6/1 Heini hat bei Zuckerkandls übernachtet, hat dort mit Vicki
gestern Abend dem Fried, der sie nächstens dirigirt, die Fünfte
Mahler vorgespielt.― „Das findt man doch nur in Wien“ sagte
Fried …
― Zu Saltens.― Otti;― mit ihr über die Kinder;― frühere und
jetzige Paedagogik.― (S. war auf der Jagd um einen Hirsch zu
schießen.―) Lebensalter einst und jetzt.― Risa H., die ihrem
20j. Sohn verbietet ― sie zu grüßen, wenn er sie zufällig
trifft!
Zu Haus erzählt mir O. daß Arthur Kfm. dagewesen, und von einem
Gespräch über die Lichtenstern’schen Versuche,― Freud etc.,
allerlei Erotik. Ich bemerke etwas zu der Immoralität ja
Verbrecherhaftigkeit psychoanalytischer Seelenaufwühlerei;― ein
Blick und Lächeln O.s: Man soll Seelen nicht vergewaltigen;―
belehrt mich daß sie fälschlich eine Analogie sucht oder annimmt
zwischen der oft unreinlichen Bohrerei oft unberufener Aerzte
in den Seelen von Patienten;― und Fragen oder Bemerkungen von mir
ihr gegenüber;― dieses maßlose Unverständnis aus
Opportunitätsgründen rührt wieder alles in mir gegen sie auf; in
einer Heftigkeit, deren pathologischen Antheil ich diagnosticire.―
Nm. ein Brief an Dora Michaelis, die besorgt ist wegen der
bevorstehenden Reigen Aufführung.
― Abends bei Frau Patak, wo eine kleine zionistische
Gesellschaft versammelt war; für Hrn. Arthur Ruppin, einen der
Führer. Er erzählte mir von palaestines. Zuständen und
Landschaften, und wollte mich endlich mit Obst verlocken.― Kluger
entschiedener Mensch, nicht ohne Humor.―