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Das versteht sich von selbst, wir wissen schon was sich g'hört, daß uns der Herr Dominik immer dran erinnert, is etwas schmutzig.
Konträr, das is sehr reinlich, denn ich halt' drauf, daß eine Hand die andere wascht. Jetzt b'hüt' Ihnen Gott allerseits.
Ja, die Frau von Erbsenstein, da muß man Respekt haben. Ich kann mir auch schmeicheln, ihr ganzes Vertrauen –
Entweder die Uhr geht zu früh, oder mein Bräutigam geht zu spät, wenn er bei mir erscheinen soll. – Dominik!
Seit einer Glockenstunde erwart' ich ihn, und er – richt mir die Locken ordentlich – Nanett tut es. – vor anderthalb Stund schon wär' es seine Pflicht gewesen, – da schau den Ärmel an, steck doch das Schnürl hinein – Nanett tut es. 2 Stund läßt er mich passen. –
Was, einen kleinen Putzer nur verdient das, daß er mich im größten Putz vernegligiert? Für ihn glanzt dieser Atlas, für ihn schwingen sich diese Marabus, für ihn schlaft mir der Arm völlig ein unter dem Bracelettengewicht, und er lest derweil wo die Zeitung, oder spielt Billard, wenn nicht vielleicht gar – ha, welche Welt voll Plantierung liegt in diesen »Wenn nicht vielleicht gar!«
Quälen sich Euer Gnaden nicht mit solchen Gedanken, er wird gewiß bald kommen, und soll er dann Falten auf Ihrer Stirn erblicken?
In der gebildeten Welt gibt's keine
Sie gibt überhaupt so vielfältige Beweise seit einiger Zeit von Einfältigkeit, daß ich – er kommt – der Gigl – nein, mein Herr Onkel ist's.
Ach, der Herr Onkel g'fällt mir; wenn ich per »wild« red', so werd'n Sie doch nicht glauben, daß ich mein Äußeres meine; an mir kann doch nur die Laune, die Gemütsstimmung wild sein.
Ich weiß – ich weiß. Für sich. Wenn die Frau nur nicht gar so eitel wär'! Laut. Unter andern, Nièce, find'st du nicht, daß ich heut' etwas blaß ausseh'?
O ja, es muß vom schlechten Schlaf sein, ich hab' in mein G'sicht so etwas Hergenommenes, und das macht mir so ein hingebendes Aussehen, so –
O ich kränk' mich nicht drüber, im Gegenteil diese blassen Tage haben gar bunte Folgen, denn sie machen einen ohnedem interessanten Mann erst ganz unwiderstehlich.
Konträr, ich glaub' Sie müssen sehr viel zählen, sehr viel Geld aufzählen, wenn Sie was gelten wollen.
Und was is weiter? gibt's denn eine Lieb', die ganz ohne Eigennutz is? der sentimentalste Jüngling muß oft sein schlankesten Gehrock versetzen, damit er die uneigennützige G'spusin auf'n Saal führen kann, warum soll ich, ein Mann, aus dem die Natur vier Jünglinge bilden könnte, nicht auch verhältnismäßig generos sein. Im weiblichen Herzen gibt's nie einen ganzen freien Eintritt, und daß ich splendid bin, setzt meine Liebenswürdigkeit noch nicht herab.
Statt sich selber zu loben, wär's g'scheiter, Sie täten über ein andern schimpfen, da könnt' ich doch einstimmen.
No, es sind ja die Gäst auch noch nicht da, nun, dann sucht so ein junger Mensch sich dadurch interessant zu machen, daß er warten läßt auf sich, das is eine Taktik, die wir sehr häufig anwenden.
Wenn ich denk', was der
Ich hab'n damals nicht mögen, weil er gar so ein Tschappel war, er is es eigentlich noch, so übertrieben furchtsam und schüchtern. –
Kaum hört er, daß ich Witwe bin, stürzt er zu meinen Füßen, daß die Parketten krachen, ich laß mich erweichen, und jetzt –
Jetzt bist du ihm gewiß, und wenn wir einmal wissen, die kommt uns nicht mehr aus, so werden wir nachlässig, das haben wir jungen Leut', das is schon so.
Herr Onkel, wenn Sie sich immer unter die jungen Leut rechnen, so werden S' mich vertreiben mit die jungen Leut.
Mir fallt grad Verschiedenes ein, wegen meiner Abendtoilett, da muß ich – auch erwart' ich eine Stickerin, die mir meine Nanett rekommandiert hat.
Ich hab' nur fragen wollen, ob sie geschickt ist, ich will mir seidene Schnupftücheln sticken lassen, in ein Eck meinen Namen, in die andern Amoretteln oder Tauberln oder so was. – Gott sei Dank, in der Lieb schwing' ich mich zu höhere Gegenstände auf und hab's nicht nötig mich zu Näherinnen oder Stickerinnen herabzulassen; auch hab ich ja die Einkäuf', die du gemacht hast, noch nicht g'sehn, du mußt also schon erlauben, daß ich dich in dein Zimmer begleit'.
Ich geh' ihr nicht vom Hals bis ich die Stickerin Laut. Ich sollt' von Rechts wegen bös sein auf dich, wie kannst du glauben, ich werd' Ideen auf eine Stickerin –
1
Mein G'schäft is nicht öffentlich, 's is nur privat,
Mein G'schäft könnt' stark gehn, wann's wollt', 's geht aber stad,
Ich g'hör' durchaus nicht zu die Kinder des Glücks,
Plag hab' ich a Menge, aber tragen tut's mir nix.
Leih' i wem was, so stirb 'r oder kommt auf'n Hund,
Hingeg'n meine Gläubiger bleib'n frisch und g'sund,
Mit der Lieb' ginget's prächtig bei mir, 's wär schon recht,
Aber nur mit der Gegenlieb' steht's allweil schlecht.
Neunundvierzig Jahr wart' i und 's will anders nit wer'n,
Na, der Mensch muß nit alles auf einmal begehr'n.
2
Schad' daß ich nit heiraten tu', das wär' schön,
Die Seligkeit soll schon ins Aschgraue gehn,
Wie schön, wenn man ein Aff'n mit hambringt auf d' Nacht;
Und 's Weib ei'm acht Tag drüber Vorwürfe macht,
Wie schön, wenn man z'erst in Kaffeehaus verliert,
Und z' Haus von Weib extra noch ausgemacht wird,
Wie schön, tut das Schicksal ein'n Freund gleich bescher'n,
Wie lieb, wenn die Kind'r in der Nacht unruhig wer'n,
Und wie überraschend tut sich oft d' Familie vermehr'n!
Na, der Mensch muß nit alles auf einmal begehr'n.
Nach dem Liede. Mein Räsonnieren übern Ehstand is etwas fabelhaft, denn es hat sehr viel Fuchs- und Weinbeerartiges an sich. Meine Junggesellenschaft ist nicht als staubige Distl auf der rohen Busta des Weiberhasses emporgeschossen, o nein, sie ist als düsteres Efeu dem Garten der Liebe entkeimt; für mich war die Liebe kein buntes Gemälde in heiterer Farbenpracht, sondern eine in der Druckerei des Schicksals verpatzte Lithographie, grau in grau, schwarz in schwarz, dunkel in schmutzig verwischt Die pragmatische Geschichte meines Herzens zerfällt in drei miserable Kapitl, zwecklose Träumereien, abbrennte Versuche, und wertlose Triumphe. Wenn der Mensch nie diejenige erringt, wo er eigentlich – wo es der Müh' wert, wo – ich kann mich nicht ausdrücken, mag mich eigentlich nicht ausdrücken – wenn der Mensch kein Baumkraxler genug war, um die wahren süßen Früchte am Lebensbaum zu erreichen, wenn – ich find' nicht die gehörigen Worte, das heißt, ich findet s', aber, grad die g'hörigen täten sich nicht g'hören – mit einem Wort, der Mensch verfallt nach einigen Desperations-Paroxysmen in eine ruhige Sarkasmus-Languissance, wo man über alles räsonniert, und anderseits wieder alles acceptable find't. Heut' wird eine Verlobung gefeiert in diesem Haus – diese Witwe – noch eh' sie zum erstenmal – und dann fast ununterbrochen – und jetzt, wo sie zum zweitenmal – und auch in Zukunft, immer – ich will das nicht verraten, was man ohnedies bald mit Händen greifen wird. Man kommt, ich glaub' sie selbst.
A Diener, gnädige Frau, Zu Kauz. ebenfalls a Diener, ich komm' Ihnen das zu wünschen, was Sie nicht brauchen, nämlich Glück, das haben S' so schon,
Wie können Sie das sagen, es is ja bei Ihnen nicht zum erstenmal, daß Sie heiraten, ein klarer Beweis, daß Sie den Ehestand überhaupt goutieren; und dann sind Sie, aufs gelindeste ausgedrückt, der Inbegriff aller Vollkommenheit, er is ein lieber guter Kerl, bei solchen Ingredienzen kann die Sache nur zum Glück –
Ja, mit die Heiraten geht's oft wie beim Krapfenbachen, man nimmt alles mögliche dazu, und sie g'raten doch nicht.
Da hat der Onkel recht g'habt. Sie hätten sich schon lange eine Lebensgefährtin – und selbst jetzt noch, Sie sind immer noch ein Mann –
Ja, ein Mann bin ich freilich noch, aber was für einer, nicht der ich war, und da bin ich viel zu g'scheit, als daß ich mir einbild', es wird sich eine reißen um meine beaux restes. Wenn sich einmal rote Nasen und Platten vereinigen, der Schönheit den G'nackstreich zu versetzen –
Beiwort? geben Sie sich keine so grammatikalische Blöße, »liebenswürdig« ist im strengsten Sinn des Worts ein Zeitwort, weil es gänzlich der Abwandlung unterliegt, in der halbvergangenen Zeit heißt's passé, in der völligvergangenen schiech, und in der längstvergangenen grauslich.
G'horsamer Diener, wenn eine mir nur halbwegs g'fallen soll, so muß sie ohne Vergleich schöner sein, als ich.
Dann müssen Sie auch bedenken, wenn Sie a Frau hätten, so wären Sie viel ein rangierterer Mann, denn Sie wären ein besserer Wirt.
Ich bin gar kein Wirt, denn ich zehr' von meinem Eigenen, und das tut kein Wirt, wenn ein Wirt was verzehren will, schaut er sich um was Besseres um.
Wie man's nimmt, zwischen Auskommen und Einkommen is es schwer das gehörige Verhältnis herzustellen, denn 's Geld kommt auf schwerfälligen Podagrafüß herein, und fliegt auf leichten Zephyrflügeln hinaus. Übrigens geht mir just nix ab, außer dann und wann die 3000 fl., die ich in einem vorlauten Anflug von Kapitalistengefühl Zu Kauz. bei Ihnen angelegt hab', die ich schon öfters gebraucht hätt', die Sie mir aber nicht bezahlen können, seitdem Sie um 120000 Gulden b'stohlen worden sind.
Ein harter Schlag, daß Ihnen bei dem Schlag nicht der Schlag troffen hat, das is der schönste Beweis, daß Sie, trotz Ihrer Korpulenz, gar kein Talent zur Apoplexie haben. 120000 Gulden auf einmal, wann eim s' so a Dieb noch ratenweis stehlet, tät's nit so weh, aber –
's war grad, wie Sie wissen, der Anteil, den ich meinen Seitenverwandten von der in Empfang genommenen Erbschaft hab' auszahlen sollen, die muß ich jetzt so gut's geht nach und nach befriedigen, 's is eigentlich ein Glück für die Leut, daß sie 's Geld nicht auf einmal bekommen, so können sie's nicht auf einmal durchschlagen, Sie kommen aber schon auch noch dran! –
Ich bitt', ich hab's nicht deswegen g'sagt, Sie sind ja keiner von die, die sich durch eine Art Falliment bereichert haben.
Ich hab' den ganzen Gegenstand nur berührt, weil ich auf der Spur bin zu beweisen, daß damals unschuldigerweis' der Verdacht auf den armen Menschen – Ihren –
Da reden wir später davon, wenn wir allein. Laut. Schauen S' lieber, daß Sie meine Nièce a bisserl aufheitern.
Ja, ja, ich hab' früher schon bemerkt eine kleine Sonnenfinsternis an dem Himmel dieser Seraphszüge, dieser Cherubsphysiognomie.
Von Schmeicheleien kann da nicht die Rede sein, wo die Wahrheit bei der knickrigen Sprache vergebens um Ausdrücke bettelt, ich wollt' der Adelung lebet noch, ich versprechet ihm ein Trinkgeld, daß er mir Worte erfindet, die dieser Reize würdig wären.
Fad! diese Silbe enthalt 3000 Maß Wasser für den Krater des hier tobenden Vulkans! Aufs Herz deutend.
Nicht Ihr Leben, aber Ihre Freundschaft zu meinem Bräutigam wird in Gefahr kommen, Sie müssen ihn verraten, mir sagen, wo er steckt, was er tut, was er treibt?
Ich hab' gehofft ihn hier zu Ihren Füßen zu finden, denn Männer sind immer zu Füßen, wenn sie auf eine Hand spekulieren.
Hm, bei Ihnen ist er also nicht, bei mir ist er auch nicht – dieses Zusammentreffen von Umständen, würde für einen Beweis gelten, daß er woanders is.
Aber Nièce, sei doch g'scheit, wir Männer müssen ja alle a wenig austoben, zum Solidwerden is ja nachher Zeit.
O ja, denn ich bin Winkelagent, und welcher Gegenstand in der Welt hat mehr Winkeln als das menschliche Herz!
Und er soll ja nicht glauben, daß sich eine Frau, wie ich, kränkt um einen Mann, der ihren Wert nicht zu schätzen weiß, nicht einmal ärgern kann sich so eine Frau wie ich –
Nein, wenn die Gäst' wüßten, wie z'wider sie einem oft sind, es ließ sich gar kein Mensch mehr einladen auf der Welt.
Na, Sie wissen, daß damals der Verdacht von dem Diebstahl auf Ihren Geschäftsleiter oder Kassier, was er war, auf'n Herrn Stimmer gekommen is.
Er hat sich selbst diesem Verdacht preisgegeben, er is auf und davon, eh' eine Untersuchung – ich hab' damals die Sache zwar anzeigt, es ist mir aber gar nicht eing'fallen den Stimmer als verdächtig anzugeben.
Ich hab' ihn nicht genau gekannt, aber immer als einen braven rechtschaffenen Mann von ihm reden gehört, so daß ich durchaus nicht hab' glauben können, daß er einen Kassa-Einbruch – und wie ich mich schon um alles annehm', so hab' ich auch schon die ganze Zeit her immer laviert und sondiert, ob man nicht auf Umstände kommen könnt', die seine Unschuld beweisen.
Was nehmen Sie sich aber um eine Sache so an, die Ihnen im Grund nichts angeht, und die auch ganz zwecklos – der Stimmer is durchgangen, man hat ihm nachgesetzt, aber sie haben ihn nicht kriegt, er is also in Sicherheit, was weiter?
Was weiter? Rechnen Sie die verlorne Ehr' für gar so ein klein Verlust? Freilich 's gibt Leut', denen die Ehr' nicht ganz zwei Groschen gilt –
O ja! Vorgestern spielen zwei im Kaffeehaus miteinander Billard, d' Partie um a Sechserl, einer verliert etliche Partien, sagt: »Ah, das kommt mir z' hoch, wir spielen's jetzt bloß um die Ehr'«, ein Zeichen, daß der die Ehr' nicht ganz auf zwei Groschen taxiert.
Gehn wir aber gleich wieder aufs Ernsthafte über, der Stimmer hat eine Tochter, die folglich auch unter der verlornen Reputation des Vaters leiden muß.
Weil er ein g'scheiter Mann war, und Ihnen, ohne lateinisch zu können, doch ang'sehn hat, daß Sie ein Vokativus sind.
Gehn wir gleich wieder aufs Ernsthafte über. Er hat diese Tochter, wie er Wittiber wor'n is, noch als klein's Mädl zu einer Verwandten geben, weiter hab' ich nix erfahren können, indessen bin ich doch hinter was anders gekommen.
Ein g'wisser Käfer, mit dem Sie in G'schäftsverbindung waren, der damals auch kurz nach dem Diebstahl von hier fort is, soll Reden fallen haben lassen, als ob er mehr wüßte von der Sach'. –
Ich hätt' ihm schon lang gern geschrieben, aber dieser Käfer kriecht bald dort bald da herum, seine Geschäfte erlauben ihm keinen stabilen Aufenthalt.
Es ist ein schlechter Mensch dieser Käfer, sollen sich in nichts einlassen, ihm gar nicht nachforschen!
Lassen wir das jetzt, Sie glauben nicht, die Erinnerung an diesen Gegenstand greift mir völlig die Nerven an.
Das find' ich begreiflich, um also auf was Lustiges zu kommen, sagen Sie mir, Sie Spekulant, was haben denn Sie in der Bruckengasse herumzuspekulieren?
In der Bruckengasse? das is ja da draußten – Sie werden doch nicht glauben, daß ich Amoretteln – in einer so entlegenen Vorstadt such'!
Der Stadtgraben bildet die Grenze von meinem Herzensrevier, und noch nie hab' ich meine Leidenschaften über die Glacis getragen.
Na, so hab' ich Ihnen verkennt, aber der Taille nach waren Sie's! Übrigens, Schönheit bleibt Schönheit, und wenn die Schönheit auch auf einen Grund wo draußt is, so is das noch kein Grund sie gering zu schätzen, auch unter die groben Tücheln schlagen die Herzen auf eine sehr beglückende Weise und auch die gemeine Welt hat ihre Reize.
Insofern Sie Egoist sind, könnt' man das glauben, aber die Lieb' ist der Punkt, wo sich auch die Egoisten dann und wann vergessen. Unter andern aber, stark is das, daß der Gigl – Ah, da is er ja!
Oder wünscht' wenigstens weg zu sein. Gigl, wenn man verstimmte Frauen, notabene, solche, die nicht auf Präsenten anstehen, umstimmen will, so g'hören zwei Stimmschlüsseln dazu, der eine heißt imponieren, der andere niederknien.
Da macht man ein finsters G'sicht, wirft einen strafenden Blick auf sie, und macht ihr Vorwürfe, für das, daß man gefehlt.
Wenn du das nicht kannst, so wandle den andern Weg, verkürze deine Gestalt um die Knie- und Fersendistanz, halt d' Händ z'samm, und stottre die Zerknirschungsfloskel »I werd's nimmer tun«.
Ich will dir's erleichtern, ich red' vorläufig mit ihr, dann kommst du nachläufig dazu, und sie wird gut, nur auf mich verlassen, ich hab' ja ein' Art magische Gewalt über Weiberherzen, wirklich magisch! Eilt zur Mitteltüre rechts ab.
Kennst du die Empfindung, die vor 500 Jahr die
Kennst du die Empfindung, wenn man einen auf freien Fuß sieht, der alle Ansprüche auf ein Extrazimmer im Narrenturm hat?
Ich hab' diese Empfindung, wenn ich dein Diskurs anhör'! Du hast dich damals meucheln wollen, wie s' ein andrer kriegt hat.
Und jetzt kruselt Selbstmord in mir, weil ich s' krieg'. Schnoferl, rett mich vom Abgrund, sag ihr, daß ich s' nit mag!
Das trau' ich mich nicht. Im Gegenteil, wie ich ihr in d' Näh' komm', bitt' ich s' um Verzeihn, dulde Verlobung, dulde Kopulation, alles duld' ich, und welk' dem Grabe zu, wenn ich nicht gar durch einen Gewaltstreich –
Aber ein zentnerschweres Gemüt. Schnoferl, rett mich vom Abgrund. Ich hab' einst geglaubt in der Frau von Erbsenstein mein Ideal zu erblicken, aber das war optische Täuschung.
Hör auf! Von der Natur mit jedem Reiz verschwenderisch begabt, mit holden Anmutszauber übergossen, doch hoch überragt die Schönheit ihrer Seele jeden körperlichen Vorzug, und weit über das alles hinüber strahlt noch ihr Herz in himmlischer Verklärungsmilde!
Nein, aber die Ideal' schau'n ja alle so aus. Notabene durchs Liebhaberperspektiv betrachtet, dem unbewaffneten Auge erscheinen diese Meisterstücke als gewöhnliche Dutzend-Fabrikswar' in gefälliger Form. Und was is sie denn?
Es schwebt ein undurchdringliches, wahrscheinlich fürchterliches Geheimnis über ihre Person. Mit vieler Müh' nur hab' ich Zutritt erhalten, es muß s' aber wieder g'reut haben, drum is sie fort aus dem Logis, aber der Grund –
Die einen mögen, verschweigen ei'm nie 's Quartier, wenn s' ausziehn, im Gegenteil sie reden ei'm noch sehr häufig um'n Zins an.
Sei froh und lamentier nicht wegen so einem Mädl, geh hin zu der Frau von Erbsenstein, mach sie wieder gut, und genieße ein unverdientes Glück in ihren Armen.
Freund, wiederhol diese Frag' ja nicht, wennst bei ein Fleischhacker vorbeigehst, ich weiß nicht für was er dich anschaut, und was dir g'schicht. Sie is ja das Schönste, das Beste, das Himmlischste was die Erde tragt. Nur den Umstand, daß mein Alter um 10 Jahre über »liebenswürdig« und meine Schönheit um 20 Grad unter »liebenswürdig« steht, hast du's zu verdanken, daß ich dir diesen guten Rat gib, sonst hätt' ich von deiner Dummheit profitiert, und hätt' g'schaut, daß ich s' selber erschnapp', denn wisse Jüngling, ich glühe für die Erbsensteinin mit einer Glut, die ebenso intensiv als hoffnungslos is, und nur deswegen red' ich dir zu, weil ich dir sie eher als jedem andern vergönn'!
Also, wenn's möglich wär', fischest du mir s' ab, wie geht denn das mit deiner Freundschaft zu mir zusamm?
Freund, in dem Punkt gibt's keine Freundschaft, und nutzet auch nix. Is eine zum Abfischen, so wird sie auch abg'fischt, und da is es immer viel besser es fischt eim s' ein feindlicher Freund vor der Hochzeit, als es fischt eim s' ein freundlicher Feind nach der Hochzeit ab.
Na, Gigl, da ist sie. Ich hab' Wunder gewirkt zu deinem Besten, du brauchst jetzt nur ihren Zorn zu besänftigen, und sie is versöhnt.
Ich hab' ihm g'sagt, er soll Ihnen gar nicht gut machen, gnädige Frau, denn wie kann man denn die gut machen, die ohnedies die Güte selber is. Übrigens kann ich versichern er war krank.
Ich will ihn übrigens gar nicht verteidigen, denn vor einem so zarten Tribunal werden die Sachen nicht im Rechtsweg sondern im Gnadenweg entschieden.
Sie hat allein mit mir zu sprechen, jetzt Schnoferl sei standhaft, für dich blüht diese Blume nicht, drum handle als Freund und leiste Verzicht auf das was du nicht erringen kannst. Zur Frau von Erbsenstein. Sie wünschen, Frau von Erbsenstein?
Dann haben Sie auch alles, denn die größten
Das will ich auch, Sie sind eine zu gescheite Frau, als daß man Ihnen Ixe für Ue vormachen könnt' – drum –
Kinderei, Dummheit, Irrtum. Er hat in der Zerstreuung sein Herz für a Haub'n ang'schaut und hat's im Vorbeigehn zu einer Haubenputzerin geben.
Aber gnädige Frau, das is ja nicht so, wie Sie meinen, Sie legen viel zu viel Wert in die Sache. Es war eine Mamsell Thekla, sonst hat s' glaub' ich gar keinen Namen, wenn es sich um so Mädln, Haubenputzerinnen, Nähterinnen, Seidenwinderinnen etc. handelt, da heißt dieser chemische Herzensprozeß nicht einmal »Liebe«, da wird das Ding nur Bekanntschaft genannt, und mit dem veränderten Namen entsteht auch in der Sache ein himmelweiter Unterschied. Bei der Liebe nur wird man bezaubert, bei der Bekanntschaft da sieht man sich gern, bei der Liebe nur schwebt man in höheren Regionen, bei der Bekanntschaft geht man in einen irdischen Garten, wohin, wo 's Bier gut ist, und 's kälberne Bratl groß is, bei der Liebe nur heißt's: »Er ist treulos, meineidig, ein Verräter«, bei der Bekanntschaft heißt's bloß: »Jetzt hat er a neue Bekanntschaft gemacht.« Die Liebe nur hat so häufig einen Nachklang von Zettermordio-Geschrei der terra incognita und lebenslängliche Folgen sind da gar nicht modern.
Und im Grund – es is mancher, der noch ein viel ärgerer Hallodri war, nach der Hand doch ein recht guter Gatte und Vater geworden.
Gewiß. Übrigens muß man das nicht immer so paarweis aussprechen, denn guter Gatte und Vater das trifft sich in praxi nicht immer so paarweis als wie die Strümpfe oder die Ohrfeig'n beisamm. Es ist sehr leicht, ein guter Vater zu sein, guter Gatte, das is schon mit viel mehr Schwierigkeiten verbunden. Die eigenen Kinder sind dem Vater gewiß immer die liebsten, und wenn's wahre Affen sein, so g'fallen ei'm doch die eignen Affen besser, als fremde Engeln. Hingegen hat man als Gatte oft eine engelschöne Frau und momentan g'fallt ei'm a andre besser, die nicht viel hübscher ist, als ein Aff'. Das sind die psychologischen Quadrillierungen, die das Unterfutter unsers Charakters bilden. –
Warum sollen wir keine Großmut verdienen? Es gibt Fälle, wo wir auch unverkennbare Züge von Großmut entwickeln. Wir haben zum Beispiel a sekkante
Ich habe mit Selbstaufopferung zugunsten des Freundes gesprochen, tröste dich, Schnoferl, mit dem Bewußtsein, und denke, die edelste Nation unter allen Nationen ist die Resignation. Verneigt sich gegen Frau von Erbsenstein, und geht durch die Mitte ab.
Ja, ja, ich muß no
lens volens nachsichtig sein, wär' ich lieber vorsichtig gewesen und hätt' mein Jawort nicht so g'schwind gegeben! Das is schon so unser Los. Tritt unsereins diesem vertrackten Geschlecht auch mit noch so vieler Vorsicht entgegen, das Fazit is immer, daß man sich zur Nachsicht bequemen muß.
1
2
3
Sie war's, durch'n Hof is sie gegangen, sie war's, ich hab's vom Fenster g'sehn, das Mädl im perkallenen Kleid war sie, keine andere als sie. Jetzt kann s' auf der Stieg'n sein. Auf die Mitteltüre links deutend. Da muß sie hereinkommen, da stell' ich mich her.
Das hab' ich übersehen, du sollst g'schwind zum Herrn von Kauz kommen. Es hat mit'n Eh'kontrakt ein neues Nisi, die Beiständ' und der Notarius stecken die Köpf' z'samm.
Den hätt' ich anbracht. Nach der Mitte links horchend. Ich hör s', – dieses zarte Zeberln, das is ihr Gang, sie is's. Stellt sich verbergend in eine Ecke des Zimmers.
Leider nicht als so ganzer, was der nagende Gram noch übrig lassen hat von mir, das is da. – Wodurch hab' ich das verdient?
Wenn Sie lieber wüßten, was das für ein trostloser Zustand is, ein Liebhaber ohne Adress', – ein junger Spatz der aus'n Nest fallt, ein Hecht, den s' in ein Körb'l tragen, ein Pinsch, der ohne Halsband umlauft, das alles is noch Gold gegen einen Liebhaber ohne Adress'!
Sie haben mir einen großen Dienst geleistet, wie Sie mich damals abends vor den Zudringlichkeiten eines kecken Menschen geschützt haben, Sie haben mich nach Haus g'führt, und aus Dankbarkeit hab' ich Ihnen erlaubt mich zu besuchen, Seufzend. es war unrecht, und ich darf Ihnen nicht wiedersehn, das war der Grund –
Also, Sie sind mir gut? Thekla, göttliche Thekla! dann is's was anders, was Ihnen geniert. Haben S' vielleicht recht a schlecht's Quartier, was macht das? an Ihrem vorigen war ja auch nix dran, oder haben S' kein Extraeingang? ich laß durchbrechen, an welcher Seiten als Sie wollen, – oder haben S' keine Möbeln? ich stell' Ihnen Einrichtung hinein, daß S' Ihnen nicht mehr rühren können.
So war's nicht g'meint, ich weiß, Sie sind ohne Interesse, das is schön, aber ich bin ohne Adresse, das is nicht schön, das is schauderhaft.
Denken Sie gar nicht mehr an mich, Sie müssen mich vergessen. Sehr ernsthaft. Wenn Sie alles wüßten –
Ich laß Ihnen nicht mehr aus, ich folg' Ihnen Schritt vor Schritt, ich werde zudringliche Kletten, mein Entschluß ist fest, eher den Tod, als ein Leben ohne Adress'! –
Ich laß nicht nach, und wenn die Welt einstürzt – Erschrocken zurückweichend. muß der Teuxel grad jetzt –
Ich kenn' die Mamsell – von – von dazumal – wie – vor a vier bis fünf Wochen war's einmal hübsch dunkel abends, und da hat sich einer ang'macht an sie, und war zudringlich, keck – ich geh' hintendrein – seh' ihre Angst.
Ich werd' giftig, lauf' hin und gib dem verliebten alten Kater ein Renner, daß er auf ja und nein vis-à-vis auf'n Eckstein g'sessen is.
Ich will nur sagen, du warst so ein Held? Abbrechend. Unter andern aber, was laßt denn du mir durch'n Herrn Schnoferl sagen, im Eh'kontrakt hätt' sich ein Nisi ergeben? –
Es is ja nicht wahr, 's is ja alles in der schönsten Ordnung, und deiner Heirat steht gar kein Hindernis im Weg.
Also, komm Gigl, mach ein G'scheiten, schlag dir dein dalkets Ideal aus'n Sinn, betracht zum Beispiel nur die, Auf Thekla deutend. da kannst dir ein Muster nehmen, was es für Mädln gibt auf der Welt, da parier' ich doch ung'schauter, deine Thekla is nicht halb'n Teil so sauber, als diese Putzerin.
Nicht von der Stell', deine unverdiente herrliche Braut willst du so blamieren vor der ganzen Gesellschaft?
Das is eine verruckte Person, ich will ihr neue Arbeit geben, und sie nimmt's nicht an, sagt, sie hat ihre Wohnung verändert, und muß ihre neue Adress' durchaus verschweigen.
Der Name Thekla hat eine eigene Wirkung – jetzt keine Dalkereien gemacht – der Herr Notarius glaubt sonst, wir halten ihn für einen Narren, g'schwind zur Unterschrift!
Unterschrift? – hier Aufs Herz deutend. is eine Inschrift, die keine Unterschrift duldet, der Name Thekla is hier mit unauslöschlicher Merktinten geschrieben. – Mir wird kurios – mich wandelt was an – ich lös' mich auf – ich fall' um – Sinkt in einen Stuhl links.
Ende des ersten Aufzuges.
ROSALIE, SABINE, PEPPI lachen. Ha ha ha ha!
A Nähterin is eh' ein traurig's G'schäft, 's ganze
Sie bleibt ein'm nie stehen, ich hab' s' aber dasmal festg'halten beim Fürtuch, so hat s' reden müssen, ich hab' s' eing'laden, daß s' uns besuchen möcht', sie sagt aber, sie geht nirgends hin, sie will weder Leut' sehen, noch g'sehn werden von d' Leut.
Wie ich s' aber wieder begegn', führ' ich s' herein, und sie muß uns ihr ganzes Schicksal haarklein erzählen.
Natürlich. Jetzt muß ich aber nochmal ins G'wölb hinunter, muß mir ein paar Belege zur Inventur holen und das zwar gleich oder wann.
Ich hab' einen Freund, Sie werden wissen was Freundschaft ist, denn Sie haben ja auch jede einen Freund. – Mein Freund ist unglücklich, er leidet sehr.
Kritische Fälle pflegt man immer Sachverständigen vorzutragen. Mein Freund is wahnsinnig, will sich umbringen aus Liebesgram.
Darüber schweigt der Historiker, mein Freund hat an dem, daß sie ihn nicht mag, hinlänglichen Verzweiflungsstoff.
Schön, unendlich schön, wenn eine halbwegs glühende Phantasie das ruhige Anschau'n unterstützt. Übrigens will ich gar nix davon sagen, daß er reich is.
ROSALIE, PEPPI, SABINE. Reich?
Wie g'schwind sich 's Mitgefühl zeigt, wenn so ein armer Mensch reich is. Sie allein können helfen, meine Aimablesten.
ROSALIE, PEPPI, SABINE. Wie?
Das wär' überflüssig, das Herz eines schönen reichen Menschen is ja ohnehin Preis genug. Ich hab' jetzt nur so ein wichtigen Gang. Nimmt ein Paket vom Tische links. In jedem Fall aber, Herr Schnoferl, hab' ich noch das Vergnügen, Ihnen samt Freund zu sehn. Eilt zur Mitte ab.
Der Unglückliche sitzt da neben im Kaffeehaus, und starrt mit düsterm Blick in seinen Schwarzen hinein, ich hol' ihn herauf. Eilt zur Mitte ab.
Siehst, sie haben gar keine Zeit, diese guten überhäuften Geschöpfe. Red doch was, sag eine Galanterie.
Sehn Sie, Sie haben glaubt, er is so schüchtern, und jetzt sagt er's selber, daß er so frei is, o 's is ein lustiger Ding, jetzt noch nicht, aber später vielleicht.
Sag jetzt was vom »Schlaf nicht austragen« oder »Platz an Ihrer grünen Seite«, oder sonst was, was doch den Mann von Welt charaktrisiert.
Erlauben Sie, daß ich gegen das unverdiente Renommee dieser Blume einen Einspruch tu'. Das Veilchen dringt sich z' allererst hervor, kann's kaum erwarten, bis 's Frühjahr wird, überflügelt sogar das Gras, damit's nur ja früher als alle andern Blumen da is auf'n Platz, wo steckt da die Bescheidenheit? Aber 's geht schon so, so kommt auch mancher Mensch zu einem Renommee, er weiß nicht wie. Weltlauf!
Undankbarer, um dir zu zeigen, daß außer deiner Thekla die schöne Welt noch nicht mit Brettern verschlagen ist.
Egal, die Sabin is schön wie ein Engel, die Rosalie und Peppi sind schön wie die Engeln, also is es ein Teufel die welche du nimmst.
Keins von beiden, wir müssen ihm was tun, was ihn geistig demütigt, ohne ihn körperlich zu verletzen.
Was im Mittelalter ein Schlag mit der flachen Klinge auf den Rücken war, das is in der neuern Zeit ein Schlag mit der flachen Hand auf den Hut. Stell dich daher.
Da muß es sein! Er schleicht herein, a tempo schlagen ihn Gigl und Schnoferl zugleich auf den Hut, daß er ihm übers Gesicht herab bis auf die Schultern zu sitzen kommt.
Ich bitt' um Verzeih'n, ich hab' Ihnen nicht aus eigenem Antrieb den Hut angetrieben, Auf Schnoferl deutend. von dem is diese Idee.
Oh, ich bitt', diese Idee ist nicht neu, und wahrscheinlich mit der Erfindung der Hüte selbst von gleichem Alter. Übrigens haben wir in Sachen geänstigter Tugend kontra unbekannten Verfolger gehandelt, das adelt unsere Tat, und überhebt uns jeder Entschuldigung.
Ein, das abgerechnet, äußerst respektabler Mann, Herr von Kauz, ein, das abgerechnet, charmanter Partikulier.
Ich hab' hier was zu suchen. Auf Gigl zeigend. Den jungen Herrn da hab' ich gesucht, meine Nièce hat mir den Auftrag gegeben, seine Schritte zu beobachten.
Und überhaupt is das Ganze kein Grund, einen distinguierten Mann, der doch kein Schulbub mehr is, auf eine so normalmäßige Weise zu behandeln.
Trösten Sie sich, kurz war der Schmerz, und wenn auch die Freude nicht ewig is, so soll sie doch den ganzen Abend dauern. Ihm die Anwesenden aufführend. Hier die aimable Pfaidlerin, Waschfabrikantin und Hemdhandlerin Madame Storch, und hier ihre Nichte und Verwandten.
Nur damit ich auf den jungen Menschen ein wachsames Auge haben kann, wage ich es, von Ihrer gütigen Erlaubnis zu profitieren. Für sich. Diese Mädeln – diese Madam, das wird ein deliziöser Abend, ich bin in die Heimat der Grazien gedrungen, ich bin doch ein Teufelskerl, ich.
Die Herren suchen meine Bekanntschaft, oder was? da muß ich mich zeigen, und ein nobles Traktament – wenn ich nur bei Kassa wär', jetzt, oder wann! Zu Kauz und Gigl. Sie entschuldigen einen Augenblick! – I muß geschwind rückständige Gelder eintreiben, oder was?
Sie nobler Mann, der so viel Glück macht in der eleganten Welt, der seine Leidenschaften noch nie über a Glacis getragen, ich hab' halt doch recht g'habt mit der Bruckengassen, Sie steigen der Madam Storch nach.
Sie is wirklich nit übel, diese Madam Storch, und auch ihre Arbeiterinnen, aber wie kommt's denn, daß Sie den Gigl –?
Das will ich Ihnen sagen. Er glaubt an einem solchen Mädl sein Ideal gefunden zu haben, nun will ich
Das is vernünftig. Oh, über diese rätselhafte Thekla werden wir bald Näheres – Meine Nièce weiß schon was, und is heut' ausgegangen, um mehr von ihr zu erfahren, ich weiß nicht was sie vorhat, aber so in Zorn hab' ich die Frau nicht gesehn, seit ihr Mann tot is. Übrigens müssen Sie ihr nichts sagen, daß Sie mich da gefunden haben.
Parol. Unter andern wissen Sie, daß es sehr gut is, daß wir ungefähr da zusammentreffen, ich hätt' sonst heut' noch zu Ihnen müssen. Wir haben heut vormittag von dem gewissen Käfer gesprochen.
Nicht in dem Haus, ankommen is er hier, ein guter Freund hat mir schon seine Adresse verschafft. Einen Zettel hervorziehend. Morgen vormittag geh ich hin, und heiz' ihm ein.
Mir scheint, Sie wissen vor lauter Madam Storch nicht was S' reden. Jüngling, Jüngling, dich hat's kurios packt.
Dauerhaft mach' ich's wenigstens, nach 3 Tagen muß man's noch g'spüren, wenn man von mir einen Gugelhupf gessen hat. Zur Seite rechts ab.
Ja, ja, ein guter lieber Freund, aber dabei ein äußerst mokanter Kerl, wir unterhalteten uns viel besser, wenn er nicht da wär'.
Ja, heut' nicht, aber für morgen. Ich hab' ein sehr schönes Landhaus in Weichselberg, einen prächtigen Garten mit Hutschen, Kegelstatt, Saletteln, Bosketteln und allem möglichen, da geben Sie mir morgen die Ehr', Frau von Storch, mit dem Herrn Bruder, und der ganzen werten Familie, laden noch ein paar ein, wenn S' woll'n, ich liebe Gesellschaft, vorzüglich weibliche Gesellschaft, bin ein jovialer Mann, da wird dann getafelt, gescherzt, geneckt, wir werden uns prächtig divertieren. Aber nur dem Schnoferl nix sagen.
Alles steht zu Befehl, ich sollt' es eigentlich verbieten, denn Sie reißeten's deswegen doch ab, und verbotene Frucht schmeckt am süßesten.
Das is einmal a vernünftige Red', gehn S' einkaufen. Zu Madame Storch. hab'n S' kein Korb? g'schwind her damit.
Schunken, Zungen, Kälbernes, kalte Pasteten, alle Punsch-Ingredienzen, Zucker, Rum, Lemoni, g'selchte Würsteln.
Ich geh' zu der Brotsitzerin ein Service ausleihn, und die Rosalie muß den Bürstenbinder um Trinkgläser anreden.
O ich sag' Ihnen, wenn er anfangt, ein infamer Kerl, mein Freund! Kauz geht mit Madame Storch zur Mitteltüre ab. Rosalie geht bis an die Türe mit, dann kehrt sie rasch zu Schnoferl zurück.
Was reden S' denn zusammen! Sie sollen nicht leiden, daß sich die Sabine Ihrem Freund so aufdringt. Er zeigt offenbare Absichten auf mich und diese Sabin – Sie sollten ihr das verbieten als ihr quasi Verehrer.
Ja, jemand durch Gesang erobern ist schwer, wenn man seinen Geschmack nicht weiß, denn der Gesang ist ein Proteus, der in gar vielerlei Gestalten erscheint.
Jetzt denken Sie sich erst, wenn man was singen will was allen g'fallen soll, hören S', das muß eine Aufgabe sein.
Sie müssen ja Leut' nicht zurückstoßen, die's herzensgut meinen mit Ihnen. Leise zu Madame Storch. Wenn die ein Glas Extrawein trinkt, bringen wir ihr ein Geheimnis nach'n andern heraus.
Wir haben also Ihr Wort. Zu Rosalie. Rosalie, leih von der Konduktansagerin unten 's Gugelhupfbeck aus.
Sie nehmen's nicht übel, daß wir Ihnen einen Augenblick allein lassen, häusliche Geschäfte – wir haben heute G'sellschaft, Sie werden sich gewiß gut unterhalten. Geht rechts ab.
Also Gesellschaft is hier? – Dann kann ich nicht bleiben. – Heiterkeit und Schmerz tun nicht gut unter einem Dach, es muß eins das andere verletzen. Ich hab' zwar versprochen – ich werd' mich morgen entschuldigen, aber fort muß ich! Will zur Mitte ab.
Glauben Sie, ich bin wegen die Mädln da? Mein Freund hat mich hergezaxelt, daß ich mich zerstreuen soll, ich kann mich aber nicht zerstreuen, sein Sie versichert, ich hab' hier nichts getan als Kaffee g'rieben, das ist doch g'wiß eine unschuldige Sach'! Thekla, ich bin jetzt frei, bin unabhängig, hab' Geld, Sie müssen mich heiraten, es kann kein Hindernis mehr sein! –
Der Teig muß nur noch ein wenig abgeschlagen werden, und es wird sich ein Gugelhupf bilden, über den die Nachwelt stau – Erblickt Gigl und Thekla. Was is denn das!? – Mamsell.
Ich führ' ihn her, daß er s' vergißt, und der Zufall führt sie her, daß s' ihm wieder einfallt? Ah, ich sag's, der Zufall muß ein b'soffener Kutscher sein, wie der die Leut' z'sammführt, 's is stark!
Ob's stad bist. Zu Thekla. Und dann is noch sehr die Frag', ob das auch wirklich ein Zufall war, mir scheint, Sie steigen dem jungen Mann nach und delektieren sich an der sukzessiven Abnahme seiner Vernunft.
Ruhig. Zu Thekla. Glauben Sie, ich genier' mich vor Ihnen? Ich sag' Ihnen offen, daß ich Sie für eine Versteckte halt', warum zeigen Sie sich nicht in Ihrer wahren Gestalt?
Ruhig! Zu Thekla. Sie sind ein Frauenzimmer, die Fuß fassen will in die Herzen der Männer, indem sie ihnen die Köpf verrückt, durch melancholischen Anstrich und scheinheilige Kokettur!
Ruhig! Zu Thekla. Sie werden um kein Haar anders sein, als wie die, die um kein Haar anders sind, als wie Sie, spielen aber die Überspannte, die Reine, die Verklärte, als wie die Jungfrau von Orleans, bevor s' zum Militär gangen is.
Jetzt muß ich zu einem verzweifelten Mittel schreiten, Schnoferl, wie du noch ein Wort red'st. Reißt den Kochlöffel mit einer Portion Teig aus dem Geschirr, welches Schnoferl hält. Ich papp' dir die Lästerschul zu. Da haben wir's, sie weint. Wirft den Löffel in das Geschirr.
Richtig, sie weint, ohne mir dabei ein Maul anzuhängen, das kann kein gewöhnliches Wesen sein! – Mamsell – sie tut sich völlig verschluchzen – Mamsell – Sie müssen meine Worte nicht als Beleidigung nehmen. –
Ich hab' dadurch nur – es is reine Freundschaft für meinen Freund, er paßt nicht für Ihnen, er hat eine höhere Bestimmung, drum meiden Sie ihn!
So schwer, daß ich's nicht übers Herz bring', ich entsag' ihm, ich muß ihm entsagen, aber auch kein anderer soll –
Ja, dann nutzt's nix, und wenn Sie ihn auch bei der Tür hinauswerfen, da bleibt er unt' auf der Gassen stehn, und schmacht Ihnen die Fenster an, und was kommt am End' heraus? Ein zweiter Ritter Toggenburg wird aus ihm, das war der große Liebesmathematiker, der das Fensterln auf die höchste Potenz erhoben hat, – der hat auch immer hinüberg'schaut und g'schaut und so saß er, eine Leiche, eines Morgens da. – Sie werden g'hört haben von der G'schicht.
Eben weil du nichts einsiehst, willst du s' heiraten; und eine andere aufopfern, die so hoch über dieser steht, wie die Zeder über'n Petersil, wie die Giraff' über der Schopfmeise, wie der Himalaja über der Türkenschanz! Zu Thekla. Ich sag' Ihnen –
Na ja, es is ärgerlich. Eilt zu seiner frühern Beschäftigung am Gugelhupfbecken zurück. Wenn man bei so einem Werk aus der Begeisterung herausgerissen wird, man find't sich nicht wieder drein. Arbeitet fort.
Er ist der Vollendung nah! Laut. Mamsell Peppi! Ihr das gefüllte Gugelhupfbecken übergebend. Hier übergeb' ich Ihnen diesen Gugelhupf, behandeln Sie ihn mit Sorgfalt, stellen Sie ihn in einen warmen Backofen, geben Sie oben Glut, unten brennendes Feuer und rundherum wieder Glut, auf daß er Farb und Festigkeit gewinnen, und recht bald wieder im Kreise teilnehmender Freunde erscheinen möge.
Jugendkraft, meine Aimableste, nichts als Jugendkraft! Thekla erblickend. Was ist das? die Mamsell Thekla?
Wie unzart, wenn einer einen Dalken erzeugt hat, muß man es ihm nicht ins G'sicht sagen, das tut weh!
Die kalte Pastete soll den Anfang machen mit'n Kaviar. Unterdessen schneiden wir die Schunken auf, dann kommt der g'sulzte Fisch.
Sie hat bei der Hausmeisterin um die Mamsell Thekla g'fragt, dann hat ihr die Hausmeisterin g'sagt, daß sie da heroben is, und was für Herrn da sein.
Von mir aus ist keine Einwendung zu befürchten, ich will nur Herrn Gigl seine Zukünftige zu erkennen geben.
Sie ist die Tochter des durchgegangenen Herrn Stimmer, der Sie, Herr Onkel, um die ungeheure Summe bestohlen hat.
Ende des zweiten Aufzuges.
Ich glaub' immer, der Blumen- und Obstverlust wird heut' den Herrn von Kauz sein geringster Verdruß sein.
Mir hat der Bediente g'sagt, er ist in der Früh um 5 Uhr zu einem wichtigen G'schäft und er erwart' ihn alle Minuten.
Die Madln treib'n's, wann s' nur an Buschen hab'n, oder was; so sein s' schon glücklich, oder wie; i erstaune, die Blumen mit, mi intressiert nur die Blume von Wein, oder was; i geh' jetzt in Keller von Herrn von Kauz, oder wem; und wann i auffa kumm bin ich gewiß recht lustig, oder was! Geht ins Haus ab.
Glücklich abgemacht, mir is ein Stein vom Herzen. Spitzbub, der Käfer, wie er gemerkt hat, mir liegt so viel an seiner augenblicklichen Abreis', verlangt er 200 Stück Dukaten Reisegeld von mir. Weil er nur fort is, wenn er getrunken hat, der Schlingel, red't er gar unvorsichtig in den Tag hinein. Und den damaligen Brief hat er richtig auch noch aufbewahrt, daß ich den wieder hab', geht mir über alles. Der interessierte Schuft war obendrein noch dumm, ich hätt' ja nicht um 1000 Dukaten den Brief in seinen Händen gelassen. Hat mich echauffiert die G'schicht, sehr echauffiert! Zieht den Rock aus und hängt ihn über den Gartenstuhl links. Dominik! – Dominik!
Wenn so ein Dummrian was herausfallen ließ'. Rollt den Rock sorgfältig zusammen. 's steckt die Brieftaschen drin, und in der Brieftaschen der Brief – wär' nicht übel!
Meine Damen – Geschäftsüberhäufung – Pardon! und in Hemdärmeln, Pardon! Dominik, mein Spenser – Pardon!
Gut, spiel'n wir Verstecken, dazu is mein Garten wie gemacht. O das ist ein schönes Spiel, man versteckt, man sucht sich, man find't sich – ja, ja, spiel'n wir Verstecken.
Gut, nur g'schwind verbunden. Zu Madame Storch. Madame, verwandeln Sie mich in den blinden Liebesgott.
Nehmen Sie sich in acht, meine Damen, die ich erwisch', laß ich sobald nicht mehr aus. Mit verbundenen Augen. Also achtgeben, wir werden gleich eine haben. Fängt an nach den Mädchen zu haschen, alle ziehen sich nach der Kulisse links, er verfolgt sie, plötzlich ziehen sich alle sehr schnell gegen den Hintergrund. Kauz vermutet sie noch immer links und geht haschend in die Kulisse ab.
Hätt' mir's nicht gedacht, daß die Mädln so schwer zu bekommen sind, hab' eine! Umfängt einen Baum. Nein, das is wieder ein Baum!
Nein! Beiseite. Gott sei Dank, sie sind nicht da. Laut. Ich bin allein, wie du siehst, mutterseelenallein, und spiel' blinde Mäuserl.
Ich spiel' den ganzen Tag nichts als blinde Mäusl. Aber wie kommt's denn, Nièce, daß du zu mir aufs Land heraus –? das is dir schon ein paar Jahr nicht eingefallen.
Na, es is hier sehr hübsch und der Schnoferl hat mir heut' früh ein Billet geschrieben, worin er mich ersucht, hier mit ihm zusammenzutreffen, meine
Der Schnoferl –? hm – hm – Das is ein Mißverständnis. – Der Schnoferl is nicht da, ich erwart' ihn auch gar nicht, dann hast du auch den Tag nicht gut gewählt, es is ein Donnerwetter im Anzug, du fürchst dich davor, und auf'n Land schlagt's gar so leicht ein, solltest wirklich lieber, so g'schwind als möglich, in die Stadt zurück. –
Hat zu wenig Schatten der Garten, Frau Nièce, dein weißer Teint ging z'grund, geh lieber ins Zimmer hinein, aber ins vordere Zimmer, wo die schöne Aussicht is, da steht ein Kanapee.
Mir kommt die ganze Sach' nicht recht richtig vor. Geht in das Haus ab. Kauz hat sie bis an die Türe begleitet, und kommt zurück.
Lebensphilosophie verlaß mich nicht! Was tu' ich jetzt mit die Madln? Ich muß schauen, daß sie nicht daherkommen. – Ich schwitz' vor Verlegenheit, und jetzt auf einmal die kühle Luft. Ruft gegen das Haus. Dominik, mein Spenser! er kommt nicht – Will den Rock vom Stuhle nehmen. Wo ist denn mein Rock? – Den haben g'wiß die Mädln – wär' nicht übel! Da muß ich gleich! Will rechts ab.
Hat mir ein Billet geschrieben, worin er mich ersucht, hier mit ihm zusammenzutreffen, meine Gegenwart wäre äußerst notwendig!
Ich weiß nimmer, bin ich Herr in meinem Hause oder der Schnoferl – ich muß'n fortbringen – halt, so geht's. Zu Gigl. Weißt du, was der Schnoferl für eine Absicht hat?
Vor Versöhnung bin ich sicher, der beleidigte Stolz eines Weibes versöhnt sich nie, ich wollt' ich wär' ebenso sicher vor ihrer Rache, denn die Rache des Stolzes eines beleidigten Weibes ist fürchterlich.
Was fallt dir ein! es müßten nur Leut' in den Garten – es sind mehrere Ausgänge und Eingänge, die öfters offen – und da kommen einem öfters –
Nimm die Brieftaschen, ich kann mich nicht immer damit herumschleppen. Gibt ihr die Brieftasche und tritt dann zu Gigl. Nein, nein. Sie müssen dableiben, wir lassen Ihnen nicht fort.
Der Schnoferl hat sie herausb'stellt, er hat ihr Aufschlüsse über ihre Familienangelegenheiten Macht die Pantomime des Stehlens. versprochen, sie will aber nicht eher her, bis der Schnoferl da is, sie wart't mit ihrer alten Mahm in einem Bauerngarten; und stecken S' derweil die Brieftaschen ein, ich hab s' von der Sabine – 's is wegen ein Spaß – ich hol' Ihnen die Thekla.
Nein, ich fürcht' nix, ich bin Mann, und wenn mir die Mädln hier alle beistehn, was kann mir die Erbsenstein tun?
Schaut's da is er ja, mein lieber Freund Kauz zugleich in einem buchstäblichen und in einem metaphorischen Rosengarten.
Hab' ich Ihnen eine Freud g'macht? na mich freut's, mein lieber Herr von Kauz. Ich hab' zufällig g'hört, daß Sie heraußen sind. Denk' ich mir: machst ihm die Freud' und besuchst ihn, den Herrn von Kauz, da fallt mir ein, daß ich mit der Frau Nièce und mit'n Gigl Verschiedenes abzumachen hab', denk' ich mir, das sind Angehörige von Herrn von Kauz, der Herr von Kauz is gern im Kreis seiner Angehörigen, b'stellst ihm die Angehörigen alle heraus, dem Herrn von Kauz, na mich g'freut's, mein lieber Herr von Kauz.
Und da die Damen, was die Kapricen anbelangt, hoch erhaben sind über uns, so werden Sie sich nicht muxen, und sich einsetzen.
SCHNOFERL, FRAU VON ERBSENSTEIN treten rasch aus dem Hause heraus, Frau von Erbsenstein lorgnettiert Kauz spöttisch, beide sagen. Schaut's, der Herr von Kauz!
Das is ein eigener Spaß, Frau Nièce, du überraschst mich heut' bei einem Konversationsspiel nach'n andern.
Nur wär' ich der Meinung, daß ein Mann, der so viel Phantasie besitzt, um mit sich selbst Blindemäusel zu spielen, beim Hutschen noch viel leichter Gesellschaft entbehren könnt'!
Nièce, du verletz'st mich! Laut. Und dann hab' ich früher im ganzen Garten herumg'schrien: »Wo is mein Rock!« mir is nämlich mein Gehrock verlorengegangen – und da sind diese Damen herbeigestürzt und haben mir gesagt, daß – daß –
Aber Nièce, du verletz'st mich – das is nicht schön von der Nièce, wenn einem die Nièce allweil verletzen tut. Geht verlegen schmollend ab, wo die Mädchen abgegangen sind.
Der eine Grund Auf Gigl deutend. steht hier, der andere kommt nach. In diesem großen Augenblick möcht' ich diese kleine Hand Ihre Hand nehmend. in diese etwas größere Gigls Hand nehmend. legen.
O tun Sie's, es is so edel, wenn man seine Hand einem Menschen in die Hand legt, dem man s' von Rechts wegen ins Gesicht legen sollt'.
Ich hab' Ihnen gestern noch um eine ganz andere Art Verzeihung für ihn gebeten, davon is heut keine Red' mehr.
Ich war gestern noch gegen 's Mädl, heut Gerührt. bin ich fürs Mädl, denn ich hab' Mitleiden mit'n Mädl, seit ich weiß, wer ihr Vater is. Aber mir liegt alles dran, daß wir alle in Güte und Freundschaft – daß Sie keinen Verschmach, weder auf diesen Jüngling noch auf mich werfen. Sie stehn ja auf'n Gigl nicht an.
In vielen Jahren, wenn Sie sich einmal die Liebenswürdigkeit ganz abg'wöhnt werden haben, kriegen Sie noch einen solchen, wie der Gigl is; aber bedenken Sie, das Mädl, die arme Närrin, wär' ja ein armer Narr, wenn man ihr den Gigl entreißt.
Na ja, aber wozu dieser kalte Groll!? Sie müssen ja den Gigl nicht verkennen, müssen ihn ja nicht als ein denkendes Wesen beurteilen.
Daß er Ihnen verschmäht, zeigt ja deutlich genug von einer Unpäßlichkeit der Verstandeskräfte, es is eine Heiserkeit des Gehirns, ein Katarrh der Vernunft, und dann ist die Sach' eine Herzenssach' –
Halt 's Maul. Laut zu Frau von Erbsenstein. Die Anatomen schon lehren uns, daß das menschliche
Der Herr Schnoferl find't also das ganz leicht, wenn man beleidigt, gekränkt ist, zu vergeben. Haben Sie's schon versucht?
Jedes Gemüt is halt nicht so aus Versöhnungsstoff gewebt. Bei mir kommt alles hauptsächlich auf einen Fürsprecher an, wenn das aber ein Mensch ist, den man in gewissen Gesellschaften findet.
Verzeihen Sie, ich bin ein ausgebreiteter Geschäftsmann, unsereins kommt mit allen Nuancen der Menschheit in Konflikt.
Ich fürcht' mich – aber ich muß ihr folgen, denn wenn ich unfolgsam wär', da wär's gar aus. Folgt ihr nach.
Diese himmlische Frau hat den höllischen Gusto mir Pfeile ins Herz zu bohren, – na laßt man ihr die Freud'. Überhaupt 's is 's beste, man laßt ein' jedem seine Freud', denn die Freuden der Menschen sind meistens so, daß es sich nicht auszahlt – wenn man Ihnen neidig wär' drum.
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Courage, warten S' einen Augenblick, mir scheint Nach rechts in die Szene sehend. Ich bring' Ihnen den Schnoferl, oder wenn ich den nicht find', jemand andern, der – Eilt rechts ab.
Der gute Mensch nimmt sich so herzlich an um mich, und er hat mir wichtige Aufschlüsse versprochen, sollt' er etwa gar ein Mittel gefunden haben, die Rechtfertigung meines Vaters – –?! – O Gott, ich trau' mich gar nicht zu hoffen auf so ein Glück.
Mamsell, ich hab' mich in der Aufwallung des Zorns zu Äußerungen hinreißen lassen, die ich von ganzen Herzen bereue.
Ich hab' mich genau um Sie erkundigt, und gesehen, wie sehr ich Ihnen Unrecht Schließt sie in ihre Arme.
Ha, das Weib ist ein Stern erster Größe, und ich Stockfisch hab' sie einer kleinlichen Rachsucht fähig gehalten, die mit ihr einen Kontrast bildet, wie der Olymp mit'n Naschmarkt. Zur Frau von Erbsenstein. Heraus muß es jetzt, gnädige Frau, was seit, ich weiß gar nicht wie viel Jahren, in mir wogt, Sie sind das Götzenbild im heiligen Hain meiner Gefühle; Sie sind das Omlett, was ich unsichtbar um den Hals getragen und so mich stärkte in jeglicher Gefahr!
So hab' ich also meinen Vater an dem verhängnisvollen Abend besucht, auf einmal sagt er: »Ich hab' was vergessen in der Schreibstube, ich komm' gleich wieder zurück«, und geht fort. Nach einer Viertelstund' kommt er wieder, totenblaß und sinkt mit den Worten: »Thekla, ich bin verloren!« in einen Sessel. Wie er sich erholt hat, sagt er: »Die Kassa vom Herrn von Kauz ist erbrochen und ausgeraubt, auf niemand kann der Verdacht kommen, als auf mich, man wird mich einziehen, ich komm' in Untersuchung, und hab' nichts was mich rechtfertigen kann, mir bleibt kein Ausweg als Flucht.« Auf das is er fort, und erst nach einiger Zeit hat er mir geschrieben unter welchen Namen, und wo er verborgen lebt, – wie er lebt, das können Sie sich denken, denn er hat nichts als das wenige, was ich ihm schicken kann.
Hab' ich mich nicht für ein gutes Geschöpf interessiert! ich bin so fest überzeugt, daß ihr Vater unschuldig is.
Ich brauche keine Welt, ich heirate sie, und wenn auch ihr Vater nicht unschuldig wär', ihr Vater is ja majorenn, und kann folglich schnipfen, was er will.
Ich war heut' vormittag bei dem Mann, der Näheres um die Sache wissen muß, bin aber zu spät gekommen. Ein ältlicher Mann war heut' in der Früh dort, hat zwei Stunden mit ihm gesprochen, auf das is er abg'reist, kein Mensch weiß wohin!
Also zu spät gekommen? natürlich, früher hat halt der ausgebreitete Geschäftsmann wichtigere Sachen zu tun gehabt. Adieu, Herr Schnoferl, das war Ihr Gnadenstoß. Zu Thekla. Kommen Sie mit mir, meine Liebe. Zu Gigl. Gigl, schau'n S', daß mein Wagen vorfahrt, Zu Thekla im Abgehen. wir werden schon Leute finden, die sich um Ihre Sache tätiger annehmen sollen. Mit Thekla ins Haus ab.
Ah, wie diese Frau mich in den Schlamm der Vernichtung schleudert, und umtritt auf mir – das is arg. Da is ja jedes Wort ein moralischer Vitriol, mein Inneres zerfällt wie Zunder, ich trag' meine Seel' im Schnupftüchel hinaus. So verkannt zu werden, ich, der ich alles so gern in Güte ausgleichen möcht', der ich gegen die ganze Welt so dienstwillig, so hilfleistig bin –
Sie fahrt mit der Erbsenstein, und ich mit'n Fiaker, da fahr' ich alle Augenblick vor, und kokettier' hinein in Wagen – Zu Schnoferl. Du, Schnoferl, da nimm die Brieftaschen, ich hab s' von der Rosalie zum Aufheben, eigentlich g'hört s' glaub' ich der Sabine.
Na ja, verstehst denn nicht Deutsch, jetzt muß ich wegen die Wägen schau'n. Geht durchs Gittertor ab.
Die Brieftaschen is von der Sabin? – Das ist doch kein Damenportifölie, diese Brieftaschen is offenbar männlichen Geschlechts. – Hm – wie kommt sie dazu? – Eigentlich geht's mich nichts an, – Öffnet die Brieftasche. Aber den Namen des Eigentümers möcht' ich vor allem – Die Papiere durchblätternd. ah, da is ein offener Brief – da werden wir die Adreß – Liest. »An Herrn Kä – Käfer –« is es möglich?! – »An Herrn Käfer!« und die Unterschrift? Entfaltet den Brief. Keine da. – Macht nix, da muß die Sabin Auskunft wissen. – Was steht denn im Brief –? Liest murmelnd den Brief. Was? – – Was wäre das –!? – – Teufel hinein! – – Triumph! Triumph! Gigl! Mamsell Thekla! Frau von Erbsenstein! Triumph! Frau von Erbsenstein! Mamsell Gigl! Mussi Thekla! Triumph!
Gnädige Frau! Mamsell Thekla, ich bitt' Sie um alles in der Welt, schreien Sie Triumph! aber aus vollem
Ich hab' einen Brief entdeckt, der seine Unschuld sonnenklar beweist. Hören Sie nur. Liest. »Lieber Käfer! Heut' muß noch die Sach' geschehen, ich bin auf ein paar Tage aufs Land, um jede Idee von mir abzulenken. Der alte Stimmer geht täglich um 7 Uhr aus der Schreibstube, halb 8 Uhr is also die beste Stund. Die Schlüssel zu Vortür und Zimmer hast du, du brichst die Kassa auf, wie verabredet, bringst mir heute noch den Inhalt derselben, nachdem du dir deine Belohnung per 200 Dukaten abgezogen, und die Komödie is in Ordnung.« – Das is ein Einbruch durch die dritte Hand, und er nennt das eine Komödie!
Keine Unterschrift, aber wir kommen schon drauf. Offenbar is der Käfer der Helfershelfer, und der, der den Brief geschrieben hat, is der Täter.
Wenn man nur die Schrift erkennen könnt' – Heftig erschreckend, beiseite. Um Gottes willen, das is mein Onkel seine Schrift –
Na, freilich, wie sollen Ew. Gnaden einem jeden Halunken seine Schrift kennen, ich kenn s' auch nicht. Aber nur Geduld, wir kommen schon auf den Grund.
Gleich, gleich, 's pressiert ja nicht. Wissen Sie, Herr von Kauz, daß Ihr Landhaus wirklich eine charmante Lage hat?
Diese herrliche Luft, mitten im Sommer so kühl, gar nicht schwül, ich begreif' nicht, warum Sie so schwitzen?
Sie haben sich durch die dritte Hand selbst beraubt, um einen Vorwand zu haben,
Schaut's der Herr von Kauz. Laut. Mir sehr angenehm, daß Zeugen vorhanden sind, Zeugen, die die Sach' gewiß in alle Weltgegenden verbreiten werden.
Der Vater von diesem armen Mädl hier war unschuldig in Verdacht, seine Ehre is unbefleckt, wie der Tag, niemand kann daran zweifeln, denn der Herr von Kauz is gar nicht bestohlen worden.
Sehn Sie, an seinem verlegnen G'sicht sieht man's, daß das Ganze nur verlegt war. Soeben hat er mir angezeigt, daß er in dieser Brieftaschen alles wiedergefunden. Zu Kauz, ihm die Brieftaschen gebend, nachdem er vorher den Brief herausgenommen. Da haben Sie s'. Leise. Den Brief behalt' ich aber noch!
Jetzt kommen aber erst die Bedingungen, unter denen ich schweigen, und Ihnen auch den Brief zurückgeben will. Laut. Schön, Herr von Kauz, schön, das macht Ihnen Ehre. Sich zu den andern wendend.
Ihrem Vater aber, der am meisten bei der G'schicht gelitten, fünfzehntausend Gulden als Entschädigung für ausgestandenes Ungemach.
Extra noch, weil sich die Sach' so glücklich ausgestaltet hat, schenkt er zehntausend Gulden an die Armen.
Edler Mann, du rührst mich. Zu den Anwesenden. Das is großartig, er sagt, zehntausend Gulden sind zu wenig, er will durchaus 12000 Gulden an die Armen geben.
Ich fahr' aus der Haut, Leise zu Schnoferl. Satansschnoferl, ausgezeichneter Folterknecht von der Seelentortur.
Wie S' ein Wort reden, sag' ich fünfzehntausend Gulden, ich hab' Ihnen ja in der Hand. Zeigt den Brief, laut. Über alles dieses wird der Herr von Kauz noch in dieser Stund mir die nötigen Dokumente ausstellen. Leise zu Kauz. Dann kriegen S' Ihren Brief.
Ich bin neugierig, weil der Herr von Kauz heut'
Ich hab' einen, wie ich glaub' Ihnen angenehmeren Lohn bei der Hand, – die Hand selbst, wenn Sie s' wollen. –
Ha, so zerschmettert, ihr Kniescheiben! stürz nieder, Winkelagent! so eine Seligkeit kann der Mensch nicht als so stehender ertragen! Stürzt der Frau von Erbsenstein zu Füßen, und küßt ihr die Hand.
Also hier Auf Thekla und Gigl zeigend. steht ein glückliches Paar; hier Auf sich und Frau von Erbsenstein zeigend. ein gar enorm glückliches; und Sie Herr von Kauz, suchen sich unter die Sprichwörter: »Der Krug geht so lang zum Brunnen bis er bricht«, oder »Tue recht
Ende.