Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Die Sage lebt in und mit dem Volke; sie gehört zu dem romantischen Theile seines Lebens, den es mit einem eigenthümlichen poetischen Kleide umgeben hat. Sie gehört in solcher Weise seinem vergangenen, wie seinem gegenwärtigen Leben an; sie zieht sich selbst bedeutungsvoll in seine Zukunft hinüber. Seiner Vergangenheit gehört die rein geschichtliche Sage an; der Gegenwart die Sage, welche entweder ganz, oder auch zum Theil als geschichtliche, an noch vorhandene Gegenden, Orte oder Denkmäler sich anknüpft. Für die Zukunft wird sie bedeutungsvoll, indem sie durch Prophezeihungen, Ahnungen, oft nur durch dunkle Andeutungen, über das künftige Schicksal des gesammten Volkes, einzelner Gegenden, Städte, Dörfer, oft nur einzelner Familien bestimmt.
Immer hat sie eine nahe Beziehung auf das Volk, dem sie angehört, aus dem sie entstanden, das sie in sich aufgenommen und sie ausgebildet hat. »Sie ist sein liebes Kind geworden, und eben dadurch sein Schutzgeist,« wie die Brüder Grimm in ihrer Vorrede zu den Deutschen Sagen dies so schön ausführen. Durch diese Beziehung unterscheidet sie sich wesentlich vom Märchen. Das Märchen ist überall, in der ganzen Welt zu Hause, es hat
Indeß giebt es zwischen beiden auch noch einen anderen erheblichen Unterschied. Das Märchen enthält immer etwas Wunderbares, es theilt Ereignisse und Wirkungen mit, deren Existenz und Ursachen der menschliche Geist nicht begreifen kann. Sein Gebiet ist das des spielenden Kindes, der duftigen Traum-Phantasie. Anders ist dies bei der Sage. Auch von ihr ist das Gebiet des Unbegreiflichen und Wunderbaren nicht ausgeschlossen. Im Gegentheile, die meisten Sagen werden gerade diesem Gebiete anheim fallen, weil der eigentliche Charakter des Volks ein unverdorben kindlicher ist, und der Charakter des Volks auch seine Poesie modificirt; sie werden ihm daher um so mehr angehören, je einfacher das Volk ist, dem sie angehören, oder je weiter der Zeitpunkt von uns zurückliegt, in dem sie entstanden sind. Denn je mehr die fortschreitende Zeit die Cultur der Völker entwickelt, desto mehr nimmt sie ihnen von ihrer Einfachheit, von ihrer kindlichen Poesie.
Aber darum ist das Wunderbare der Sage nicht wesentlich nothwendig. Sie kann auch ohne dasselbe bestehen. Man will dies nicht überall zugestehen; man will den Begriff der Sage von dem Erforderniß des Uebernatürlichen nicht trennen. Es sind in dieser Hinsicht namentlich den Preußischen und Litthauischen Sagen, die der Unterzeichnete gemeinschaftlich mit dem Landrath, jetzt Regierungsrath von Tettau herausgab, von mehreren Seiten Vorwürfe gemacht. Indeß dürfte, die Sach
Volkssage ist, was das Volk aus seinem eigenen Leben erzählt. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß von bleibendem Interesse nur dasjenige für das Volk seyn kann, was ihm bedeutungsvoll, merkwürdig ist. Das Gewöhnliche, Alltägliche wird es in seinem Gedächtnisse nicht aufzeichnen.
Wollte man nun von der Sage nur einen dem Verstande unbegreiflichen, einen wunderbaren Inhalt fordern, so würde man dadurch behaupten, daß nur diesalles Schöne und Große empfänglichen Sinne, seinem Geiste zufügen! Wie arm und beschränkt würde man seine Sage machen, wenn man ihm jene schönen, herrlichen Erzählungen nähme, in denen es auf seine Weise die historischen Thaten seiner Vorfahren, die glänzenden Eigenschaften seiner Fürsten feiert!
Es ist freilich nicht zu verkennen, daß auf solche Weise Sage und Geschichte sehr nahe an einander gebracht, in manchen Fällen gar mit einander verschmolzen werden. Aber darum bleibt noch immer ein großer Unterschied zwischen beiden. Was die Geschichte uns mittheilt, ist wahr, wenigstens so wahr, als es historische Wahrheit überhaupt giebt. Es ist also durch gültige Zeugnisse erwiesen. Was uns aber die Sage erzählt, dafür giebt es keine Zeugnisse weiter, als nur den Glauben. So wie die Geschichte durch die Feuerprobe der Kritik bewährt ist, so besteht die Sage, ein Kind des Glaubens, nur durch Glauben. Treffen nun gleichwohl Geschichte und Sage ganz zusammen, was indeß kaum in einem Falle ganz seyn dürfte, so ist das ein Zufall, der weiter nicht in Betracht kommen, namentlich auf das Wesen der Sage keinen Einfluß äußern kann. Wie Geschichte und Sage an einander grenzen, möge z.B. die Sage unter Nr. 104. (der Landvogt Barnekow) dieser Sammlung zeigen.
Dabei ist das poetische Kleid nicht zu übersehen, mit welchem das Volk seine Sage umgiebt und welches ebenfalls ein durchaus wesentlicher, nothwendiger Theil derselben ist. Was in dem Gewande der Geschichte, wenn auch ohne alle höhere Gelehrsamkeit, vorgetragen ist, wird nie seine Weise umgestalten, und seinem Wesen assimiliren. Dieses Wesen ist nun aber immer mehr oder weniger ein poetisches. Ohne poetische Elemente besteht kein Volk. Bei den meisten Völkern sind sie die überwiegenden. Daher würde man es dann nur als eine Nüchternheit des Volkes betrachten können, wenn es zufällig bei ihm eine Sage gäbe, die ganz, ohne alle poetische, sagenartige Beimischung, mit der Geschichte zusammenfiele. Die geschichtliche Volkssage steht insofern dem historischen Romane gleich; nur mit dem wesentlichen Unterschiede, daß dieser einen Romanschreiber, oder höflicher zu reden, einen Novellisten, jene aber ein poetisches Volk zum Verfasser hat. Darum erlebt die einfache Volkssage oft mehr Jahrhunderte, als die Mehrzahl der historischen Romane – Jahre.
Die hier angedeuteten Gründe haben den Herausgeber bewogen, trotz jener Einwendungen gegen einzelne Stücke seiner früheren Sammlungen, in die gegenwärtige Sammlung auch solche Sagen aufzunehmen, denen das Element des Wunderbaren fehlt, wenn sie nur sonst echte Sagen waren. In Betreff der geschichtlichen Sagen glaubte er, diesem gemäß um so mehr verfahren zu müssen, als es vielleicht keine Germanische oder Slavische Provinz geben mag, die einen solchen Reichthum der herrlichsten, kräftigsten und frischesten geschichtlichen Sagen hat, wie gerade Pommern. Aber auch in Betreff der nicht geschichtlichen, sondern blos localen Sagen glaubte er, eben so ohne Aengstlichkeit um so zuversichtlicher verfahren zu dürfen, als er das Beispiel der Brüder Grimm für sich hat, von
Einem zweiten Vorwurfe, der den Preußischen Sagen gemacht wurde, ist der Herausgeber schon in der Vorrede zu seinen Volkssagen der Altmark begegnet. Er hält es aber nicht für überflüssig, auch hier noch einige Worte darüber zu sagen, da er in gleicher Art auch der gegenwärtigen Sammlung gemacht werden könnte. Es sind nämlich viele Sagen blos aus Chroniken aufgenommen. Die eigentliche Volkssage aber soll nur aus dem Volke genommen werden. Jene Chroniken-Sagen hätten also nicht dürfen aufgenommen werden. Allein dieser Einwand ist illusorisch. Denn nicht der Chronikant, dem hier nacherzählt ist, hat das ihm Nacherzählte erfunden und gemacht. Die Erzählung existirte vielmehr im Volke, der Chronikant fand sie schon vor, und theilte sie nur weiter mit. Es ist hiernach also die Aufnahme der Sage in die Chroniken gerade ein Beweis für ihre Echtheit als Sage; denn das Volk hatte sie sich so ganz und gar zu eigen gemacht, daß selbst der gelehrte Chronikant sie gläubig, gar als Wahrheit mittheilte, oder doch mindestens, eben weil sie so innig mit dem Volke, dessen Geschichte er schrieb, verbunden war, es für nothwendig hielt, ihrer zu erwähnen. Rührte aber auch die Sage wirklich von dem Chronikanten, als dessen Erfindung her, so würde sie auch hierdurch nichts von ihrem Charakter verlieren. Denn auch die echteste Volkssage ist, sofern sie nicht einen geschichtlichen Boden hat, zuerst von Einem, gläubig oder ungläubig, aufgenommen und weiter erzählt, und so zur Sage geworden. Ob dieses ursprüngliche Erzählen von Einem aus dem Volke oder von einem Chronisten ausgegangen ist, bleibt gleichgültig,
Auch das läßt dieser Gattung der Volkssagen sich nicht zum Vorwurfe machen, daß sie nicht mehr im Volke leben, sondern nur noch in den todten Büchern stehen. Es genügt, daß sie einmal als Sage des Volks wirklich gelebt haben. Ist dies jetzt nicht mehr der Fall, so ist dies ein Zeichen, entweder, nach dem Obigen, daß ihr Kern und Gehalt nicht ein so echt volksthümlicher war, daß sie ganz und gar mit dem Volke sich erhalten und in ihm fortleben mußten, oder aber daß aus anderen, außerhalb der Sage und ihrem Werthe liegenden Gründen das Volk sie aufgab und vergaß. Solcher Gründe giebt es eine große Menge. Manche davon sind im Volke selbst zu suchen: Indolenz, Mangel an anhaltendem poetischen Sinne, Flüchtigkeit der Auffassung etc. Manche liegen aber auch außer ihm, wie denn leider namentlich die letztere Hälfte des vorigen Jahrhunderts in ihren auf das Volk einwirkenden Richtungen nicht dazu geschaffen war, eine kernhafte, tüchtige Volksbildung zu schaffen. Finden wir doch selbst in den Volksgeschichten, in den Städte- und Ortsbeschreibungen aus dieser Zeit eine Dürre und Nüchternheit, die auch dem trockensten Gelehrten jetzt schwerlich mehr zusagen wird, aus der am Ende gar nichts zu entnehmen ist. Solche Umstände können aber nicht zwingen, vergessene Sagen nun gar nicht mehr als Sagen gelten zu lassen. Im Gegentheile, haben sie wirklich einen echten volkstümlichen Kern, so wird es Wohlthat für den einen, und Pflicht für den anderen Theil, sie der Gefahr einer
Es ist überhaupt ein eigen Ding, die Sage bis zu ihrem Ursprunge hin verfolgen zu wollen. Dem Geschichtsforscher ist dies allerdings von Erheblichkeit, wenn sie ihm dazu dienen soll, die Geschichte zu erläutern oder zu berichtigen. Aber der Sagensammler, der sich darauf einlassen wollte, um danach einen Maßstab für den Werth, oder gar für die Aufnehmbarkeit der einzelnen Sagen zu finden, würde jedenfalls fehl greifen. Ihm muß es genug seyn, daß das, was er mittheilt, wirklich im Volke lebt oder gelebt hat. Jene, die verlangen, man solle nur diejenigen Sagen geben, welche nicht bloße Erfindungen der Chronikenschreiber seyen, haben freilich an sich Recht. Allein wie soll ihr Recht aus den concreten Verhältnissen heraus gefunden werden? Sehr viele echte Volkssagen sind sicher ursprünglich nichts, als Erfindungen eines müßigen Kopfes,
Der Herausgeber glaubt nicht, nach den angedeuteten Richtungen hin seine Sammlung weiter rechtfertigen zu müssen. Dagegen muß er dies noch in zwei anderen Beziehungen. Es sind zuvörderst mehrere geschichtliche Sagen aufgenommen, die als Pommersche Sagen vielleicht nicht dürften bestehen können. Dies gilt namentlich von den Kämpfen zwischen den Wenden und Dänen. Neuere geschichtliche Forschungen glauben wenigstens so viel festgestellt zu haben, daß diese Streitigkeiten, wenn sie überhaupt stattgefunden, doch sicher das Pommersche Volk nicht berühren. Der Herausgeber war gleichwohl der Meinung, sie aufnehmen zu müssen. Die meisten Chronisten beziehen sie auf Pommern, insbesondere auch noch Kantzow; dies war dem Herausgeber eine Gewährleistung, daß sie irgend wann und wie von dem Pommerschen Volke sich angeeignet, und deshalb Pommersche Sagen seyen. Die Sage muß überhaupt und im Ganzen gläubig aufgenommen werden, nicht blos hinsichtlich ihres Inhalts, sondern auch hinsichtlich ihres Ursprungs und ihrer Zeit. Historische Critik muß sich ganz fern von ihr halten. Sie darf nur in einer einzigen Beziehung sich ihr nahen, nämlich nur in sofern, als es sich darum handelt, Sage und Geschichte von einander zu trennen. Diese, vorzüglich in der neueren Zeit geltend gemachte Aufgabe der Geschichtsforschung ist nun aber der Sage nichts weniger als gefährlich. Es muß auch der leidenschaftlichste Freund der Sage wohl
Ein zweiter Gegenstand der Rechtfertigung ist, daß der Herausgeber mehrere Sagen nicht aufgenommen hat, die von Vielen gerade als Pommersche Sagen ausgegeben werden. Hierher gehörten vorzüglich die Sagen von der Jomsburg. Allein solche Sagen, deren Localität, anders wie bei den eben erwähnten, so durchaus unbestimmt und bestritten ist, wie hier, und die zudem nur gerade durch ihre Localität in Pommern wurzeln könnten, indem im Uebrigen ihre Helden unbestritten einem fremden Volke angehören, glaubte der Herausgeber nothwendig hier ausschließen zu müssen. –
Nach diesen Erörterungen hat der Herausgeber nur noch Weniges über die gegenwärtige Sammlung zu sagen.
Er hat bei derselben im Ganzen dasselbe Verfahren beobachtet, wie bei den Preußischen und Altmärkischen Sagen. Jede Sage mit der gewissenhaftesten Treue wiedergegeben, so wie sie entweder noch unmittelbar im Munde des Volkes oder in den Chroniken aufgefunden ist.
Was die Anordnung der Sammlung betrifft, so muß der Herausgeber, auch abgesehen davon, daß er einige ihm zu spät zugekommene Sagen, ohne Ordnung an das Ende der Sammlung hat verweisen müssen, mehrere Vorwürfe befürchten, die er auch durch die nachfolgenden Bemerkungen nicht ganz wird beseitigen können. Er hat sich nämlich im Ganzen dabei dem Systeme der Preußischen Sagen angeschlossen, welches von der Verwandtschaft des Inhalts der einzelnen Sagen ausging. So stehen auch hier die alten geschichtlichen Sagen des Volkes und Landes voran. Unter diesen, die im Ganzen der Chronologie folgen, sind diejenigen, welche sich auf die Bekehrungsgeschichte Pommerns und späterhin Rügens beziehen, wieder besonders gruppirt. Es folgen darauf die Sagen, die sich auf einzelne Familien des Landes beziehen. Ihnen schließen
Hierbei nun fanden sich mannigfache Schwierigkeiten. Zuerst war der Inhalt mancher Sagen der Art, daß sie sowohl zu der einen als zu der anderen Classe gehörten; es entstand daher die Frage: wo sie unterzubringen. Der Herausgeber hat zwar in der Regel nach dem am meisten hervorstechenden Stoffe die Classification vorgenommen; er kann aber auch nicht läugnen, manchmal mehr nach einer augenblicklichen Laune, als nach einer durch jene Rücksicht gegebenen Nothwendigkeit verfahren zu haben. Zum Andern führte gerade eine solche Rücksicht einen anderen, nicht unerheblichen Uebelstand herbei. Manche einzelne Gegenden und Städte haben nämlich einen überwiegend großen Reichthum an Sagen, so daß, wenn gleich diese von dem verschiedenartigsten Inhalte sind, es doch interessant seyn mußte, sie in einer Gruppe beisammengestellt zu sehen. Namentlich war dies bei Stettin und bei dem Gollenberge der Fall. Hierauf mußte nun leider verzichtet werden. Nur eine einzige Ausnahme glaubte der Herausgeber machen zu müssen, auf die Gefahr hin, daß sie ihm
Eine dritte, wenn gleich nicht ganz hierher gehörige Schwierigkeit lag in der anordnenden Behandlung der einzelnen Sagen selbst, besonders der geschichtlichen. Schon den Preußischen Sagen wurde der Vorwurf gemacht, daß sie zu sehr zerrissen, daß anstatt einer Menge einzelner kleiner Sagen nicht eine einzige Sagengeschichte gegeben wäre. So hätten namentlich auch hier die Kämpfe der Wenden und Dänen, die Sagen vom H. Otto, von der Bekehrung der Insel Rügen, ferner die Sagen von Bogislav ngeschichte eines Volkes zu schreiben. Es sollen nur die einzelnen Sagen des Volks wiedergegeben werden, als solche, sowohl ihrem Inhalte, als ihrer Form nach. In letzterer Beziehung existiren sie eben nur einzeln. Zudem ist nicht außer Acht zu lassen, daß ein Erzählen vieler einzelnen Geschichten im Zusammenhange, ohne Abschnitte und Ruhepunkte, nothwendig etwas Ermüdendes hat, was bei der eigentlichen Geschichte nur durch die kritische und pragmatische Darstellung derselben beseitigt wird, also durch eine Form, die am allerwenigsten für die Sage passen würde. –
Die vorliegende Sammlung bietet einen reichen Stoff zu Vergleichungen dar, sowohl der Pommerschen Sagen mit den Sagen anderer deutschen Provinzen, und dieser wieder mit denen anderer Völker, als auch der Volkssage überhaupt mit dem ihr verwandten Volksliede, so wie mit der sogenannten Schildsage, die nur für einzelne Familien traditionell geblieben ist, ohne in das Volk selbst überzugehen. Allein alles dieses würde hier zu weit führen, und der Herausgeber behält sich daher vor, das Material, das er darüber gesammelt hat, bei einer anderen Gelegenheit zu bearbeiten zu suchen.
Dagegen fühlt er sich um desto mehr verpflichtet, hier öffentlich seinen Dank auszusprechen für die viele und freundliche Theilnahme und Unterstützung, die von fast allen Seiten der Provinz Pommern seinem Unternehmen geworden ist. Ganz besonderen Dank ist er der verehrlichen Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde schuldig, Böhmer und Hering in Stettin, die ihn nicht nur mit einer Menge von Beiträgen unterstützten, sondern ihm auch außerdem manchen lehrreichen Wink und manche freundliche Aufmunterung zu Theil werden ließen. Wer es weiß, mit wie vielen Schwierigkeiten das Sammeln von Volkssagen verbunden ist, zumal in der gegenwärtigen Zeit, wo die Cultur der unteren Stände des Volkes im Gähren, und in vieler Hinsicht noch eine Aftercultur ist, die namentlich auch durch ein vornehmes Verläugnen aller Eigenthümlichkeit, und mit ihr der Sage, sich kund giebt, der wird sich von der Aufrichtigkeit des hier ausgesprochenen Dankes überzeugen.
Es knüpft sich hieran noch eine Bemerkung. Die vorliegende Sammlung giebt Zeugniß von dem Sagenreichthum Pommerns. Schon bei den Preußischen Sagen wurde deren Reichthum anerkannt. Die Provinz Preußen aber hat über zwei Millionen Einwohner, wogegen Pommern kaum eine Million hat; in fast gleichem Verhältnisse steht das Areal beider Provinzen. Gleichwohl war, durch mehrjährigen unermüdeten Fleiß und durch vielfache Unterstützung, in Preußen eine nicht so reiche Sammlung zu Stande zu bringen, als die gegenwärtige. Nur Eins bedauert der Herausgeber hierbei: daß es ihm nicht hat gelingen wollen, von einzelnen, noch in mittelalterlicher Eigenthümlichkeit abgeschlossen lebenden Volksstämmen mehr Sagen zu erhalten, insbesondere von den Cassuben in Hinterpommern, zum Theil von den Mönchgutern auf der Insel Rügen. Es existirt bei diesen Stämmen eine, ganz ihrer äußeren Abgeschlossenheit gleichstehende innere Verschlossenheit,
Wie den früheren Sammlungen, hat der Herausgeber auch der gegenwärtigen einen Anhang von abergläubischen Volksmeinungen und Gebräuchen beigefügt. Sie ergänzen das Gebiet und oft das Verständniß der Sage. Es ist darunter ein Gebrauch aufgenommen – das Tonnenabschlagen auf dem Darß – der zwar nicht zu den abergläubischen gerechnet werden kann, der aber um seiner Eigenthümlichkeit willen nicht ganz unwillkommen seyn dürfte. Es dürfte überhaupt ein nicht verdienstloses Unternehmen seyn, eine Beschreibung aller besonderen Volksfeste einer Provinz oder eines Landes zu veranstalten. –
Zur leichteren Uebersicht der Quellen ist zugleich ein Verzeichniß der zu der Sammlung hauptsächlich benutzten Werke mitgetheilt.