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Verderben diesen Zaubernymphen! Die ganze Nacht hat meine Phantasie geraset und den geflügelten Gaul beinahe zuschanden geritten, bis Aurora vierzig Schmähgedichte beleuchtete, die mein schöpferischer Geist in dieser Nacht gebar.
Ich glaub es euch, an Dichtern fehlt's auf unserer Insel nicht. Flora heißet sie, weil sie die Göttin hat mit Blümlein aller Art bedeckt. Wir kennen keinen Schnee,
Ein Jahr ists nun, daß diese beiden Zauberschwestern auf unsere Insel kamen in einem Wolkenwagen, den zwei weiße Löwen zogen. Wir glaubten schon, die Götter hätten sie gesendet, doch bald erfuhren wir, daß sie der Orkus ausgespien. Denn ihre Zaubermacht erbaute schnell ein Schloß, vor dem die beiden Löwen wachen und jeden töten, der sich naht. Sie zertreten unsere Fluren, und mit vergifteten Pfeilen schießen sie nach den Dienern des Tempels.
Wehe, wehe über sie! ich weiß zwar nicht über wem, aber ich bin ein Narr, ich muß überall dabei sein. Also weh über euch alle, nur nicht über mich.
Sie kömmt sogleich. Sie ordnet nur ein allgemeines Fest, wozu diesmal nicht, so wie sonst, nur lauter Dichter eingeladen sind, gemeine Leute auch. Verstanden, Distichon?
Das fürcht ich nicht, das ist mein Stolz, daß einer lebt, der mir noch borgt. Wer borgt denn nicht? Alles ist auf dieser Welt geborgt. Das Leben selbst ist nur geliehene Ware. Die Erd, auf der wir wandeln, ist nicht schuldenfrei. Der Raum, in dem sie schwebt, gehört der Luft, sie wäre blind, wenn ihr die Sonn den Star nicht sticht. Und auch die Sonne, die Verschwenderin, die ein zu glänzend Haus mir führt, bezieht ganz sicherlich ihr leuchtend Gold aus einer Wucherwelt.
Beneid mich nicht um meinen Genius. Ästhetisch Wirken herrscht auf Flora, du gehörst nicht unter uns, wir ringen unermüdet nach Unsterblichkeit.
O ihr betriebsamen Florianer, Müßiggang heißt euer Gewerb. Ich will dir ein Mittel sagen, das dich unsterblich macht. Leg du die Zeit, in der du müßig gehst, als Kapital zurück, und wenn dein lumpicht Leben ausgeht, flick' sie hinten dran, dann lebst du fort in alle Ewigkeit.
Verzeih, dich hab ich nicht gemeint, dich nehm ich schon ein anders Mal aufs Korn. Er hat ein Spottgedicht auf mich gemacht, drum hetz ich ihn, solang ich Atem hab.
Als gestern sie den stillen Hain betrat, wo sie so gerne weilt, schlich ich ihr nach und sah, wie ein Gedicht sie aus dem Busen zog, das sie wohl mehr als zwanzigmal geküßt.
Sag mir doch, Odi, wie kommt Amphio, ein Fremdling hier im Lande, zu der Ehre, Hermiones Lieblingslämmer zu bewachen?
Das will ich euch erzählen. Dieser Hirt scheint mir nichts Gewöhnliches zu sein. Der Aufseher der fürstlichen Herde ward vor einem Jahr von einer Schlange überfallen, die ihn getötet hätte, wenn nicht ein junger Wanderer aus einem Busche springt und sie erschlägt. Amphio war der kühne Jüngling, er forderte keinen Dank als einen kleinen Dienst in unserm Land. Er wäre ein Waise, sagte er, und suchte unter fremden Völkern nun sein Glück, da ers in seiner Heimat nicht gefunden hätte. Der Aufseher, von Dankbarkeit bewegt, erinnerte sich, daß er einen Stier besäße, welcher goldne Hörner trägt.
Mir wär ein Hirsch mit goldnem Gweih viel lieber, der wirft doch alle Jahr Interessen ab. Macht die Pantomime des Geweihabwerfens.
Und da er seinen Dienst so treu versah, schwang er sich bald zum Hirten unserer Lilienherde auf. Doch liegt etwas Geheimnisvolles in dem Jungen, und daß zum Hirten er geboren, glaub ich nimmermehr.
Ganz ungewöhnlich ist die Stunde zwar, in der ihr meine Gegenwart verlangt, doch gibt es keine Zeit, in der ich euch nicht angehörte. Stets haben unsere Wünsche freundlich sich begrüßt, daß sie sich heute feindlich trennen werden, hoff ich nicht. Sprecht aus, was ihr begehrt!
Auf dein Geheiß, o Königin, befragt ich das Orakel des Apoll, wodurch der Übermut der Zauberschwestern sei zu bändigen und was durch sie die dunkle Zukunft unserem Lande droht.
Um des Himmels willen, du vergißt dich ja. Die Weisen sollen sprechen. Du hast das Gegenteil verstanden. Bist denn du ein Weiser?
Da hältst du dich ja selbst für einen Narren, was brauch denn ichs zu tun? Für naseweis hab ich dich stets gehalten, doch eine andre Weisheit trau ich dir nicht zu.
Gewalt? zum erstenmal hör ich dies Wort von dir. Entsprossen aus dem Stamme deines gütgen Vaters, herrschest du durch Sanftmut stets. Wir kennen hier nur Poesie, Gesang und Tanz, der rauhe Klang der Waffen ist uns unbekannt, nur ein arkadisch Leben führten wir bis jetzt. Von einer Seite schützt des Meeres Wellenschild den blumenreichen Strand, und von der andern trennen steile Berge uns von unserm mächtigen Nachbar, dem König von Athunt. Die Waffen sind uns fremd, wir kennen nur die List.
Ich rate auch zur List, sie machen sich zu mausig hier, drum muß man sie wie Mäuse fangen. Beiseite. Ich richte eine diamantne Falle auf, und statt dem Speck häng ich zwei türksche Schals hinein.
Doch höre des Orakels Schluß. Nicht eher wird die Macht der Zauberschwestern sich besiegen lassen, bis Hermione sich vermählt und dem Lande einen Herrscher gibt, der gleich ihr zu herrschen würdig ist. Wenn das geschieht, wird jene Macht verschwinden. Drum hör' die Bitte deines ganzen Reiches und wähle dir den König von Athunt, er strebt nach deiner Hand. Du besitzest Geist, er Mut und Macht. Erwähle ihn, bevor die Zauberschwestern noch in seine Brust des Hasses Samen streun und mit Gewalt er fordert, was du seinem Edelmut verweigert hast. Du wirst dem Schicksal nicht entrinnen, denn die Sterne prophezeien unserm Lande einen Herrscher aus dem Hause von Athunt.
Als vor zwei Jahren der König von Athunt mit seinem Sohn an meinem Hof erschien, für sich um meine Hand zu werben, gestand ich ihm ja frei, daß ich vom Wert der Poesie begeistert im Tempel des Apollo ein Gelübde abgelegt, als Gemahl nur einen Sänger hoher Lieder zu umarmen, sei er der Ärmste meines Volkes auch, wenn er nur reich ist an Gemüt und hohem Geist. Der König von Athunt belächelte den Schwur, gestand, daß er die Verse nur mit blutgem Schwert zu schreiben wüßte. Er zog von
Wohlan, so will ich wählen. Wenn wieder uns der Mond die goldne Sichel zeigt, so werd ich meine Hand verschenken.
Bis dahin will ich meines Stolzes Panzer mit geschmeidigem Samt der Klugheit überziehen und durch sanfte Worte die Zauberschwestern zu gewinnen suchen. Eilet hin nach ihrem Schloß und ladet sie hieher.
Er hat beim Fortgehen seine Furcht verloren, ich heb ihm s' unterdessen auf. Tut, als steckte er sie in den Sack.
Sind zur Komödie wir geladen, daß ein Tableau man uns zum besten gibt? Wo bist du, Hermione, die uns rufen ließ?
Wo weilt denn die gestrenge gnädge Frau? Befehlend. Wer bist denn du? Bist du die Magd vom Haus, so lös die Riemen auf an meinem Schuh. Aha, du bist das Kammerkätzchen hier, du willst gestreichelt sein, so meld uns an, teil Gnaden aus, wir bitten dich: Zwei arme Zauberschwestern sag, wir küssen dir den Staub an deines Kleides Saum. Sie tun es heuchlerisch.
Nicht möglich?! Ach verzeih, ich hab dich wirklich nicht erkannt, wir haben dich ganz anders uns gedacht. Zu Arrogantia. Sie hat ja so gesunde Backen.
Und eine nette Dienerschaft. Narr macht ihr eine Verbeugung. Quelle figure? Sieht durch einen Stecher.
Als wir auf deine Insel kamen, hättest du um Schutz uns flehen sollen. Doch mit Verachtung hast du uns empfangen.
Auf euer Haupt zurück den Spott, ihr niedern Zauberdirnen! entweicht auch ihr, vergiftet nicht den Hain durch euren Hauch.
Und diese Flur, des Zwistes bunter Zeuge, die ihn mit farbgem Aug geschaut, verödet soll sie sein. Nimmt einen Stern hervor. Du Zauberstern, der finstern Hekate entwendet, jetzt steh mir bei. Zu Hermione. Du liebest diesen Blumentempel? So stürz ich seine Säulen ein, und eine schlammbedeckte Nessel setz ich dafür hin, Verwesung heißet sie. Blick auf.
Unersättlich werde meine Rache, gleich dem Hunger Erysichthons, überall will ich dich necken und verfolgen, in jedem Grashalm will ich dich belauschen.
Bis die Verzweiflung bittend dich zu meinem Füßen reißt. Dann erst ist Vipria versöhnt. Erschöpft. Ha, wie wird mir, ich bin zu schwach für meinen Grimm.
Aus Bosheit, weil sies ärgert. Laut. Das macht die Eintracht unsrer Herzen. Wenn du leidest, leid ich auch.
O gutes Kind! Umarmt sie zärtlich. Dann mit durchbohrendem Blick auf Hermione. Wart, Schlange! Matt zu Arrogantia. Leit mich, Arrogantia. Geht auf Arrogantia gestützt ab.
O ihr Götter, wodurch verdient ich euren Fluch? Erniedrigt, und vor wem? Vor meinem eigenen Geschlecht. Wenns noch ein mächtger Zauberer wär, doch daß es Weiber sind, die mich besiegt, das kränkt Narr sieht zur Kulisse herein. Was suchst du, Narr?
Ich muß rekognoszieren, sie trauen sich nicht herein. Nur herein, ihr florianischen Helden, der Feind ist fort, ihr habt gesiegt.
Ein blühend Bild von eurem Mut. Er ist so treu wie dieser Sumpf, wer auf ihn baut, sinkt ein. Darum will ich nicht länger ihm mein Wohl vertrauen. Ich befolge des Orakels Wink, noch heute abend soll mein Land gerettet sein, ich will noch heute mich vermählen, damit die morgige Sonne der Zauberinnen Ohnmacht schon bescheint. Affriduro eile hin und schmück den Tempel des Apoll, in einer Stunde seid ihr dort versammelt und höret meinen Eid: Dem reich ich heut noch meine Hand, der,
Pfui der Schande, durch ein Gedicht müßt ihr die Hand der Herrscherin erkämpfen, weil ihr so furchtsam seid, daß ihr beim Anblick einer Spinne lauft. O ihr Heroen der Vorzeit! Nehmt euch doch ein Beispiel an dem Theseus von Canova, der halt den Minotaurus schon zehn Jahr beim Schopf und laßt ihn noch nicht aus. Das ist ein Held.
Apoll, du Zechmeister aller Dichter, schlag ihnen deine Leier um den Kopf, ihre Väter schamen sich im Grab.
Haha, probatum est! O ihr Schmucknadeln, zum Zittern seid ihr auf die Welt gekommen. Einen Esel laßt euch bauen, so groß wie das trojansche Pferd, und schliefts mit eurer Tapferkeit hinein.
Das Schlachtfeld ist leer. Ah! Das nenn ich ein Treffen, 's hat jeder getroffen, keiner hat gfehlt. Aber – dem Verdienste seine Kränze, einer ist dabei, der kanns. Wann das ein Dichter ist, der hat eine shakespearsche Kraft. Überdenkend. O Schicksal eines Narren! Geboren auf Österreichs fetten Triften, studiert bis
Wo weilst du heute, hohe Phantasie, daß sich dein Bild noch nicht auf blauem Äther malt und mit den bunten Schwingen zu mir niedertaucht? So wie der Arzt den Kranken jeden Tag besucht, so schwebst du jeden Morgen zu mir nieder, zu heilen meinen liebekranken Geist. Durch dich begeistert sang ich jene Lieder, die
Vertrauen gegen Furcht. Mein Volk, der Zaubernymphen Wut, Apollo selbst befiehlt, daß ich mein Herz noch heute binden muß.
Sei ruhig, Amphio, ein schöner Sieg winkt deinem Geist. Von dem Gedicht, das du mir gestern überreicht, aufs neue überzeugt, daß du gegen alle Dichter meines Reichs ein Krösus bist an Phantasie, hab ich, dich heute abend noch Gemahl zu nennen, den kühnen Schwur gewagt: Wer bis zur siebenten Stunde mir die schönste Dichtung liefert, erhält noch heute meine Hand und dieses Reich.
Oh, wie beglückst du mich. Beiseite, schnell. Ha, Wink der Phantasie, die Dichtkunst soll allein den hohen Preis
Verzeih, die Freude tanzt mit meinen Sinnen, vertrau' auf mich und meiner Liebe Kraft, mein wird der Sieg, ich kämpfe ja um dich, darum ist das Gefühl der Dichter deines Landes ein Tau gegen das Meer meiner Empfindungen.
Ja, ich vertraue dir, die Hoffnung schwingt die goldne Fahne. Doch jetzt leb wohl, ich eile in den Tempel, um zu bekräftigen den Schwur. Und wenn die Sonne sinket in des Meeres Silberschoß, so sink ich dir, dem Sieger, dankend an die Brust. Doch jetzt verbirg dich schnell, man suchet mich. Dann eile nach dem Tempel hin. Dort wird durch des Orakels Mund des Preisgedichtes Stoff dir kund.
Nein, das ist zu viel. Einen Hirten liebt sie. Das hat die Sonne nicht erlebt. Ist er denn wirklich schön? ich hab ihn nicht genau betrachtet.
Geduld. Durch ein Gedicht soll ihre Hand ihm werden? Ist es nicht so? Das Dichten muß man ihm verleiden. Doch wie? Ich frag dich, Zauberstern. Zieht den Stern heraus und sieht hinein, fährt auf. Holla, was spiegelt sich in dir? Was schwebt da in des Himmels Blau? Blick auf!
Jetzt lebt es auf in mir, mein Plan ist reif. Wir fangen sie und sperren sie dann ein. Dann will ich sehen, wer ein Gedicht hier schreibt.
Begreifs! Wer dichtet denn? Die Phantasie ists, die poetische Gedanken schafft. Wir halten sie gefangen, dann fällt keinem Dichter etwas ein.
Es wird gemacht, heut abend noch. Doch zwingen werde ich die Phantasie, den zu begeistern, den ich für Hermione zum Gemahl bestimmt, und wie der aussehen wird, das kannst du dir wohl denken, und nehmen muß
Es ist doch wahrlich eine Schande, daß die Phantasie, die von oben kommt, als Unterhändlerin in einem Liebesroman erscheint. Apollo selbst will dieses Pärchen einen, denn unter uns gesagt, er ist ein eitler Mann, wie viele Dichter sind, und Hermiones Schwur, nur einen Dichter zu erwählen, hat ihn so entzückt, daß er mir befahl, ihr bil
den! – wohlgemerkt, weil gewöhnlich die gebildetsten Dichter die ungebildetsten Ehmänner sind. Hier kömmt mein Kandidat, Ich will ihn doch ein wenig aufziehen.
Nun mein dichterischer Freund, wie haben wir uns aufgeführt? Hat unser gestriges Sonett Cytherens Bande fester geknüpft?
Ich armes Kind soll andere vermählen, und für mich selbst wird Hymens Fackel niemals leuchten. Verbirgt das Gesicht.
Meinst du, ich sprech im Ernste so? Was kümmern mich die Männer dieser irdschen Welt, was gilt mir selbst ein menschlicher Apoll! Ich bin die Phantasie, der höchsten Schönheit Bild kann ich durch eigne Macht erschaffen, denn nach Adonis reizender Gestalt form ich aus rosgem Äther mir den Bräutigam, in sein Gehirn leg ich Minervens Weisheit ihm, der Zunge schenk ich die Beredsamkeit der Polyhymnia, in seine Brust gieß ich Latonas Sanftmut aus. So bild aus Götterkräften ich mein Ideal und flieh mit ihm nach einer Himmelswelt in unbekannte Sphären. Dort bau ich Amors Tempel auf von glänzendem Rubin und laß von tausend Sonnen ihn bestrahlen. Dann raub ich dem Saturn die Sichel seiner Zeit und breche sie ob unserer Lieb entzwei, damit mir jeder Kuß zur ewgen Wonne wird.
Beleidige mich nicht, ich selbst habe heute Hermione zu dem Entschluß begeistert, ein Preisgedicht zu fordern, damit nur einmal dieser langweilige Liebeshandel sein Ende erreicht.
Du bist doch noch bescheiden, du nimmst meine Hilfe nur bei Tage in Anspruch, aber manche Dichter sind so wahnsinnig, die ganze Nacht zu schreiben, und wenn die Phantasie nicht gleich auf dem Tintenfaß sitzt, so beschwören sie mich durch Punsch und Champagner, daß ich erscheinen soll, und wer kann der Einladung eines so artigen Franzosen, wie der Champagner ist, widerstehen? Ich nicht.
In jenem Tempel schwört die Herrscherin, ich eile, um dir zu berichten, was wir zu besingen haben. Wie freu ich mich, wie bebe ich, ach, wie quälend ist dieser Wechsel von Freude und Furcht.
Ach, wie quält dich dieser kleine Wechsel, und wie gerne würde mancher mit dir tauschen, der heute einen recht großen auszuzahlen hat. Die Freude ist ein Wechselhaus, sie muß wechseln, denn im Wechsel liegt Freude. Doch um dich zu beruhigen, will ich dir einen Wechsel ausstellen an das große Wechselhaus Amor et Compagnie. Nun, der wird dir doch sicher sein, denn wenn die Liebe zu zahlen aufhört, dann macht die Welt Bankerott. So geh denn hin und hole den Stoff. Die Phantasie bleibt hier zurück, und wenn du wiederkehrst, umschling ich deinen Geist, und fertig ist das kindische Gedicht.
Komm bald, ich harre dein. Amphio ab. Phantasie allein. Heute habe ich einen fröhlichen Tag. Wie wohl ist der Phantasie, wenn sie vom Versemachen ruhn und in ungezwungner Prosa sprechen kann. Sie singt eine lustige Rossinische Melodie. Die Phantasie kann alles. Hüpft herum. Sie ist ein mutwilliges Geschöpf.
Umhülle mich jetzt, magische Finsternis. Schwarze Wolken fallen ein, die in der Mitte einen Stern bilden. Es wird Nacht. Jetzt, Zauberstern, entehre deinen Glanz und strahl Gemeinheit ab und Häßlichkeit, wie sie mein rachetrunkner Sinn begehrt. Der Stern öffnet sich, man sieht das farbige Transparentbild des Harfenisten, mit seiner Harfe sitzend, an der Wand. Hahaha, willkommen, Fratzengesicht, dich ernenne ich zu ihrem Gemahl. Ein Wagen mit sechs Raben bespannt, statt den Laternen zwei Fackeln, erscheint. Durch die Lüfte fort, damit ich es schnell entführe, dies Werk einer hypochondrischen Stunde der Natur. Fliegt ab.
Ich bitt Sie, meine Herren, sind S' nur nicht bös, daß der Harfenist noch nicht da ist. Mit den Menschen ists nicht zum Aushalten.
Ja, es ist wahr, er ist der zweite Narrendattel, ich habe eine Menge Gäst wegen ihm, den Leuten gfallt seine Grobheit, aber er übernimmt sich, ich hab ihms schon gsagt, wie er noch wem beleidigt, muß er ausbleiben.
Ist das der Harfenist, der gestern gsungen hat? der kann ja gar nichts, da wird jetzt ein andrer kommen von Linz, den werden S' hören. He Kellner, eine Portion Schafköpfel.
Nichts Schöners auf der ganzen Welt
Als wie ein Harfenist,
Wenn er nur seinen Gästen gfällt
Und allweil lustig ist.
Trinkt er sich auch ein Räuschel an,
Dann singt er erst recht frisch,
Und wenn er nimmer singen kann,
So fallt er untern Tisch.
Er hat nur für sein Harfen Gfühl,
Sie ist sein Weib sogar,
Die kann er schlagen, wie er will,
Die fahrt ihm nicht in d'Haar.
So singt er sich durchs Leben hin,
Einmal wird alles gar,
Und ist er tot, sagt man von ihm:
Er war ein guter Narr.
Ich bitt um Verzeihung, ich hab Kopfweh ghabt, ich hab mich angschlagn. Ich hab gestern einen Rausch ghabt. Und unser Hausmeister, wenn man um zwölf Uhr anläut, so macht er erst um eins auf, und da hab ich mich derweil ans Tor angelehnt und hab eingschlafen, auf einmal macht er gäh auf, und ich lieg nach aller Längst beim Tor drinn. Ihm schlag ich nieder, und mich schlag ich auf.
Der Heurige ist ja ein Göttergetränk,
Er wirft oft die schönsten Leut unter die Bänk,
Und wer bei der Nacht will die Sonn scheinen sehn,
Der darf nur recht spot noch zum Heurigen gehn.
Drum, Brüderln, ich rat engs, zum Heurigen gehts!
Der Heurige gibt einem Menschen erst Lust,
Er stärkt ihm die Leber und frißt ihm die Brust,
Er bringt die Leut früher in Himmel hinein,
Denn mancher, der 'n trunken hat, wird schon dort sein.
Drum, Brüderln, ich rat engs, ein Heurigen trinkts!
Der Heurige kennt keine Parteilichkeit nicht,
Er laßt sich nicht spicken, er tut seine Pflicht,
Seis Graf oder Bettler, da schützt gar kein Nam,
Der Heurige packt ihn und reißt ihn zusamm.
Drum, Brüderln, ich rat engs, ein Heurigen trinkts!
Und wollts nicht viel zahlen, so macht es nur fein
Und duselts den Wirt an mit heurigem Wein.
Im Rausch sieht er doppelt, da zahlts ihn gschwind aus,
So schlupfts bei der Zech mit der Hälfte hinaus.
Drum, Brüderln, ich rat engs, ein Heurigen trinkts!
Ah! Hört plötzlich auf. Oh, heut kommst mir nicht aus. Nimmt den Sammelteller und geht damit herum. Haben Sie die Güte, meine Herren. Zu dem Fremden. Sie, ich bitt untertänig.
Ruhig, der Herr hat Recht. Wer wird eh zahlen, eh man was hört? Ich trag als Schuster die War ins Haus und krieg oft kein Geld, viel weniger vorhinein.
Warum ist der Herr ein Schuster worden? Den Herrn sein War treten die Leut mit Füßen. Aber ich leid das nicht, das ist ein verkleider Harfenist von Linz, der will mich ausstechen.
Nichts marsch, halt! wird kommandiert. Da haben Sie Ihre zwei Groschen, mit denen kaufen Sie mir die Grobheiten nicht ab, die ich Ihnen heut noch antun will. Über meine Stimme haben sie gschimpft, Sie haben
Was – für deutschen Gesang wollen Sie spanische Schläg hergeben? Wenn Sie ein gschickter Harfenist sein, so lassen Sie ein paar tüchtige Triller heraus, aber Sie sind ein Sänger der Vorzeit, der in der jetzigen nichts mehr kann.
Und ich bin ein Rasender, und wenn Sie noch so weit gereist sind, in meinen Augen sind Sie doch nicht weit her.
Ganz? Das können Sie nicht, weil Sie noch die Hälfte darauf schuldig sein. Übrigens sind Sie in meinen Augen ein braver Mann, aber Ihr Bier ist nichts nutz.
Weil ich meine Grobheiten nicht auf gib, so bleib ich gleich. Allen Respekt vor meine verehrten Gäst', aber meine Herren, ich fordere Sie bei Ihrer Ehr auf, können Sie mir etwas Höfliches nachsagen?
Sehen Sie. Nur eine Stimme. Ich bin ein gerader Mann, ich laß mich kerzengrad bei der Tür hinauswerfen, ich geh doch wieder herein, ich weiß schon warum, aber zwei Leirer in einen Wirtshaus tun nicht gut. Das ist ein Harfenist, der muß hinaus.
Wann ich aber nicht will. Da haben wirs, jetzt geht s' mit mir in einem Land nieder, wo ich gar nimmer z' Haus find, da muß ich verhungern, das ist eine unwirtbare Insel, wo soll ich da einen Wirt finden, der einen Harfenisten braucht?
Was Raison? Ich räsonier genug. Wie können Sie eine ordentliche Person sein? Sie gehn ganz allein ins Wirtshaus wie ein Husar, packen mich auf und entführen mich, mich unschuldsvollen Mann, schamen Sie sich nicht?
So? und da kommen Sie mit der Equipage? Da kommt man mit sechs Rappen, aber nicht mit sechs Raben, da muß einer ja rabiat werden.
Ich bedank mich für eine solche Erhebung. Wann ich in der Luft oben häng, und fliegen die Raben um mich herum. Wollen Sie ein Rabenbratel aus mir machen?
Ah, da muß ich bitten, jetzt heißt s' mich gar einen Bettelmann. Haben Sie meine glänzenden Verhältnisse nicht bemerkt, haben Sie nicht ghört, wie mich der Wirt auf den Glanz hergestellt hat? Jetzt werden Sie gleich mit mir gehen und werden mich an ein Ort führen, wo ich Sie verklagen kann.
Was für Löwen? Sieht sich um und erblickt das Gebäude samt den Löwen, erzittert. O saprerment, das sind zwei Bologneserl. Auf einen Löwen deutend. Das eine muß ein Weibel sein, sie kokettiert auf mich. Jetzt zieh ich andreFällt auf die Knie. Ich bin jetzt, was Sie wollen, ich bin ein Bettelmann, ein Bettelweib, eine ganze Bettlerfamilie, wenn Sie befehlen, ich bitt gar schön, schenken S' mir nur ein bissen mein Leben.
Ich weiß es, ich bin voll Respekt, ein schönes Land, ich küß ihm die Hand, und blumenreich, mir hats von weiten schon gfallen, ich habs für ein großes Gartengschirr ghalten.
Steh auf. Beiseite. Der Narr taugt ganz für meinen Plan. Laut. Dies Land ist nicht so unbewohnt, als du es wähnst. Hier atmen Tausende, und über sie herrscht eine junge, und eine schöne Königin.
Also zwei Königinnen? eine Junge, und eine Schöne? Nu wenn die Junge auch schön ist und die Schöne auch jung, da muß einem schön die Wahl weh tun. Das wär' ein Glück, wenn ich da Harfenist werden könnt?
Hören S' auf. Sie Gspassige, Sie foppen mich. Eine Kinigin soll ich erhaschen? ein Kinigelhasen vielleicht.
Zum Werkzeug meiner Rache hab ich dich entführt, noch heute abend wirst du hier ein Preisgedicht verfassen, wodurch die Hand der Herrscherin dir werden muß. Unter Tausenden wirst du das beste liefern.
Jetzt eilst du hin und meldest dich in jenem herrlichen Palast, dort gibst du vor, du wärest ein Minstrel, ein Sänger aus dem fernen Engelland, dir wär Apoll erschienen, im Begeistrungstraum, und hätte dir befohlen, in dies Land zu segeln und der Dichtkunst Ehre hier zu retten
Ah, da werd ich eine goldene Schneid haben, da geben S' acht. Das ist die neueste Erfindung in der Medizin, daß Gold die Nerven stärkt. Und wie haben s' das entdeckt? Da haben s' einen armen Teufel, der vor Hunger kaum mehr gehn hat können, alle Säck voll mit Dukaten gefüllt, und auf einmal hat sich eine solche Kraft an ihm geäußert und er ist so impertinent geworden, daß er die schönsten Leut bei der Tür hinausgworfen hat. Pums, haben s' ihm das Gold wieder weggenommen, und er war wieder so miserabel wie vorher.
Ich will an dir erproben diese Kraft. Geh hin! Du wirst dort viele Dichter treffen, doch lache ihres Spotts. Zu Hermione laß dich führen, so heißt die Königin, dort bläh dich auf, durch Prahlerei vermehr die Häßlichkeit, die dir Natur verliehn, damit dein Anblick ihre Heiterkeit vergifte. Dann kehrst du schnell zurück und schlägst an dieses Tor, hier wirst durch Hülf der Phantasie du das Gedicht erschaffen, das dich zu Hermionens ewger Qual zum Herrscher stempelt ihres Reichs und ihrer halb verloschnen Reize.
An das Tor soll ich anklopfen, wo die zwei Hausmeister vor der Tür liegen? Das laß ich bleiben. Wenn einer unrecht versteht, so macht er statt der Tür den Rachen auf. Da geh der Aken hinein, ich nicht.
Jetzt haben die Löwen eine Schwester auch noch. Was ist zu tun? Hier zwei männliche Löwen, Auf Vipria deutend. dort ein weiblicher Tiger. Wer ist jetzt bissiger? Aufs Beißen gehts einmal los. Entschlossen. Ich halts mit die Löwen. Vielleicht sind sie ebenso großmütig, als Lauft hin, klopft schnell an und springt gleich wieder zurück. Getroffen hab ich, was ich troffen hab, das wird der Himmel wissen.
Welch eine herrliche Karikatur! Hahaha, Freund, du bist die schönste Mißgestalt, die ich erblickt noch hab.
Ich bitt recht sehr, meine schöne Bella-Donna, Sie sind zu gütig. Nein, was die für eine Beschreibung von mir herausgibt, das ist schandvoll.
Verzweiflung hat in ihr gewütet, doch blickt sie ruhig jetzt um sich, und bald erglänzt ihr Aug, bald spiegelt eine Träne sich in ihm.
Also da drinn haben s' auch eine Nachtigall? Auf die Letzt gehn die herum und fangen die Nachtigallen zusamm. O ich unglücklicher Nachtigall, auf die Letzt komm ich in ein Vogelhaus und muß aus einen Nirschel saufen, und mir ist ein Maßziment zu klein.
Herrlich. Alle Dichter dieser Insel rennen in geistloser Verwirrung durcheinander, auch nicht ein Vers steht ihren hohlen Köpfen zu Gebot, seit sich die Phantasie daraus entfernt.
So komm, ich will der Phantasie verkünden, wodurch sie ihre Freiheit kann erringen. Unterdessen wird sich dieser im Palaste Hermionens zeigen. Berühre ihn mit deinem Pfeil.
Jetzt laufen s' alle zwei davon und lassen mich dastehn. Wenn ich nur ein Wort verstanden hab von der ganzen Schnatterei, so bin ich ein schlechter Mann. Ich weiß gar nicht, was mit mir da wollen, wann ich lieber in meinen Bierhaus wär, mir wird mein Lungenbratel kalt, was ich mir angschafft hab. Und tu ich nicht, was sie schaffen, so bringen s' mich am End gar um, die zwei Bisgurn. Anzogen hätten s' mich schön, es könnt was herausschauen. Aber, ich kenn mich nicht aus. Mir bleibt der Verstand aus, und ich soll ein Preisgedicht machen. Um keinen Preis, das kann ich nicht. Lieder hab ich genug gemacht, ich war sehr liederlich, will ich sagen,
Der Zufall, der sendet viel Vögelchen um
Von zweierlei Gattung per se,
Die flattern der Welt um die Nase herum
Und bringen ihr Wohl oder Weh.
Die Glücklichen habn eine rote Montur,
Die Schlimmen sind schwarz wie ein Rab,
Doch streifen die roten auf blumigter Flur,
Die schwarzen, die fliegen talab.
Drum send mir, o Zufall, ich bitte dich fein,
Ein rosiges Vögelchen heut,
Das flieg in den Saal meiner Zuhörer 'nein
Und stimm sie zur Nachsicht und Freud.
Dann schwing ich die Harfe, erobre die Braut
Und führ sie im Jubel nach Haus.
Doch ist sie mein Weibchen, dann rufe ich laut,
Freund Zufall, jetzt pack dich hinaus.
Die Treue darf nie bloß durch Zufall bestehn,
Der Zufall bringt oft ein Chapeau,
Und Zufälle, die wir mit Eifersucht sehn,
Die machen fürwahr uns nicht froh.
Doch stürbe mein Weibchen, fatale Geschicht,
Mein Wunsch wird es niemals zwar sein,
Dann, glücklicher Zufall, vergesse mich nicht,
Find mit einer andern dich ein.
Vorbei ists mit der Dichtkunst hoher Gabe, wir sind behext, uns fällt kein Vers mehr ein. Hermione bitt hieher, wenn du ein Freund zu deinem Rücken bist.
Ists wahr, was ich gehört? Die Hippokrene ist vertrocknet, die ganze Dichtkunst sitzt auf dürren Sand! O weh, o weh, o weh!
O arme Waisenkinder des Apoll, ich will nach Deutschland reisen und bei unsern Dichtern eine Gedankenkollekte für euch machen.
An Knittelversen werd ich noch ersticken. Unmöglich ists uns heut, dich, Hohe, zu besingen. Es ist, als hätten wir alle nur einen einzgen hohlen Schädel, aus dem die Dummheit selbst mit einem ungeheuren Besen die Vernunft hinausgefegt. Ein Zauberkrampf zieht unser Hirn in einen dichten Knaul zusammen.
Das ist das Schönste noch, was ich den ganzen Sieht auf den Narren.
Darum, o Herrscherin, verschieb den heutgen Preis, wir können dich heut nicht erringen, laß uns bis morgen Zeit, wenn du nicht unbesungen aus dem Tempel eilen willst.
Die Furcht ist es, die euren Geist bestrickt. Wie? Wagt ihrs zu behaupten, daß hier außer euch kein Dichter lebt? Bestraft sei euer Stolz, ich halte meinen Schwur, und ich erneu ihn hier, und wenns ein Bettler ist. Verse will ich klingen hören. Hermione heißt der Stoff. Sieben ist der Stunde Zahl. Jetzt eilet hin und erjammert ein Gedicht, weil ihr zu feig es zu ersinnen seid.
So leb denn wohl, du stolze Dichterbraut! Kommt, ihr enterbten Söhne lyrscher Muse, erleichtern wir durch Schimpfen unser edles Herz. Wir sind doch Genies der Welt zum Trotz, und wenn wir gar nichts wüßten, wissen wir doch das. Wir finden uns im Tempel ein, vielleicht, daß sich die Zaubernacht in unsern Köpfen lichtet, dann brüllen wir die Verse gegen seine Kuppel, daß sie erdröhnet und ihr dreifach Echo uns den Preis entgegenruft. Stürzt ab.
Gebieterin, ein Fremdling bittet um Gehör, er richtet viele Grüße von Apollo aus, der ihn gesandt. Er ist der schnellste Schwimmer, den das Meer je trug, in einer
Serviteur, Serviteur!
Ist ihnen allerseits ein Ehr.
Ich bin ein großer Dichtersmann,
Das sieht mir jeder Narr gleich an,
Und schwimme übers Rote Meer
Als goldner Fisch aus England her.
Apollo selbst ist mein Herr Vetter,
Im Himmel lauf ich ab und zu,
Und erst mit alle andern Götter
Da bin ich gar auf du und du.
Kurzum, ich bin hieher gekommen,
Weil, wer ein Preisgedicht ersinnt,
So hab die Kunde ich vernommen,
Am ersten Ruf die Braut gewinnt.
Drum lach ich mir voll an den Bugel,
Der Sieg, ich wette drauf, ist mein,
Ich stiehl Fortunen ihre Kugel
Und scheib als Dichter alle Neun.
Hab ich die Ehre, die Prinzessin Hermione zu be trachten?
Bin ungemein erfreut. Beiseite. Ah, das ist eine liebe Person, wenn die meine Frau ist, schau ich vierzehn Tag keine andre an. Zum Narren. Und wie heißt dieser Herr?
Gar kein Zweifel. Sie sind der Preis, der ausgesungen wird, und ich der entsetzlichste der Dichter in der Welt. Das merkt man gleich an der – wie sagt man nur – nun, an Verschiedenen.
Das will ich hoffen, die gefüllten Ideen sind immer besser als die ungefüllten, das ist so wie mit den Krapfen. Übrigens hab ich als Dichter eine außerordentliche Leichtfertigkeit. Ich hab schon über fünfhundert Trauerspiels geschrieben, und je mehr als ich schreibe, desto trauriger wird das Publikum.
Nein, aber den Humor kenn ich, und der soll mir auch Ihr Herz erobern. Auch darf man gar nicht glauben, daß ich ein armer Teufel bin, ich hab in England schöne Revenüen.
Nein, der Reiche, aber es sind nicht alle so reich. Es gibt geschickte Dichter, wenn sie den Mund auftun, machen sie sehr witzige Ausfälle, aber wenn sie den Sack auftun, fällt ihnen nie was heraus. Doch zur Sache jetzt. Mein Herr Vetter, ein gewisser Apollo, ist mir die Mit dichterischer Begeisterung. Und eh die Sonne in das Meer noch plumpst, bin ich so glücklich, Ihr Gemahl zu sein. Will ab.
Was Bau? Verzeihen Sie, da muß ich nochmal umkehren. Ein Baumeister bin ich nicht. Das sag ich gleich.
Ist nicht die Dichtkunst mit der Baukunst formverwandt? Denn wie der Bauherr Stein an Stein aus edlem Marmor füget, so reihet der Poet Gedanken an Gedanken und bindet sie durch seines Witzes Mörtel.
Sie irren sich. Wissen Sie, was für ein Unterschied ist zwischen ein Dichter und einem Baumeister? Wenn einen Dichter etwas einfallt, ists ihm eine Ehr, wenn aber einem Baumeister etwas einfallt, das ist eine schöne Schand. Das glauben Sie mir, der ich die Ehre habe, mich zu empfehlen. Ab.
Schweig, Narr, ein Dichter ist er nicht, doch besser scheinet sein Gemüt als deins zu sein. Und seine Laune könnte deiner leicht gefährlich werden. Verlaß mich jetzt.
So muß sogar ein Narr auf seiner Höhe zittern? O undankbare Welt, da glaubt so mancher oft, er wär allein der Narr im Haus, da kommt ein andrer her und sticht ihn wieder 'naus, und dieser andre wird von einem andern andern dann verdrängt, und so zerstreiten sich die armenAb.
Gemeiner Neid, der selbst den Weisen schändet oft. O Amphio, wie wird man dich beneiden, wenn dich die Myrte und der Lorbeer schmückt.
Laß mich in deine Augen schaun, ich bitte dich, so lang, bis sich mein Geist an ihrem Strahl entzündet. Hermione sieht ihn verwundernd an. Ich danke dir. Er macht das Spiel, als wollt er sich durch ihren Anblick zum Dichten begeistern, und vermag es nicht. Er geht daher hoffnungsvoll einen Schritt von ihr und sagt nachdenkend gegen Himmel schauend. So – so nun wird es gehn. Immer unruhiger. Flamm auf, Gemüt, flamm auf! Verzweifelnd. Es ist umsonst, sie ist für mich verloren! Will ab.
Sie ist nicht tiefer als mein Schmerz, und seinen Wellen kann ich nur vertraun, warums in ihren Grund mich reißt.
So wisse denn, ich kann dich nicht besingen, mein Geist ist wüst, mein Herz ist kalt, seit du mich sprachst, bin ich nicht Amphio mehr.
O Königin, warum hast du den kühnen Schwur gewagt? es hätte des Gedichtes nicht bedurft, nur deine Liebe braucht ich zu erringen, denn wisse, daß – doch nein, nun ists zu spät, du wirst des Siegers Braut, und mein Geheimnis laß ich mit mir untergehn.
O halt, noch hab ich einen Hoffnungsstrahl. Wie du, so klagen alle meine Dichter, vielleicht, daß es ein Spuk der bösen Zauberschwestern ist, drum Mut, denn in dem Tempel des Apolls muß dieser Zauber schwinden. Freude, Amphio, mir sagts mein Herz.
Das Elend hascht nach jedem Hoffnungswahn. So will ich mein Vertraun mit deinem Hoffen denn vermählen und einen Sohn erwarten, der Erfüllung heißt.
Ich will noch vor dem Fest schnell das Orakel fragen, mehr darf ich nicht für unsere Ruhe tun. Nicht mir gehör ich an, nein, ich gehör Apoll, mein höchst Vertrauen setz ich auf ihn, den Weltbestrahlenden, denn eine Ahndung hat er mir in meine Brust gelegt, daß mich ein andrer nicht erringen darf als du. Darum erwart ich in dem Tempel dich. Mut, Amphio, die Götter sind uns nah. Vertrau auf ihren Schutz. Ab.
Nun wohl, ich will mein Glück dem letzten hohe, täuschen, dann laß mich ziehen aus dir, Welt, in der das Edle trügt und nur Gemeines sich bewährt.
Da bin ich schon, ich hab meine Sachen prächtig gemacht. Nun wie schauts jetzt mit den Gedicht aus? machen wirs zusammen gschwind. Ich kanns gar nicht erwarten, die Königin ist schön, da sind Sie nichts dagegen, ich bin in sie verliebt, ich kanns gar nicht erwarten, bis ich König bin.
Ah, das freut mich, daß ich die Ehr hab kennenzulernen. Heimlich zu Vipria. Was ist denn das, die Phantasie?
Also die springt den Dichtern im Gehirn herum, da ists kein Wunder, wenns bei ihnen rappelt, drum sagt man, die Dichter sind närrische Köpf.
Ich schmied sie dir an diesen Schreibtisch an. Sie hängt die Fessel der Phantasie in einen Ring, der an der Seite des Schreibepultes angebracht ist, ein, so daß die Phantasie an der Seite des Tisches gegen die Mitte der Bühne auf der breiten Stufe sitzt, doch ja nicht etwa auf dem Boden. Sei stolz darauf, kein Dichter kann sich dessen rühmen, daß sie als Sklavin ihm gedient. Was sie dir vorsagt, zeichne emsig auf. Hermione ist der Name des Gedichts. Den schreibst du oben hin.
Also ich bin ein Dichter, der nur schreibt, ohne daß er was denkt? Da bin ich nicht der einzige. Und sie ist die, die für die Dichter alle denkt?
Hermione ist auf dem Wege zu den zwei Orakelpriestern, um vor der Wahl noch das Orakel zu befragen, warum die Geistesnacht auf ihren Dichtern ruht. Wenn das geschieht, ist unser Plan vereitelt.
Das muß verhindert werden. Komm, wir wandeln diese beiden Priester schnell in Stein und setzen uns an ihre Stelle hin. In der Gestalt des Affriduro frag ich dich, und du sprichst als Stimme des Orakels aus: Apollo habe einem Fremdling seine Gunst geschenkt, den Hermione wählen muß. Zu Nachtigall. Unterdessen bleibst du hier und schreibest dein Gedicht. Doch bevor die Stunde halb verfließt, findst du dich in dem Tempel ein und trägst es mit der Harfe vor. Wenn es auch schlecht ausfällt, das beste ist es Zur Phantasie. Du halte deinen Schwur, begeistre ihn, soviel in deiner Macht es steht. Zu Nachtigall. Laß sie nicht frei, wenn du dein Leben liebst, und will sie dir nicht dienen, zwinge sie, du bist ihr Herr.
Jetzt werden wir halt schauen, daß wir was zusammendichten. Das wird ein Arbeit werden. Also. Hermione. Und eine rote Tinte haben s' mir hergestellt, das wird ein blutiges Gedicht. Also, gschwind anfangen. Kommt was oder nicht?
Ach? Ist denn das ein schöner Gedanken, ach? Da wird einem völlig bang dabei. Ungeduldig. Nu weiter um ein Haus, ich komm nicht von der Stell. Nu? Er rüttelt sie.
Was willst du Tropf? Die Phantasie muß frei in blauer Luft sich schwingen, nie wird sie dir in Fesseln dienen.
Was ist das für ein Diskurs? Wo ist denn ein Stock? Nimmt einen Thyrsusstab von einer Draperie. Da liegt er jetzt auf den Tisch, jetzt, wie nicht ordentlich phantasiert wird, wird er woanders aufgelegt.
Was die alls zusammdichtet! was hab ich denn da gschrieben? Liest das Geschriebene. »Ich duld es nicht, Ihr Blützer stürzt herab Und euren glühenden Fuß Drückt auf den frechen Stier – Pause. Du Schafskopf, schweig.« Was ist denn das für eine Phantasiererei? da phantasier ich ja besser, wenn ich das Nervenfieber hab.
Das Weibsbild halt mich für einen Narren. Die Zeit vergeht, ich bring nichts zsamm. Wann nur die zwei Schwestern von Prag da waren, die ganze Sach ist schon dumm angestellt, ein andrer hat die Phantasie im Kopf, und ich hab s' bei den Füßen da, wie soll da was herauskommen? Ich krieg schon alle Hitzen. Er zieht den Rock aus. O Himmel, was ist das für ein Marter um einen Dichter, den nichts einfällt. Du mußt mir helfen, oder ich verzweifle.
Das ist eine boshafte Person. Ich bring s' um, ich schneid ihr den Kopf ab und nimm ihr die Gedanken heraus. Läuft zu dem Tisch. Ich setz mich nochmal nieder. Liest den Titel. Hermione. Diktier weiter. Boshaft in den Tisch trommelnd. Hermion. Lokal. Sie hört mi halt nit an. Ich fahr durch die Luft. Jetzt hab ich hier Auf die Phantasie zeigend. eine personifizierte Gedankenfabrik – und ich hab von den ganzen Gedicht noch nichts fertig als das einzige Wort Hermione. Da kann ich doch den Preis nicht kriegen damit. Ich verzweifel.
Jetzt lacht s' mich aus, ich werd noch wahnsinnig. Kniet sich vor ihr nieder. Ich beschwöre dich bei allen Sternen, phantasier.
Jetzt fangt s' zum Weinen an, jetzt sind wir alle zwei im Wasser. Wenn s' nur in Versen weinte, um des Himmels willen, die helle Prosa lauft ihr übers Gsicht. Ein sanftes Glöcklein läutet in der Ferne. Jetzt muß ich fort, jetzt läuten s' siebene, im Apollosaal. Du gfreu dich, wenn ich wiederkomm. O Todesschweiß, du stehst mir an der Stirn! Ich weiß kein anders Mittel. Ich kann ein Lied von der schönen Magellone. Das änder ich um und sing statt Mageroni Hermioni, und wanns nicht gfallt, ich schieß mich tot, ich häng mich auf, ich bring mich viermal nacheinander um, ich Dummkopf ohne aller Phantasie!
Verhüll dein Antlitz, hohe Muse! Hermione, hör das Unerhörte an! Alle Dichter deines Landes erklären laut, daß sie nicht fähig waren, ein Gedicht zu deinem Lob zuschreiben, und selbst Apollos hehrer Anblick kann sie nicht dazu begeistern.
Verzeih, o Königin, Gelehrsamkeit allein verfasset kein Gedicht. Wissen ist ein goldener Schatz, der auf festem Grunde ruht, doch in das Reich der holden Lieder trägt uns nur der Phönix Phantasie.
Halt ein, noch tönt' die siebente Stunde nicht. Du kennest des Orakels Spruch, ein Fremdling wird es sein.
He, he, halt ein, ein Gedicht, ein Gedicht! Stürzt atemlos herein. Halt ein, ein Gedicht und auch ein Dichter, alle zwei sind da.
Das kann ich nicht, das hab ich nicht gelernt. Ich sings, weil ich ein Sänger bin aus Eng- und Schottenland. Mein ist der Preis. Merkt auf.
Halt ein. Erfüllen mußt du, Hermione, deinen Schwur. Er hat das beste dir gebracht, er werde dein Gemahl.
Halt ein, ich rett des
Ich bin die holde Phantasie, die euch nicht retten konnte, bis mich Jupiter befreit, weil ich gefangen in den Händen eurer Zauberschwestern war.
Noch atmet Vipria und ihre Zauberwut. Dem Tod send ich als Braut dich zu. So stürz denn dieser Tempel ein, und unter seinem Schutt begrab dich ewge Hochzeitnacht. Winkt mit dem Zauberstern.
Um Schutz fleht dich die Phantasie für deine Insel an, zwei Zauberinnen rasen hier, gefangen nahm man mich.
Ich war es selbst, der Amphio dir bestimmt. Das Orakel ist erfüllt, dein Land hat einen Herrscher aus dem Hause von Athunt. Von mir gesendet war die Phantasie.
Mein Tempel ist entweiht, baut einen neuen auf und weihet ihn der Phantasie. Sie wird vereint mit mir in Zukunft eure Insel hier beschützen, die auch von heute an die Dichterinsel heißt.
Die bunten Flügel hat man dir geraubt, dich werden künftig goldne zieren. Zu Amphios Vater sei dein erster Flug, bericht des Sohnes Glück dem König von Athunt.