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Senec:
Allegorische Wesen zubekörpern, und auf die Bühne zubringen, ist eine Gewohnheit, die so alt ist als das Theater selbst. Euripides der gröste tragische Dichter ist ein Beweis. Aristoteles sucht schon dem Misbrauche zusteuren / und Horaz giebt die Regel.
Nec Deus intersit, nisi dignus vindice nodus.
In der That muß man bey diesen Allegorien sehr behutsam gehn, auch nicht zu oft mit solchen erscheinen / damit das Volk, welches selten in der Geist, und in die Seele der Dinge hineindringet, nicht zu sehr durch dergleichen mystische Vorstellungen getäuscht, und in seinen Vorurtheilen, und Irrthümern bestärkt werde. Die Alten wußten diesen Personen einen gewissen Anstand und Majestät zugehen, welches wie selten erreichen. Ihre Furien beweisen es. Was machen unsere neuern Teufel, und Geister für eine elende ja lächerliche Figur!
Ich habe übrigens diesen Stoff nicht gewählt, um etwa dem Pöbel zugefallen, oder die glänzenden Beyspiele eines Chakespear und Voltaire durch Geistererscheinungen nachzuahmen. Nichtsweniger als dieß war mein Augenmerk. Ich fand in dem Stoffe des Faust so was Finsters / so etwas Erschütterendes, welches sich mit meiner Einbildungskraft nicht gut verträgt, daß ich mir das Vergnügen nicht versagen konnte / diese tragische Lage eines Menschen zubeschreiben, und dem Publikum meine Gedanken hierüber mitzutheilen. Melanchton, und andere mitlebende Gefchichtschreiber wollen es zwar als eine wahre Geschichte angeben; aber wenn es auch nur eine Chimäre ist; so hat doch die Dichtkunst das erhabene Vorrecht, sich in die Gränzen des Unmöglichen zu schwingen.
sechs Uhr! – Und noch nicht aus den Glaumen? – Mein Herr wollte heut auf die Jagd gehn. – Hm, das geht mir im Gehirn herum. Ich höre ja reden – Ithuriels Stimme: – der junge Läcker verdränget mich ganz aus der Gunst meines Herrn – Aber nur Geduld, junger Laffe, das Lustspiel eilt zur Entwicklung. Du kömmst erst beym letzten Auftritt. Die Hauptrolle hab ich gespielt. – Es ist heut ein wichtiger Tag – Nu blaset doch! – Vielleicht
J nu, ich heise Theodor Faust. Mein Sohn heißt Johann. Er soll nach der gemeinen Sage hier wohnen. Gnädiger Herr geben sie uns eine Auskunft.
Was hör ich! – das ist ein verfluchter Streich! – Die Leute muß ich abweisen. Ihr guten Leute, man hat euch in April geschikt.
Dacht ichs doch. Siehst du Mutter, so gehts, wenn die Kinder zu reich werden, ihre armen Eltern können sie nicht mehr finden.
Genug sie lügen, denn ich sage euch das Widerspiel, und ich werde wohl mehr Glauben verdienen, als der gemeine Pöbel.
Ich errinnere mich, auf meinen Reisen, so einen Menschen gesehen zu haben. Er nährte sich mit Taschenspielen. Ich sand ihn einst in einer Weinschenke. Er wird vermuthlich die ganze Welt ausreisen.
Ich arme Mutter, ich glaubte meinen Sohn nochmal zu sehen. Nu so sey es denn! Gehn wir Vater, gehn wir. Schönen Dank, gnädiger Herr.
Da würde ich meinem Herrn eine schöne Freude machen. Nein gute Leute, hier wohne euer Sohn nicht. – Zwar es sind ehrliche Leute Aber die Welt liebt das Große. – Still, wie geht es im Schlafzimmer? Sie sprechen miteinander – Blaset, blaset Freunde, daß ihr den Athem verlirt.
Verfluchte Schneken, geht doch von der Stelle! Brecht euch den Hals! Ihr seyd wie die Krebsen, ihr eilt rückwärts. Nu, wo hat denn der Henker den Teufelsbahner? – Beym Wetter ist niemand hier? Ich schlage euch alle Fenster zu Scherben! – Guten Tag! Es lebe die kriegerische Musick! das erquikt meine martialischen Ohren. Wer ist er Schlingel?
Bald zu viel, bald zu wenig. Erst war ich ein gnädiger Herr, und itzt ein Schlingel. Ich muß es bey diesem Eisenfresser wohlfeiler geben. Was befehlen Sie?
Er ist gewiß so ein Thier, das Kammerdiener heist? – Hör er ich muß seinen Herrn sprechen. Ich erfuhr, daß er mit der Hölle sehr bekannt ist. Ich bin verhert worden, das ist unstreitig. Ich liebte ein Mädchen und das Mädchen war schön. Zum Wetter ich liebte sie von ganzen Herzen. Ein Monat, zwey Monate vergehn, ich liebte nicht mehr so stark. Ich sah noch ein schöners Kind. Merkt er nun was? die erste wird eifersüchtig. Sie fühlt ihren Verlust. Denn zum Henker, ein schöner Kerl bin ich. Denk er nur, verfluchtes
Sie müßten sich erstens entschliessen, ihr ganzes Leben sich nicht mehr zu zörnen. Dann ein Monat kein Wort zu sprechen, und endlich das Baad zu brauchen. Das Uebrige lassen sie mich sorgen.
Da seh man einmal die Kreatur! Beym Blitz, das ist erschröcklich wär ich nicht verhert, ich risse dir den Bissen vom Munde weg; aber die höllische Lahmung ist dein Glück, sonst –
Nichts weniger, dem Himmel sey Dank; aber sehn sie, ich habe einen Naturfehler, ich bin eifersüchtig.
Das ist sehr leicht. Sie nehmen einen Postwagen, und fahren davon ohne Abschied zunehmen. So sind sie unsichtbar.
Hahaha, sie scherzen. Nein, ich möchte zugegen, und doch nicht gesehen seyn, um meine Braut täglich zu behorchen, was sie von mir spricht und denkt. Es soll ihr Schade nicht seyn. Hier haben sie ein Dutzend Goldstücke zum voraus.
Ich werde ihre Sache überdenken, kommen sie in acht Tagen wieder. Wir haben itzt einige Regimenter Soldaten über den Hals,
Also vergiß er nicht auf mich. Da hat er ein Geschenk. Leb er wohl, und geh er zum Teufel. Spuraus viel Glück zur Hochzeit. Ich wollte gerne dabey tanzen, aber meine Knochen sind steif. Die verwünschte Here! Geht ab.
Gütiger Himmel, meine Braut – Ich zittre O Apoll! – Mein Engel, ich küsse dir die Hand – Wie kömmst du hieher?
Ist das ihre Braut? Wegen der wollen sie sich unsichtbar machen? Da verliert die Zauberey ihre Kraft.
Ich habe dem gnädigen Herrn ein Kochbuch in leberreimen gewidmet. Wenn du erlaubst, so will ich wieder gehn.
Es hat mir eine Zigeunerinn in meiner Jugend die Nativität gestelllt, daß ich einst die Liebste eines gekrönten Hauptes seyn sollte.
Ich könnte also vermög meiner Jugend nochwohl dieß Glück erwarten.
Sie zieht eine Brille heraus, und liest. Sehen sie selbst, hier stehr es klar: du wirst einst die Gattinn eines gekrönten Hauptes.
In der That. Itzt verstehe ich die ganze Sache. Sie öfnen mir die Augen. Nehmen sie dieß Geschenk. Komm mein lieber Schatz. Mein Herz schlägt ganz jugendlich. Wir sind vom Himmel für einander geschaffen.
Ja mein Engel, ich küsse diese schöne Hand. Komm, wir wollen wie Turteltäubchen mit einander leben. Gehn ab.
Keine Stelle so gering, die keine Sporteln hat. Meine Winkelhexenmeisterey wird
Lächeln, und Freude kehrt mit der Sonne auf die Erde zurücke. Nur mich allein flieht die Ruhe. In dieses Herz schleicht kein Stral von Vergnügen mehr. Ithuriel, mein Freund, seitdem du bey mir bist, grüß ich dieses Morgenroth. Sonst sah ich die Sonne nie über die Berge heraufglänzen. Nur der blasse Mond war Zeuge meiner Thorheiten.
Sieh her Ithuriel, der ermüdete Sklave der Lüste keucht nach Ruhe, und findet sie nicht. Ich habe alle Laster durchgeschwelget. Bon Schandthat zu Schandthat bin ich getaumelt; aber seit du bey mir bist, ändert sich meine Natur. Umsonst lokt mich der Ehrgeiz, ich erkenne seinen Dunst, um sonst
Weil er zur grössern Wonne eingeladen ist. Der Mensch ist zu groß zu erhaben gebohren, als daß ein irdisches Nichts ihn ersättigen sollte. Der Mensch ist zu wollüstig, als daß vergängliche Lüste ihn begnügen könnten, er sehnt sich nach unsterblichem Vergnügen.
So ist der Mensch nichts mehr als ein elender Wurm. Sieh Freund, wie du klügelst. Du entfliehst stäts der Wahrheit. Du fürchtest dich deinem Gewissen zu begegnen. Du machest es wie schöne Weiber, die von einer Unpäßlichkeit sich erholen. Sie fürchten nichts mehr als den Spiegel, der ihnen den Verlust ihrer Reitze sagen könnte. Du liebst Schmäuchler.
Keine Vorwürfe! Freund, tröste mich lieber. Ich bin genug gequält. Ich höre die strengen Verweise meines Gewissens. – Unsterblich! – Unsterblich – Unsterblich, doch zur Quaal! – Gedanke –
Du hast schon einiges Licht von Wahrheit. Vernachlässige es nicht. Spur weiter, und du eilst zum hellesten Mittag.
Unsterblich! – Ithuriel, sprich warum hat der Mensch bey so viel Schwäche auch die Macht, sich selbst unglücklich zu machen?
Der Mensch ist frey, und muß es seyn, denn Gott liebt keine willenlose Maschinen, der Himmel will die Wohlfahrt des Menschen. Sein Verderben läßt er zu. Er läst ihn, aber zwingt ihn nicht. Er beut ihm die Glückseeligkeit an, er überredet. Der Mensch wählt. Von dieser Wahl hangt sein Schicksal ab.
So lange du lebst. Der letzte Hauch kann erst deinen Willen bestimmen. Schon der Wille ist deinem Gott genug. Ein guter Gedanke ist im Stande seinen Zorn zu besänftigen.
Noch etwas. Ithuriel, du siehst, daß ich dich liebe. Noch eines erklär mir. Woher kömmt dieser Streit in mir? Ich möchte gut seyn; aber das Böse zieht mich wieder.
Die Wollust giebt dem Menschen einen Schlaftrunk. In dieser Sinnloßigkeit schläft sein Gewissen. Das Laster scheint ihm von ferne kleiner. Er umarmt es vertraut. Umsonft sucht er zuletzt die eisernen Fässel der Gewohnheit zu zerbrechen. Sie schleppet ihn fort wieder seinen Willen. Trink fort dieß giftige Honig; aber die Heffen sind Galle!
Verzweisiung? Freund, entreissest du mir den Preiß meiner Sorgen? Weist du, warum ich dich besuche? – Dich zu retten!
Wie huldreich schikt der Himmel dir seine Einladung, und du verschmähest seine Bitte. Du verweigerst zu kommen? – Ja, du bist schon bey deinen Thorheiten versprochen. Leb wohl – Ich gehe.
Die Tugend reicht dir den Faden aus diesem Labyrinth zukommen, und du bist blind. Sieh mich zu deinen Füssen. Ich liebe dich, als Freund. Hör mich, folg mir, verlasse diesen Ort, wo du nur Verderben findest. Belohne meine Bitte mit einem frohen Ja – Du zauderst – Leb wohl –
Nur ein Wort will ich noch mit Helena sprechen. Das letzte Wort, und dann folg ich dir, wohin du willst.
Wie finster, wie kalt, wie unfreundlich erwiederst du meine Umarmung! – Sprich, liebst du mich nicht mehr? – Du schweigst? – Was seh ich, Thränen auf deinen Augen! – Ach, ich bin verschmäht! Ha nun versteh ich meinen Traum, der mich heut früh erschröckte.
Es war ein schreckbarer Morgentraum. Hör: ich saß in einem blumenreichen Felde. Die Sonne lächelte so lieblich herab. Die Bögel sangen mir reizend zu. Die Zephyre hauchten rings um mich. Ich war in einer angenehmen Bezauberung. Jäh schleicht sich eine schön gefleckte Schlange zu mir. Sie windet sich schmäuchelhaft. Sie spielt mit dem Taft meiner Kleider. Ich liebkose dem schönen Thierchen; aber jäh umringt es meinen Leib; sie häftet ihre spitzige Zunge auf meine Brust, und ihr Gift eilt durch meinen Körper; Sie verläst mich. Ich fühle die Annäherung des Todes. Ich schreye, ich krümme mich vor Schmerzen. Unter diesen Krämpfungen erwachte ich endlich. Sprich, welche Deutung soll ich diesem Traume geben?
Wisse, dieß ist ein fürchterlicher Tag! Für mich fürchterlich! Aber du kannst ruhig seyn. – Wir müssen uns trennen.
Du irrest dich. Ich liebe dich zärtlich; aber ich muß dich verlassen, um dich nicht vielleicht mit mir unglücklich zu machen. Fang an, mich zu vergessen, mich zu hassen, das ist das erste, was du für dich selbst thun must.
Ich dich hassen? – Du verdientest zwar meinen Haß; aber mein gutes Herz spricht noch für dich, Undankbarer, so mishandelst du mich! – Um dich hab ich Eltern, Freunde, Anverwandte verlassen. Dir hab ich mein Glück, meine Tugend, meine Ehre aufgeopfert. Dir hab ich mein Herz, meine Liebe geweiht, und du willst mich verlassen? – Geh, eil, flieg, wirf dich in die Arme meiner Nebenbuhlerinn aber Zittre! – Fürchte ein beleidigtes Weih! Ich werde Himmel und Erde und Hölle wieder dich waffnen, und mich rächen!
O Helena verbittre mir nicht durch deine Vorwürfe diese Stunden der Angst. O wustest du – Aber ich kann, ich darf dirs nicht entdecken – Ach!
Du hast Geheimniße vor mir – Freund, ich liebe dich, und du verräthst mich! – Gieb mir deine Zärtlichkeit wieder. Oefne mir dein verschlossenes Herz!
Ich sehe den Mephistopheles kommen. Ich muß ihn sprechen. Geh, sey ruhig. Erwarte mich im Garten. Gleich bin ich wieder bey dir.
Faust, alle deine Wünsche sind erfüllt. Drey Tage war ich beschäftigt deine Befehle zu vollziehen. Itzt hast du noch einen Tag.
Warum bebst du heut? Was fürchtest du? – Weil vie Zeit kurz ist; so wollen wir vectraut miteinander sprechen. Oefne die Augen. Wer warst du, eh du mich kanntest? Sprich, in welchem Stande hat dich dein so gepriesener Schöpfer gesetzt? – Du warst ein Elender, der Spott der Erde, ein Bettler jeder Stunde. Er giebt euch ein elendes Leben; er schenkt euch diese häßliche Wohnung; er setzt
Schließ von dem gegenwärtigen Leben auf das Zukünftige- Wenn euch dieser Gott so liebt, wenn er euer zärtlicher Vater ist, wie er sich rühmet, warum verweiset Er euch seme Kinder auf eine unfruchtbare, verfluchte Erde? warum öfnet er euch nicht sein leeres Paradies? warum löst er seinen Himmel unbevölkert, den wir geraumt haben?
Wird bey uns gut wohnen. Schämst du dich etwa unser? – Wer bist du verächtlicher Erdewurm? Wir sind die ersten Geister, die einst die Zierde der ganzen Schöpfung, und die Stärke des göttlichen Thrones waren. Folg mir, bey uns tritst du in die feyerlichen Rechte erhabener Geister, du sollst frey denken!
Wenn eure Hölle nicht fürchterlich ist, warum ist sie ein Ort der Strafe; warum empört sich unsere Natur vor ihr und euch?
Das ist ein Kunstgriff unsers Feindes. Er will dadurch unsere Parthey schwächen. Wenn
Warum klügelst du heut? Das soll ein feyerlicher Tag seyn. Du must dich von der Erde mit Vergnügen setzen. Komm, reich mir die Hand. Wir sind Freunde. Ich will die Traurigkeit aus deinem Herzen verbannen. In Wollust sollst du schwimmen, und ganze Ströme Freuden sollst du hinabtrinten.
Was seh ich! – Ithuriel in dieser Maske! – Ein Geist, der stäts am Throne des Ewigen steht, in der Kleidung eines Wurms!
Ich schäme mich der Hülle nicht, die ein Grösserer als ich getragen hat; aber der flolze Geist, der sich vor keinem Menschen beugen wollte,
Wisse, wir sind keine vertriebene, wir sind freye Geister, die sich Verbunden haben, in der Hölle frey zu denken.
Wir zittern schon. Der Thron des mächtigsten Gottes wird von euch nochmal erschüttert. Hahaha, du Echo eines Pralers, der in der Hölle mit diamantenen Fässeln angeschmiedet ist. Was machst du hier?
Der Mensch selbst ist in unsern Augen ein verächtlicher Wurm. Wir würden ihn mit Füssen treten, und verachten, wenn er nicht den
Ihr werdet so lange wüten, bis dieser mächtige Gott euch in euer Nichts wieder zurückschleudern wird.
Besser nichts, als ein kriechendes Etwas! – Aber wisse, vernichten kann er uns nicht mehr, wir sind unsterbliche Geister.
Und ich will dich beschämen, und deinen Klauen eine kostbare Seele entreissen. Den Leib geb ich dir preis.
Du sprichst stolz. Wir wollen das End abwarten. Wir werden aus allen Kräften gegen einander kämpfen. Laß sehen, wer siegen wird.
Geh, ich fürchte gefallene Geisterchen nicht. Noch einen Befehl muß ich dir geben. Du wirst mich nicht verrathen, geh, und gehorche! Geht ab.
Welche unzeitige Zärtlichkeit! Daher kommen deine Zweifel. Du leihest dein Ohr jedem Thoren, der dich betäuben will. Ich habe ältere Rechte auf deine Freundschaft. Berbann diesen jungen Laffen aus deinen Augen, ich wills.
Du bist entlarvet, Betrüger! Zu früh hab ich dir den Schleyer weggerissen. Noch ist der Tag nicht zu Ende. Der Himmel beut mir Gnade an, und ich ergreife sie mit beiden Händen. Wisse, verruchter Geist, ich habe deine Macht nur dazu verwandt Wohlthaten auszuüben.
So hab ich denn keinen glücklich gemacht? – Welch ein Ungeheuer bin ich! Ich zittre vor mir selbst – Welch eine schauernde Aussicht! – Nichs als Laster – Ich bebe – Die Hölle gähnt schon nach mir – Es ist keine Rettung. Ithuriel mein Freund, auch du hast mich getäuscht. Du versprichst mir Gnade; aber Ach, süsse Hoffnung, die mich in Schlummer eingewiegt hat. Meine Seele fühlt keine Ruhe mehr.
Ja, da kömmt ein Greis! – Ja ich erkenne seine Züge. Mein Herz empört sich noch bey seinem Anblicke. Er war mein Feind, aber ich habe ihn meine ganze Rache fühlen lassen.
Ja, ich erkenne ihn! meine Augen sehen meinen Wohlthäter. Sey mir gesegnet, Freund, sey mir tausendmal gesegnet! – Ich breite über diese wohlthätigen Hände meine grauen Haare, und wasche sie mit meinen Thränen.
Dafür dank ich dir tausendmal. Ich war ein reicher Schwelger, der Eckel begleitete mich überall; aber durch deine Güte trat ich in den glücklichen Stand, in dem ich der Reichste bin.
Aber setze hinzu, daß ich auch nichts bedarf. Der ist ein Bettler mit einem Königreich, der andere ein König mit einem Jochacker.
Dieß Herz! – In meinem Gemüthe herrscht eine Stille, diese würzet mir das Allmosen, das mir die Menschlichkeit zukommen läst.
Geh, ich erkenne es, du bist reicher, glücklicher als ich jemals gewesen bin. Wenn ich
Was hab ich gesagt? Bist du überzeugt? Aber ich will dir noch mehr Beweise geben. Es kommen schon einige von denen, die du glücklich machen wolltest. Sey itzt ihr Vertrauter, ich werde einen Fremdling spielen. Sie werden uns ihr Herz eröfnen.
Sieh hier kömmt Silbergeitz. Er war ein verdorbener Kaufmann. Durch deine Wohlthaten besitzt er itzt Millionen. Prüf in einmal, wozu er sein Geld anwendet. Ich gebe dir hiemit die Gestalt seines vertrauten Dieners Ich aber werde von ihm Geld ausborgen.
O die bösen Menschen, man kann nicht genug auf der Hut seyn. Zu Faust. Sieh da, mein lieber Johann! eben recht, daß ich dich finde. Ich habe die Zinsen von einmal hunderttausend Gulden gezogen. Das ist ein Glück bey
Was wollen sie – Gehn sie mir nur nicht so nahe – Johann hab Acht auf ihn. Er mag ein ehrlicher Mann seyn; aber man sieht nicht jedem in das Herz. Was man für Mühe hat, sem bischen Geld vor den Dieben zu bewahren! Tag und Nacht muß ich wachen. Ich prüfe alle Schlößer tausendmal. O die bösen Menschen machen mir viel unruhige Nächte! – Also was wollen sie?
Zehen Thaler! gütiger Himmel, zehen Thaler! Wissen sie, daß ich über fünf tausend Gulden bey solchen Betrügern verloren habe? Gott weis es, ob ich einen Höller jemals wieder bekomme. Da kömmt jeder Taugenichts, verspricht mit hundert Eiden, Kapital, und Interesse
Gehn sie mit ihrer Kleinigkeit. Ich kann mein Geld nicht so wagen. Ich bin ein armer Mann. Die Zeiten sind schwer.
Mein lieber Johann, hier will ich einen Meisterstreich machen. Ich habe ungewichtiges Gold, das kann ich hier wohl anbringen. Dabey gewinn ich nebst zehen Thaler Interesse noch drey Thaler an Agio.
Unglückseeliger, geh, verlaß mich! Eil fort aus meinen Augen. Ich hätte Lust, dich nachbrücklich zu strafen; aber du bist schon gestraft genug.
Ich gehe. Man könnte mich betrügen. Geschwind, ist etwa unterdessen ein Dieb eingebrochen. O weh! Geht ab.
Hier kömmt die Gräfinn Schönheitlieb. Sie war eine tugendhafte Dame, das Glück ihres Mannes, und die Zierde des Adels, so lang
Ach, welch eine ermüdende Rolle ich spiele! – Zu Faust. He Lisette, hör mich, wie reich glaubst du, daß itzt meine Hofstaat ist? – Ich habe dreyßig Anbeter.
Es kostet Mühe, diese Sklaven alle in meinen Fässeln zu erhalten. Ich studire die ganze Nacht, und überdenke die krotische Rolle, die ich beym Tag spielen werde. Ich vertheile mit Borsicht meine Stunden, damit sich die Nebenbuhler nicht begegnen. Der Morgen, und der Vormittag ist verwandt, meine Reize schimmernd zu machen. Ach Lisette, ich erliege fast unter der Last so vieler Geschäfte. Hier hab ich wieder hundert süsse Brieschen auf meinem Putztische, ich muß sie alle beantworten. Wie viel Thränen, wie viel Seufzer werde ich darinn finden! das ist ermüdend. Derjenige, ich sag es dir im Vertrauen, sey verflucht, der mich in diesen Stand gesetzt hat. Ich war glücklich, von meinem Gemahl angebetet, von meinen Freunden
Es ist Zeit. Meine Anbeter erwarten mich. Sie schmachten wie die Blumen, wenn die Sonne abwesend ist. Ich will diese Geschöpfchen durch mein Lächeln wieder beleben. Geht ab.
Hier kömmt Raufgern. Er war einst ein unbekannter Mensch in der bürgerlichen Gesellschaft. Du hast ihn durch mich tapfer gemacht, und am Hofe empfohlen. Er stieg empor. Er spielte im letzten Kriege die Rolle eines Freybeuters. Wir wollen sehen, was für Gesinnungen dieser Mann itzt heget.
Es lebe der Krieg! Blutvergießen ist meine Freude. Zum Wetter, wenn ich im Blut watte, und auf Leichen einberklettre; das ist meine Wollust. Ich hasse den verfluchten Frieden, da verrosten die Degen, und das Herz im
Ein Zweykampf! – Du sollst leben Bruder. Umarme mich, und küsse mich Freund! – Wo ist der Wurm, der euch beleidiget hat? Die Seel im Leibe will ich ihm zerfleischen. Ihr könnt euch das Vergnügen nicht vorstellen, das ich empfinde, wenn ich todte Körper um mich liegen sehe!
Welch ein Ungeheuer. Die Natur empört sich vor ihm. Ich glaube die Menschlichkeit hat ihn vergessen. Geh Wüttrich, vertilge deine Brüder, und mache dich groß mit dem Unglücke deiner Nebenmeuschen.
Ich höre überall von einem Friedensbruch. O wenn nur die ganze Welt in Krieg verwickelt würde. Es lebe der Krieg! Geht ab.
So glücklich als ein Tyger! – Traurige Wohlthat. Ich habe diesem Menschen nur emporgeholfen, daß er sich und andere unglücklich macht.
Hier nähert sich uns Graf Sorgenvoll. Er saß einst ruhig auf seinen verschuldeten Gütern, und besorgte seine Wirthschaft. Du zahltest seine Schulden, du machtest ihn durch meine Macht am Hofe bekannt. Er spielte mit Kunst die Rolle des Schmäuchlers. Er gewann das Herz seines Königs. Sieh zu wie er diese Wohlthaten genützt hat. Du sollst itzt in seinen Augen die Miene seines vertrauten Freundes haben.
Ha, sieh da, mein Freund! O wie gut ist es, daß ich dich finde. O laß mich in
Arbeite ich nicht alles; so hab ich Mitarbeiter, und folglich lauter Nebenbuhler. O mein Freund, du kennst noch nicht die gleitende Würde eines Günstlings. Nichts als Neider sind um mich. Ich muß jeden Augenblick zittern, daß mich der König verabschiedet, und seine Gunst einem andern schenkt. Bedenke diese traurige Lage, in die ich fallen könnte. Was ist verächlicher am Hofe als ein gefallener Liebling. Itzt bin ich die Triebfeder, die alles in Bewegung setzt. Mein Wink belebt alles; Aber Ach, wie unbeteutend würde ich werden! Siehst du die Quelle meiner rastlosen Sorgen, die mich wie ein Schatten verfolgen. Verfluche sey der Wohlthäter, der mich aus meiner Ruhe gezogen, und mich in dieß Elend gestürzt hat. Wie zufrieden schlug diese Brust, eh noch dieß Band, und dieser Orden meine Last war. Ich verwache die Nächte auf Räncke zu sinnen, wie ich meine Nebenbuhler untergraben, und alles um mich herum erniedern kann. Meine Tage fliessen in folternder
Gehn sie, vergiften sie nicht nochmehr mein Herz. Ich bin zugequält. Schleppen sie den Schwarm ihrer Sorgen mit sich.
Ich eile nach Hof. Meine Feinde könnten sich meiner Abwesenheit bedienen. Sie sollen stürzen die Verräther! Geht ab.
Hier kömmt Waisenplag. Er war einst ein armer Bogenschreiber. Er nährte sich mit Mühe. Durch dich ward er ein berufener Anwald. Ich gab ihm auf deinen Befehl die tiefsten Einsichten der Rechte, und ein glänzende Wohlredenheit. Wir wollen sehen, wie er diese Gaben zu nützen weiß. Ich gebe dir die Gestalt eines Edelmannes dessen Sachwalter er ist.
Ha, sind sie hier? Ich habe ihren Prozeß reif überwogen. Sie haben die ungerechteste Sache; aber danken sie dem Himmel, sie haben auch den geschicktesten Anwald. Können sie falsch schwören? – Seltsamme Frage, verzeihen sie mir diesen jungferlichen Zweifel. Man giebt dem Schwure zweydeutige Worte, und denkt
Verwünschter Rabulist! Geh, eil, vergifte nicht länger durch deine Gegenwart meine Wohnung. Ich habe dich unterstützt; aber verflucht sey meine Wohlthat!
Die Menschen sind wie Spinnen, aus eben dem Saft, aus welchem die Biene Honig macht, zeugen sie Gift. Mein Herz unterliegt itzt ganz seinen Sorgen.
Du verdienst es. Warum hörst du nicht meinen Roth. Verbanne alle Sorgen. Sey munter, und sey mein Freund. Hör niemand als mich. Ich will alles hervorsuchen dich zuergötzen; Hahaha –
Er weint, weil er glaubt er sey Vater dieses Kindes; aber seine Frau hat es nur unterschoben, damit sie sein Vermögen erben kann, welches ihr sonst die Freunde rauben würden. Wie der alberne Greis weint. Hahaha!
Es ist der Neffe, der von seinem Onkel fünfzig tausend Gulden erwartet. Er wünscht ihm eben mit dem Munde graue Nestors Jahre, und im Herzen eine wohlthätige Lungensucht, damit er bald erben kann.
Das elendeste Geschöpf auf Erden. Ein Spieler, der Tag und Nacht an einen Sessel angeleimet ist, um das Bergnügen zu haben, sein Geld zu verlieren. Er flucht eben über das Spiel, und wird gleich wieder spielen, sobald er Geld ausgeborgt hat.
O wie lächelnd sind die Stunden,
Wenn die Seele fröhlich ist!
Es wird jede Lust empfunden;
Jede Freude wird versüßt.
Doch wird dieß Herz ein Verräther;
Dann fängt unser Elend an.
Dann kocht es nur Donnerwetter,
Gleich dem stürmischen Orkan!
Wir rasen, wir schäumen, wir brütten Gedanken;
Wir suchen Vergnügen, und finden nur Müh;
Wir seufzen nach Ruhe, und finden sie nie.
Komm, folg mir. Ich will dein Aug erquicken. Ich werde dir die angenehmsten Scenen des Vergnügens zeigen.
Ihr habt vielmehr Ursach, euch seiner zu schämen; aber die ehrliche Armuth ist in den Augen des reichen Lasters ein Gräuel.
Elender Vater, der ich bin! Ich habe mein weniges Vermögen angewandt, diesen einzigen Sohn zu bilden. Itzt sind alle meine Hofnungen hin. Grosser Gott, hättest du mir lieber diesen ungerathenen Sohn geraubt, als daß ich an ihm itzt einen Bösewicht finden soll. O Mutter, was hast du mir für einen Sohn gegeben!
Siehst du Mutter, so geht es, wenn die Eltern zu grosse Aussichten mit ihren Kindern haben. Wär er beym Pfluge geblieben; so wär er itzt vielleicht ein ehrlicher Bauer, und sässe mit Tugend in seiner Schaubhütte: aber ihr Weiber wollt eure Kinder groß sehen. Ich that mein Möglichstes; ich schickte ihn auf die beste Schule; da ist unser Lohn!
Ihr ehrlichen Leute, macht euch keine Vorwürfe. Ihr verdienet mein Mitleid. Hört, euer Sohn ist in gröster Gefahr. Mehr sag ich euch nicht. Ihr könnt ihn noch retten. Beide fallen ihn zu Füssen.
Ihr rühret mich. Geht, sucht euren Sohn zu bereden, alles zu verlassen, und euch zu folgen. In der tugendhaften Armuth will ich ihn euch wieder schenken. Sein Herz ist noch nicht ganz verderbt. Ich finde noch schwache Keime von einer Tugend in ihm. Ich will diese Funken anfachen, und sie sollen das edelste Feuer hervorbringen. Geht, erwartet mich im Vorgemach. Wenn ich euch rufe, so kommt. Eure Ankunft muß ihn überraschen. Sagt niemand, wer ihr seyd.
Lieber Herr, was sollen wir unserm Sohne sagen? Er wird uns nicht mehr anhören, weil er so vornehm ist. Wir Leute auf dem Lande sind nicht so beredt als die Städter.
Der Himmel segnet euer gerechtes Unternehmen. Traut auf ihn, und eure Zunge wird Wohlredenheit des Herzens haben. Geht, betet, denn die Erleuchtung kömmt von oben herab. Enfernet euch itzt. Gleich bin ich wieder
Ich bin es, und was noch mehr ist, ihr verdient es. Eure Redlichkeit ist die Zierde der Erde, und ein Wohlgeruch im Himmel. Gehen ab.
Die Schwäche des Menschen hilft dir. Sein eigne Hang führt ihn zur Wollust, und fässelt ihn an die Erde. Du hast nichts zu thun als seiner Leidenschaft zu schmäucheln; aber ich muß ihn von allem losreissen, ich muß seine entartetete Natur bekämpfen. Sieh Elender, welch ein Unterschied!
Und dieses schwache elende Geschöpf, der Mensch ist der Liebling jenes, der uns erhabneste Geister verworfen hat.
Sieh Aufrührer, das ist dein unzeitiges Hohngelächter. Warum zerstörst du die weise Ordnung der Dinge? Soll der Mensch ein Engel, und der Engel ein Gott seyn? Verworfener, der du die Narben des Donners. Trägst, blick auf, und lerne. Engel, die aus Stolz Götter seyn wollten, wurden Teufel, und Menschen, die aus ihrer Sphäre sich heben würden, wären Rebeilen!
Die Menschen waren Rebellen, und sind es täglich. Sie treten mit frecher Stirne die Gesetze unsers Feindes zu Boden; aber dieser Schöpfer, der uns wegen einem edlen, erhabnen Gedanken verworfen hat, verlischt hier seine Donner, verzeiht gerne seinen Lieblingen, trägt Mitleid mit ihrer Schwäche, erniedert sich so gar von seiner Grösse, verläst seinen ruhigen Himmel, steigt auf die Erde herab, und empfängt von
Sieh allwissender Geist, da verliert sich deine Weisheit. Deine Fässel haben deinen Verstand zur Hölle, tief zur Hölle, hinabgebeugt. Er kann sich zu so hohen Geheimnißen nicht mehr aufschwingen. Das ist euer Fluch. Uns Engeln ist es aufbewahrt, in die tiefste göttliche Weisheit einzudringen. Wir finden den schönen Zusammenhang seiner ewigen Schöpfung. Wir preisen seine unendliche Gerechtigkeit. Sieh elender Aufwiegler, die Spanne deiner Erkenntniß kann solche Dinge nicht mehr fassen. Wandle fort im Nebel. Kehr bald wie der in dein Nichts, woraus dich jener, den du hassest, gezogen hat!
Wie es dein. Stolz verdienet! Sag mir Verwägner, wann hat Gott seinen Anfang genommen? Wer ordnet seine Entschliessungen? Wer hat ihm den Plan seiner Schöpfung vorgezeichnet? Bist dus? Wohlan so komm, und lehre mich! Wann hast du aus einem Chaos diese Welt bereitet? Wann hast du den Donner gebildet? Geht ab.
Meine Schönen belieben sie nur herein zu spatzieren. Artige Gesichter! – Nach der Wahl! – Monsieur Mephistopheles darf ich mir nicht eines unter diesen allerliebsten Kindern auswählen?
Eure Gnaden verzeihn, daß ich hochdieselben in ihren – Gedanken gestört habe. – Mein Herr wird Augen machen, wenn er so hübsche Gesichter sehen wird. Er versteht das Werk so
Freund, sieh auf! – Blicke um dich, ich habe diese Mädchen der Freude zu deiner Tafel geladen. Du siehst, wie ich beschäftig bin dich zu vergnügen. Wähl unter ihnen, welche gefällt?
Das versteh ich nicht, mit gefallen sie alle. Herr Mephistopheles ich empfehle mich in ihre Gnad. Wenn das Willdpret ausgetheilt wird, so bekomme ich mein Theilchen. Schicken sie mir die Kinder in das Vorzimmer. Man müste ein Herz von Kieselstein haben –
Ach mein Herz öfnet sich nicht mehr dem Vergnügen. Ich war erst im Garten. Ich warf mich ermüdet auf den Rasen nieder. Umsonst legte die manigsaltige Natur ihren Reiz vor mir aus, meine Augen sahen tief zur Erde; umsonst sangen mir die Vögel ihre harmonischen Lieder zu, mein Ohr hörtez aber die Lieblichkeit dringt nicht mehr in meine Seele. Ich bin wie ein Blinder, der durch den Vatikan geführt wird, er weis nicht daß rings um ihn die Meisterstücke der Künstler sind.
Mein Freund, immer misse ich dich. Sonst eiltest du mir zu. Itzt muß ich alle Gemächer durchlausen dich zu finden. Schenk mir meinen Freund wieder.
Beste Freundinn, wenn mein Herz noch etwas fühlet; so ist es die Freundschaft für dich, und die Liebe für mein Sohn. Ja die Natur behauptet noch allein ihre Rechte. Aber bey diesen Umarmungen seufzt noch mein Herz. Genug, last uns zur Tafel gehn.
Du bebst, du schämst dich unser? – Ich sehe wohl deinen Pracht. Gold schmückt deinen Leib. Dein Stolz ist ohne Schranken, so wie es dein Reichthum zu seyn scheinet. Niemals ward die beräucherte Luft von deinem Aechzen gestört, niemals der glänzende Boden von deiner Thräne benetzt. Du schläfst und du erwachst unter den Tönen entzückender Saiten. Dein Herz schwimmet in Weichlichkeit, sind dieß die Vorrechte, welche dich meines Standes schämen machen? – Geh, ich schäme mich mit mehr
Undankbarer Sohn, sind dieß die Grüße mit denen du uns bewillkommest? du verschliessest uns die Thüre; du erröthest bey unserer Ankunft; du solllest mit kindlicher Zärtlichkeit uns entgegen eilen, und uns mit deinen Küssen und Umarmungen belohnen. Geh, du bist nicht mein Sohn!
Glaubst du etwa, ich solle dich glücklich preisen? Nein mich blendest du nicht. Du bist es nicht. Du bist der Elendeste! – Rasender, bist du am Ende deiner Laster; ist dein Witz nun gänzlich erschöpft? Du warst sinnreich wie Satan, und nun gähnst du vor Langweile. Auf, ist keine Unschuld zu schänden übrig; lebt keine Tugend mehr, um sie zu würgen? Verschlafe nicht so kostbare Augenblicke; Kröne vollends dein Leben; – Noch leb ich, dein Vater – Die Brust ist noch nicht durchbohrt – Barbar schau her, sie ist tausendmal durchbohrt, durch jede deiner Schandthaten zerfleischet!
Seht mich zu euren Füssen – Ich bin ein Ungeheuer, ich gesteh es; aber ich bin euer Sohn – Habt. Mitleid!
Er rührt mich. Mein Herz spricht noch für ihn. Ich kann nicht hart seyn. Vater laß dich bewegen. Vielleicht bessert er sich. Mein Sohn, wir haben viel Böses von dir gehört. Du führst einen abscheulichen Lebenswandel. Du hast das Vermögen deines Onkels verschwelget. Wie du diese Reichthümer bekommen das, das weis Gott. Man schreye dich für einen Zauberer aus. Komm lieber mit uns. Wir wollen unsere Armuth mit dir theilen. Arm und ehrlich seyn, ist das beste auf der Welt. Wirst du mit uns gehn? Ich werde deinen Vater schon besänftigen. Sag mir nur, wie bist du denn in dieß Leben gerathen?
Hört meine lieben Eltern. Ich bezahle die Thorheuen meiner Jugend sehr theuer. Ein Fehltritt war die Folge von Tausenden. Ich verschwendete mein kleines Vermögen, und war verlassen. Ich fand überall nur Unmenschen, die mir alle Hilfe versagten. Mein Unglück hatte mein Herz verhärtet. Die Menschen waren in meinen Augen Ungeheuer, und Diebe, die mit meine Glückseeligkeit raubten. Mein stolzer Menschenhaß führte mich allmählich zu Handlungen, die ich ewig bereuen werde. Last mich einen Schleyer auf die Folge meines Lebens decken. Genug es ist eine Reihe von Verbrechen. Ich bin zu tief gesunken, die Wellen reissen mich fort. Ich ringe umsonst wider den mächtigen Strom der Gewohnheit Geht theure Eltern, seyd glücklich,
Du pressest mir mütterliche Thränen aus. Mein Sohn, du willst uns das letzte Kleinod entreissen. Du warst stäts unsere Hofnung, unser Trost, unser Stolz, unser Ehrgeiz. Mein zärtliches Herz dankte bisher täglich dem Himmel um diese Gabe, die er mir geschenkt. Und du raubst uns dieß Vergnügen! Soll ich die Stunde verwünschen in der ich dich gebohren habe; soll ich die Brüste vor Reue schlagen, die dich gesäugt haben? Nein, hör meine Thränen, schenk dich meiner Zärtlichkeit, schenk dich meiner Liebe! – Vater, gieb ihm deine Gnade wieder; nimm ihn auf in deine väterliche Huld. Er ist unser Sohn.
Wohlan, ich verzeih ihm mit der Bedingniß, daß er uns diesen Augenblick folgt, und alles verläst, was ihn uns wieder entreissen könnte. Laß zurück deine Thorheiten; laß zurück deine Metzen, dein Gold, dein Silber, nimm nichts mit dir als ein gelehriges Herz! In meiner Schaubhütte will ich dich dem Himmel zuführen. Sein Seegen wird auf dich, und uns herabregnen, und er wird mir endlich meinen würdigen Sohn wieder schenken. Komm.
Du willst mich verlassen? Grausamer bleib! dieß Herz hat auf dich Ansprüche. Meine Liebe wird dich verfolgen. Umsonst entreissest du dich meinen Armen. Mein Freund, sieh mich zu deinen Füssen. Wenn du mich jemals geliebt; wenn meine zärtliche Liebe mir dein Herz erworben; so hör mich, hör meine Bitte; sieh meine Thränen mit Erbarmungen an. Du hast mich den Armen meiner Familie entrissen, itzt willst du mich der Welt zum Spott preiß geben! Bleib hier, schenk dich mir wieder, schenk dich meinem Herzen! Du sweigst, du erröthest, du wankest! Meine Stimme dringt nicht mehr in deinen Busen. – Ungeheuer geh! verlaß mich; aber zittre, meine Flüche werden dich verfolgen! – Du hörst die Liebe nicht mehr; so hör die Natur! Sieh deinen Sohn, er fleht dich an um Mitleid, er streckt seine kleinen Hände nach dir aus. Willst du ihn grausam verlassen? Hat er dich beleidiget? – Du zitterst – Sie zieht den Dolch auf Eduard. Entschließ dich! – Geh, flieh; aber nimm dieß unschuldige Blut, und meine Verwünschungen mit dir!
Mein Freund, schenk dich mir. Ich will dich ewig lieben. Ja mein Herz fühlt diese Probe. Ich danke dir für deine Freundschaft und Liebe. Ich werde jede Minute anwenden, dich glücklich zu machen.
Helena, ich liebe dich, und küße dich mein lieber Sohn – Nur mein Herz mischet immer in meine Freude eine gewisse Unruhe –
Die will ich zerstreuen. Ich bin dein Freund. Ich will mich bestreben dich ganz aufzuheitern. Folg mir, schenk dich der Liebe, schenk dich der Freundschaft, schenk dich der Freude. Kommt, ich will euch ein neues Vergnügen verschaffen.
»Amor schläft auf dem Throne nachläßig ausgestreckt. Er ist mir Blumenkränzen geziert. Am Fusse des Thrones sitzen auf beiden Seiten in einer Reihe schlummernde Mädchen. Jede hat eine andere Stellung. Die Liebhaber knien vor ihnen auf verschiedene Art. Der küst die Hand; der andere reicht ihr einen Blumenkranz; der küst einen Liebesbrief; jener betrachtet ihr Bildniß. Dieses bildet eine unbewegliche Gruppe. Ein Mädchen schleicht schüchtern herein; sie drückt ihre Erstaunung aus. Sie wirft sich dem Amor zu Füssen, und legt ihm eine Bittschrift in die Hand. Sie eilt fort. Ein Jüngling kömmt, giebt seine Verwirrung zu erkennen. Er kniet vor Amor nieder, und überreicht ihm ein Blatt. Der Jüngling entflieht. Amor erwacht. Er sicht die Papiere, und lächelt. Sein lächeln hat Einfluß auf alle Personen. Alles fängt an sich zu regen. Alles ist belebt, und huldigt der Liebe. Man tänzt. Jedes Paar verehret dem Amor ein Geschenk. Diese reichen Blumen, andere Kränze, jene Früchten. Er empfängt alles mit holdreicher Güte, und verspricht ihnen seinen Schutz. Das Mädchen, und der Jüngling kommen wieder von verschiedenen Seiten,
Faust,
es wird
Abend.
Faust es wird Abend – O schreckbater Abend! – Welch eine himmlische Warnung! – Ich schaue mit Zittern über den schmalen Rand meines Lebens hinab – Bald fall ich tief – Ithuriel!
Deine Augen scheuen sich den Meinigen zu begegnen – Sorgloser, weckt dich nichts von deinen göldnen Träumen? – Wann folgst du mir?
O Freund, noch ist es Zeit, noch kannst du zur Weisheit und Tugend kehren. Fasse die Allmacht, eh sie dich fasset! – Sieh auf, sie bittet dich, sie beut dir Gnade an; sie verspricht dir eine fröhlige Ewigkeit, und du siossest sie von dir? Undankbarer, der Himmmel ist gütig; aber must du deswegen ein Unmensch seyn? Du bist einen Schritt weit vom Tode, und du Thor tänzest noch auf deinem Grabe herum!
Minuten, Minuten! – Aber diese Minuten machen Stunden, die Stunde Jahre, und Jahre dein ganzes Leben. Sey itzt weise, der Thor sagt, ich werde weise seyn. Folg mir, flieh diese Wohnung der Lüste. Hier begegnest du stäts der Verführung. Hier lauern deine Feinde. Sieh dort jenen Kundschafter stäts um dich. Er späht auf dein schwachen Augenblicke; er sieht dich von Wollust eingewiegt; gleich eilt er, und weckt die Hölle auf. Eil, entflieh, folg mir!
Ich solle mich von allem was ich liebe, losreissen; ich solle diese Wohnung des Ueberflusses mit der Hütte des Elends vertauschen; Ich solle Helena verlassen, die mich liebt, und die ich liebe; Ich solle sie und meinen Sohn dem ungewissen Schicksaale, der Schande, der Verzweiflung überlassen? Sprich, was foderst du vom meinem Herzen. Ich folge dir; aber erlaube mir wenigstens, daß sie mich begleiten.
Wie sinnreich! Dein Feind hat deine Augen ganz verblendet. Reisender Thor mit welchem prächtigen Gefolge willst du die schmalen Gleise der Tugend antreten! Nimm deinen Zug mit dir. Bergiß dein Gold nicht. Schleppe dein ganzes Haus mit fort auf deinem Rücken. Blinder, ich will dich den Verführungen entreissen, und du eilst ihnen entgegen. Du bist ganz Feuer, und schleppest Pechkränzen mit fort. Ich frage dich zum leztenmale, willst du folgen? Du wankst, du hörst mich nicht –
Ich bin nicht gekommen, dir Vorwürfe zu machen, nein, dich zu bitten, dich zu bemitleiden, dich zu bedaueren.
Mein Sohn, da ich itzt mit meinen mütterlichen Thränen deine Hand bethaue, hör meine Bitte, laß mich nicht unerhört von dir gehn. B lohne meine Liebe, mein Freundschaft, meine Sorgen, gieb mir meinen Sohn wieder!
Ich nehme meinen väterlichen Fluch zurück. Du bist unglücksselig genug, du hast
Elende Mutter, ich muß meine Fruchtbarkeit verfluchen. Ich bat den Himmel um einen Sohn; aber er hat mir ihn in seinem Zorne bewilliget. Ich empfieng dich, und hob dich zum Himmel empor, ich flehte seinen Segen herab; aber Ach, wie sind alle meine Hofnungen hintergangen! Mein Leib hat nur Schande getragen, und meine Brüste haben den Säugling der Hölle genährt.
Ich kann nicht länger widerstehn. Mein Herz ist ganz euer. Siegt, meine geliebten Eltern umarmet mich! –
O mein liebster Sohn, komm, wir wollen mit unserm Gebet den Himmel bestürmen. Verlaß eilends diesen Ort, wo die Weichlichkeit wohnet.
Folg mir mein Sohn, du bist uns wiedergeschenkt, vom Himmel wiedergegeben. Verlieten wir keine Minute.
Mein Freund, du sollst mich nicht verlassn. Hör mich. Ich folge dir überall; wodu bist, ist auch meine Wohnung, Ich will dich begleiten. Verlasse mich nicht. Sieh mich zu deinen Füssen. Ich und mein Sohn wollen dir in die Hütte der Armuth folgen. Da will ich dir Speise bereiten, ich will dir dienen, wie eine Magd, und o glücklich, wenn oft ein mitleidiger Blick meine Zärtlichkeit belohnet. Ihr großmüthigen Leute verschmäht nicht meine Bitte. Seyd gastfreundlich; nehmt mich auf; bewirthet eine Unglückseelige.
Weib, ich kann deinen Thränen nicht wir derstehn. Komm, folg uns, wir werden nur eine Familie ausmachen.
Umarme mich meine Tochter. Ja, so sollst du heissen. Bring deinen Sohn, wir wollen euch liebreich aufnehmen. Verlassen wir nur bald, diese häßliche Wohnung.
Faust, die Zeit unsers Bundes ist geendet. Wenige Stunden sind dir noch übrig. Umsonst suchst du dich mir zuentreissen. Du bist die Beute der Hölle. Hier ist meine Geißel! – Zittre!
Meine Eltern! – Sie verlassen mich! – Wartet! – Höret mich an! – Mephistopheles gieb mir Zeit zur Ueberlegung – Gleich erschein ich wieder – Mein Vater! Geht ab.
Du, wer du immer bist, sieh meine Thränen, erhöre die Seufzer einer Mutter. Verschone meine Geliebten, und gieb mir meinen
Theodor ist mein Feind, geh, nimm diesen Dolch, räche mich! – Ich schenke dir für diese That alles was du liebst.
Ich bebe vor Schrecken zurück – Wie bin ich erniedert! Verführer, wen sprichst du? So tief bin ich im Laster gefallen! Meine Hand ward noch niemals mit Menschenblute befleckt. Du willst mich zu einer Mörderinn brandmarken? – Geh, entweich du kömmst aus der Hölle. Dein Ton verräth dich.
Weih welche Gewissenszweifel wandeln dich an? Ist dein Herz vom Verbrechen rein? Hast du dir nichts vorzuwerfen? Thörin ist ein Laster nicht wie das andere? Was liegt daran, ob du mit einem oder mit tausend Verbrechen die Erde verlässest? – Schwaches Weib, deine Seele ist zu klein, als das sie sich zu höherer Einstcht erheben könnte.
Ich bin schwach wie unsere Stammutter: aber ich verachte deine giftige Sprache, die nach der Hölle riecht.
Einen Greisen zu erwürgen, trägst du Bedenken. Du begehst eine Wohlthat. Raub ihm sieche, und elende Tage. Wie lang soll er noch mit gekrümten Rücken auf dieser verfluchten Erde kriechen?
Dieser Feind ist nicht in meiner Macht; aber in deiner. Menschen können sich einander schaden; wir können die Menschen nur durch sich selbst stürzen. Wir führen unsere Rathschläge durch euch aus. Wir wafnen einen wieder den andern. Wollen wir Kriege erregen; so geben wir den Großen verschiedene Meinungen; wir blasen den Erobern Ehrgeitz ein; dann erwürgen sie Myriaden um einen Spanne elende Erde. Wollen wir Völker zerstören; so fachen wir den Religionseifer an; Dann waffnet sich Bruder wieder Bruder. Der Vater durchbohrt die Brust des Sohnes. Die Mutter zerfleischt ihre Tochter. Das sind unsere Siege. Da lächelt, da frohlocket die ganze Hölle. Wir entschließen, und ihr führet aus. Geh, verbanne alle Zweifel. Ich will euch alle glücklich ma chen. Du, Faust, dein Sohn sollet meine Freunde seyn. Ihr könnet eure Tage im Schooße des Vergnügens zubringen. Kein. Mangel, keine
Ich lasse dich. Sobald die Dämmerung diesen Pallast verfinstert, werde ich dir die Beute überliefern. Dein Sohn bleibt meine Geißel. Geht ab.
Ich trage dieß höllische Mordeisen in meinen Händen! – Wie zittert meine Hand! – Welche schwarze Wetter sind rings um mich! – Mein schwacher Geist verliert sich – Was seh ich – Die Blitze leuchten; die Donner brüllen; die entfässelten Winde heulen; die Erdklöße erheben sich; Himmel und Wasser sind vermischet; die Erde dräut mich zu verschlingen; der Sturmwind reisset mich fort! – Wo bin ich? – Ha, ich bin allein! Er ist fort der Verführer – Mein. Sohn, mein Freund, wo seyd ihr? Kommt mir zu Hilfe, unterstützet mich, ich falle! – Was seh ich – Man reisset sie fort! – Ja, die Hölle speyt hungrige Tyger aus – Sie eilen auf uns zu – Mein Geliebter, mein Sohn! – Haltet ein! – Es fließt schon ihr Blut –
Ich liege an deinen Busen. Ich wasche dich mit meinen Thränen. Freund, schenkst du dich mir wieder. Komm laß mich in deinen Armen meine letzten Thränen verweinen. Aber welche Todesbläße sitzt auf deinen Lippen! Du bebst, bester, theuerster, öfne mir dein Herz –
Du, die mit mir durch die Tage der flüchtigen Freuden gewandelt ist, du, der ich meine Liebe geweiht, hör mich, und zittre!
Ich, Ich, Ich selbst! – Mein Gewissen erwacht; aber zu spät. Für mich ist keine Rettung mehr. Die Stunden der Hofnung sind vorüber, und die Augenblicke der Verzweiflung nahe.
Du erschrelft mich. Wie wild deine Blicke sind! – Schwarze Wolken hängen auf deiner Stirne – Ach Freund, hör mich; heitre deine Blicke auf; lächle mich an –
O was foderst du von mir? Sturm ist mein Herz, und mein Geist ist von rasenden Wogen hin und her getrieben. Kein Stral von Hofnung schleicht mehr in meinen Busen. Geh, verlaß mich. Ich will mich meinem Jammer ganz ergeben.
Bestes Weib, ich erkenne deinen Werth; aber du sollst nicht in mein Unglück verwickelt seyn. Geh, nimm deinen Sohn, raffe mein Vermögen zusammen, entflieh aus diesen Mauern.
Hof auf meinen Beystand! – Ich eile, ich verrichte mehr, als du von einem schwachen Weibe erwarten kanst. Sey ruhig indessen. Bald umarme ich dich wieder! Geht ab.
Welch einen Plan kann sie haben? – Ich begreife nichts – Arme Helena, du enttrirfst zu spät meine Rettung – Alles verläst mich in diesen Stunden des Kampfes – Mein Vater, meine Mutter, wo seyd ihr, entflieht ihr meinen Armen? – Ithuriel, tröstest du mich nicht mehr? Richtest du meinen gefallenen Geist nicht mehr empor? – Hier harre ich auf der Folter der Erwartung – Ich blicke mit Angst meinem traurigen Ende entgegen – O schreckbare Stunden! –
Freund, komm, ich habe dich zu sprechen. Du hast mir treu gedient. Du hast in meinen Diensten die Jahre deiner Jugend verloren. Vielleicht hat sich dein Aug und deine Ohr oft an meinen Handlungen geärgert. Bergiß was du bey mir gesehen, und gehört hast. Wisse, daß ein Leben voll Freude eine traurige Entwicklung habe. Du bist noch jung, du kannst noch Tugend lernen. Hüte dich vor den Häusern der Schwelger, damit du nicht Antheil an ihren Verbrechen nimmst! – Weh den Busenfreunden der Wollüstlinge! Leb wohl, nimm dein erworbenes Vermögen; sey ein ehrlicher Mann, genieße mit Tugend das Nöthige, den Ueberfluß schenk deinen armen Brüdern, ich meyne deine Nebenmenschen. Liebe die Rechtschaffenheit, setze dein Vertrauen auf den Himmel, und flieh die Rathschläge der Hölle. Dieß ist meine Lehre, und mein Abschied. Leb wohl!
Bester Herr, sie lehren mich wie ein Vater. Ich soll sie verlassen – Ach, ich netze ihre Hände mit meinen Thränen – Mein Herz fühlt ihre Lehren, und ich werde sie in Ausübung bringen.
Wo geh ich hin? – Noch wankt mein Fuß – Es zittert meine Hand – Das Herz pocht – Ha, schwarze Schatten sind rings um mich. Nacht, bedecke meine Schande, Mond entflieh, und sey kein Zeuge meines Lasters! – Ich wandle fort im Schrecken – Ein Schauer befällt mich – Alles schläft, nur ich bin wach – Ich suche wie ein hungriger Tyger eine unglückseelige Beute. Dort schläft der arme Greis. In den Armen der Sicherheit. Die Liebe für seinen Sohn hält ihn noch in diesen lasterhaften Mauern zurücke. Armer Vater, schon ist der Dolch auf deine Brust gezückt – Aber welches Recht
Die letzte Stunde unsers Bundes ist erschienen. Noch kannst du ihn retten. Eil, flieg, durchbohr die Brust meines Feindes, und bring mir den siegreichen Dolch! – Was zauderst du Helena? dein Schlachtopfer ist reif zum Tod. Seine wankenden Knochen sind am Rande des Grabs. Stirbt der zu früh, der nur im Elend herumkriecht? Geh, zaudre nicht länger, jede Minute wiegt Geld!
Geh, fürchte nichts. Dort schläft mein Feind. Ich hab ihn durch eitle Hofnungen eingewiegt, und hier zurück gehalten. Verwandle seinen Schlummer in einen ewigen Schlaf.
Hahaha! getäuschte Sterbliche! – So fallet ihr in unsere Fallstricke. Ihr seyd unser Spielwerk. Du Donnerer sieh herab auf die Erde. Nicht du, wir herrschen hier! – Uns betet dein Liebling der Mensch an. Unsere Altäre rauchen öfter als die deinigen. Die Hölle, die du uns zum Exil geöfnet hast, ist das Gefängniß deiner Menschen. – Still, es kömmt ein neues Schlachtopfer!
Das Zeichen zum schleinigen Aufbruch wird gegeben. Ich blicke mit zittern über die kleine Frist des Lebens hinüber. Wo eil ich hin? in eine fürchterliche Ewigkeit! die flüchtige Lebensuhr ist bereits ausgelaufen. O unwiederruflicher Flug der kostbahren Zeit! kehr wieder – Des Mondes düsterer Schimmer ist rings um mich. Die Nacht breitet ihre schwarzen Flügel über diese traurigen Gemächer. O letzte Stunde sey Zeuge meiner Sorgen und meinet Thränen. Letzte Quelle eines reuigen Herzens, du bist mir der einzige Trost geworden. Fliesset Thränen vielleicht verlöschet ihr meine Thorheiten. Nein, sie sind mit einem Eisengriffel in das Buch des Gedächtnißes gegraben. Der Echo meiner Schande wird noch leben, wenn kein Stäubchen von diesen Körper mehr seyn wird. Ich habe die himmlische Erstgeburt um irrdische Freuden verkauft. O Gedanke, der mich niederdonnert. Mein gewissen sitzt schon fürchterlich zu Gerichte, und kündigt mir den ewigen Tod an. Die letzten Minuten sind nahe. Leb wohl. O Welt, lebt wohl ihr Menschen, leb wohl Vater Mutter, nimmermehr werde ich euch sehen. Helena, mein Sohn lebt ewig wohl – O mein
Warum zitterst du bey meinen Anblick? Bist du etwa mein Schuldner? Ja, ich habe mich in deinem ecklen Dienfle müde gearbeitet, Ich fodre meinen Sold. Wir wechseln Rollen. Itzt bin ich Herr, und du bist mein Sklave.
Ruf zwanzig Jahre zurück, und du bist frey! – Folg mir, ich führe dich in meinen Pallast; ich will dir dort dein Amt anweisen.
Deinen Schöpfer zu fluchen! – Diese Verwünschungen sind in unsern Ohren ein Freudegesang. – Folg mir!
Diese verächtliche Hülle must du ablegen. Mit Staub tritt man nicht in unsere Wohnungen. Wähl hier das letzte Geschenk. Willst du das Schwert, den Giftbecher, das tödliche
Willst du lieber mit Geräusche sterben? – Wenn du klug bist; so vermeide wenigstens die Schande. Dank es meiner Güte.
Ich soll dir die Zukunft aufdecken? Dein eignes Herz kann es besser. Wie man säet, so ärntet man. Dicser streut Disteln aus, wird er wohl süsse Früchten einsammeln können? Hingegen jener streut reines Korn, umsonst zerstört ihm der Hagel seine Felder, die Hofnung einiger Aernte bleibt ihm doch.
Warum machst du deinen Feind zum Vertrauten? Du haft dich selbst hintergangen. Du verrähtst den, der für euch so gnädig ist. Uns hat er wegen einem Gedanken vernichtet; euch sieht er Myriaden Laster nach.
Dazu sind wir zu groß. Unser Feind weis es daß wir zu stoltz sind zu flehen, und er ist zu hart, uns diese Erniedrigung zuerlassen. Genug; uns übrigt nur Rache!
Indem wir seine Werke zerstören! Faust, wir sprechen nicht mehr in Räthseln. Wisset
Das sollst du; aber dann bist du mein. Trink, oder ich reisse dich durch die Gemächer fort! – Stirb, verzweifle, fluch deinen Gott, verwünsche dich – Ich gehe!
So bin ich denn ohne Hofnung verlohren, ewig verloren! Ich falle hinab, zehentausend Meilen hinab, und ich falle noch immer – Welch ein Abgrund ist vor mir! – Ich sinke nieder, mein stockendes Blut vergißt zu sliessen, alles empört sich in mir – Wetter kocht mein Herz, und Stürme zeugt mein Geist. Gott, dein Zorn donnert mich schon zur Erde. Warum haft du mich aus nichts herausgestucht? Allmächtiger, ich suche Schutz vor deinem fürchterlichen Grimme; ich fliehe vom Aufgang zu Niedergang; aber überall begegnen mideine rächende Donner. Nur die Hölle beut mit
Sterben! – Sieh mich an, so ein End nimmt ein Wollüstling! O Freund, könnt ich itzt um mich diesen tanzenden Schwarm versammeln, könnt ich ihnen noch früh genug die Larve vom Gesichte reissen, dieß wär noch mein Sterbetrost. – Ha, das Gift wirkt. Angst, und Entsetzen ergreift mich wie eine Gebährerinn – das Verderben nähert mit geschäftigen Fittigen – O Zeit, die ich muthmillig erwürget, du stehst vor meinen Augen – O Gnade, die ich hartnäckig von mir gestossen, du verfolgest mich noch – Ha, hörst du die röchelnde Todesposaune – Dort rasseln die Sebeinhäuser – Der immerwachende Satan schleicht wie ein Tyger herum – Welche Nache sinkt dort herab? – Es gehn schon die
Unglückseelige, was hast du verübt! Du hast die Höllenschlange gehört. Wisse, diese Minute muß ich sterben. Ich habe Gift getrunken.
Du must sterben? – Ich bin getäuscht – Ich sterbe mit dir. Sie sticht den Dolch in die Brust. Verflucht sey der Arm, den ich über diesen Unschuldigen ausgestreckt habe; er soll am Leide verdorren!
Bald wird dieser entkräftete Staub zur sanften Ruhe einschlummern. Ich kehre fröhlig in mein Geburtsort zurück; aber du bist aus deinem Baterlande auf ewig verwiesen. Ich sehe dich zum letztenmale. Wir werden uns dort nicht mehr begegnen. O Sohn soll ich denn die Stunde deiner Geburt verfluchen? Nein, ich bin noch dein Vater, ich fühle es, mein Herz erinnert mich stäts darauf. Ich vergebe dir, und vergebe meiner Mörderinn.
Fluche mich, verwünsche mich; aber nein, ich bin deines Mitleids würdig. – Du kannst mir vergeben – Wie oft durchbohrst du mein Herz. Sieh dieß strafbare Blut rächet schon deinen Tod. Dein Feind hat ihn gefodert, und ich war blind genug seinem höllischen Rath zu folgen.
Betrogne Kinder. Ihr dauert mich beyde. Der verschlagenste Geist ist euer Verführer. Eure menschliche Blindheit macht mein ganzes Mitleid rege. Ich sterbe; aber mein Tod soll nicht euch zur Last fallen, er falle über den Verführer! – Reicht mir eure Hände, ich vergeb euch von Herzen.
O Vater der Menschen, du hast uns nicht in deinem Zorn, sondern aus Liebe geschafen. Du ruftest uns aus nichts, damit wir an deiner Seeligkeit Theil nehmen sollten. Warum, Herr, willst du solche Würmer wie wir sind, in deinem Zorne zertreten? Es ist die schönste That eines Gottes zu verzeihn. Begnüge dich mit unserm Blut, und nimm unsere Seelen mit väterlichen Händen auf. Segne mit meinem menschlichen Segen deinen göttlichen Segen herab. Gieb zu gnädiger Vater, daß ich mit meinen Kindern zugleich sterbe, und einst mit ihnen lebe!
Ja, ich verzethe dir, und nehme dich an. Meine Kinder lebt wohl. Erhebt eure Herzen, zu dem, der allein verzeihen kann. Elisabeth,
Meine Seele hat sich im Gebet mit der eurigen empor geschwungen, eine sanfte Tröstung fiel auf mich herab.
Wenn ich den Allmächtigen bitte, wird er nicht mit Donnern mich anhören. – Du unerschöpflich gütiger Gott, ruf itzt deine Wetter zurück, und höre den mindsten deiner Knechte. Warum willst du an mir deine Allmacht verschwenden? Erniedre nicht deine Größe mit einem Staube. Du bist lauter Liebe, lauter Güte, lauter Barmherzigkeit. Verliere mich in dem Meere deiner Gnaden. Erhalte mich; damit nicht deine Feinde sagen können; Sieh, er hat Wesen gemacht, um sie zu peinigen. Herr, laß mich Gnade vor deinen Augen finden; laß mich O Vater nicht ungesegnet, nicht unbegnadet vor dir erscheinen.
Hölle blick herauf! Gefährten seht – Welch ein herrlicher Sieg! Ich habe die Geschöpfe unsers Feindes vernichtet! – Sieh herab Donnerschleuderer, bewundere meine Thaten! – Schon stehn ihre Seelen beym Richterstuhl – Was seh ich! – Die Schaale wankt – Verflucht sey ihr Schicksal!
Der Allmächtige, der im Himmel seinen Thron hat; der mit einem Wink tausend
Ende des Drama.
Bey dieser Scene muß die ganze Beleuchtung der Bühne auf der Seite des Ithuriels seyn: auf jener des Mephistopheles muß die äusserste Dunkelheit herrschen.