HÖLTSCHI, Vera
[USL-B]
Die Tatsache, dass Choreographen die Literatur für den Tanz adaptieren, impliziert, dass der Tanz als Thema schon eine Rolle in der Literatur spielt. Dieser von der Forschung bislang wenig beachtete Aspekt von Thomas Manns Faustwerken soll in diesem Zusammenhang näher untersucht werden. Sowohl der Roman Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde von Thomas Mann, der 1947 erschien, als auch Der Zauberberg von 1924 haben als Grundlage für Ballette gedient. Im Roman Doktor Faustus von Thomas Mann schließt der Komponist Adrian Leverkühn einen Pakt mit dem Teufel, womit auf den Faustmythos angespielt wird. Der Tanz spielt zwar eine weniger bedeutende Rolle in diesem Text, eine umso größere spielt aber die Musik, die hier für die Kunst im Allgemeinen steht. Zwar hat kein Ballett Manns Faustwerke vollständig umgesetzt oder als einzige Quelle benutzt, so hat sich etwa der spanische Choreograph Goyo Montero von verschiedenen Faustversionen inspirieren lassen, darunter u.a. vom Doktor Faustus. Der Bildungsroman Der Zauberberg wird schließlich auch in Betracht gezogen, um das Faustthema und das Tanzmotiv bei Mann zu erfassen, denn dieser Roman wurde erst kürzlich ganz für das Ballett adaptiert, nämlich 2014 von Xin Peng Wang. Einerseits konzentriert sich der Vortrag also auf das Tanzmotiv und dessen Rolle in den genannten literarischen Texten. Andererseits stehen die Faustballette im Zentrum der Aufmerksamkeit – in diesem Zusammenhang geht es darum, den Mehrwert, den der Tanz der Literatur bringen kann, sowie die intermedialen Bezüge zwischen Tanz und Literatur zu bestimmen. Nach dem literaturwissenschaftlichen Teil werde ich mich mit den Adaptionsverfahren beschäftigen. Dabei soll es darum gehen, die Schwierigkeiten, denen Librettisten und Choreographen begegnen, wenn sie literarische Texte für den Tanz adaptieren, besser zu verstehen und theoretisch zu erfassen. Mit nur wenigen oder nahezu keinen Worten muss eine Geschichte auf der Bühne vermittelt werden, zum Beispiel mithilfe von Symbolen oder Verdichtung. Um eine verständliche Geschichte zu inszenieren, greifen Ballettchoreographen auf verschiedene Methoden zurück, die es näher zu beschreiben gilt.
Bibliographic reference |
HÖLTSCHI, Vera. Zu den Wechselverhältnissen zwischen Tanz und Literatur. Der Tanz in Thomas Manns Faustwerken und deren Umsetzung für die Ballettbühne.Workshop des offenen Forums Thomas Mann 2021 (Berlin (online), du 05/03/2021 au 06/03/2021). |
Permanent URL |
http://hdl.handle.net/2078.2/242165 |