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Vergiß nicht, erhabene Fee, daß heute wieder hundert Jahre herum sind und du dich entschließen mußt, die Zaubergaben wieder einem der Sterblichen zu verleihen.
Du scheinst von jeher mehr Vorliebe für sie zu haben, als der Feenwelt anzugehören. Ich bedaure dich; denn ich kenne diese Menschen. – Uns Feen selbst schont ihre Sucht zu spotten nicht mehr! Müßt ich nicht den Spruch des Schicksals erfüllen, ich würde die Zaubergaben auf ewig in ihrer Vergessenheit ruhen lassen.
Ein verhaßter Zwang! Wer verdient noch, glücklich zu werden? Bin ich nicht immer betrogen worden? Beglückte ich einen Armen, so mißbrauchte er im frechen Übermute meine Gaben – wandte ich sie einem Reichen zu, so ward es für ihn nur eine neue Quelle, den Armen zu höhnen. Wem soll ich sie verleihen?
Überlasse es dem Zufalle. Lasse sie jenen finden, der in diesem Augenblicke sich am nächsten bei den Ruinen im Palmentale, in welchem diese Zaubergaben aufbewahrt sind, befindet.
Lidi hat recht! Nach Zufall will ich meine Gaben
Wenn mich meine Feenkraft nicht trügt, so ist es ein lebenslustiger Mensch, der dem Scherze huldigt; solche Menschen sind in der Regel nicht die schlimmsten.
Er nennt sich Bartholomäus Quecksilber, ist ein zugrundgegangener Barometermacher, von sehr lustigem Humor, und ist auf dem Wege, sein Glück zu suchen.
Es soll ihm geholfen werden. Umgebt mich! Ich wende dem Fremdling die Gaben zu. Sie zieht mit ihrem Stabe einen Kreis.
Das ist eine prächtige Profession, das Baromettermachen, man kann verhungern alle Tag. Hab ich unglückseliger Mensch aufs Meer müssen, um die wilden Völker des Erdbodens durch meine Kunst in Erstaunen zu setzen, und jetzt wirft mich das Schicksal auf diese Zauberinsel, wo ich noch nichts gesehen hab als ein paar Kanarienvögel, oder was sie waren; und einen pensionierten Elefanten mit drei Füß – Na, die werden doch keine Barometter brauchen. – Weil ich nicht zu Grund gegangen bin, so ist wenigstens das Schiff zu Grund gegangen, bloß weil ich Unglücksvogel darauf war. Die Matrosen haben schon von weiten diese Feeninsel verflucht, weil ein jedes Schiff scheitert, das in ihre Nähe kommt. Richtig wars so – sie haben sich in einem Schinakel gerettet, und ich hab mich an meinen Barometter anghalten und bin dahergschwommen; das war noch mein größtes Glück, daß ich den vorigen Sommer zweimal im Prater in der Schwimmschul war und zugschaut hab; da hab ichs abgspickt, sonst wärs nicht möglich gwesen. Mein erstes Unglück war mein neuer Buchdrucker; der laßt mir unglücklicherweise auf meinen Zetteln auf die Barometter überall den ersten Buchstaben aus – Zum Beispiel, statt alter Wind, bei warmes Wetter, laßt er das W aus, steht armes Wetter. Ich siehs nicht, verkauf s', die Leute glauben, ich bin ein Narr, lassen nichts mehr bei mir machen. Kein Verdienst. Was war also zu tun? als mein letztes Bißl zu verkaufen und in die weite Welt zu gehen. – Da stehe ich nun allein und verlassen, ein Fruchtbaum in der Wüste. Weint. Doch von all dem rauschenden Geleite, wer harret noch liebend bei mir aus? Dieser edle Magen! der einzige Schmarotzer, der mir die Ungelegenheit macht, treu zu bleiben. Just gibt er wieder eine Bittschrift ein um was zu essen. – Schicksal! wenn du eine Ehre im Leibe hast, so laß mich nicht verhungern! Man hört leise eine unterirdische Musik ertönen. Was ist denn das? – Eine musikalische Akademie unter der Erd?
Ich weiß nicht, was ich denken soll. Man kann sich dabei denken, was man will. Aber es soll mein Glück sein? Also frisch!
Ein Waldhörndl? Nu, mir ists recht. Eine Binde mit Ochsenaugen garniert, und ein goldenes Ausklopfstaberl? Ja, was sind denn das für Kindereien? einen Menschen so für einen Narren zu halten. Was ist denn das für ein unterirdischer Sozius? Wann er nur heraufkäm, ich nähmet mir die Freiheit und schlüget ihm mein Barometter an Kopf, daß die Scherben davon fliegen.
Himmel! was ist das? Welch eine krudelschöne Person? Nymphe des Waldes oder Donna del Lago! nimm die Huldigung des miserabelsten aller Baromettermacher! Die drei Genien lachen. Jetzt schauts die verwunschenen Podogudenkinder an, lachen die einen gebildeten Mann aus.
Ös! – Das ist eine unartige Brut! Nu ja, solche Feenkinder – die Eltern schauen ja nicht drauf – lassen s' halt so bloßfüßig herumlaufen. Aber das Glück! das Glück! Wer hätte sich morgen das gedacht, daß ich heute so glücklich werden sollte? Wenn nur jetzt geschwind jemand da wäre, den ich vor Freuden embrassieren oder massakrieren könnt!
Diesmal sind wir glücklich davongekommen. War das ein Sturm! Einen ganzen Tag haben wir vergebens herumgerudert, und doch hat uns der Zufall auf dieser verwünschten Feeninsel landen lassen. Einen Menschen hier zu treffen, ist, so viel ich sehe, gar keine Hoffnung.
Wie kommt denn der Schuft daher? Er ist ohnehin an unserm Malheur schuld, weil wir den Seehund auf dem Schiffe hatten.
Ich bitte Sie, einzuhalten mit Ihren ästhetischen Benennungen. Jetzt werden wir gleich aus einem andern Ton sprechen. Nieder mit euch, ihr Wasserpolacken! Erkennt in mir euern Gebieter, wenn ihr nicht verhungern wollt. Eine mächtige Fee hat mir diesen Zauberstab gegeben; alles, was ich damit berühre, kann ich in Gold verwandeln!
Was? Wo ist denn gschwind was? Läuft zum Boot, berührt es, und es verwandelt sich schnell in ein segelfertiges Schiff von gediegenem Golde. Nun?
Oui. Steht auf! Ihr seid von nun an in meinen Diensten. An Geld solls euch nicht fehlen; und wer sich besonders gut aufführt, den laß ich zum Lohn in Feuer vergolden.
Sie steht unter dem Schutze einer mächtigen Fee. Es gelingt nur selten einem Fremden zu landen, und Tausende haben schon in diesen Wellen ihr Grab gefunden. – Unser Kapitän nur war so kühn und so glücklich, auf der Ostseite an den Strand zu kommen, und erzählte, daß sich ein mächtiges Reich dort befindet, dessen Fürst eine sehr schöne Prinzessin zur Tochter hat, welche die Natur mit außerordentlichem Verstande beschenkt haben soll.
Da ist von dem meinigen auch eine Portion dabei; darum ist mir immer etwas abgegangen. Also bon, dieses Wunder will ich kennen lernen, und weil auf dieser Insel kein Auskunftskomptoir ist: so fahren wir längst der Küste so lange herum, bis wir Leute entdecken – Ich nenne mich dort Prinz Maikäfer und bin Beherrscher von
Still! Ich erliege unter der Last der Geschäfte. Seid still, damit ich schlafend mich beschäftigen kann. Ich mag mich schon hinlegen, wo ich will: es tut mir alles vom Liegen weh; den ganzen Tag muß ich so in Geschäften hinbringen. Man hört Lärm hinter der Szene. Was ist denn das? Wer stört mich in meiner Weisheit? Da hat gewiß wieder meine Prinzessin Tochter etwas angestellt!
Was seh ich? Sie selbst nehmen die Frevlerin in Schutz, die mir meine Freier abredet? Aber freu dich, wie
Du? das wird ohne Spektakel nicht angehen; wenn du den Weibern ihre Schönheit attackierst, so wehren sie sich bis auf den letzten Mann.
Aber ich wills! Ich wills! Ich wills! Alle, alle werd ich noch zu meinen Füßen sehen, mich allein müssen alle lieben und vor Liebe vergehen.
Mächtiger Tutu! Vergib, daß sich meine Schönheit dir zu Füßen wirft! Es ist ein Fremder angekommen, der ein entsetzliches Aufsehen macht.
Nur weiter! Was macht er für Aufsehen? Man kann auch ein Aufsehen machen, wenn man auf dem Kopf geht oder Purzelbäume schlagt. Also was macht er für ein Aufsehen?
Seine Schiffe sind gediegnes Gold; das Vorderteil ist mit lauter Solitärs besetzt. Auf dem Weg vom Ufer bis zum Palast hat er und sein Gefolge lauter Dukaten gestreut.
Vergeben Sie, Zoraide! In der Schönheit kann er mit mir keine Vergleichung aushalten; aber sehr lustig muß er sein. Er will Sie sehen und will Sie heiraten.
So müssen wir uns also wieder strapezieren. Wir wollen ihn ansehen. Zoraidel, geh, mach der Gschicht ein End und nimm ihn; denn sonst bleibst am Ende doch sitzen; es ist noch allen so gegangen, die gar so herumgsucht haben. Geht ab. Das Gefolge folgt ihm.
Besitzt er wirklich solche Reichtümer, so müssen sie mein sein. Dann mag er hingehen, wo er hergekommen ist.
Na, da gehts ja schrecklich zu! Hat er wirklich Dukaten ausgworfen? oder sinds nur Dantes vielleicht?
Also von Numero drei. Nun, da muß ich mich schon auch ein wenig sehen lassen, man kann ihm später aus meinem Schatz einige goldene Geschirre an den Kopf werfen.
Nun, die Dienerschaft passiert! Aber wo bleibt denn der ausländische Stutzer, muß er sich vielleicht erst eine Rede einstudieren?
Man hat mir deine Ankunft auf unserer Insel gemeldet. Was suchst du hier, es ist nicht viel zu finden.
Per du redt er mit mir? – Der Ruf von der entsetzlichen Schönheit Dero Mademoiselle Tochter hat mich hierhergelockt!
Da kann man sehen, wie die Lugen herumkommen.
Jetzt sagt die auch wieder du. Das müssen emigrierte Tiroler sein, weil s' zu allen Leuten du sagen. Laut. Prinzessin, Sie sind eine magnifique Personage wie auch Ihr Herr Vater, es tut einem zwischen ihm und dem Spadi-Do die Wahl weh. Aber wenn Sie nur die Güte haben wollten, und wollten nicht immer du zu mir sagen. Wenn Sie nicht Herr von sagen mögen, so heißen Sie mich wenigstens Sie.
Sei stat – So lang, bis wir sehen, ob er Geld hat, sagen wir Sie – wenn er keins hat, können wir noch immer mit die Grobheiten herfürfahren.
Nun also – sagen Sie mir halt – Sie mein Sie! – weil Sie nicht mein Du sein wollen: Was wünschen Sie denn eigentlich von mir?
Dazu gehören drei Eigenschaften: Geistig wie Jamaika-Rum – reich wie ein Inka von Peru – und schön wie der griechische Adonis –
Nu, was den Verstand und Reichtum anbetrifft, hats keinen Anstand, aber mit dem griechischen Adonis wirds ein bißl happern, da müssen Sie schon mit einem wallachischen vorlieb nehmen.
Das ist viel! Wir haben hier eine einzige, und zufälligerweise hab ich auch in der nichts glernt. – Wo haben Sie denn studiert?
Ich habe eigentlich die Gymnasien am Alsterbach ferenquetiert, dann habe ich bedeutende Fortschritte
Die Botanik hab ich im Krautgassel studiert, die Sternkunde bei den zwölf Himmelszeichen, und die übrigen Wissenschaften hab ich nur so im Vorbeigehen mitgenommen.
Aber wie siehts denn mit den Beweisen des Reichtums aus? Denn die Dukaten, die Sie ausgworfen haben, können vielleicht Ihre letzten sein. Es sind schon allerhand Streichmacher bei uns gewesen.
Warum denn? Er braucht nix Extras, man muß nicht gleich jeden Schafkopf vergolden, ist ja der Ihrige auch nicht vergoldet.
Fremdling, du hast mein Herz gewonnen. Eine unwiderstehliche Macht zieht mich zu dir hin. Ich könnte goldene Tränen weinen.
Mit Erlaubnis! Tritt in die Mitte. Der Diskurs dauert mir ein wenig zu lang. Also, mein scharmanter Herr Schwiegersohn, vulgo Goldarbeiter, au revoir! Ich werde Befehle erteilen, daß man in dem Palast Ihre Zimmer ausreibt; austapezieren können Sie sich s' schon selbst. Dann muß ich mich niederlegen und ausruhen, der gefühlvolle Auftritt hat mich zu sehr angegriffen. Leben Sie wohl! Vergolden Sie wegen meiner mein ganzes Reich, und wenn ich vielleicht heute noch munter werden sollte, so habe ich das Vergnügen, Sie zu sehen – ja – ja, so machen wirs, so – Also au re
voir! – und weil mir gerade nichts Französisches mehr einfallt – nochmal au revoir!
Geht ab.
Du bist also wirklich entschlossen, Jüngling, an meiner Hand auf der holprichten Landstraße dieses Lebens einherzuwandeln? ohne zu ermüden? Oh, wie nennst du dich?
Bartholomäus und Zoraide, das gibt einen herrlichen Roman. Ich bin Dichterin, ich habe alle europäischen Dichter ins Indianische übersetzt.
Sein S' so gut! Wenn die Leut alle die Dummheiten
Nein, verzeihen Sie! Mit Ihnen zu parlieren, gehört eine kuriose Geduld dazu, Sie haben ja nicht um sechs Pfenninge Galanterie im Leib. Ich möchte einen galanten Mann. Für sich. Wenn ich nur das Staberl erwischen könnte! – Zärtlich. Lassen Sie uns Frieden schließen. – Trauter Bartholomäus! Ich will dein Herz umranken wie die Rebe den Kastanienbaum. Umarmt ihn. O ihr Götter! die ihr da unten wohnt, seht auf uns herab. Nicht wahr, du wirst deine Zoraide nie verlassen? Dein Herz wird kein Retourbillett verlangen oder sich gar das Entree seiner Treue bei Amors Kassa zurückzahlen lassen?
Nun, schlagen Sie ein, aber nicht ins Gsicht! geben Sie mir zum Drangeld ein einschichtiges Busserl, und wir sind d'accord.
Da freu ich mich. Für mich sind halt die edelsten Früchte die Hetschepetsch. Mein liebstes Essen aber sind die Birn. Wissen S', die kleinen, die Muskatellerbirndln, die sind sehr gut.
Keine Bären esse ich nicht. Da bin ich froh, wenn mich keiner anpackt! Birn! Ist denn das ein übler Gusto? Birn ißt ja die ganze Welt; ein jeder eine andere Gattung. Die Patrioten essen Kaiserbirn, die Reichen Dukatenbirn, die sich stark parfümieren, Pergamottenbirn, die Schuster Lederbirn, die Kutscher Haberbirn, die Tischler Holzbirn, die Barbierer Ißinbart, und wer einen Fehler
Prinzessin, Sie sollen hinaufgehen, daß Ihnen die Nachtluft nicht schadet. Beiseite. Wenn ich ihm nur einen Wink geben könnt. Er ist ein rechter hübscher Mann.
Was? Für sich. Erwünschte Gelegenheit! Laut. Wie kann Sie sich unterstehen, in diesem mir so herrlichen Augenblicke vor meine Augen zu kommen? Sie kecke Person!
Halten Sie 's Maul! – Sie will noch widersprechen? Ich vergreife mich an ihr! – Himmel, was tu ich! Vergeben Sie mir diese Schwärmerei!
Sie nehmen sie in Protektion? Ich glaube gar, Sie liebäugeln mit ihr? Gefallt sie Ihnen? Nicht wahr, diese Gestalt hat eine schöne Figur? oder vielmehr diese Figur hat eine schöne Gestalt? So können Sie mich herabsetzen, mit dieser Meerkatze?
Unterstehe Sie sich, mich anzurühren. Den Augenblick aus meinen Augen. Fort, sag ich. Sie zögert noch – Linda entflieht, Zoraide entreißt Quecksilber den Stab. Ich
Ja, was ist denn das? Das ist eine boshafte Person – He! mein Staberl! Sie ist im Stand und schlagts an ihr ab, hernach könnt ich als Vergolder eine verzauberte Krida ansagen. Ich muß ihr nur nach. Er geht an das Tor. Es ist ja zu. Ja, es ist ja noch nicht zehn Uhr? Da sperren s' die Haustör schon vorm Essen zu. He! Hausmeister! aufgemacht. Auf! Er pocht an.
Warum soll ich eschappiern? ich hab ja in dem Land noch keine Schulden. Ich muß hinein, ich bin der Prinzessin Gemahl.
Ein Narr kannst du sein! Die Prinzessin ist mit ihrem Vater auf ihre Lieblingsinsel gefahren und läßt dir sagen: wenn du dich nicht aus dem Staube machst, so wird man einige junge Tiger auf dich herauslassen. Herein kommst nicht!
O indianische Bagage! Ich unglückseliger Baromettermacher! Was hab ich getan? Ich vergolde ihnen die Tore, und sie sperren mir s' vor der Nase zu. Ich bin betrogen. Wenn ich nur hinein könnt, ich massakrieret alles zusammen – Halt! da fallt mir was ein. Ich kann ja eine Armee herblasen. Viktoria – O Pizichi! Pizichi! blas anstatt meiner Fagott! Wart, du undankbares Volk. Er bläst ins Horn.
Richt euch! – Nein, richt euch noch nicht, es ist noch Zeit. Sieht die kleinen Husaren. Ja, was ist denn das für eine Mannschaft? Die müssen s' erst angebaut haben, die sind noch nicht ausgewachsen. Sind das auch Soldaten?
Da bin ich nur bis daher sicher Deutet auf die Brust. Nu, mir ists recht – Jetzt wolln wir sehen, ob s' was können auch. – Zu den Kleinen, welche auf einer Seite stehen. Habt acht – halb rechts! marsch! Er marschiert mit ihnen um das Theater, so, daß sie vor die Größern zu stehen kommen. Halt! – Nu, das passiert – Man wird Kanonen gegen den Palast aufführen. Zwei Kanonen erscheinen in der Luft in Wolken, ein Genius ist als Kanonier dabei. Halt! Kanon halt – Habt acht! Präsentiert – Eins! – Zwei! – Drei! – Die Mannschaft präsentiert mit dem Säbel nur auf zwei Tempo. Ja so, also nicht drei – die sind nur auf zwei abgerichtet – Nochmal präsentiert – Eins! Zwei! fallt nieder auf die Knie! – Marsch – nu, marsch! Die erste Reihe von den Husaren hüpft wie die Frösche. Halt, halt! Saperment, die sind exerziert, so möcht ich ein ganzes Regiment marschieren sehen. Zurück! Nun also. Habt acht! – Man wird mit beiden Füßen zugleich gegen den Palast marschieren, Zoraide und ihren Vater gefangen nehmen. Alles wird massakriert! Die Wiegen im Kind wird nicht verschont! Rechts gschaut! Links marschiert! Attackiert! Kanoniert! Hahn in Arm! bei Fuß!
Ende des ersten Aufzuges.
Huldiget alle dem Sieger,
Weihet ihm Leben und Blut,
Gegen bezauberte Krieger
Kämpfet umsonst euer Mut.
Hoher Fremdling! der du unter dem Schutze übernatürlicher Mächte stehest, vernimm aus dem unwürdigen Munde deines demütigsten Sklaven die Huldigung aller Bewohner dieser Insel. Alles beugt sich vor deiner Übermacht.
Herr! und nun wagt es noch zum Überfluß dein Sklave, sich in dem Bewußtsein seiner Schönheit zu deinen
Was? In Versen will Er zu mir reden? Freund, tue Er mir das nicht an, da laß ich mich lieber schlagen.
Genug für jetzt. Auf die Nacht wird ein großes Feuerwerk veranstaltet; eine brennende Pyramide mit zweitausend Feuerräder, und den Auf Hassar. setzts mit seiner Schönheit oben hinauf. Nun alle fort. Alle ab, bis auf vier Husaren. Zu denen. Und ihr führt mir Tutu herauf. Die Husaren ab. Zuerst werd ich dem Alten recht den Text lesen, hernach ihr, dieser undankbaren Person.
Was ist denn das? Herr Schwiegersohn, wo steht denn das geschrieben, daß man mich so fi
doncmäßig behandelt? Geschieht das auf Ihren Befehl?
Ich kann es nicht hindern; diese tapferen Männer haben dich besiegt. Du bist in den Händen meiner Armee.
Meine beste Armee, es freut mich, Sie kennen zu lernen. Wenn ich das gewußt hätte, ich hätte Sie alle gfangt, nur einige Mausfallen aufrichten, so gehören Sie mein.
Ganz wohl! Tritt zornig vor Tutu.
Eh bata!
Stoßt den Säbel in die Scheide und geht mit den andern trotzig ab.
Jetzt wollen wir Abrechnung halten. Wo haben denn Sie und Ihre Mamsell Tochter die Lebensart gelernt, ehrlichen Leuten ihre Kostbarkeiten zu stehlen? Bin ich deswegen in Ihr Land gekommen?
Ist das der Dank, daß ich Ihnen alle Vogelhäuseln und alle Hühnersteigen vergolden hab wollen? alle Seekarpfen in Goldfisch verwandeln, damit Sie s' hätten versetzen können, wenn Ihnen 's Geld ausgangen wär?
Warum machen Sie denn mich aus? Was geht denn mich Ihr Staberl an? Geben Sie besser acht auf Ihre Sachen; warum haben Sie so herumgeschlagen damit, daß man seines Lebens nicht sicher war, wenn man neben Ihnen gestanden ist.
Was kann ich mehr tun? Sie hat drei Gouvernanten ghabt: eine von Paris, die andere von Lyon und eine vom breiten Feld. Sie ist sehr gut erzogen, darum darf ich ihr auch nichts sagen, sonst macht s' mich brav aus.
Oh, Sie touchieren mich nicht! Ich kann gar nicht schmutzig sein, denn ich bin ein reicher Mensch, und
Das macht alles nichts! Wenn ich auch keinen Baß und keinen Tenor hab, eine schönere Stimme hab ich doch als Sie.
Ja, da bilden Sie sich halt was drauf ein, wenn ein solcher Stutzer einen alten Mann, wie ich bin, ein Klampfl anhängen kann! Meine Tochter ist unschuldig an dem Betrug, Sie sind schuld; warum haben S' just ein goldenes Staberl mitgebracht? hätten S' mit einem Haslinger so herumgschlagen, kein Mensch hätt ihn verlangt, und ein jeder wär Ihnen ausgewichen. Und müssen Sie denn aufs Stubenmädel so hinüberblinzeln, da muß sie ja eifersüchtig werden; das müssen Sie ja nicht tun, – das ist ja nicht schön – Meine arme Zoraidel ist so vor Lieb zu Ihnen völlig damisch. Ich weiß nicht, was sie an Ihnen Schönes findet? Ich muß Ihnen aufrichtig sagen: ich möcht Ihnen nicht, es ist nichts Gschenkts an Ihnen, Sie haben schon keine aufrichtige Physiognomie; da sehen Sie meinen Kopf an, wie alles offen ist.
Da schaun Sie s' an, Sie Tyrann! Vor Kummer hat sie sich nicht einmal geschminkt. Hab ich ihr deswegen so empfindsame Romane lesen lassen? Hat sie deswegen die vier Spezies gelernt, damit sie zu ihren glücklich durchlebten zweiunddreißig Jahren –
Will ich sagen vierundzwanzig – acht Jahr ist sie in die Schul gegangen, die gelten nichts – die unglücklichen Geht ab.
Oh, ich versteh! Weil Sie mich recht peinigen wollen, darum reden Sie französisch, Sie wissen schon, daß das kein Mensch aushalten kann. Hier bring ich Ihnen Ihren goldenen Stab zurück – Sie hätten ihn, auch ohne daß Sie mit Ihrer Zwergelarmee unsern Palast verwüstet haben, wieder bekommen.
Haben Sie mir nicht das Tor vor der Nase zugeschlagen? haben Sie mir nicht sagen lassen, ich soll mich aus dem Staub machen, oder Sie lassen junge Tiger auf mich heraus?
Ja, war das nicht ein schöner Zug von mir? – Doch wir kommen von der Hauptsache ab. Was Sie mir angetan haben, will ich Ihnen großmütig verzeihen. Ich Erster Husar erscheint. Ihr könnt zum Rückzug blasen, wenn ich euch brauche, werde ich euch schon wieder rufen. Deutet aufs Horn.
Jetzt werde ich meinen segelfertigen Kehlhammer besteigen, und somit Mademoiselle, adieu pour jamais!
Ob ich etwas dagegen einzuwenden habe, fragst du? Hast du dich denn nicht verbindlich gemacht, der Sklave meines Herzens zu sein? und jetzt sagst du mir nicht einmal den Dienst auf, wie es sich gehört, rennst davon, ohne deine vierzehn Tag abzuwarten.
Und doch willst du mir die Suppe versalzen und mich blandieren, mich, die ich so unschuldig bin wie ein Lamm.
Wenn sie nur nicht so hübsch wäre. Ah was! Lassen Sie mich, Sie falsche Personage! Was haben Sie für Beweise Ihrer Unschuld?
Nicht? Ist denn die Liebe nicht auch ein Rausch? und sagt darum nicht Schiller: Wer niemals einen Rausch hat ghabt, das ist kein braver Mann?
Gleichviel! Was kümmern mich alle Hausmeister von der Welt, da die Doppeltüre deines Herzens verschlossen ist. Öffne sie deiner Zoraide!
Halt! Für sich. Jetzt weiß ich kein anders Mittel mehr, als ich fall in Ohnmacht. Laut. Weh mir! wie wird mir?
Sie sinkt schon wieder! Sie fällt in seinen Arm. Liegt schon da. Sie – so sind S' doch gscheit! – Also hier halt ich den Brillant in meinen Armen, der in Falschheit à jour gfaßt ist. – Da kann man mit Recht sagen, das ist ein Augenblick von Gewicht. – Und ich bin halt doch in sie verliebt. Aber das dauert mir schon ein wenig zu lang mit der Ohnmacht. Ich muß mich doch wieder anfragen. Sie! möchten S' nicht ein wenig aufstehen? Na, so werden S' nur munter! Ich geb Ihnen mein Wort, ich bleib bei Ihnen und will Sie wieder lieben wie vorher.
Ach, was hör ich! Ist es auch dein Ernst? Ihr Götter, ich danke euch! er ist wieder mein. Nie werd ich diesen Augenblick vergessen!
Also nichts kann uns mehr trennen! Aber mein Vater ist aufgebracht; wenn er sich unserer Verbindung widersetzte?
Ah, das ist schön. Das möcht ich sehen. Oh, mache mir doch eine kleine Probe damit; ich kanns nicht glauben.
Was hör ich denn da für einen Lärm? Wer liegt denn da auf den Boden? Der Fremde! Ach der arme Narr! Er rührt sich gar nicht. Er wird doch nicht tot sein? Mir wird völlig Angst! Rüttelt ihn. Sie, gnädiger Herr! leben Sie noch? machen Sie einem doch nicht so Angst, wenn S' tot sind, so sagen Sies!
Ich den Verstand? Hahaha! Kann der Elefant seine Flügel verlieren? Die Katze ihre Aufrichtigkeit? Der Hase seinen Mut? Das Kamel seine schlanke Taille?
Kannst du einem Sesselträger seine Zartheit rauben, einem Kipfelweib ihre Verschwiegenheit und einem Schusterbuben seine Bescheidenheit? Kannst du einem Menschen seine Zufriedenheit entreißen, der gerade fünfundzwanzig bekommen soll?
Ehe ich einen Verstand verliere, ehe wird sich der Mond einen Carbonari und die Sonne einen Willschur machen lassen.
Ich bitte Sie, hören S' einmal auf von den unsinnigen Diskurs. Ich hab Ihnen für einen so guten Menschen gehalten!
Nun, da haben wirs! So bin ich schon zu spät gekommen; ich hab Sie warnen wollen vor ihrer List; sie machts allen so. Hätten Sie sich nur nicht in sie verliebt, wären S' gleich zu mir gekommen!
Mich, mich so zu betrügen. Sieht Linda an. S' ist ein sauberes Mädl. Zornig. So zu hintergehen! Sieht Linda an. Die hübschen Augen, die s' hat. Wie oben. Nein! nein! Wie oben. Das Mädel gefallt mir, bei der bleib ich! –
Ich will Ihnen mein Herz dafür geben, Sie können freilich damit keine Armee herblasen – aber einen einzelnen Verteidiger werden S' ewig an ihm haben. Tausend Getreue werden Ihnen nimmermehr zu Diensten stehen, aber wenn Sie an das Herzenstürl da anklopfen, so wird Ihnen eine treue Person entgegenkommen, und Sie werden sehen, wenn Sie mich heiraten: so werden Sie recht glücklich werden, und Sie werden auf alle Hörner vergessen.
O du lieber Narr! Linda? der Name ist schon so lind wie eine samtne Schlafhauben. Nun gut, du sollst mein werden. Aber Rache muß ich haben. Mein Horn muß ich erobern, der Stab soll mir helfen. Rufe mir geschwind meine Leute und alles, was du im Palaste von Männern findest, zusammen. Jedem will ich eine Million zum Präsent machen, wenn sie mir durch List oder Gewalt mein Horn erobern; und dir verspreche ich goldene Berge zur Belohnung.
Das Madel ist brav, die heirat ich! Wart, Prinzessin, du sollst mich kennen lernen, hab ich nur mein Horn wieder. Linda muß sie ausforschen, wo sie das Zauberhorn verborgen hat, muß sie wegzulocken suchen, ich überfalle mit meinen Leuten das Schloß, erobere das Horn und laß die Zoraide und ihren Vatern in den tiefsten Kerker setzen; auf den Boden hinauf oder zwischen d' Winterfenster – Nimm 's Horn unterm Arm, das Mädel aufn Rücken, und dann fort aus dem Hause der Falschheit und Papierlerei. Geht zurück.
Still, ich bin froh, daß keine Schläg geregnet hat, zum Tröpfeln hats schon angefangen. Aber was nützt das? Ich bin doch ein gschlagner Mann; die Falsche hat mir meinen Stock vertauscht.
Machen Sie sich nix draus. Es gibt ja noch mehr Stöcke in der Welt. Vergessen Sie sich selbst nicht über Ihren Stock, sein S' lustig.
Was nützen mich jetzt alle Stöcke in der Welt! alle Weinstöcke, alle Haubenstöcke, alle Hackstöcke – dieser war der erste. –
Nun, so lassen S' halt jetzt den ersten Stock gehen, und ziehen wir uns in zweiten oder in dritten hinauf, so haben wir eine schönere Aussicht.
Ich weiß jetzt kein anders Mittel, als daß ich mein goldenes Schiff ins Versatzamt schick, damit wir ein Reisegeld kriegen.
Das ist Kinderei. Da setzen wir uns zusammen, hängen die bezauberte Binde um, und wo wir uns hinwünschen, können wir sein.
Nun, und da bist du so mutlos und willst davonlaufen? das ist ja eine Kinderei. Mit dieser Binde wünscht du dich in das Kabinett der Prinzessin, wenn sie allein ist
Richtig, du hast recht; so gehts prächtig! Da wär ich mit meinem Plutzerkopf nicht drauf kommen! Mädel, du bleibst schon bei mir; und wenn ich wieder reich bin, so vergold ich dir den Drathnerhof und mach dir 'n zum Präsent.
Er hat also gut verstanden? daß nicht hernach wieder eine Dummheit herauskommt, wie gewöhnlich, wenn man Ihm etwas glaubt.
Nein, meine Gebieterin! Ich schwörs bei meiner
Die Undankbare! Ist das mein Lohn? Hab ich ihr nicht erst zu ihrem Namenstag fünf Gulden und ein mousselinenes Kleid von mir zum Präsent gemacht?
Jetzt marschier Er mir hinaus. Denn sich mit Ihm auch noch zu ärgern, das ging' mir just noch ab. Marsch fort, alle zwei hinaus, Er und seine Schönheit.
Das ist der Neid. Als ob ich was dafür könnte, daß die Natur mich mit diesen Reizen ausgestattet hat. Will ab.
Halt! Man gebe sogleich Befehl, daß die Wachen im Vorsaale lauern, und wenn ich rufe, so wird er gepackt und festgehalten; die Binde werd ich ihm schon früher zu entreißen suchen. Fort!
Jetzt steigt herauf, ihr Furien der Rache, mit den beschlankelten Haaren in euerm grünlichten Kontusch! Musik. Was rauscht denn im Garten? Was seh ich! bin ich auf dem Blocksberg? Wer reit denn da durch die Luft? Ha, er selbst! Musik. Man hört einen Hahn krähen. Musik. Auf einen Gockelhahn reit er! Und wie schön er oben sitzt, wie ein englischer Reiter. O du herrlicher Talisman, dich will ich benützen. Nun wart. Wirft sich auf ein Ruhebett und tut, als schliefe sie.
Still! du vertracktes Tier! Kräht der Kerl, daß einem die Ohren zerspringen möchten. Wann die Fee keine andern Pferd in ihrem Stall hat, so ists nichts, denn das ist eine fatale Expedition! Auf keinem Hahn wird nimmer ausgritten, lieber auf einem gebackenen Hendl, das macht doch kein solchen Lärm.
Sieht Zoraide. Ha, da ist sie! – Sie schläft – Die Musik drückt das Schnarchen aus. Welch ein sanfter Schlaf – Ach, warum ist sie so falsch, und so schön!
Sie spricht im Schlaf. Es muß ihr von mir geträumt haben, sie hat meinen Namen genannt. Doch, Quecksilber, nimm dich zusamm! Heda, aufgestanden.
Nicht von der Stelle! Wie Sie um Hülfe rufen, so wirf ich Sie zum Fenster hinaus. Mein Horn will ich
Ich habe den Fremden seine Zaubergaben abgelockt, und nun hat er nichts mehr; alle sind in meiner Hand. Er selbst ist entflohen, zum Fenster hinaus.
Wann soll man Ihnen denn was sagen? Alle drei Wochen werden S' einmal munter, hernach setzen Sie sich zum Essen, und nach dem Essen legen Sie sich gleich wieder nieder.
Niemand wird diese Nacht mehr schlafen. Ein großes Freudenfest wird zubereitet, welches morgen den ganzen Tag nicht enden soll. Gedichte auf die Größe meines Verstandes müssen auf allen Straßen ausgestreut werden. Freude muß diese Insel beleben! So freun Sie sich doch auch ein wenig, mit Ihrem kanafaßenen Schlafrock.
Nu, wenn ich mich nicht freu, so weiß ichs auch nicht. Sagt ganz phlegmatisch. Juhe! – Vor Freuden tut mir schon ordentlich der Magen weh.
Und ich immer wilder. – Was hab ich denn jetzt sagen wollen? ja. Jetzt richts alles zum Fest her. Und meine roßhaarenen Pölster nicht vergessen. Im chinesischen Lusthaus wird gespeist, auf hundertfünfzig Personen. Nach Tisch wird großer Ball, und wenn ich vielleicht einschlummern sollte, so machts mir den Menuett mit den Paukenschlag, von Ding da, wie heißt er denn? Ja, vom Haden.
Dem Himmel sei Dank! es kommt niemand nach! Jetzt steh ich frisch. Alle Geschenke der Fee sind fort, und 's Stubenmädel ist auch beim Guguck! Mir bleibt nichts als das schöne Bewußtsein, daß ich ein Esel war und hab mich anführen lassen. Aber geloffen bin ich, wie ein Windspiel, und einen Hunger hab ich, daß ich die Goldborten auf meiner Weste aufessen möcht. Ich geh gerade über den Feigenbaum, in fünf Minuten ist keine einzige mehr oben. Er steigt hinauf. Ach, jetzt wollen wir dem Hunger die Feigen zeigen. Er ißt. Prächtig! herrlich! klassisch! Er pflückt einige und steigt herab. Seine Nase hat sich um vieles vergrößert, aber so, daß sie noch proportioniert bleibt und nicht zur Karikatur wird, er ißt noch fort. Ich weiß nicht, mich blendt immer was vor die Augen? Greift an die Nase. Was ist denn das? Ich hab eine völlige Pfundnase. O ich unglückseliger Mensch, was wird mir noch alles geschehen? Auf d' Letzt komm ich auf dieser Insel um alles und muß noch mit einer langen Nasen abziehen! Die Nasen! Wenn ich da die Strauchen bekomm, das wird eine Todskrankheit. Wenn ich mich nur sehen könnte! Jetzt sollt ich halt in der Spiegelgasse sein. Ist denn niemand hier? He! Klopft an die Hütte.
O Spektakel! Ich hab eine ordentliche Plutzerbirn im Gesicht! Wenn ich mit der Nasen nach Wien komme, lassen s' mich gar bei keiner Linie hinein.
Das hätte ich dir vorhersagen können. Aber wie kommst du in diese Gegend, die ich allein bewohne? und zu diesem Baume?
Das ist jetzt keine Frage, wie ich zu dem Baum komme, sondern die Frage ist, wie ich von dieser Nase komme.
Diese komische Nase und dein komisches Aussehen hat dich gerettet, denn mich hat die Menschenscheue in dieses Zaubertal geführt, das ich nie verlasse und das aus Vorurteil seit hundert Jahren kein menschlicher Fuß betreten hat. Ich lebe hier lieber unter den Tieren und hätte dich verjagt, wenn ich nicht über deine Nase hätte lachen müssen. Sieht in die Kulisse. Hier kommt noch jemand.
Linderl, ich bitt dich um alles in der Welt, verzeih mirs nur diesmal, ich werds mein Leben nicht mehr tun. Ich hab dort von die Feigen gegessen, und da ist mir die Nasen gewachsen.
Nein, so mag ich dich nicht. Jetzt bin ich ihm nachgelaufen und bin vor Angst völlig krank geworden, bis ich ihn eingholt hab, und jetzt sieht er so aus.
Linderl, ich bitt dich, sei nur gscheit! Jetzt kannst mich doch bei der Nasen herumführen. Wenn mich jemand bei der Nasen erwischt, dem komm ich nicht mehr aus.
Nun, ich will dich nicht länger leiden lassen. Trinke dort aus jener Quelle, und du wirst diese Nase wieder verlieren. Wie ich diese Gegend bezogen habe, ist es mir auch so ergangen.
Ist das wahr? Dem Himmel sei Dank! Lauft zur Quelle und trinkt, die Nase verschwindet, er springt hervor. Ist schon weg! Ah, das ist eine Freud!
Da haben wirs! wie ich mit meiner Schönheit Konkurs hab angsagt ghabt, hat s' nichts mehr von mir wissen wollen, jetzt, weil ich wieder rangiert bin, jetzt mag s' mich wieder. Was willst denn jetzt mit mir machen? Ich bin ja Bettel-Dutti. Zu Zadi. Lieber Freund, wie soll ich Ihnen meinen Dank abstatten – wollen Sie mir nicht zweihundert Gulden leihen?
Ah, wir werden nicht verhungern. Weißt du was? Ich verkaufe den Leuten solche Feigen, und wenn sie verunstaltet sind, so kommst du als Doktor und kurierst sie mit dem Wasser wieder, so bekommen wir Geld in Menge.
Halt! Laß mich nachdenken. – Wie? – Was? Er fährt sehr freudig auf, Linda und Zadi erschrecken. Ich habs! ich habs!
Lieber Freund, tu mir nur den einzigen Gefallen, nimm einen Korb, füll ihn mit solchen Feigen an, und eine Flasche mit dem Zauberwasser, ich werde dich reichlich belohnen; aber nur geschwind.
Ich hab noch nie etwas davon gehört. Diese Gegend ist behext, darum getraut sich auch niemand, hieher zu gehen, und nur weil ich dich von weitem laufen sah, bin ich dir gefolgt. Da kannst du sehen, wie lieb ich dich habe.
Du mußt wieder zurück zum Fest. Du nimmst einen Korb voll solche Feigen und bringst sie deiner Prinzessin und ihrem Vater zum Konfekt. Sie sind so schön, daß sie gewiß davon essen.
Dann kriegen s' große Nasen. Und wenn die
Das ist ein prächtiger Plan! Ich freue mich, wenn s' nur recht häßlich würde, weil s' immer die Schönste sein will. Gschieht ihr schon recht.
Das ist ein Wasser auf der ihre Mühle. Ja, die Frauenzimmer. Wenn s' einander die Augen auskratzen könnten, sie tätens.
Bruder, ich danke dir! Umarmt ihn. Ich kann dir unterdessen nichts dafür geben als hier dieses silberne Schnupftüchel, was mir von meinem Reichtum noch übergeblieben ist. Zieht eins aus der Rocktasche.
Das geht dich nichts an. Ich habe einen guten Freund, und der muß mir eine Nasen bekommen, daß man sie mit der Elle ausmessen kann. Jetzt, Linderl, komm, es ist keine Zeit zu verlieren. Waldteufel, adieu!
Adieu, mon ange – Linderl, jetzt fahr ab! Ich werd gleich nachkommen, miteinander dürfen wir nicht fort, damit uns niemand sieht!
Ah! Jetzt ist mir wieder leicht. Es geht halt nichts über die Hoffnung. Jetzt bin ich so froh, daß ich alle Menschen könnt beim Kopf nehmen und könnt s' küssen. Diese Welt ist halt doch das beste auf dieser Welt.
Lange herrsche Zoraide
Durch des Geistes Strahlenkranz!
Unser Jubel wird nicht müde,
Zu verkünden ihren Glanz!
Ich danke euch! Obwohl es mir durchaus keine Neuigkeit mehr ist, daß mein Witz und meine Schönheit sich mit allen weiblichen Vorzügen auf dieser Erde messen können, so will ich doch nicht so unbescheiden sein, es heute nicht noch einmal aus eurem jauchzenden Munde anzuhören.
Werds gleich haben. – Still! – Ich nehm jetzt das Wort. – Alle meine Herren und Frauen, laßt euch sagen: Wir sind hier versammelt, um ein Fest zu feiern, welches wir veranstaltet haben, weil meine Tochter durch die außerordentlichen Gaben ihres Verstandes, welcher sogar den meinigen noch übertrifft, den übermütigen Fremdling, der auf unsere Insel gekommen ist, drei Zaubergaben von hohem Wert abgenommen hat. Weil dieser Fremdling nun – nicht wahr, meine Tochter? – weil dieser Fremdling nun – so – so undankbar an uns gehandelt hat, – so – so – weiß ich vor Zorn gar nicht mehr, was ich reden soll! Auf Zoraiden zeigend. Die Fortsetzung folgt. Setzt sich wieder nieder.
Wann man Ihnen schon was reden laßt. – Laut. Hier sind die Zaubergaben. Durch dieses Horn ist unsere Insel vor jedem Überfalle gesichert. Dieser Stab birgt eine goldene Welt, und diese Binde trägt mit Blitzesschnelle den, der sie trägt, an den entferntesten Ort. Alle diese Gaben werde ich vorzüglich zu eurem Glück anwenden.
Nehmen Sie, gnädigste Gebieterin, hier die Früchte unserer Muse, welche in den größten indianischen Köpfen erst heute morgens reif geworden sind.
Ja so – Steht auf und nimmt einige. Ah ja! Sie sind gut, recht gut – Wiegt selbe in der Hand. Sein mitunter recht frische dabei, wie man jetzt sagt, mit humoristischer Frische –
Das hat Er gewiß wo abgeschrieben, das trau ich Ihm nicht zu, daß er eine Negligée machen kann, oder wie das heißt.
Genug! Ich werde Ihm hernach schon was schenken. Tragt die Gedichte auf mein Gemach. Es geschieht. Die Gaben hier hinein, ich werde sie bewachen.
Komm, meine Tochter. Der Geist hat seine Mahlzeit eingenommen, jetzt wollen wir den Magen auch eine kleine Vorlesung halten. – Ruft alle: Es lebe Zoraide, es lebe Tutu!
Was ists? – Ah, du Katze du, wo steckst du denn? he? Warte nur, Zoraide wird deine Backen schon bewillkommen, wenn du ihr vor die Augen kommst.
Sei nur nicht böse, lieber Hassar! Ich habe es schon recht bereut, daß ich mich von dem Landstreicher bezaubern ließ, dir abtrünnig zu werden.
Sie sind von unserm Hofgärtner und gehören nur für Tutu und Zoraiden, sie sind äußerst selten – Trage sie auf die Tafel und übergib sie nur unserm Herrn und der Prinzessin, ich hoffe, damit sie wieder gut zu machen.
Bei meiner Schönheit, das sind herrliche Früchte. –
Ja, ja, gehe nur. Linda geht zurück. Das sind prächtige Feigen. Ah, da muß ich auch ein Paar für mich wegstipitzen. Steckt zwei Feigen in den Gürtel. Mit großem Behagen. Das wird ein herrlicher Schmaus für meine Schönheit werden.
Ihr sollt den Tanz beginnen. Jetzt werde ich meine Feigen verzehren und achtgeben, daß mich niemand belauscht. Geht ab.
Hülfe! Hülfe! Was hab ich gesehen, es ist nicht möglich! Es muß ein Blendwerk sein. Schaut mich nur an, wie seh ich denn aus! Die Tänzer alle erschrecken. Was ist das? Sucht das Lachen zu verbergen. Was? Spott! mich ergreift der Wahnsinn. Spiegel herbei!
Was ist denn geschehen? Ich sitze drin ruhig bei meinen Feigen und schlummere ein wenig, und auf einmal lauft alles fort. Alle lachen.
Eilt auf sie zu und prallt zurück. Himmel, wie sieht die aus! Ah, das ist ein Spaß, hahaha!
Vergib, mächtige Zoraide! Da kann ich nicht helfen. Wo die Natur solche Bockssprünge macht, hat meine Kunst geendet.
Mächtiger Tutu – Erschrickt über Tutus Nase und kömmt so gegen Zoraiden, bei deren Anblick er ebenfalls erschrickt und so in die Mitte des Theaters kommt, zeigt mit beiden Händen auf beide Nasen. Was ist das? Diese Nasen!
Servus humi
lissimus. Sie sehen in mir den berühmten Arzt Barometrianus, der sich in allen Teilen der Welt berühmt gemacht hat. Von allen diesen Weltteilen werde ich hernach schon die Ehre haben, Ihnen verschiedene Geschichten zu erzählen. Jetzt sagen Sie mir nur, bin ich so glücklich, den mächtigen Tutu vor mir zu sehen?
Weil Sie gerade von der Nase sprechen, so lassen Sie mich nicht vergessen, daß ich Ihnen hernach eine Geschichte davon erzähle. Habe ich die hohe Ehre, meine Angebetete, in Ihnen die schöne Zoraide zu bewundern?
Hm! Sie scheinen mir eine Gemütskrankheit zu haben. Das ist eine üble Krankheit; da könnt ich Ihnen eine Geschichte erzählen, welche sich in Nordamerika zugetragen hat. Da war einmal ein Mann, der hat siebenundzwanzig Töchter gehabt; jetzt will ich Ihnen nur in der Geschwindigkeit die Geschichten aller dieser siebenundzwanzig Töchter erzählen!
Hören Sie, weil Sie gerade vom Rat sprechen, erlauben Sie, da fällt mir auch eine prächtige Geschichte ein, an deren Erzählung mich aber die Bemerkung hindert, daß Ihre Nasen sich in einer etwas massiven Form produzieren. Darum entsteht die große Frage, ob Sie schon damit auf die Welt gekommen, oder ob sich das erst kürzlich ereignet hat.
Gut also! Da kann ich Ihnen zum Troste sagen, daß Sie nicht die einzigen Menschen auf der Welt sind, welche große Nasen haben; es gibt Leute, welche sich auf der Nase herumtanzen lassen. Warten Sie, da werde ich Ihnen eine Geschichte erzählen –
Erlauben Sie! Wie können Sie sich unterstehen, daran zu zweifeln? Ich kuriere Sie, und wenn Ihre Nasen so groß wären wie der Chimborasso in Amerika; das ist der höchste Berg der Welt. Ihre Nasen müssen nach den Regeln des Aristoteles kuriert werden.
Erlauben Sie, das ist nicht alles eins! darüber werd ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Hippokrates und Galenus haben darüber ganze Ries Papiere verschrieben,
Erlauben Sie, Sie kennen Hippokrates und Galenus nicht? Da werd ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Hippokrates war ein berühmter Apotheker zu Straubing und Galenus ein großer Regimentsarzt bei den chinesischen Truppen. Nun haben Sie nur die Güte, mir Ihren Puls fühlen zu lassen.
Erlauben Sie! Alles in der Natur steht miteinander in Verbindung. So hat Ihre Gurgel Einfluß auf Ihren Magen, Ihre Hände auf die Backen, der Mund auf die Füße. Ich will Ihnen gleich einen Beweis geben, daß Ihr Mund Ihre Füße in Bewegung setzen kann. Sie haben zum Beispiel über einen ein loses Maul, und er nimmt einen Stock und prügelt Sie tüchtig durch, so bleibt Ihnen nichts übrig, als davonzulaufen. Also war Ihr Mund daran schuld, daß sich Ihre Füße in Bewegung gesetzt haben.
Erlauben Sie! Ich rede aber sehr gerne von Prügeln. Da werde ich Ihnen nur geschwinde eine kleine Geschichte erzählen.
Nein, das ist nicht mehr zum Aushalten! Jetzt hören S' einmal mit Ihren Gschichten auf! Wir wollen aber keine Gschichten hören; unsere Nase ist die unglücklichste Gschicht, die man erleben kann.
Sie wollen also Ihre Nase verlieren? Warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt? Einen Becher! Man reicht ihm einen, er nimmt ein Fläschchen aus seinem Kästchen und gießt daraus in den Becher. Zu Tutu. Trinken Sie hier!
Der gib ich nur ein Brunnwasser, das hilft nicht! – Laut. Einen Becher! Man reicht ihm einen kleinern als vorhin. Da trinken Sie auf die Gesundheit Ihrer Nase.
Ich begreife nicht, diese Nase muß eine besondere Anhänglichkeit an Sie haben. Ich bin so betroffen, daß mir nicht einmal eine Geschichte einfällt, womit ich Sie trösten könnte.
Ja, wenn ich nur wüßte, wie? – Das ist das einzige Mittel – Erlauben Sie! Besitzen Sie vielleicht einen Talisman, der durch die Macht seines Besitzes meinen magischen Kräften entgegenstrebt? – den müssen Sie von sich werfen!
Wohlan! Hier, hier liegen sie, wenn du mir meine vorige Gestalt wieder verschaffst, so gehören sie dir.
Sie gehören auch mein! Er stoßt ins Horn und wirft die Maske ab. Ideale Krieger er scheinen unter der Musik. Schützt mich! Kennen Sie mich? – Aus dem Quacksalber ist der Quecksilber geworden. Ich nehme zurück, um was Sie mich betrogen haben, und Ihnen laß ich Ihr falsches Herz und Ihre große Nase.
Also so wär ich betrogen? und von Ihnen, von einem Menschen, von dem man nicht weiß, ob er einen Kopf oder eine Wassermelone zwischen den Schultern hat? Hoffen Sie Ihren Namen auch einmal im Buche der Menschheit zu lesen? Nein! Nein! ein eingebogenes Eselsohr wird statt dessen zu sehen sein. Diese bescheidene Nase so zu multiplizieren. Oh, wendet euch weg, ihr Elemente, Auf ihre Nase deutend. von dieser ausgearteten Tochter der Natur. Tyrannisch soll sie in dem Reiche der Schönheit herrschen. Alle Spiegel müssen ihr zum Opfer fallen. Zu einem Maskenball will ich diese Insel umgestalten, und alle Schönen müssen falsche Nasen tragen, nur ich will mich in eine Camera
obscura verschließen und Rache brüten, Rache! über dich, du Nasenfabrikant! Stürzt ab.
Sein wir wieder gut. Seit Sie das Staberl wieder haben,
Vivat! Jetzt zeigt mein Barometer auf schön Wetter. Morgen verlassen wir Ihre Insel, aber heute will ich meine Verlobung noch hier auf goldenen Hügeln feiern. Linderl, du hast dir bei mir goldene Berge versprochen, du sollst sie haben.
Ende.