger sagt, als er ihm in die Gedancken legen wollen, so findet sich dennoch ein Widerspruch darinnen, weil er in dem Eingange dieses Gedichtes eine Elegie einfliessen lassen, die der Elbe-Gott im Jahr zuvor soll geredet haben, welche ebenfalls in Reimen verfasset ist. Der Poet hätte besser gethan, wenn er den Leser auf dem Wahne gelassen hätte, daß der Zierrath der Reimen den Gedancken des Elbe-Gottes von dem Poeten gelehnet worden.
Was jezt zweytens die Einmischung allegorischer Personen in einem Gedichte von lauter historischen Personen anbetrifft, so braucht es da mehrere Behutsamkeit, alldieweil wir diese erdichteten Personen nicht anderst ansehen können, als Hirn-Gespenster und zur Lust ersonnene Bilder, die von einer gantz andern und höhern Natur seyn würden, als die Menschen sind; also daß es wider alle Wahrscheinlichkeit lieffe, daß dieselben mit denen historischen Personen gleichen Antheil an einer Handlung haben sollten. Man hat daher die Regel vorgeschrieben, daß die allegorischen Personen keine Haupt-Personen seyn, oder eine Haupt-Rolle in der Handlung auf sich haben sollten, sondern darinn nur Platz bekommen können, entweder als zufällige Eigenschaften der vornehmsten Personen, oder um der Ausdrückung willen, da man mittelst der Erdichtung auf eine edlere Weise saget, was sonst, so es einfältig gegeben würde, platt herauskommen A1
angezeiget werden.
Virgil hat sich schon mehrere Freyheit herausgenommen, wenn er im vierten B. der Eneis das Gerüchte als eine Person aufführet, und fast zwanzig Verse damit anfüllet, auch sie dem Leser unter einer ungeheuren und abentheurlichen Gestalt vor das Gesicht stellet.
Wodurch er zwar das Wunderbare erhöhet, aber das Wahrscheinliche darunter schier erstecket. Da auch diese Person nach seiner eigenen Erinnerung
Tam ficti pravique tenax quam nuntia veri,
so hat Macrobius guten Grund gehabt, im vierzehnten Cap. des fünften B. anzumerken: Quod Homerus de Contentione hoc idem Maro de Fama dixit, sed incongrue. Neque enim æqua sunt argumenta contentionis & famæ: Quia contentio, etsi usque ad mutuas vastationes ac bella processerit, adhuc contentio est, & manet ipsa quæ crevit: Fama vero cum in immensum prodit, fama esse jam desinit, & fit notio rei jam cognitæ. Quis enim jam famam vocet, cum res aliqua a terra in coelum nota sit? Deinde nec ipsam hyperbolen potuit æquare. Ille coelum dixit; hic auras & nubila. Hæc autem ratio fuit non æquandi omnia, quæ ab autore transscripsit, quod in omni operis sui parte alicujus Homerici loci imitationem volebat inserere: nec tamen humanis viribus illam divinitatem ubique poterat æquare. Wenn denn die Phantasie des Lesers mit diesen grossen Ideen angefüllet auf die folgenden Verse kömmt:
So werden diese hohen Begriffe auf einmahl zernichtet. Sonst ist auch Virgil mit dergleichen allegorischen Personen so sparsam als Homerus selbst; hingegen hat Lucanus dieselben ohne Maaß und Ende angebracht. Ich erinnere mich auch hier, daß unter den deutschen Poeten der Hr. Hofrath König in seinem Gesange von dem Lager bey Radewitz, die Einholung betitelt, die Zweytracht
Sie ward zwar nicht geseh'n, doch überall verspürt.
Alleine damit entfernet er sie noch mehr von der Wahrscheinlichkeit: Und wenn sie unsichtbar waren, wozu dienet denn die weitläuftige Beschreibung ihrer Gestalt, Kleidung, ihres Aufputzes? Zu diesem allem kömmt noch, daß in der Materie des gantzen Gedichtes nichts zu finden ist, was euch eine so gewaltthätige Entführung euer selbst sollte vermuthen lassen.
Diese allegorische Wesen haben den Grund ihrer Wahrscheinlichkeit zum Theil in den Metaphoren und andern verblühmten Redens-Arten, welche in der Poesie allen leblosen Dingen die Empfindung, die Rede und die Gedancken mittheilen; und die meisten allegorischen Beschreibungen sind nichts anders, als eine Sammlung und Verbindung solcher verblühmten Redens-Arten, die einzeln und zerstreuet gantz gewöhnlich sind, und niemanden mißfallen; und darinnen lieget auch der Grund, warum eine allegorische Beschreibung nicht zu weitläuftig, und ihre Bedeutung offenbar seyn muß. Zum Theil aber beruhet diese Wahrscheinlichkeit darauf, daß der Wahn der Menschen geneigt und gewohnt ist, sich alles
Was endlich diejenigen Wesen anlanget, die der Poet zu einer höhern Würde und in den Rang vornehmer Geschöpfe erhebet, wenn er zum Exempel den leblosen Dingen die Empfindung, und den Thieren die Gedancken und die Rede mittheilet, so ist dieser Personen halber anzumercken, daß sie nicht tüchtig sind, eine Rolle in einer poetischen Handlung zu spielen, ausgenommen, wenn es eine Handlung in einem Apologo ist. Worauf die Wahrscheinlichkeit derselben sich gründe, ihren Ursprung und ihre gantze Natur, will ich hiernächst in einem eigenen Abschnitte untersuchen, weil es eine Arbeit von tiefen Betrachtungen ist, die eine weitläuftige Abhandlung erfodern.
Wenn wir denn ferner aus der Welt dieser phantastischen Wesen, die alleine in dem Gehirne der Poeten erzeuget, und von dem Wahne der Menschen ernehret werden, in die unsichtbare Welt der Geister hinüber gehen, so eröfnet sich uns eine neue Quelle des Wunderbaren. Denn da die Götter und Geister in allen Religionen vor Wesen von einer andern und höhern Natur, als die menschliche ist, angesehen und geglaubet worden, da sie an sich uncörperlich
Die Poesie ist eine Nachahmung der Natur: Nun muß man bey einer jeden Nachahmung zwo Sachen absonderlich in Betrachtung ziehen, eine ist dasjenige, so nachgeahmet wird, die andere, wie und auf was vor eine Weise es nachgeahmet wird; jenes ist die Materie, dieses die Weise und Kunst der Nachahmung. In beyden, so wohl in der Materie der poetischen Nachahmung, als in der Kunst derselben muß das verwundersame Neue herrschen, als welches die einzige Quelle des poetischen Schönen ist. Ist die Materie, die der Poet erwehlet hat, mit einer eigenthümlichen verwundersamen Neuheit begabet, so wird sie das Gemüthe durch ihre eigene Kraft, auch ohne die Hülfe der Kunst, einnehmen und entzücken, wenn sie in ähnlichen Bildern und übereintreffenden Ausdrücken nur einfältig vorgestellet wird. Weil aber der Poet nicht immer neue und ungemeine Dinge findet, oder vorzustellen Gelegenheit hat; so muß er auch wissen, gemeinen und bekannten Wahrheiten durch die Kunst der Nachahmung ein neues Ansehen mitzutheilen, und sie in ihrem vortheilhaftesten Licht vorzustellen. Er muß hierinnfalls den Frauenspersonen folgen, die entweder durch die angebohrne oder durch eine angenommene Schönheit den Männern zu gefallen suchen. Also kömmt eine mittelmässige, ja eine geringe Schönheit dem Mangel derselben durch den prächtigen Zusatz eines entlehnten Schmuckes verständig zu Hülfe, und macht sich durch die Kunst angenehm, mit welcher sie die Fehler der Natur auf eine geschickte Weise verbirgt, und den angenommenen
Wiewohl aber unwidersprechlich der Verdienst eines Poeten vornehmlich in der geschickten Wahl und Erfindung solcher Materien besteht, welche vor sich selbst gantz neu, fremd und wunderbar sind, und ohne die Hülfe der Kunst durch ihre eigene Kraft die Gemüther
Nachdem ich denn in unterschiedenen Abschnitten von der Materie der Nachahmung, ihrer Erfindung und Wahl, ausführlich gehandelt, und absonderlich gezeiget habe, welches die Fontes inventionis oder die Mienen des poetischen Schönen seyn, und wie diesen Nahmen nichts verdienet, was sich nicht auf die Wahrheit gründet, was nicht die Aufmunterung zur Tugend und guten Sitten zum Zweck hat, was nicht das Auge der Seele durch den Glantz einer verwundersamen Neuheit auf eine angenehme Weise entzücket, und das Gemüthe mit einer
Ich verstehe durch bekannte und unachtbare Dinge solche Sachen in der materialischen, der historischen, und der moralischen Welt der Würcklichen Dinge, welche nicht bloß eine gewisse Wahrscheinlichkeit, sondern das Siegel und Zeugniß der Wahrheit selbst haben, und uns durch den täglichen Umgang und Gebrauch so bekannt und gewöhnlich worden, daß sie in ihrer nacketen Vorstellung
Was denn zum ersten das Wunderbare anlangt, so in einem Betruge der Sinnen bestehet, so ist aus der Erfahrung bekannt, daß uns öfters die äusserlichen Sinne eine Sache gantz anderst vorstellen, als der Verstand sie einsiehet; dieses äusserlichen Scheines der Falschheit weiß sich nun die poetische Kunst meisterlich zu bedienen, damit sie eine gar bekannte Wahrheit auf eine wunderbare und ergetzliche Weise vorstelle. Wenn die Poeten den Wechsel des Tages und der Nacht durch den Aufgang und den Untergang der Sonnen anzeigen wollen, so sagen sie:
Oceanum interea surgens aurora reliquit.
Virg. L. IV.
Tibull. L. II. Eleg. 5.
Nun scheinet es ja gantz wunderbar und in dem Verstande recht widersinnig, daß der feurige Cörper der Sonne sich alle Abende ins Meer versencken, und gleichwohl jeden Morgen heller und reiner aus demselben wieder hervorsteigen sollte. Diese Vorstellung verbindet unsren Begriffen nach zwey gantz widerwärtige und streitende Dinge, nemlich Glut und Flut. Nichtsdestoweniger gründet sich dieses nach dem ersten Anschein unglaubliche Phänomenon auf das Zeugniß der Sinne. Die Seefahrer, die jezo auf dem hohen Meer nichts anders vor sich sehen, als die unermeßliche See rund herum mit dem Himmel begräntzet, würden betheuren, daß die Sonne des Morgens aus dem Wasser aufsteiget, und des Abends an dem Ende gegenüber in das Meer sincket. Und weil nach des Herrn Brockes Worten
so bedienet sich der Poet dieser sinnlichen Vorstellung eine bekannte Sache und Wahrheit, nemlich die Entfernung von dem Gestade und die Veränderung des Ufers recht wunderbar vorzustellen:
Provehimur portu, terræque urbesque recedunt.
Also wenn Herr Brockes in der Betrachtung des Mond-Scheines in einer Frühlings-Nacht sagt, es habe sich gleich nach eingebrochener Nacht ein neuer Tag sehen lassen, so ist diese Vorstellung, die selbst die Nacht gleichsam in den Tag verwandelt, wunderbar. Auf denselben Grund und nach dem Scheine des Gesichtes sagen die Poeten von den Figuren eines Gemähldes, sie leben und reden, die Mahlerey und die Bildhauerey, schrieb einer, sind zwar stumm, und haben doch eine Sprache; und Plinius sagt von Apelles: Pinxit quæ pingi non possunt; und von Timanthes: In omnibus ejus operibus intelligitur plus semper quam pingitur; & cum ars summa sit, ingenium tamen ultra artem est. Wenn denn ein Poet ein vortreffliches Werck und Meisterstück dieser Künste beschreiben soll, so erzehlet er nicht bloß, wie die
beschreibet er damit, was keine Kunst einiges Mahlers erreichen, oder genugsam ausdrüken kan; aber was die Betrachtung dieser künstlichen Vorstellung auf Eneas Schilde dennoch nicht undeutlich zu verstehen giebt; und gleichwie Virgil in dieser Dichtung von Eneas Schild das homerische Schild des Achilles zum Muster genommen, also lieget in der eben angeführten Anmerckung der Grund zu der bündigen Vertheidigung dieses kunstvollen Schildes von göttlicher Arbeit wider die übereilten Criticken des gelehrten Scaligers, wie solche von dem
Auf diesen Grund sind viele hyperbolische Bilder erwachsen, welche auf einem Wahn der Sinne beruhen. Der Herr Brockes sagt in dem ersten Th. des Ird. Verg. von den Gipfeln der Berge, daß sie
Wo das Wunderbare zwar beybehalten, aber der Nachdruck des Wortes minantur, welches das erschreckliche Aussehen dieser ungeheuren Felsen kräftig bezeichnet, übel aus der Acht gelassen wird. Und aus diesem optischen Betrug ist die Fabel von dem Atlas entsprungen, welche Opitz in dem Lob des Krieges-Gottes v. 648. in dem schertzreichen Einfall angeführet hat:
Wie auch einige davor halten, ist die Fabel von den Centauren, einem Volck in Thessalien, aus einem solchen Betrug entstanden, weil diese Leute zuerst die Pferde gebändiget, und zum Reuten abgerichtet haben, da der unwissende Zuseher anfänglich nach dem ersten Anschein den Reuter und das Pferd vor ein Stücke genommen hat. Wenn Virgil im achten B. der Eneis von den Flotten Marc-Antons und Augusts in der Schlacht bey Actium gedencket:
So gründet sich dieser vorgegebene Wahn ebenfalls auf einen Betrug der Augen, indem unstreitig ist, daß die schwimmenden Inseln dem Auge in einem gewissen Gesichtes-Punct nicht anderst vorkommen, als eine Schiffs-Flotte; und hinwiederum wird einem Menschen, der eine Flotte zum ersten mahl siehet, solche ins Auge fallen, wie schwimmende Inseln. Ich könnte noch einen reichen Vorrath von dergleichen Beyspielen zusammentragen, wenn ich nicht die schon angeführten vor zulänglich hielte, diesen Kunstgriff der poetischen Mahler-Kunst deutlich zu erklären.
Ich gehe darum weiter fort, eine andere Quelle des Wunderbaren in der Kunst der Nachahmung zu entdecken, die aus einem angenehmen Betruge der Begierden oder Gemüthes-Neigungen entspringet. Von dieser hat schon Aristoteles in dem zweyten B. seiner Rede-Kunst angemercket, daß liebende und hassende, entrüstete und gesezte Menschen eine Sache nicht auf einerley Weise ansehen, sondern daß sie ihnen entweder gantz anderst, oder in einem andern Grade der Grösse vorkommt. Durch einen Affect in Verwirrung gesezte Gemüther hören den Verstand nicht, und sind zu ungedultig, sich der Leitung desselben zu unterwerffen; je heftiger die Leidenschaft ist, desto schwerer kan die Vernunft Gehör erlangen; die erhizte Phantasie ist von ihrem Gegenstande so sehr eingenommen, und damit so starck beschäftiget, daß sie auch der Vorstellung der Sinnen, die von aussen auf sie eindringet, nichts achtet; sie ist von dem Verstande und den Sinnen gantz abgezogen, und in sich selbst hinein gekehret, sie hänget ihren Träumen nach, und stellet sich die Gegenstände ihrer Betrachtung vor, nicht wie sie an sich selbst und in ihrer Natur beschaffen
Wenn Virgil im dritten B. der Eneis v. 564. seinen Helden einführet, wie er die Gefahr beschreibet, in welcher die Flotte bey der Charybdis geschwebet, so sagt er:
Diese hyperbolische Redens-Arten der Furcht, welche gleichsam mit der Gefahr anwachsen, erwecken bey dem Leser nicht alleine einen lebhaften Begriff von der Grösse der Gefahr, mit der die schiffenden umgeben waren, sondern entdecken uns zugleich, wie solche ihrer mit Furcht eingenommenen Phantasie vorgekommen sey. Opitz sagt im vierten B. der Poet. W. in dem Gedichte an Nüßlern von einem Sturm nach einem gleichen Betrug der Einbildung:
Und wenn Virgil im achten B. der Eneis v. 240 die Aufschliessung der ungeheuren Höle des Cacus beschreiben will, so sagt er erstlich von der Wegweltzung des Felsen-Stückes, womit der Eingang verschlossen war:
Hernach wenn er die erschreckliche Gestalt der nunmehr offen stehenden Höle, wie sie Leuten beym ersten Anblicke vorgekommen, beschreibet, so sagt er:
So wenn Opitz in dem Lob des Krieges-Gottes v. 749. demselben die Erfindung der Schiffahrt zuschreibet, sagt er:
Hier ist zwar die lezte Anmerckung, daß das Meer und der Tod gleich nahe bey den Eingeschiffeten stehn, nicht von der Phantasie, sondern durch den überlegenden Verstand erfunden worden, nichts destoweniger ist sie wunderbar, und dienet vortrefflich, die Einbildung durch die Vergrösserung der Gefahr in Furcht zu setzen, wie Homer in dem vierzehnten B. der Ilias v. 624. zu erkennen giebt: »Die Schiffenden zittern in ihren Hertzen vor Furcht, weil sie nur einen Schritt weit von dem Tode fahren.« Auch kan die aus Opitz angeführte Stelle die
Wo Meer und Tod von uns in gleicher Weite sind,
die Grösse der Gefahr, und hiemit die kühne Verwegenheit der Seefahrenden weit erschrecklicher und erstaunlicher machet, als alle die daselbst angebrachte kleinen Umstände und spitzfündige Gegensätze, welche mehr von dem spielenden Witz des Poeten, als einer von Furcht eingenommenen Phantasie und richtigen Urtheile Anzeige geben.
Gleichwie die Furcht das vergangene und das zukünftige Übel, also siehet hingegen die Traurigkeit das gegenwärtige immer vor grösser an, als es an sich selbst ist; diese beredet die Einbildung, daß allemahl das gegenwärtige Leid das schwerste und schmertzlichste sey, und daß beynahe die gantze Natur Theil daran nehme: Ein Gemüthe, das von Traurigkeit gantz eingenommen ist, sieht alles mit andern Augen an, es hat keine Empfindlichkeit für das Angenehme und Ergetzliche, auch der helleste Tag düncket ihm mit einer traurigen Finsterniß umnebelt zu seyn, daher auch die Vorstellungen dieser Leidenschaft sehr seltsam herauskommen. Opitz sagte unter anderm in seinem Trauergedichte des dritten B. der Poet. W. wo er die allgemeine Trauer über den tödtlichen Abschied Ertz-Herzog Carls von Österreich beschreibet:
Wie nun die Traurigkeit nichts anders ist, als die lezte Wuth der Liebe über den Verlust eines besessenen Gutes, so ist keine Leidenschaft unter allen fruchtbarer an Bildern, als die Liebe. Diese füllet die Einbildung gäntzlich mit dem geliebten Gegenstande an, und mahlet ihr dessen
In der achten und der neunten Elegie sieht er sie vor die Quelle aller Freude an, ohne welche ihm Rom, seine Freunde, seine Ältern, ja das Leben selbst verhaßt seyn könnte:
Und gleich darauf beschreibet er uns seinen Gemüthes-Zustand überaus nachdrücklich, und mit solchen Zügen,
Eben dieser ruhmwürdige Poet soll uns auch einige Exempel von dem wunderbaren Betrug seiner von Liebe entzündeten Phantasie lehnen. In dem ersten B. der Poet. W. sagt er über die Zurückkunft der Herzogin von Braunschweig:
Und wie seltsam, ja närrisch lauten nicht die Wünsche in dem Gedicht an die Jungfrauen in Deutsch land, welches Opitz aus Daniel Heinsius Holländischem übersetzet hat:
Bey dieser Stelle muß ich die Anmerckung hinzuthun, daß die Leidenschaft der Liebe sich von der Art der Traurigkeit unter anderm darinnen unterscheidet, daß sie sich an seltsamen Einfällen des Witzes belustigen kan. Wenn ein verliebter Mensch Geist besitzet, so suchet er sich auch dadurch bey seiner Geliebten in Gunst zu setzen, daher sagte Propertius in der ersten El. des zweyten B.
Da hingegen die Traurigkeit nur bemühet ist sich selbst zu erkennen zu geben, und alle Spiele und Einfälle des Witzes, als die einen freyen und ausgeklärten Sinn erfodern, gäntzlich verwirfft.
Ich habe Aristoteles Anmerckung von dem wunderbaren Betrug der Gemüthes-Leidenschaften so viel erweitert, daß ich mit wenigem angedeutet habe, wie der Geist, der durch eine heftige Leidenschaft aufgebracht ist, die Dinge nicht nur in einer andern Gestalt, Figur, und Grösse sehe, sondern auch durch die Hitze der Gemüthes-Bewegung öfters so gar getäuschet, und verblendet werde, daß er sich beredet, solche Dinge zu sehen, die nirgend sind, oder wenigstens von dem Gesicht weit entfernet und erst noch zukünftig sind. Dem ist auch in der That also; die aufgebrachte, und durch eine strenge anhaltende Leidenschaft erhizte Phantasie wird öfters so sehr verzücket, daß sie ihre lebhaften Einbildungen von den Empfindungen gegenwärtiger Dinge nicht wohl unterscheiden kan; der Poet, der das Wort für sie führet, wird daher in währender Entzückung von solchen als von würcklich gegenwärtigen Dingen reden, und sie dem Leser gleichsam mit dem Finger zeigen; er wird sie anreden, als ob sie ihm vor Augen stühnden, sie werden eben dieselben Empfindungen bey ihm erregen, und er wird euch mitten in dem Irrthum zu Zeugen nehmen, und sich auf eure eigenen Empfindungen beruffen; seine Aussprüche werden von ihm nicht als blosse Wünsche und Muthmassungen vorgetragen, sondern sind den Weissagungen ähnlich, und sie schliessen das künftige Geschicke auf eine sichtbare Weise auf, und legen es vor Augen; die sehnliche Hoffnung stellet sich das zukünftige und gewünschte Gut als gegenwärtig vor, und belustigt sich an
Lasset uns diesen Schwung der Einbildungs-Kraft, der von der höchsten Stärcke derselben Anzeige giebt, mit etlichen Exempeln aus unsern einheimischen Poeten erläutern. Wenn der Herr Cerimonien-Rath J.U. König in dem Glückwunsch-Gedichte an den Königl. Printzen Friederich August am Tage der Dreßdnischen Erbhuldigung die gesegneten Früchte der künftigen Regierung desselben vorstellen will, so schleußt er also:
Und wenn Hr. Prof. Gottsched die Sehnsucht nach friedlichen Zeiten in dem Gedicht, das er bey demselbigen Anlaß verfertiget hat, lebhaft ausdrücken will, so singet er:
Insbesondere muß ich in dieser Absicht die heroische Ode loben, welche der Herr Hofrath König 1725. auf die Geburt einer Chursächsischen Printzessin herausgegeben, in welcher durchgehends eine künstliche Verwirrung und durch den Verstand geleitete Entzückung herrschet. Die gantze Ode verdienete vor ein Muster hier ausgesetzet zu werden, alleine Weitläuftigkeit zu vermeiden, muß ich mich begnügen lassen, ein paar Stellen daraus anzuführen:
Nachdem der Poet voll von der Hoheit und Wichtigkeit seiner Materie den Geist angespornet, und statt der Muse die Wahrheit um ihren Beystand angeruffen, damit er sein Vorhaben nach Würde ausführen mögte, und jezo der Erhörung vergewissert, die strengen Triebe derselben nicht ohne Verwunderung inwendig fühlete, welchen er sich auch gäntzlich überließ, reißt ihn die erhizte Phantasie plötzlich aus sich selbst, und stellt ihm die königliche Wöchnerin, die im Begleit der Tugenden nach dem Tempel gehet, gleichsam auf eine sichtbare Weise vor Augen; der majestätische Aufzug setzet ihn in eine solche Verwunderung, daß er eine Zeitlang diejenige nicht zu kennen scheinet, welche niemand mißkennen kan, und dieses giebt ihm Gelegenheit, ihr dasjenige wahre Lob beyzulegen, welches sie vor allen andern Frauen kenntlich machet, und euch durch die Betrachtung derselben in eine gleiche Verwunderung zu setzen. In der folgenden Strophe, wo er die Kraft der allgemeinen Fürbitte für die neugebohrne Prinzessin vorstellen will, sagt er in einer prophetischen Entzückung:
Die Alten haben diese äusserste Bestrebung einer aufgerührten und durch die Leidenschaften erhizten Phantasie einer göttlichen Begeisterung zugeschrieben, und in der That geglaubt, daß ihre Poeten von Apollo, oder den Musen, oder einer andern Gottheit gantz angefüllet und gleichsam aus sich selbst verzücket würden, da sie dann solche wunderbare Dinge sähen, höreten, und nach der göttlichen Eingebung auch redeten, und aussprächen. Plato und Democritus selber stuhnden nach Cicerons Zeugniß in diesem Wahn, wie er uns in dem zweyten B. von dem Redner, und in dem ersten B. von der Wahrsagung berichtet: Illa concitatio declarat vim in animis esse divinam; negat enim sine furore Democritus quemquam Poetam magnum esse posse. Quod idem dicit Plato. Daher sie auch, wenn sie etwas wichtiges besingen wollen, den Apollo, die Musen, oder irgend eine
Alleine in der Anwendung dieser seltsamen Vorstellungen, deren Wahrscheinlichkeit in einem Betruge der Affecte gegründet ist, kömmt es hauptsächlich darauf an, daß man das rechte Maaß nicht übersteige; der Poet soll zwar die Natur in ihrem Betragen künstlich nachahmen, aber er muß dabey immer in Obacht nehmen, wie weit er die Affecte seinen besondern Absichten gemäß zu führen habe, damit er sie in ihrer erfoderlichen und wahrscheinlichen Grösse vorstelle. Derjenige würde thörigt handeln, der seinen verliebten Personen alle die lächerlichen Einfälle in den Mund legete, welche den Leuten in diesem Gemüthes-Stande in den Sinn kommen können, und der sie auf alle die Ausschweifungen führete, womit dieselben sich thörigter Weise vergehen; so wohl als ein anderer, der in seinen Trauer-Elegien alle die gekünstelten Seufzer und gezwungenen Klagen, die man oft in dergleichen Fällen hören muß, anbringen; oder der bey
Ich habe noch die dritte Quelle des Wunderbaren in der Kunst der Nachahmung zu untersuchen, welche auf einem angenehmen Betrug einer alten Sage und eines allgemein angenommenen Wahnes beruhet. Die Sage ist eine After-Historie, die nichtsdestoweniger bey dem grösten Haufen der Menschen mehr Glauben findet, als die wahrhafte Historie, indem sie ihre Nachrichten durch solche Personen, die bey uns gleichsam in einem heiligen Ansehen stehen, zu einer Zeit, da wir noch keine eigene Einsicht haben, und zwar von Mund mit einem gebietenden Thone fortzupflantzen pfleget. Was vor seltsame Meinungen haben nicht bey gantzen Geschlechtern und
Aristoteles hat in seiner Poetick, im sechs und zwanzigsten Cap. §. 9. die Götter Homers gegen die Beschuldigungen Platons damit gerettet, daß er zeiget, dieses sey zur selben Zeit das allgemein angenommene Systema gewesen, Orpheus und andere Poeten haben schon vor Homer dieselben Fabeln von den Göttern in ihren Gedichten eingestreuet, und dieser habe ihnen lediglich gefolget. Die Lehren und Meinungen, welche durch die Sage fortgepflantzet, und von der Unwissenheit und dem Aberglauben unterstützet werden, bleiben nicht immer in einerley Ansehen, sie sind einer beständigen Veränderung unterworffen. Unsere erleuchteten Zeiten haben einer unzehlbaren Menge dergleichen wunderbaren Meinungen den Glauben gäntzlich verderbet; die abentheurlichen Geschichten von den weisen Frauen, den Zauberern, von der Verwandlung in andere Gestalten, und dergleichen, haben wenig Beyfall mehr; daher man sich nicht verwundern muß, daß die Erzehlungen beym Virgil von der Verwandelung der Pfeile Polymnestors in die Äste eines Baumes, im dritten B.; von der Verwandelung der verbrannten Schiffe des Eneas in Meer-Nymfen, im eilften B.; und das Wunder in dem sechsten B. da ein
Wahrhaftig, es scheint nicht anderst, als wenn der Poet mit dem Leser an diese Örter gereiset wäre, und als derselbigen kundig ihn bey einem jeden erinnerte, was sich vor Zeiten daselbst merckwürdiges zugetragen habe. Wenn eben dieser vornehme Poet die Lage des herzoglichen Meyerhofes Vielgut beschreiben will, so weiß er seine Beschreibung durch die Einstreuung solcher Allegorien und Fabeln überaus angenehm zu machen:
Wenn Besser die Vereinigung der Schönheit mit der Dapferkeit vorstellen will, so sagt er nach dieser Weise:
Er redet von eines Helden noch jungem Sohne, der in einem Lustspiele in einen Cupidon verkleidet, und mit dessen Pfeil und Bogen ausgerüstet worden. Und Postel giebt diesen Gedancken im achten B. seines Wittekindes also: